Stimmung auf Talfahrt: Laut dem Konjunkturbaromter Agrar haben sich die Erwartungen vieler Agrarbetriebe nochmals eingetrübt (Symbolbild) (c) imago images / Westend61

Anteil der Pessimisten wächst weiter

Schwierige wirtschaftliche Lage, unsichere Rahmenbedingungen: Auf vielen Betrieben sind die Erwartungen an die Zukunft bescheiden – dem Konjunkturbarometer Agrar zufolge hat sich die Stimmung aktuell noch einmal verschlechtert.

Die Stimmung auf den landwirtschaftlichen Betrieben hat sich im Vergleich zum Herbst insgesamt weiter verschlechtert, weil die Zukunftserwartungen der Landwirte noch pessimistischer ausfallen. Das geht aus dem Konjunkturbarometer Agrar für Dezember 2019 hervor, dessen Ergebnisse der Deutsche Bauernverband (DBV) in Berlin vorgelegt hat.

Darin wird die Lage mit einem Indexwert von nur noch 8,2 Punkten mittlerweile sehr ungünstig beurteilt. Bereits in den vorangegangenen Erhebungen im März, Juni und September 2019 hatte sich die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft bis auf einen Indexstand von 10,5 Punkten eingetrübt. Im Dezember 2018 waren dagegen noch 23,9 Punkte ermittelt worden.

Konjunkturbarometer Agrar: Erwartungen verschlechtern sich

Der Indexwert des Konjunkturbarometers fasst die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die künftige wirtschaftliche Entwicklung zusammen. Dabei wurde die aktuelle wirtschaftliche Situation gegenüber September auf der Notenskala von eins für „sehr gut“ bis fünf für „sehr ungünstig“ mit einem Durchschnitt von 3,13 nahezu unverändert beurteilt. Allerdings verschlechterten sich die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung nochmals deutlich und erreichten mit einer Durchschnittsnote von 3,34 den bisherigen Tiefststand.

Laut DBV-Präsident Joachim Rukwied belegen diese Ergebnisse neben einer schwierigen wirtschaftlichen Lage vor allem eine hochgradige Verunsicherung in der Landwirtschaft. „Wir Bauern sind Unternehmer. Jeder, der etwas unternehmen will, braucht verlässliche Rahmenbedingungen, um Zukunftsinvestitionen tätigen zu können. Darauf muss die Politik ausgerichtet werden“, forderte Rukwied.

Veredelungsbetriebe profitieren von der Schweinepest

Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in den Veredlungsbetrieben fiel mit einer Durchschnittsnote von 2,65 besser aus als im September, als eine Note von 2,75 festgestellt worden war. Dafür ausschlaggebend waren die globalen Marktentwicklungen als Folge der in Südostasien grassierenden Afrikanischen Schweinepest (ASP), stellte der DBV fest. Dagegen blieb die Bewertung der Ackerbaubetriebe mit 3,25 nahezu unverändert. 

Ähnlich wie drei Monate zuvor beurteilten die Futterbauer ihre Lage; hier verschlechterte sich die Note allerdings im Vergleich zum September um etwa eine Zehntelnote. Unterdessen fielen die Zukunftserwartungen in allen Betriebsformen mit einer Durchschnittsnote von rund 3,3 im Dezember nochmals pessimistischer aus. Dabei war der Anteil der Pessimisten mit 38 % deutlich höher als der Anteil der Optimisten mit lediglich 9 %.



Die Bereitschaft, in den kommenden sechs Monaten zu investieren, blieb mit einem Anteil von 33 % der Befragten niedrig. „Wenn nur noch jeder dritte Landwirt in die Zukunft investieren will, spiegelt das die äußerst schwierige wirtschaftliche Situation wider“, kommentierte Rukwied dieses Ergebnis. Das für das laufende Halbjahr geplante Investitionsvolumen wird auf insgesamt 3,8 Mrd.  € beziffert, womit der Vorjahreswert um 500  Mio.  € verfehlt wird. Rückläufig seien vor allem Investitionspläne für Ställe. Lediglich rund fünf Prozent der befragten Landwirte planten, in der ersten Hälfte des laufenden Jahres Land zu kaufen. Ein Jahr zuvor lag dieser Anteil um zwei Prozentpunkte höher. 

Entsprechend verringerte sich das voraussichtliche Investitionsvolumen für Land um 200  Mio.  € auf 900  Mio.  €. Unterdessen veränderte sich die Liquidität der Betriebe kaum. Im Vergleich zum Vorjahr stellt der DBV allerdings eine deutliche Verschlechterung fest. Besonders häufig angespannt sei die Situation in Futterbaubetrieben und in den Betrieben im Osten Deutschlands. 

Das Konjunkturbarometer Agrar wird im Auftrag des DBV, des Bundesverbandes Lohnunternehmen (BLU), des Fachverbandes Landtechnik im VDMA und der Landwirtschaftlichen Rentenbank repräsentativ erhoben. Dazu wurden im Dezember 2019 bundesweit insgesamt 1.500 Landwirte befragt. AgE/red