(c) Jörg Möbius

Landtechnik während des Coronavirus

Die Landtechnik hat mit drastischen Schritten auf Coronavirus-bedingte Einschränkungen in den Zulieferketten reagieren müssen. Es zeigt sich, dass große Konzerne schneller betroffen sind, als mittelständische Anbieter.

Der LandBauTechnik-Bundesverband, die berufsständische Vertretung der Landmaschinenhändler, informiert auf seiner Webseite, dass die Landtechnik-Branche systemrelevant ist. Dafür hatten sich Vorstand und Geschäftsführung schnell eingesetzt.

Der Fachverband Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) informierte, dass es bei den Landtechnikherstellern teilweise Unterbrechungen der Lieferketten gebe. Viele der Zulieferer seien in Norditalien angesiedelt, wo die Pandemie besonders schlimm grassiere. Durch den kurzen Weg von Italien nach Deutschland macht sich der fehlende Nachschub schnell bemerkbar.

Aus China dagegen kommen noch Container an, die vor der Krise auf die Reise gingen. Wenn jetzt in China wieder produziert wird, kann die zeitliche Lücke durch die Nutzung der Luftfracht ausgeglichen werden.


Produktion dringend benötigter Güter

JCB in England wird im Kabinenwerk Gehäuse für Beatmungsgeräte fertigen, das Innenleben soll von Dyson kommen. Ansonsten ruht die Produktion, ausgenommen Ersatzteile. MF nutzt seine 3D­-Druckkapazitäten im Werk in Beauvais, Frankreich, zur Produktion von Rahmen für Gesichtsschutzschilder für das medizi­nische Personal in der Region. Ansonsten ruht dort seit dem 18. März die Produktion. Auch der Künzelsauer Ventilatorenhersteller Ziehl­ Abegg stellt Ge­sichtsschilde her, deren Gestelle mit 3D­-Technik gedruckt werden.


Noch sind bei den Herstellern und Händlern die Ersatzteilläger gefüllt. Fast alle großen Anbieter sind inzwischen so vernetzt, dass über die Lagerhaltungssysteme auch Ersatzteile bei anderen Händlern sicht- und bestellbar sind. Allerdings wird die Pünktlichkeit der Lieferungen nicht mehr immer möglich sein.

Bei den Händlern stehen sowohl Neu- als auch Gebrauchtmaschinen. Um den Abverkauf an die zögerlichen Kunden zu fördern, gibt Case IH jetzt Kunden in Deutschland, die bis zum 31. Juni einen Puma, Optum, Magnum oder Quadtrac kaufen, eine Garantieverlängerung. Dazu kommt die Teilnahme an der Verlosung eines Pick-up.

Claas fuhr Ende März die Serienfertigung am Standort Harsewinkel kontrolliert zurück. Die Produktion in Frankreich war bereits eher heruntergefahren worden. In Bad Saulgau dagegen wird ohne Unterbrechung Futtererntetechnik nach Plan produziert.

AGCO Fendt setzte Ende März trotz einer sehr guten Auftragslage die Produktion von Traktoren aus. Damit wurde auf ausbleibende Komponenten reagiert. Gleiches trifft seit KW 15 auf Hohenmölsen (Häcksler, Pflanzenschutzspritzen) zu. An den anderen Standorten Feucht, Waldstetten und Wolfenbüttel könne weiter produziert werden.

Entsprechend der Beschlüsse der französischen Regierung ruht in Beauvais die Produktion der Traktoren von Massey Ferguson. Ebenso ist es im italienischen Mähdrescherwerk. Neumaschinen-Auslieferung und Ersatzteilversand arbeiten.

Bei John Deere stand die Traktorenfertigung Ende März eine Woche still, es fehlten Motoren vom konzerneigenen Werk in Frankreich, das geschlossen ist. Mit Motoren aus der Logistikkette wird momentan wieder gearbeitet. Sogar in zwei Schichten, aber mit wenig Personal am Band und entsprechend langsamerer Taktzeit, um weniger Kontakt zwischen den Mitarbeitern zu ermöglichen.

Die Traktorenproduktion von Same Deutz-Fahr im italienischen Werk ruht schon länger, in Lauingen stehen nun auch die Bänder still.

Die Produktion von McCormick und Landini in Italien steht still.

Mittelständische Geräte- und Anhängerhersteller in Deutschland arbeiten momentan überwiegend weiter. Wer als Hersteller von Landtechnik eine hohe Fertigungstiefe in den eigenen Werken hat (Amazone) oder noch größere Lagerhaltung betreibt (Kotte), ist jetzt in Zeiten des Coronavirus im Vorteil. Nach Ostern werden vermutlich in ersten Werken Teile für Neumaschinen wie Schieber, Drehschieber, Hydraulikkomponenten oder Vakuumpumpen, die aus Italien bezogen werden, fehlen. AgE/red