Nitrat

Gutachten: Messnetz weist erhebliche Mängel auf

(c) Sabine Rübensaat
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Eine Spezialfirma hat das Nitratmessnetz in Niedersachsen untersucht. Fast jede zweite Messstelle hat Mängel. Belastbare Ergebnisse sind nicht zu erwarten, sagen die Gutachter.

Noch vor der Verschärfung der Düngeverordnung hatte das Landvolk Niedersachsen (Landesbauernverband) eine auf Wasserwirtschaft und Hydrogeologie spezialisierte Firma beauftragt, das Messnetz im Land zu überprüfen. Das Gutachten der Hydor Consult GmbH aus Berlin liegt jetzt vor. Die Ergebnisse belegen die Zweifel an der Aussagekraft der Messwerte im Grundwasser, die aus der Landwirtschaft immer wieder geäußert werden.

Zu geringe Dichte, kein reales Abbild

Unter anderem untersuchten die Spezialisten 41 Grundwasserkörper hinsichtlich ihres Zuschnittes und analysierten die zugehörigen Typflächen und Teilräume. In ihrem Gutachten stellen sie nach Angaben des Landvolks Niedersachsen fest, dass die geringe Dichte der Messstellen in den Grundwasserkörpern nicht repräsentativ ist. So bildeten die ausgewiesenen Messstellen nicht die reale Landnutzung ab. Das unterirdische Fließverhalten des Grundwassers werde zudem bei der Abgrenzung der Grundwasserkörper nicht ausreichend beachtet.

Außerdem prüfte das Berliner Büro 648 Messstellen auf ihre Qualität. 190 davon weisen gravierende Mängel auf. Sie entsprechen zum Teil nicht den bautechnischen Anforderungen an ordnungsgemäße Messstellen. An weiteren 194 Messstellen belegt das Gutachten geringe Mängel. In 264 Fällen stufen die Gutachter die Dokumentation der Ausbaupläne der Messstellen als unzureichend für eine Bewertung ein. Deshalb sind belastbare Aussagen zur Nitratbelastung dieser Messstellen nicht möglich, lautet ihr Urteil.

Im Vergleich mit Nachbarn benachteiligt

Nicht zuletzt verglichen die Fachgutachter die Messstellennetze europäischer Nachbarländer und der Schweiz mit dem in Deutschland. Aus diesem Vergleich leiten sie eine nachteilige Behandlung der deutschen Landwirte gegenüber den europäischen Kollegen ab.

Das von der Hydor erarbeitete Gutachten trägt den Titel „Evaluierung der Einstufung von 41 Grundwasserkörpern in den schlechten chemischen Zustand wegen Nitrat für den zweiten Bewirtschaftungsplan nach EG-WRRL in 2015 durch den NLWKN*“. Die Ergebnisse wurden der niedersächsischen Landesregierung nach Angaben des Bauernverbandes vorab übermittelt. (*NLWKN = Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz)

Bauernverband fordert generelle Prüfung

DBV-Präsident Rukwied (c) DBV

Konsequenzen aus dem hydrologischen Gutachten verlangte noch am Tag der Veröffentlichung der Deutsche Bauernverband (DBV). „Bund und Länder sind jetzt gefordert, vor dem Hintergrund der anstehenden Verwaltungsvorschrift zur Düngeverordnung die fachlichen Grundlagen für die Abgrenzung der nitratsensiblen Gebiete sowie das zugrundeliegende Messnetz zu überprüfen, die offensichtlichen gravierenden Mängel auszuräumen und europäische Vergleichbarkeit herzustellen“, erklärte DBV-Präsident Joachim Rukwied in Berlin.

Rukwied zufolge muss das vom Bauernverband wiederholt geforderte konzertierte Messstellen-Überprüfungsprogramm jetzt mit Hochdruck auf den Weg gebracht werden. Zum einen müsse das Messstellennetz breiter und noch repräsentativer werden. Zum anderen müssten die einzelnen Messstellen regelmäßig hinsichtlich ihrer technischen Ausstattung und Aussagefähigkeit in Bezug auf landwirtschaftliche Einflüsse überprüft werden.

Gutachter jetzt in Sachsen unterwegs

Die Berliner Hydor Consult ist derzeit im Auftrag des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB) in Sachsen dabei, Messstellen zu überprüfen. In Nordrhein-Westfalen hatte Anfang des Jahres das noch unveröffentlichte Gutachten, das die Firma für das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) angefertigt hatte, für Aufsehen gesorgt. Dort waren 300 Grundwassermessstellen vor Ort auf ihre Funktionstüchtigkeit untersucht worden. Die Fachzeitschrift „SuS“ berichtete im Februar, dass ein relativ großer Anteil der untersuchten Messstellen technische Mängel aufwies, die Zweifel an ihrer Funktionstüchtigkeit aufkommen ließen.

Das Lanuv betonte daraufhin, diese ersten untersuchten 300 Messstellen stellten keine repräsentative Auswahl dar. Vielmehr seien problematischen Messstellen überrepräsentiert. Eine Hochrechnung auf das gesamte Messnetz mit 1.500 Messstellen sei daher nicht möglich. ste