Zu viel Hopfen, zu wenig Geld

Hopfenmarkt in der Krise: Auch im Anbaugebiet Elbe-Saale schrumpft Fläche

Durch ein Überangebot des Rohsstoffs zum Bierbrauen und zugleich sinkenden Bedarf sind die Preise für Hopfen im Keller. (c) Sabine Rübensaat
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Wegen eines weltweiten Überangebots und sinkender Nachfrage steht der Hopfenmarkt unter Druck. Beim Frühjahrstreffen des Hopfenpflanzerverbandes Elbe-Saale in Mügeln wurde deutlich: Die Preise sind im Keller, erste Flächen wurden bereits stillgelegt. Auch beim Pflanzenschutz spitzt sich die Lage zu.

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Unter dem Eindruck schwieriger Bedingungen am Hopfenmarkt haben Mitteldeutschlands Hopfenanbauer Ende Mai in Mügeln bei der Agrargenossenschaft Naundorf-Niedergoseln ihr Frühjahrstreffen durchgeführt.

Hopfenmarkt in der Krise: Überversorgung drückt Preise massiv

Seit 2023 zeige sich weltweit eine Überversorgung des Hopfenmarktes, sagte Rainer Joachim, Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbandes Elbe-Saale der Bauernzeitung. Allein in den USA, dem größten Wettbewerber der deutschen Hopfenerzeuger, hatte man in den vergangenen Jahren die Anbaufläche von 16.000 auf 24.000 ha ausgeweitet. Parallel dazu sei der Bedarf an Hopfen gesunken. Die Brauereien hätten die Rezepturen verändert und setzten weniger Aromahopfen ein. Der Craft-Beer-Trend in den USA, der zu einer erhöhten Nachfrage nach Aromasorten geführt hatte, sei rückläufig. Allgemein reduziere sich der Alkohol- und damit auch der Bierkonsum fortwährend. Alkoholfreies Bier befinde sich zwar im Aufwind, könne die Rückgänge jedoch bei Weitem nicht auffangen.

„Die Preise für Hopfen liegen unter den Gestehungskosten“, so Reiner Joachim. Während sie bei 10-15 €/kg liegen sollten, würde nunmehr 1 €/kg gezahlt. Im Vorjahr hätten ältere Sorten gerade einmal 0,80 €/kg erzielt.

Noch sichern Verträge auskömmlichen Hopfenpreis

Dramatisch werde die Situation, wenn im kommenden Jahr 85 % der Verträge auslaufen, mit denen die Handelshäuser bisher noch auskömmliche Preise sicherstellen, ergänzt Andreas Kunze, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes Elbe-Saale. Nach rund zehn Jahren guter Preise zeigt die Kurve nach unten. Man rechne mit einer dreijährigen Phase schlechter Preise am Hopfenmarkt, so der Verbandsgeschäftsführer.

„Es ist zu viel Hopfen am Markt, das muss sich erst wieder regulieren“, sagt Hopfenverbandsvorsitzender Joachim. In den USA seien bereits etliche Hektar gerodet worden, was bereits ein Stück weit Entspannung bringen werde. Auch im Elbe-Saale-Anbaugebiet sei man seiner Verantwortung gerecht geworden: In dem bislang 1.600 ha Anbaufläche umfassenden Gebiet seien rund 280 ha stillgelegt worden.

Im Anbaugebiet Elbe-Saale pflanzen 30 Betriebe Hopfen

Im Elbe-Saale-Gebiet erzeugen elf Betriebe in Sachsen, zehn in Sachsen-Anhalt und neun in Thüringen Hopfen.

Ob mit guten oder schlechten Preisen am Hopfenmarkt: Hopfenanbau ist ohne Pflanzenschutz schwer möglich. Das wurde auch in der thematischen Schwerpunktsetzung des Frühjahrstreffens deutlich. Doch werden die Bedingungen hierbei ebenfalls zunehmend ungünstiger. Das machte Alois Bachmaier, Berater für Sonderkulturen bei Bayer, in seinem Vortrag deutlich. Die Zahl zur Verfügung stehender Mittel nehme ab. Grund sei, dass Vorgaben zur Zulassung von Pflanzenschutzmitteln seit einigen Jahren zunächst die Zulassung des enthaltenden Wirkstoffs voraussetze und man sich staatlicherseits von der Risiko- auf eine Gefahrenbetrachtung umgestiegen sei. Dadurch würde nicht das Risko betrachtet, das bei sachgemäßer Anwendung eines verdünnten Mittels auftreten könnte, sondern die Gefahr, die bei voller Konzentration von einem Wirkstoff ausgehen würde. Die Folge sei, dass kaum noch neue Produkte auf den Markt kommen.

Deutsche Behörden bremsen beim Pflanzenschutz

Als ein wirksames und zugleich sicheres Insektizid stehe in Deutschlands Nachbarländern beispielsweise das Produkt Sivanto Prime zur Verfügung. In Deutschland sperre sich jedoch das Umweltbundesamt gegen die Zulassung, da dessen Wirkstoff in der gleichen Klasse wie die Neonicotinoide stehe.

Notfallzulassungen gebe es unter anderem für den Einsatz gegen Glasflügelzikaden in Zuckerrüben und Kartoffeln, für den Hopfen jedoch nicht. Die hohe Zahl an Notfallzulassungen für bestimmte Mittel zeige, dass diese für den regulären Gebrauch in der Landwirtschaft fehlen. Um die Qualität vorhanden Produkte zu erhalten, sei ein permanenter Wirkstoffgruppenwechsel und das Vermeiden von Unterdosierungen erforderlich, um der Entstehung von Resistenzen entgegenzuwirken.  

Spinnmilben im Hopfen: Schadschwelle teils schon überschritten

Zum Pflanzenschutz, wie auch zu anderen Themen, berät der Hopfenring neutral und kompetent Anbauer in den deutschen Hopfengebieten. Einen Überblick zur aktuellen Befallssituation gab Sebastian Grünberger. Demnach gebe es ein verstärktes Auftreten von Bodenschädlingen, einen Spurennährstoffmangel wegen der Trockenheit, aber auch Fälle von Peronospora trotz des weitreichenden Niederschlagsmangels.

Erste Meldungen von Echtem Mehltau sollten zum Anlass zur Vorsicht genommen werden. Da nur vorbeugende Mittel zur Verfügung stünden, sollte frühzeitig gehandelt werden. Meldungen gibt es darüber hinaus zum Auftreten von Blattläusen und insbesondere Spinnmilben, die bereits oberhalb der Schadschwelle vorzufinden sind. Mit dem Ausbringen von Raubmilben habe man gute Erfahrungen bei der Bekämpfung gemacht. Hierzu habe man Sammelbestellungen durchgeführt. Im Elbe-Saale-Gebiet wurde sie auf 37 ha ausgebracht.

Zuständig ist der als eingetragener Verein organisierte Hopfenring inzwischen auch für die Zertifizierung des Hopfens, durch die eine Mindestqualität und die Rückverfolgbarkeit des Produkts gewährleistet werden. Dies sei ein weltweit einzigartiges Verfahren, so Reiner Joachim.  

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Schilfglasflügelzikaden an einer Zuckerrübe. (c) A. Dewert/Julius-Kühn-Institut (JKI)

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