Coronavirus

Thüringen: Ganzes Dorf unter Quarantäne gestellt

Neustadt am Rennsteig ist ein beliebter Wintersport- und Wanderort. Wegen einer Häufung von Coronainfektionen steht der 900 Einwohner zählende Ort zwei Wochen unter Quarantäne. © Birgitt Schunk
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Nach einer erneuten Corona-Infektion haben die Behörden den thüringischen 900-Einwohner-Ort Neustadt am Rennsteig für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Die Bauernzeitung hat mit einem Landwirt vor Ort gesprochen.

Eine neue bestätigte Coronainfektion in Neustadt am Rennsteig hat das Landratsamt des Ilm-Kreises am Sonntag veranlasst, den kompletten Ort unter Quarantäne zu stellen. Betroffen davon sind 900 Einwohner, die für zwei Wochen nicht mehr ihre Häuser verlassen dürfen.

Mit sechs Fällen kommen nun mehr als die Hälfte aller bestätigten Coronafälle im Thüringer Ilm-Kreis aus Neustadt am Rennsteig, einem Ortsteil der Landgemeinde Stadt Großbreitenbach. Zuletzt war ein 58-Jähriger schwer erkrankt. Wie das Landratsamt mitteilte, konnten in den sechs Fällen bislang 69 Kontaktpersonen ermittelt werden.


Ilm-Kreis: Allgemeinverfügung zur Quarantäne


Die angeordnete Quarantäne bedeutet, dass niemand den Ort verlassen darf und ein Zutritt nur in Ausnahmefällen und unter Vollschutz erfolgen kann. Dies betrifft in erster Linie Pflegedienste, Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei. Ein Krisenstab wurde einberufen, der die Grundversorgung des Ortes und seiner Menschen für die kommenden zwei Wochen organisieren wird.

Landwirt Stefan Enders: Zukunft ungewiss

Wie es jetzt bei Landwirt Stefan Enders, dem einzigen Haupterwerbsbetrieb am Rande des Ortes, weitergeht, ist ungewiss. 55 ha bewirtschaftet er, zum allergrößten Teil Grünland mit naturschutzfachlichen Einschränkungen. Enders zählt zu den Direktvermarktern im Biosphärenreservat Thüringer Wald und bietet Fleisch von Kälbern und Schweinen sowie saisonal Gänse und Puten an. Schlachten lässt er in Lohn.

Die Osterbestellungen seiner Stammkundschaft sind erstmal storniert, berichtete er der Bauernzeitung. Eine nicht unerhebliche Rückzahlung von Mitteln aus dem Kulturlandschaftsprogramm stehe zudem noch im Raum und belastet den kleinen Betrieb sehr. Aufgrund der Futterknappheit im Vorjahr mähte er ein paar Tage zu früh. Gleichwohl dies naturschutzfachlich unerheblich gewesen sei, lastete ihm das die Agrarverwaltung an.

Weg zum Hof gesperrt

Ob ihn die Behörden wegen der Quarantäne uneingeschränkt auf seine Flächen lassen, weiß der Landwirt noch nicht. Gleiches gilt auch für den Verkauf und das Abholen von Schlachttieren. Die Zufahrtsstraße in dem 800 Meter hoch gelegenen Ort ist gesperrt. Und damit der Weg zu seinem Hof.

Recherchen der Bauernzeitung ergaben, dass in Neustadt am Rennsteig wohl keine Mitarbeiter von Agrarbetrieben der Region leben. Die würden in einem solchen Fall jetzt bei den Feldarbeiten oder in den Ställen fehlen.   FH

 fh


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