Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (c) IMAGO / Michael Gstettenbauer

IG BAU Tarifverhandlungen: Gemeinsam mit Arbeitgeberverbände

Zum ersten Mal führten die land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände der ostdeutschen Bundesländer gemeinsame Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft IG BAU. Das Ergebnis dürfte vor allem die Arbeitnehmer freuen.

Zum ersten Mal führten die land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände der ostdeutschen Bundesländer in der vorigen Woche gemeinsame Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft IG BAU.

Dabei ging es darum, die seit über einem Jahr andauernde Tariflosigkeit für die 74.500 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Agrarbereich zu beenden. In ihrer Bundesempfehlung legten die Tarifparteien den regionalen Partnern einheitliche Mindestvergütungen und Lohnstrukturen nahe.

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Einigung und Gemeinsames Auftreten

Gleich in der ersten Verhandlungsrunde konnte eine Einigung erzielt werden. Die Arbeitgeberverbände Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen hatten sich vorab auf einheitliche Lohn- und Gehaltsgruppen nebst Vergütungen verständigt.

Lutz Eimecke, Vorsitzender der sächsischen Arbeitgeber und Sprecher der ostdeutschen Arbeitgeberbank: „Wir haben etwas Historisches erreicht! Nach über 30 Jahren haben wir es geschafft, die Interessen der ostdeutschen Arbeitgeber durch ein gemeinsames Auftreten zu stärken und unsere ohnehin bereits enge Zusammenarbeit auch auf tariflicher Ebene gegenüber der IG BAU zu unterstreichen.“

Die Verbandsvorsitzenden – neben Eimecke Marco Gemballa (MV), Albrecht von Bodenhausen (ST), Hans-Christian Daniels (BB) und Uwe Kühne (TH) – vertreten gemeinsam die Auffassung, dass der politisch festgelegte Mindestlohn zu erheblichen Verwerfungen im Tarifgefüge führt.

Zweistelliger Zuwachs

Der Eingriff des Gesetzgebers in die Tarifautonomie stärkte aus ihrer Sicht die Verhandlungsposition der Gewerkschaft. Der Tarifabschluss hält sich – außer der Ausbildungsvergütung – an die Bundesempfehlung.

Auszubildende der Agrargesellschaft Zinzowz, "Ausbildungsbetrieb des Jahres 2022", auf dem Acker
Die neuen Ausbildungsvergütungen setzen nach Einschätzung der Arbeitgeber deutliche Signale der Attraktivität der grünen Berufe. (c) Sabine Rübensaat

Die in der Regel zweistelligen Zuwächse werden die Beschäftigten durchaus erfreuen. Jedoch sehen sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowohl konventioneller als auch ökologisch wirtschaftender Betriebe vor extrem hohen Herausforderungen, vor allem die ohnehin „gebeutelten“ tierhaltenden Betriebe, stellen die ostdeutschen Vorsitzenden fest.

Sich weiterhin abzeichnende massive Eingriffe in die Tarifautonomie durch den Gesetzgeber lehnen sie ab. Sie sehen darin die Gefahr, dass sich der Trend zur weiteren Mechanisierung auf dem Acker und zum Abbau der Tierhaltung beschleunigen und Saisonarbeit erschweren werde.

(red)