Die Topfkräuter nehmen in den Gewächshäusern eine Gesamtfläche von etwa zwei Hektar ein. (c) Barbara Ilse

Bördegarten Osterweddingen: „Klima-Gurken“ unter Glas

Mit frischem Obst und Gemüse vom Bördegarten Osterweddingen beliefert die Wimex-Gruppe den regionalen Lebensmitteleinzelhandel. Die Vitaminspender gedeihen in Hightech-Gewächshäusern.

Von Barbara Ilse

Die Gewächshäuser rechts der B 81 in Richtung Magdeburg sind schon von Weitem zu sehen. Sie gehören zum Gewerbegebiet Osterweddingen im Landkreis Börde. In den Treibhäusern wachsen Salatgurken, Erdbeeren und Kräuter, die es in den Supermärkten der Region zu kaufen gibt. Sechs Hektar unter Glas – das sind riesige Flächen. Und die Gewächshäuser sind immer auf dem modernsten technischen Stand. Dafür sorgt seit drei Jahren der Betriebsleiter, Gartenbauingenieur Jos Houwen.

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Bördegarten Osterweddingen

Während der gebürtige Niederländer erklärend durch die verglasten Bereiche führt, entfernt er hier und da noch ein Unkrautpflänzchen oder ein braunes Blatt. An einer der acht Meter langen Gurkenpflanzen, die an Fäden bis zur Glasdecke geführt werden, streift er sacht die Spitze einer Ranke von einer dadurch krumm gewachsenen dünnen Schlangengurke, kneift diese ab und knabbert an dem frischen Gemüse. Dabei erzählt er stolz, dass etwa 20.000–30.000 Stück davon, natürlich nur akkurat gerade gewachsene, täglich von Februar bis November die Glashäuser in Richtung hiesiger Supermärkte verlassen. Zweimal jährlich, Anfang Februar und dann noch einmal Ende Juli/Anfang August, werden hierfür neue Gurkenpflanzen mit etwa 40 cm Wuchshöhe gesetzt.

Abwärme aus Glaswerk

Mit der Abwärme und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem benachbarten Glaswerk der AGC f | glass GmbH, eigenem Ökostrom und biologischem Pflanzenschutz bringt es jede dieser Bördegarten-Gurken zu einem zertifizierten „klimapositiven Produkt“.

Die Erzeugung der Schlangen- bzw. Salatgurken nimmt mit etwa 3,2 ha gut die Hälfte der Unterglasfläche ein. Im Rahmen des biologischen Pflanzenschutzes werden in den Gewächshauskulturen verschiedene Arten von Schlupfwespen und Raubmilben als natürliche Gegenspieler von Schildläusen und Spinnmilben eingesetzt, erläutert Betriebsleiter Houwen. Dazu würden wöchentlich Eier bzw. Larven der Nützlinge in die Unterglasproduktion eingebracht.

Alles im Bördegarten läuft über ein eigenes Datennetz, das die Beschattung, die sensorgesteuerte Tropfbewässerung samt Düngergaben, die Sauerstoffzufuhr und Ähnliches ausführt, überwacht und aufzeichnet.

Besonders interessant ist die Wasserzufuhr bei den Topfkräutern, die auf rund zwei Hektar Fläche alle wohlgeordnet nebeneinander auf dem Boden stehen: Tausende Töpfe, ob nun mit klitzekleinem, halbhohem oder großem Schnittlauch, Petersilie, Rosmarin, Dill, Basilikum und Minze, bekommen ihr Wasser in genauen Gaben von unten durch Abzugskanäle. Das von den Dächern aufgefangene Regenwasser wird, versetzt mit nötigen Mineralien, hochgedrückt und fließt nach einiger Zeit wieder ab. Nachdem die Glaswerkflächen seit Kurzem ebenfalls ihr Regenwasser für den Bördegarten abgeben, kommen nur noch fünf Prozent anstatt vorher 35 % der benötigten Wassermenge aus dem Trinkwasserleitungsnetz.

EXTRAWISSEN
31 Betriebe mit Anbau von Gemüse und Erdbeeren unter „hohen begehbaren Schutzabdeckungen, einschließlich Gewächshäusern“, gab es im Jahr 2020 in Sachsen-Anhalt. Auf insgesamt 52 ha wuchsen laut Landwirtschaftszählung u. a. Salatgurken, Tomaten, Paprika, Radies und sonstige Gemüsearten sowie Feld-, Kopf- und andere Salate. df


Fläche wird aufstockt

Auch an der Reduzierung der Torfmengen im Kräutertopfsubstrat wird ständig gearbeitet. Holzfasern ergänzen zunehmend den oberirdisch in Litauen abgebauten Weißtorf. Gut 10.000 verkaufsfertige Kräutertöpfe verlassen täglich den Bördegarten. Etwa 40 Angestellte, je nach Saison, arbeiten im Osterweddinger Bördegarten, der zur Wimex-Gruppe gehört.

Die Bördegarten Gemüse Vertriebsgesellschaft mbH hat neben einem weiteren Produktionsstandort auch ihren Hauptsitz in Arensdorf bei Köthen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Sie befasst sich neben der Gemüseproduktion hauptsächlich mit Landwirtschaft. Am 1. April 2019 gab es die ersten Gurken im Bördegarten. Die Unterglasfläche von gut sechs Hektar soll in den nächsten Jahren verdoppelt werden und mit den anderen Anliegern eine Anbindung an die Bundesstraße B 81 bekommen.


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