Afrikanische Schweinepest

„Florierende Seuche“: Friedrich-Loeffler-Institut kritisiert Brandenburg

(c) Christian Spicker/imago-images
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Der am Dienstag gemeldete Verdacht ist bestätigt: Brandenburg hat fünf weitere ASP-Fälle. Das Friedrich-Loeffler-Institut spricht von einer florierenden Seuche und hält die Abstimmung mit dem Land für „ausbaufähig“.

Am Mittwochabend informierte das Bundeslandwirtschaftsministerium, dass sich der amtliche Verdacht der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei fünf weiteren Wildschweinen in Brandenburg bestätigt hat. Das Nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems – hat die Tierseuche in den entsprechenden Proben am selben Tag nachgewiesen.

Fundorte lagen im Seuchengebiet

Die Fundorte liegen innerhalb des gefährdeten Gebiets in der näheren Umgebung der Ortschaft Neuzelle im Landkreis Oder-Spree. Es handelt sich um vier tot aufgefundene Wildschweine sowie um ein mit Schweinepest infiziertes Wildschwein, das erlegt wurde. Nach dem Fund eines infizierten Wildschweinkadavers in der Region waren weitere Fälle erwartet worden. Man gehe davon aus, dass das Virus vor dem Auffinden des ersten Kadavers in die Wildschweinpopulation eindrang, teilt das Ministerium mit.

Das Land Brandenburg muss nun die bestehende Schutzzonen und seine Schutzmaßnahmen gegen die Schweinepest entsprechend anpassen. Die vorläufige gefährdete Zone dürfte sich somit um mindestens sieben Kilometer nach Norden verschieben – so weit waren die neuen Fälle vom ersten Fund entfernt. Damit würde das Seuchengebiet fast bis zur Stadt Frankfurt (Oder) reichen.

Friedrich-Loeffler-Institut: Kommunikation ist „ausbaufähig“

Prof. Thomas Mettenleiter
(c) Friedrich-Loeffler-Institut

Inzwischen wächst die Kritik am Krisenmanagement des Landes und der betroffenen Landkreise. Vor dem Agrarausschuss des Bundestages, der sich am Mittwoch ebenfalls mit dem Seuchengeschehen befasste, bezeichnete FLI-Chef Thomas Mettenleiter die Kommunikation zwischen dem Potsdamer Gesundheitsministerium und dem Riemser Seucheninstitut als „ausbaufähig“. Schon kurz nach dem Fund des ersten Kadavers am Donnerstag voriger Woche war deutlich geworden, dass die bereitliegenden Alarmpläne anfangs nur schleppend umgesetzt wurden.

So musste Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Donnerstagabend im rbb-Fernsehen einräumen, dass sich das Aufstellen des erstes Sperrzaunes um die Drei-Kilometer-Sperrzone wegen fehlenden Personals noch bis Montag hinziehen könne. Auch die ersten Warnschilder in der Region hingen nach Medienberichten erst am Freitag. Der Zaun stand dann doch bereits am Sonnabend, nachdem weitere Mitarbeiter des Landes hinzugezogen wurden.

ASP: Erreger offenbar seit Längerem aktiv

Das Loeffler-Institut hat der Landesregierung empfohlen, jetzt mit Nachdruck nach weiteren verendeten Wildschweinen zu suchen. Angesichts der Untersuchungsergebnisse des ersten Kadavers geht Professor Mettenleiter von einem „florierenden Seuchengeschehen“ im Land aus. Nach seinen Angaben war die zuerst gefundene Sau bereits vor mindestens zwei Wochen verendet. Die untersuchte Knochenmarkprobe aus dem Röhrenknochen des Vorderlaufes wies eine sehr hohe Virusbelastung auf. Das spricht nach Meinung des Virologen für ein „hohes infektiöses Geschehen“. Sein Institut geht davon aus, dass der Erreger bereits seit ein bis zwei Monaten in der Region aktiv ist.

Für die These vom „florierenden Seuchengeschehen“ im Land spricht nach Mettenleiters Darstellung die Tatsache, dass die fünf neuen Fälle etwa sieben Kilometer vom ersten Fundort entfernt auftraten. Das sei eine für Wildschweine „beachtliche Entfernung“. Wie das Virus nach Brandenburg kam, wird ist weiterhin nicht bekannt. Der nächste polnische Seuchenherd liegt 30 Kilometer hinter der Grenze.

Handel soll ohne Seuchen-Zone weitergehen

Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Abend außerdem mitteilte, befinden sich seine Mitarbeiter in intensiven Gesprächen mit den wichtigsten Drittstaaten, um mittels eines Regionalisierungskonzepts den Handel aus Nicht-Restriktionsgebieten in diese Länder zu ermöglichen. Innerhalb der EU kann ohnehin weiter mit Schweinefleisch gehandelt werden. Denn das Regionalisierungskonzept für die Afrikanische Schweinepest hat die EU am Freitag voriger Woche anerkannt. Lediglich jene Betriebe, die im Restriktionsgebiet liegen, dürfen kein Schweinefleisch in Verkehr bringen. Derzeit verbleiben rund 70 Prozent der deutschen Exporte im EU-Binnenmarkt. red