Symbolbild/Montage (c) Sabine Rübensaat

ASP in Brandenburg: Schweinepest erreicht Uckermark

Bei einem erlegten Frischling in der Uckermark südwestlich von Criewen ist das ASP-Virus festgestellt worden. Das Tier wurde östlich des ersten ASP-Schutzzaunes zu Polen erlegt, rund 300 Meter von der deutsch-polnischen Grenze entfernt.

Von Heike Mildner

Das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wurde nun erstmals im Landkreis Uckermark in Brandenburg nachgewiesen. Ein im Südwesten des Ortes Criewen erlegter Frischling hatte sich mit dem Virus infiziert. Das Wildschwein wurde östlich des ersten ASP-Schutzzaunes in etwa 300 m Entfernung zur deutsch-polnischen Grenze erlegt. Mit der Uckermark wurde ASP in Brandenburg in acht Landkreisen nachgewiesen. Neues zum Thema gab es auch gestern im Agrarausschuss. Der Landkreis Uckermark habe die erforderlichen Krisenstrukturen aktiviert und die notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet, hieß es am Donnerstagmittag aus dem Verbraucherschutzministerium. Priorität habe jetzt die flächenhafte Fallwildsuche westlich des ASP-Schutzzaunes, um eine eventuelle Ausbreitung der Tierseuche frühzeitig zu erkennen.

„Derzeit beobachten wir, dass sich die ASP in Westpolen ungebremst nach Norden ausbreitet. Ich bin froh, dass wir mit dem Bau des zweiten festen Zauns entlang der Grenze begonnen haben, um einen Schutzkorridor an Oder und Neiße zu errichten. Das sind entscheidende Maßnahmen der Tierseuchenbekämpfung“, kommentierte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Grüne) den neuen ASP-Fall. Dieser setzt die Chronologie der ASP-Ausbrüche fort, die Henrik Reinke vom Referat Wald und Forstwirtschaft der Obersten Jagdbehörde (MLUK) gestern im Agrarausschuss so zusammenfasste.

Chronologie der Ausbrüche von ASP in Brandenburg

• 10. September 2020 Ausbruch in Spree-Neiße,
• 30. September 2020 Ausbruch in Märkisch-Oderland,
• 26. Oktober 2020 Ausbruch in den Landkreisen Oder-Spree/Dahme-Spreewald
• 04. März 2021 Ausbruch im Norden von Frankfurt (Oder)
• März 2021 Fallwildfund östlich des Zaunes entlang der Neiße im Südosten von Spree-Neiße mit anschließendem Ausbruch im Juni 2021
• 21. Mai 2021 Ausbruch im Süden von Frankfurt (Oder)
• 15. Juni 2021 Ausbruch westlich von Müllrose (Landkreis Oder-Spree)
• 16. Juli 2021 Ausbruch in drei Hausschweinbeständen (Märkisch-Oderland, Spree-Neiße)
• 28. Juli 2021 Ausbruch im Landkreis Barnim

Und nun also ein Ausbruch in der Uckermark. Nonnemacher wies auf den regelmäßigen Diebstahl von Batterien an Elektrozäunen, ganzen Toren oder Zaunelementen hin. „Er schadet uns allen und ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat“, so Nonnemacher. „Es gibt Tierhalter, die hier um ihre Existenz kämpfen. Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest geht uns alle an! Jede und jeder ist gefordert, die notwendigen Schutzmaßnahmen zu befolgen. Auch fordere ich alle Angler*innen, Spaziergänger*innen oder Radfahrer*innen auf, die installierten Tore in den Zäunen zu nutzen und nach dem Durchgang unbedingt wieder zu verschließen. Die ASP kann nur eingedämmt werden, wenn alle dabei mithelfen.“

Keine Umweltverträglichkeitsprüfung aber EU-Ausschreibung

Offen gelassene Tore in den ASP-Zäunen sind immer wieder ein Ärgernis. (c) Heike Mildner

Brandenburg hat bereits entlang der gesamten brandenburgisch-polnischen Landesgrenze zu Polen eine feste Wildschweinbarriere zum Schutz vor der ASP errichtet. Am 24. Juni 2021 hat der Landeskrisenstab außerdem die Errichtung eines ASP-Schutzkorridors beschlossen. Der Bau des zweiten Zaunes laufe, heißt es vonseiten des Verbraucherschutzministeriums. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor dem Zaunbau gebe es nicht, hatte Landestierarzt Landestierarzt Dr. Stephan Nickisch in der vergangenen Woche gegenüber der Bauernzeitung klar gestellt. Mit den Naturschutzverbänden habe man sich auf ein Wildtiermonitoring geeinigt, das parallel zum Zaunbau erfolge.

Im gestrigen Agrarausschuss räumte Agrarminister Axel Vogel (Bündnis 90/Grüne) allerdings ein, dass es Grenzen gebe, was Material und Baukapazitäten beim Zaunbau anbelangt. „Wenn es darum geht, einen zweiten Zaun an der polnischen Grenze zu errichten, haben wir das Problem, europaweite Ausschreibungen durchführen zu müssen“, so Vogel. „Das nimmt alles seine Zeit in Anspruch.“ Ausnahmen seien aber möglich, wenn Kernzonen eingezäunt werden müssen, räumte Vogel gestern ein. Insofern dürfte der Fall in der Uckermark schnell für mehr Schutz sorgen.

ASP in Brandenburg: Virus vermutlich durch kleinsäuger in den Stall gebracht

Im Agrarausschuss, in dem die ASP ein regelmäßiges Thema ist, fragten Abgeordnete zudem nach den Ursachen des Eintrags der ASP in die Hausschweinbestände. Besonders interessant der Fall in Spree-Neiße, wo ein Öko-Schweinezuchtbetrieb mit 300 Tieren betroffen war. Henrik Reinke erläuterte die Ursachenfindung in einem aufwendigen Ausschlussverfahren. Es handele sich um einen vorbildlichen Betrieb mit eingestallten Schweinen, der auch das Futter dokumentiert, so Reinke. Alle denkbaren Übertragungswege seien von Spezialisten des Friedrich-Löffler-Instituts abgeklopft worden. Am Ende sei eine Möglichkeit geblieben: Demnach hätten Kleinsäuger wie Mäuse das Virus in den Stall gebracht, so Reinke.

Agrarminister Vogel machte im Ausschuss noch einmal auf die Verantwortung des Bundes hin: Brandenburg brauche, um Schweinehalter besser zu unterstützen, für entsprechende Maßnahmen eine Notifizierung von der EU. „Wenn der Bund sich weigert, haben wir ganz schlechte Karten“, so Vogel. Die 20.000 € der De-Minimes-Regelung seien bei vielen Betrieben nach wenigen Monaten erreicht. Man brauche ein Förderprogramm für einen temporären Teilausstieg. „Was an Forderungen an den Bund formuliert werden kann, ist formuliert“, so Vogel. Aber der Bund sei bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bereit.


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