Vorstandsvorsitzender Dr. Florian Schmidt und Holger Schott, Thüringer Landgesellschaft, auf dem Futtertisch im neuen Milchviehstall. (c) Bettina Karl

„Verlässliche Politik und faire Bezahlung“

Die Agrargenossenschaft Niederpöllnitz in Thüringen baute zwei neue Doppel-Dreireiher-Offenställe für knapp 1.200 Milchkühe – und das bei laufendem Betrieb.

Der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Niederpöllnitz, Dr. Florian Schmidt, erklärt: „Wir haben den Neubau unseren Milchviehanlage abgeschlossen und unseren Tierbestand schon wieder auf über 1.000 Kühe aufgebaut. Dazu konnte wir eine gute Futtergrundlage schaffen, trotz der erneuten Trockenheit. Außerdem haben wir in diesem Jahr ein Tochterunternehmen gegründet, das in einem nahen Naturschutzgebiet Wasserbüffel hält und damit zum Erhalt dieses Naturschutzgebietes beiträgt. Dieses Unternehmen befindet sich gerade in der Umstellung auf Biolandwirtschaft. Damit haben wir auch den ersten Schritt hinsichtlich eines neuen Betriebszweiges „Biolandwirtschaft“ getan.

Die Zukunft unseres Betriebes, aber vor allem die Zukunft der Landwirtschaft, sehe ich voller Herausforderungen. Leider haben wir aktuell keine Agrarpolitik, die realistisch und praxisnah agiert, sondern vielmehr eine, die sich gefühlten Fakten anpasst. Wir sehen uns immer höheren Auflagen und Forderungen ausgesetzt, ohne dass uns jemand sagt, wie wir die dadurch bedingten Mehrausgaben beziehungsweise dadurch verursachten niedrigen Einnahmen kompensieren sollen. Wir würden gerne mehr für die Umwelt machen, aber dies muss vom Markt oder durch anderen finanziellen Ausgleich honoriert werden.


Lesen Sie die Reportage mit dem Schwerpunkt Stallbau aus in unserer Ausgabe 22

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Nachhaltigkeit ist nicht nur die Ökologie, es ist auch Ökonomie und Soziales. Die Ökologisierung von Deutschland darf nicht nur auf uns Landwirte umgewälzt werden. Wir wollen die Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens steigern, vor allem durch Investitionen, die zu einer effektiveren Produktion und damit auch Ressourceneinsparung führen. Nicht zu vergessen, wir müssen unsere Attraktivität als Arbeitgeber im ländlichen Raum weiter steigern. 

Für die kommenden Jahre wünsche ich mir eine verlässliche Agrarpolitik und mehr Ehrlichkeit seitens der Politik und der Verbraucher. Nur so schaffen wir es, die gesellschaftlichen Herausforderungen hinsichtlich Klimaschutz, aber auch Artenvielfalt und Umweltverträglichkeit zu bewältigen. Ich wünsche mir weiter- hin, dass die jetzt schon sehr hohen Umwelt-, Tierwohl- und Sozialstandards fair und für uns auskömmlich bezahlt werden und weiterführende Umweltleistungen, die durch uns Landwirte erbracht werden, letztendlich auch am Markt honoriert werden. bk