Die große Dürre der zwei Jahre wirkt nach: Die Böden sind nach wie vor von Trockenheit geprägt. (c) Sabine Rübensaat

Trockenheit im roten Gebiet: 30-jähriges Mittel bildet Grundlage

Für Rote Gebiete in Ostdeutschland, in denen weniger als 550 mm Niederschlag fallen, sollen Ausnahmereglungen beim Zwischenfruchtanbau gelten. Doch die Bemessung sorgt für Kritik.

Von Frank Hartmann

Die ostdeutschen Bundesländer haben sich auf ein einheitliches Ausweisen der „Trockengebiete“ in den roten Gebieten geeinigt. Landwirte, auf deren Flächen weniger als 550 mm Niederschlag gemessen werden, sind vom verpflichtenden Zwischenfruchtanbau vor Sommerungen befreit. Trockengebiete sind, von punktuellen Regionen etwa in Rheinland- Pfalz abgesehen, ein rein ostdeutsches Thema, sagte Agrarmeteorologe Falk Böttcher vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig dieser Zeitung.

Niederschlag: durchschnittswerte noch aussagefähig?

Wie die Agrarministerien auf Anfrage der Bauernzeitung mitteilten, will man es bei einem Parameter, der Jahresniederschlagssumme bis 550 mm belassen. Ungeachtet dessen ist man in Sachsen-Anhalt der Ansicht, dass u.a. „Verdunstungsanspruch, Speichervermögen und Austauschhäufigkeit des Bodenwassers“ berücksichtigt werden sollten.

Grundlage bilden die DWD-Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Raster von 1 x 1 km. Gleichwohl Landwirten die Trockenjahre seit 2018 sehr präsent sind, dürfte für Ernüchterung sorgen, dass die 550mm Niederschlag auf Grundlage der 30-jährigen Klimanormalperiode ermittelt werden. Einbezogen werden demnach die Mittelwerte der Jahre 1991 bis 2020 (abweichend hiervon in 2020 das 29-jährige Mittel 1991 bis 2019). Wie es aus Dresden heißt, „ergibt sich nach aktuellem Kenntnisstand eine nur geringe Anzahl von Flächen im Landkreis Nordsachsen, für die diese Ausnahme gelten wird“. Die betroffenen Landwirte finden die Daten dann feldblockgenau in ihren digitalen Kartendiensten. Aus Erfurt heißt es, dass in Anlehnung an die bisherige geltende Festlegung in der Thüringer Düngeverordnung alle Feldblöcke mit mindestens 50 % Flächenanteil dieser Niederschlagskulisse zugeordnet würden.


Mit roten Gebieten wird es ernst

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NeueR Parameter: Wasserspeicherfähigkeit?

Sowohl Niederschlagsmenge als auch Klimatische Wasserbilanz haben aus Sicht von Falk Böttcher „den Charme, dass sie mehr oder minder von allen damit befassten und betroffenen Personen leicht nachvollzogen werden können und althergebracht sind.“

Aus Böttchers agrarmeteorologisch-klimatologischer Sicht wäre es daneben sinnvoll, wenn die Wasserspeicherfähigkeit der Böden mit einbezogen würde „oder man sich auf klimatologische Bodenfeuchtewerte verständigen könnte, die heutzutage für die meisten denkbaren Boden-/Kultur- pflanzenartenkombinationen gut abbildbar modelliert werden können“. Die Zukunft gehöre Kombinationen aus Punkt- und Ferner- kundungsmessung, „und dabei ist aktuell eine Schwelle von 250 mal 250 Metern greifbar“.