Landwirtschaftsbetrieb Griepentrog ist Ausbildungsbetrieb des Jahres 2024
Die Jahrzehntelange „Talentschmiede“, der Landwirtschaftsbetrieb Griepentrog, erhält für herausragenden Einsatz und Leistungen den Titel Ausbildungsbetrieb des Jahres 2024 in Mecklenburg-Vorpommern.
Wie passen ein in seinen Grundzügen noch heute bestehender 1976 gebauter Stall, über Jahre herausragende Tier- und Milchleistungen – im Schnitt rund 14.200 kg pro Kuh und Jahr – sowie mehrfach, auch außerhalb des Betriebsalltages, erfolgreiche Auszubildende zusammen? Die Antwort des Landwirtschaftsbetriebes Griepentrog KG in Steinhagen scheint darauf zu lauten: durch funktionierende Kreislaufwirtschaft, flache Hierarchien und gut ausgebildete, für den Beruf brennende Fachkräfte.
Mehr als nur Milch: Kreislaufwirtschaft und Ausbildung beim Familienbetrieb Griepentrog
Dabei bezieht sich Kreislaufwirtschaft offenbar nicht nur auf das Betriebskonzept – der Familienbetrieb mit einer 500-kW-Biogasanlage baut auf rund 2.000 ha Acker- und Grünland vorrangig Futter an für die etwa 2.700 eigenen Rinder, darunter um die 1.500 Milchkühe, die im Liegeboxenlaufstall und der Färsenaufzuchtanlage – ein Außenklimastall mit Tiefliegeboxen – leben. Sondern auch auf die Mitarbeiterstruktur. Denn mehr als 70 % des Personals stammen quasi aus eigener Schule, berichtet Geschäftsführer Silvio Griepentrog, der weiß, „gut ausgebildete Leute sind die Stützen unseres Betriebes“.
Das sei jedoch nur möglich, weil das Unternehmen zum einen bereits seit den 70er-Jahren, damals noch zu LPG-Zeiten, kontinuierlich junge Menschen in landwirtschaftlichen Berufen ausbildet – allein seit 1994 sind es 60. Zum anderen würden im Schnitt jedes zweite Jahr nach dem Abschluss junge Fachkräfte übernommen.
Vielfältige Aufgaben und persönliche Entwicklung: Warum eine Ausbildung bei Griepentrog attraktiv ist
Auch derzeit gehören sechs angehende Landwirte und eine Tierwirtin zum 60-köpfigen Team. Denn der Betrieb bildet nicht nur für den Eigenbedarf aus. Ebenfalls lernen Kinder benachbarter Landwirtschaftsbetriebe in Steinhagen, die anschließend auf ihre Höfe zurückkehren oder es empfehlen sich Nachwuchskräfte für Verbands-, Beratungs- oder Amtstätigkeiten. Auch dort müsse die Zukunft gestaltet und der Erfolg der Branche geformt werden, begründet Griepentrog den großen Stellenwert der Ausbildungsarbeit.
Darüber hinaus sei dem Landwirt wichtig, möglichst vielen jungen Menschen zu zeigen, wie vielfältig und erfüllend die Arbeit in der Landwirtschaft ist und dass die Branche „bei all den schwierigen Rahmenbedingungen doch das Rückgrat der Gesellschaft und nicht der Notnagel der Nation ist“.
Dass sich dieses Engagement bezahlbar macht und Griepentrog mit der Leidenschaft für Acker, Stall und Tier nicht allein ist, davon überzeugen uns bei unserem Besuch auch die drei Auszubildenden Esther Gutzeit sowie Lukas und Alexander Frey. Für alle drei war eigenen Angaben zufolge der Milchviehbetrieb ihr Wunschausbildungsbetrieb – obwohl sich die Zwillingsbrüder eigentlich mehr für Technik und Feldarbeiten interessieren, während Esther als einzige angehende Tierwirtin sich schon immer bei den Kühen am wohlsten fühlte.
Gründe seien neben der abwechslungsreichen Arbeit vor allem die Leistungsfähigkeit des Betriebes, das gute Betriebsklima und die Einbindung ins Team. Auch die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln, indem die angehenden Fachkräfte den Bauernverband auf Ausbildungsmessen oder die RinderAllianz bei Tierschauen unterstützen oder an diversen beruflichen Wettbewerben teilnehmen dürfen, schätzen die Auszubildenden.
Deutschlands beste Melker kommen aus Steinhagen
Apropos: Mit den ehemaligen Schützlingen Ingrid Vogt und Ansgar Gemballa stellte der Betrieb vergangenes Jahr Deutschlands beste Melker. Darüber hinaus gewann Vogt 2023 den Landesentscheid des Berufswettbewerbes der Landjugend und nahm erfolgreich am Bundesfinale teil. Gemballa siegte zudem voriges Jahr bei einem regionalen Pflügerwettbewerb.
Diese jüngsten Erfolge waren jedoch nicht die einzigen. Auch in weiter zurückliegenden Jahren setzten sich immer mal Auszubildende des Landwirtschaftsbetriebes Griepentrog, zum Beispiel Sascha Kickbusch oder Alexander Läritz, in Wettbewerben gegen die Konkurrenz durch.
Leistung zahlt sich aus: Prämien und Anerkennung für junge Talente
„Dabei muss nicht jeder gleich im Bundesvergleich glänzen“, sagt der Chef. Viele seiner Auszubildenden nehmen auch erfolgreich an regionalen Berufswettbewerben und landesweiten Schauen teil oder gewinnen später als gut ausgebildete Fachkräfte Titel. Weil Griepentrog jedoch den jungen Menschen vermitteln möchte, dass Leistung in der heutigen Gesellschaft noch etwas wert ist, bekommen sie zur Vergütung nach Tarif auch Prämien. Wer einen Teilabschluss oder Abschluss geschafft hat, praktisch oder theoretisch besonders gute Leistungen im Monat zeigte oder bei Wettbewerben bzw. Schauen erfolgreich war, erhält zusätzliches Geld.
Investitionen in die Zukunft: Neue Ställe für mehr Tierwohl und Effizienz
Doch um das hohe Niveau der Ausbildung und die Attraktivität für Mitarbeiter zu halten, die Rahmenbedingungen etwa für Tierwohl weiter zu schaffen und letztlich auch die Wertschöpfung im Betrieb und in der Region zu behalten, muss nach Angaben des Betriebsleiters dringend in Stall und Melkzentrum investiert werden. Ein 2016 erstmals gestellter Bauantrag liege seither aus unterschiedlichen Gründen lahm. Griepentrog hoffe jedoch, dass das Vorhaben zeitnah in Bewegung kommt.
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