Tessa Leni Thillmann mit 3Q Qadira bei einem Springen in Valencia. ©Jutta Wego

Herpesinfektion: Pferd 3Q Qadira ohne Chance

Der Albtraum eines jeden Pferdebesitzers ist für die Mecklenburgerin Tessa Leni Thillmann bei der CES Valencia Spring Tour in Spanien Realität geworden. Unter den Pferden, die dort positiv auf das Equine Herpes Virus 1 getestet wurden, war auch ihr Pferd 3Q Qadira. Es verlor den Kampf gegen die Virusinfektion.

Von Franz Wego

Tessa Leni Thillmann aus Rastow bei Wismar ist eine der erfolgreichsten Nachwuchsspringreiterinnen in Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen mit 15 weiteren deutschen Reiterinnen und Reitern nahm die 16-Jährige seit Anfang Februar mit ihren drei Pferden Charkow, Cachin und 3Q Qadira im spanischen Valencia an der Turnierserie CES Valencia Spring Tour teil.

Mehrfach konnte sie sich mit ihren Pferden in den internationalen Springprüfungen vorn platzieren. Mit der 12-jährigen Stute 3Q Qadira war die junge Reiterin im August vorigen Jahres Zweite in einem internationalen Springen beim CSIO im tschechischen Zduchovice geworden. In Valencia ging Tessa Leni Thillmann zum letzten Mal mit 3Q Qadira an den Start: Das Pferd gehört zu den mehr als 80 Pferden, die positiv auf das Equine Herpes Virus 1 getestet wurden. 3Q Qadira ist eines von vier Pferden aus Deutschland, die laut Deutscher Reiterlicher Vereinigung (FN) an den Folgen der Infektion starben.

Equine Herpes Virus 1: Tests kamen offenbar zu spät

Nach dem Ausbruch der Herpesinfektion wurde die Veranstaltung in der vierten Woche abgebrochen, alle Pferde mussten in Quarantäne, ist von Tessas Mutter Verena Thillmann aus Valencia zu erfahren. „Es ist ganz furchtbar hier, wie im Krieg. Jetzt wird großflächig getestet und die Pferde werden je nach Gesundheitszustand voneinander getrennt. Eine Heerschar von Tierärzten bemüht sich um die Pferde. Es werden Zelte eingeflogen, um mehr Platz zu schaffen. Auch unser Pferd Charkow hat Fieber bekommen, scheint es aber zu überstehen.“

Verena Thillmann hat ihre Tochter nach Hause geschickt, weil „sie sich das hier nicht mehr ansehen konnte.“ Fiebrige Pferde gab es nach Aussage von Verena Thillmann auf dem Turnier schon länger, was die Veranstalter zunächst offenbar nicht ernst genug genommen haben. „Erst als die Zahl fiebriger Pferde deutlich stieg, fing man an zu testen. Da war es für unsere Qadira und weitere Pferde deutscher Reiter schon zu spät“, so Verena Thillmann. Auch bei Qadira fing es mit leichtem Fieber an. „Als die Hinterhand streif wurde, ging es ganz schnell und in der Nacht vom 27. zum 28. Februar ist sie gestorben“, sagt Tessas Mutter traurig.

Für Pferde lebensgefährlich

Dass das Herpesvirus auf einem internationalen Turnier mit über 1.000 Pferden ausbricht, ist besonders tragisch. Unterdessen hat die Veterinärabteilung der internationalen Dachorganisation des Pferdesports FEI offiziell über den Ausbruch des Equinen Herpesvirus (EHV1) bei der CES Valencia Spring Tour informiert. Es sei wahrscheinlich, dass die Krankheit auf Pferde übertragen wurde, die mindestens seit dem 1. Februar 2021 auf der Veranstaltung waren. Alle Pferde, die seit diesem Zeitpunkt vor Ort waren, wurden für alle weiteren FEI-Veranstaltungen gesperrt. Der Veranstalter in Valencia darf die Wettbewerbe erst wieder aufnehmen, wenn der Veranstaltungsort für Virus-frei erklärten werden wurde, so die FEI. Reiter werden aufgefordert, ausschließlich mit fieberfreien Pferden zu reisen, denn der Transport eines kranken Pferdes sei nicht nur unverantwortlich, sondern lebensgefährlich für das Tier. Kranke Pferde bzw. Pferde, die mit infizierten Pferden in Kontakt waren, sollen isoliert und einem PCR-Test zugeführt werden.

Gestern hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung reagiert und in einer Videoschalte mit allen Pferdesport- und Pferdezuchtverbänden beschlossen, dass im März keine Zucht- und Sportveranstaltungen mit Pferden stattfinden dürfen. Davon betroffen ist auch das geplante Berufsreiterturnier vom 12. bis 14. März im Landgestüt Redefin. Tierärzte appellieren an Pferdehalter, ihre Pferde nun erst recht gegen Herpes impfen zulassen. Nur wenn flächendeckend geimpft wird, gibt es für die immunisierten Pferde einen hohen Schutz. Wenn geimpfte und nicht geimpfte, hochvirulente Pferde zusammen kommen, kann es wie in Valencia Impfdurchbrüche geben. Für die deutschen Reiter auf der CES Valencia Spring Tour ist das besonders bitter. Ihre Pferde, auch die von Tessa Leni Thillmann, waren gegen Herpes geimpft.