Bezugnehmend auf eine Kleine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern, hat Agrarminister Till Backhaus (SPD) im Namen der Landesregierung die Kleine Anfrage am 13. Juni 2025 beantwortet und den Verkauf der landeseigenen Gut Dummerstorf GmbH angekündigt. Der landwirtschaftliche Forschungsbetrieb schreibe seit Jahren Verluste und solle nun aus der Landgesellschaft herausgelöst und privatisiert werden.
Der Verlust der GmbH lag im Jahr 2024 (ungeprüft) bei -233.194 Euro und im Jahr 2023 bei
-240.902 Euro. In den letzten 20 Jahren wurden in dem Betrieb bauliche Investitionen in Höhe
von 7.443.099 Euro getätigt. Investitionen in mobile Technik erfolgten in den letzten zehn Jahren im Umfang von 975.626 Euro. Traktoren und Mähdrescher wurden nicht gekauft, sondern gemietet bzw. geleast.
Der Aufsichtsrat der Landgesellschaft hat am 24. Februar 2025 die Geschäftsführung beauftragt, die vollständige Veräußerung der Geschäftsanteile ihrer hundertprozentigen Tochter Gut Dummerstorf GmbH vorzubereiten. Dabei ist der Verkauf des Gebäudestandortes beabsichtigt, nicht aber der Verkauf von landeseigenen, landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Auf die Frage der CDU-Landtagsfraktion, ob es eine öffentliche Ausschreibung bzw. eine beschränkte Ausschreibung gegeben habe, argumentiert Backhaus damit, dass das klassische Vergaberecht nicht für den Verkauf von Geschäftsanteilen gelte. Die Landgesellschaft sei daher nicht zur öffentlichen Ausschreibung ihrer Geschäftsanteile verpflichtet gewesen. Gleichwohl sei ein Interessenbekundungsverfahren mit unterschiedlichen Erwerbsinteressenten aus der Region durchgeführt worden.
Die Veräußerung solle zum aktuellen Marktwert erfolgen. Durch diese Vorgehensweise werde wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten hinreichend Rechnung getragen. Der Unternehmenswert werde durch ein Sachverständigengutachten bestimmt.
Zu der Frage, inwieweit es bereits Gespräche mit Kaufinteressenten gegeben habe und durch wen diese Gespräche initiiert und geführt worden seien, heißt es in der Antwort der Landesregierung, dass der Aufsichtsrat der Landgesellschaft zu diesem Zweck eine Auswahlkommission gebildet habe, welche die eingegangenen Übernahmekonzepte bewerte und eine Zuschlagsempfehlung erarbeite. Die Geschäftsführung habe auf der Grundlage eines diesbezüglichen Beschlusses des Aufsichtsrates der Landgesellschaft vom 24. Februar 2025 gehandelt.
Ob beim Verkauf des Gutes Dummerstorf auch landeseigene Flächen verkauft bzw. langfristig verpachtet werden sollen, betont die Landesregierung, dass lediglich der Gebäudestandort veräußert werde. Der Verkauf von weiteren, landeseigenen Flächen sei nicht beabsichtigt. Die bestehenden Pachtverträge der Gut Dummerstorf GmbH über landeseigene Flächen seien infolge des Erwerbs von Geschäftsanteilen fortzuführen.
Inwieweit sich der Verkauf auf die rund ein Dutzend Beschäftigten auswirkt, ist offen. In der Antwort heißt es, dass das Personal bei der Gut Dummerstorf GmbH bleibe. Bisher soll noch kein Käufer gefunden worden sein.
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Die Landwirtschaft in Deutschland unterliegt einem kontinuierlichen Strukturwandel. Angetrieben von Faktoren wie beispielsweise dem technologischen Fortschritt und den wachsenden Umwelt- und Klimaschutzanforderungen. Diese Entwicklungen werfen grundlegende Fragen nach der Rolle der Landwirtschaft auf: Wer trägt die Verantwortung, wie dieser Wandel abläuft? Welche Rolle spielen dabei die Agrarpolitik und die globalen Veränderungen? Welche unternehmerischen Strategien können für die Landwirtinnen und Landwirte zukünftig am effektivsten sein?
Auf dem 32. Agrarpolitischen Tag des Kreisbauernverbandes Nordwestmecklenburg und der Norddeutschen Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG in Malchow auf der Insel Poel wurden diese relevanten Fragen zur Zukunft der Landwirtschaft aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und mit den mehr als 150 anwesenden Landwirtinnen und Landwirten diskutiert.
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), betonte in seiner Rede, dass für die größte landwirtschaftliche Berufsvertretung in Deutschland die Richtung der neuen Bundesregierung in vielerlei Hinsicht stimme und dass es Perspektiven und Zuversicht in der Branche gebe. „Die Landwirtschaft und damit die Ernährungssicherheit sind wichtige Grundpfeiler für eine stabile Gesellschaft und Demokratie. Die Herausforderungen sind enorm, aber ebenso groß sind die Chancen, innerhalb der vorhandenen politischen Spielräume gezielt zu lenken, um die Landwirtschaft langfristig resilient zu gestalten“, so Rukwied.
Aufgrund der ständig wechselnden Rahmenbedingungen auf den globalen Märkten sei es für die Branche enorm wichtig, nicht nur die Rolle des Zuschauers, sondern die des Mitgestalters zu übernehmen.
Dafür müsse die Agrarpolitik den Landwirtschaftsbetrieben langfristige Planungssicherheit und mehr unternehmerische Freiheiten gewähren und die Weichen richtig setzen. Dazu gehöre auch eine starke europäische Agrarpolitik.
Anhand volkswirtschaftlicher Untersuchungen erläuterte Dr. Sebastian Lakner, Leiter der Professur für Agrarökonomie der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock, dass die Agrarpolitik kaum Einfluss auf den Strukturwandel habe und ihn nicht stoppen könne. Das sei bei einer stark eingreifenden und unterstützenden Agrarpolitik wie beispielsweise in Norwegen und der Schweiz genauso zu beobachten wie in Ländern, deren Agrarpolitik weniger in die Märkte eingreife.
Dazu werde auch der demografische Wandel in Deutschland die Landwirtschaft tiefgreifend verändern. In der vornehmlich durch Familienbetriebe gekennzeichneten Landwirtschaft sei der Generationenwechsel ein wesentlicher Taktgeber für den Strukturwandel. Die Gewinnung des Berufsnachwuchses für die Landwirtschaft sei ein entscheidender Faktor. So werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren 37 % der Arbeitnehmer in Rente gehen. Bei den Betriebsleitern seien es sogar 47 %. Ein spezieller Fokus müsse im Bereich Hofnachfolge und Existenzgründung liegen. „Trotzdem werden nicht alle Betriebe bestehen bleiben“, ist sich Lakner sicher. Deshalb sei es wichtig, progressive Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Junglandwirte z. B. bei ihren zukunftsgerichteten und nachhaltigen Produktionsmethoden zu stärken. Denn innovative Ideen seien kein Selbstläufer, so Lakner.
Agrarpolitik dürfe nie Zuschauer sein. Sie müsse aktiv gestalten, so Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD) in seiner Rede. Er betonte, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft kein neues Phänomen in Deutschland ist, sondern seit Jahrhunderten Begleiter der Branche. Doch die Geschwindigkeit und die Richtung, in der sich der Wandel vollzieht, bereiten ihm Sorgen. Die politische Verantwortung liege darin, den landwirtschaftlichen Betrieben wieder eine Perspektive zu geben, besonders den tierhaltenden. „Sie brauchen Förderprogramme, die auf flächengebundene, tiergerechte Haltungssysteme setzen. Sie brauchen Investitionssicherheit, keine ständigen Wechsel bei Auflagen oder Förderkriterien. Wir müssen wieder deutlicher sagen, dass Landwirtschaft systemrelevant ist – nicht nur in der Krise.“
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist laut Backhaus kein Naturgesetz – er ist das Ergebnis politischer und gesellschaftlicher Entscheidungen in Deutschland: „Wenn wir nur zusehen, wird sich der Wandel gegen unsere Interessen vollziehen. Wenn wir gestalten, können wir ihn nutzen, um mehr Nachhaltigkeit, Qualität und eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu schaffen.“
Für Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, muss der Strukturwandel in der Landwirtschaft in Deutschland mit Augenmaß stattfinden. Vor diesem Hintergrund komme dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) eine zentrale Rolle zu. Er stehe vor der Aufgabe, die unterschiedlichen Interessen – von Umweltschutz über wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit bis hin zur sozialen Absicherung der Landwirte – in Einklang zu bringen. Der Koalitionsvertrag lasse allerdings an manchen Stellen noch konkrete Umsetzungsstrategien vermissen. Der notwendige Umbau der Landwirtschaft erfordere Weitsicht und politische Entschlossenheit.
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Das Bundeskartellamt hat dem Tönnies-Konzern die geplante Übernahme von drei Vion-Schlachthöfen in Bayern (Buchloe, Crailsheim, Waldkraiburg) untersagt. Wie die Behörde mitteilte, sei man zu der Auffassung gelangt, dass der Zusammenschluss auf mehreren regionalen Schlachtmärkten in Süd- und Ostdeutschland zur Entstehung bzw. zur Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung von Tönnies führen würde. Der niederländische Vion-Konzern hatte im vorigen Jahr angekündigt, sich vom deutschen Markt zu verabschieden und Standorte veräußern zu wollen.
Dem Kartellamt zufolge ist Vion bislang Marktführer bei der Rinderschlachtung in Süddeutschland. Die Betriebe in Waldkraiburg und Buchloe schlachten und zerlegen ausschließlich Rinder. In Crailsheim werden sowohl Rinder als auch Schweine geschlachtet. Tönnies betreibt bereits Schlachthöfe in angrenzenden Gebieten: Im thüringischen Altenburg übernahm man im vorigen Jahr den Vion-Rinderschlachthof; im bayerischen Kempten schlachtet Tönnies Rinder und im sachsen-anhaltischen Weißenfels Schweine.
Wie die Wettbewerbsbehörde weiter mitteilte, seien bei der Erfassung und Schlachtung die wettbewerblich relevanten Märkte nach den jeweiligen Einzugsgebieten der Schlachtstätten regional abzugrenzen. Zugrunde gelegt würden dabei Radien von 200–300 km Fahrdistanz. Mit Weißenfels sei Tönnies in der Region bei Schweinen bereits mit großem Abstand Marktführer und würde diese Position durch den Erwerb des Standorts Crailsheim, dessen Erfassungsgebiet sich mit dem Marktgebiet um Weißenfels überschneide, weiter ausbauen.
Tönnies zeigte sich enttäuscht über die durch das Kartellamt untersagte Übernahme. Es sei ein „harter Schlag für die Landwirtinnen und Landwirte in Süddeutschland“. Man werde die Begründung des Kartellamts prüfen und dann über etwaige Rechtsbehelfe entscheiden. Auch Vion wolle nach einer Prüfung nächste Schritte festlegen. Die Entscheidung habe keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Tagesgeschäft.
Die ISN äußerte bereits Sorgen über die Zukunft des Schlachthofes Crailsheim. Sollte dieser wegfallen, sei ein regionaler Schlachtengpass zu befürchten. In Crailsheim würden jedes Jahr mehr als eine Million Schweineschlachtungen durchgeführt; das sei fast jede dritte Schweineschlachtung in Bayern.
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Bauernzeitung: Herr Minister, die Landesverbände von BUND, Nabu, Grüne Liga und AbL werfen Ihnen vor, Finanzmittel für den Naturschutz zu kürzen und in die Landwirtschaft umschichten zu wollen. Es sei fünf vor zwölf – man forderte Sie auf, Abstand von den Plänen zu nehmen. Was ist dran an den Vorhaltungen?
Tilo Kummer: Es ist in der Tat fünf vor zwölf in einigen Bereichen des Artenschutzes. Es läuft ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen Deutschland wegen des schlechten Zustands unserer Bergwiesen.
Der Bund unterstützt uns hier mit Naturschutzgroßprojekten, im Oktober dieses Jahres läuft ein neues in Thüringen an. Wertvolles Grünland, das Landwirte bewirtschaften und pflegen, finden wir in Thüringen vor allem in den benachteiligten Gebieten. Ohne die Pflege durch die Landwirtschaft gäbe es bestimmte Biotope gar nicht. Hier gab es die Absicht der Vorgängerregierung, die Ausgleichszulage von 20 Millionen Euro auf zwölf Millionen Euro ab dem Jahr 2026 abzusenken, was Grünlandbetriebe treffen würde. In Gesprächen mit Landwirten in der Rhön über die Ausweitung der Pflegezone im Biosphärenreservat bin ich ebenso um Hilfe gebeten worden. Hinzu kommt gleichzeitig die Aufgabe, in den beiden kommenden Haushaltsjahren Einsparungen zu erbringen.
Und die wollen Sie jetzt bei den Naturschutzverbänden erbringen?
Mit der Trennung des Landwirtschafts- und Umweltressorts im Jahr 2014 sind erhebliche Mittel aus dem Agrarbereich in den Naturschutz umgeschichtet worden. Wir planen, zwei Millionen Euro in den Agrarbereich zurückzuschichten. Es geht um die Existenz der Grünlandbewirtschafter, die etwa mit dem Wolf vor neue Herausforderungen und Kosten gestellt werden. Die Einnahmen gehen dort zurück, und da wollen wir helfen.
Bei einer Protestaktion am 16. Juni vor dem Thüringer Umweltministerium haben Naturschutzverbände einen Stopp geplanter Haushaltskürzungen im Naturschutzetat gefordert. Verbandsvertreter übergaben einen offenen Brief an Umweltminister Tilo Kummer (BSW).
Konkret wird u. a. die Weiterführung der Förderprogramme „Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL)“ und des Naturlandschaftsprogramms (NALAP) angemahnt. Zudem soll das Umweltministerium die langfristige Finanzierung der Natura-2000-Stationen absichern.
In einer Mitteilung hieß es, dass das Argument einer Umverteilung der Mittel hin zu einer naturschutzgerechten Landnutzung unrealistisch sei: „Renaturierung, Biotoppflege oder artenreiche Kleinflächen lassen sich nicht im industriellen Agrarbetrieb umsetzen“, so die Verbände in ihrer gemeinsamen Erklärung. Mit Blick auf die EU-Wiederherstellungsverordnung erklärte der Chef des Landes-BUND, Dr. Burkhardt Vogel, dass Thüringen funktionierende Strukturen brauche. Michael Grolm (AbL) wurde mit den Worten zitiert, dass es ein Irrweg sei, die Landwirtschaft mit Mitteln des Naturschutzes zu unterstützen. Landwirtschaft und Naturschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. red
Heißt das, dass die Ausgleichszulage ab 2026 weniger stark zurückgefahren wird als geplant?
Das ist unsere Absicht, darüber beraten wir derzeit gemeinsam mit dem Agrarministerium, das ebenso noch Mittel in die Ausgleichszulage umzuschichten versucht. Wir hoffen darüber hinaus, die Mittel für die Biotop-Grünlandförderung von derzeit 13,5 Millionen Euro auf 15 Millionen Euro erhöhen zu können. Wir wollen und müssen diese Biotope erhalten, bei der etwa Landschaftspflegeverbände die Vorarbeit leisten und Landwirte hiernach die Pflege beziehungsweise Bewirtschaftung fortführen, was für mich den Idealfall darstellt.
Müssen dafür großflächig Naturschutzprojekte „bluten“?
Wir halten an den zentralen Aufgaben fest. So werden wir beispielsweise Pflegemaßnahmen in FFH-Gebieten, wie sie die Managementpläne vorsehen, weiter finanzieren. Auch wollen wir die Arbeit der Natura-2000-Stationen weiter unterstützen. Wir suchen hier nach einer Lösung, um die Projektförderung effizienter zu gestalten. Und ja: Es gab in der Vergangenheit auch einzelne Projektförderungen für Naturschutzverbände, die wir so nicht weiterführen wollen, weil sie aus unserer Sicht nicht zielgerichtet genug sind.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lag der über die Besondere Ernteermittlung festgestellte Rohproteingehalt (RP) Thüringer Winterweizenpartien über 13 %. Im vorigen Erntejahr standen die Thüringer Proben mit nur 12,3 % RP-Gehalt bundesweit an der Spitze.
Der Proteingehalt sei zwar nicht allein entscheidend für die Backfähigkeit einer Weizenpartie. Aber für den Export und im Handel bleibe er als preisbildende Standardgröße nach wie vor von entscheidender Bedeutung, so Christian Guddat (TLLLR) beim Sommerfeldtag in der vorigen Woche in Dornburg: „Der Proteingehalt steht daher weiterhin im Mittelpunkt der Sortenwahl, aber deren Entwicklung bereitet der landwirtschaftlichen Praxis in den vergangenen Jahren zunehmend Sorge.“
Zugleich habe die Verfügbarkeit von in Deutschland zugelassenen A-Weizen-Sorten mit mittlerem, höherem oder hohem RP-Gehalt stetig abgenommen. Das spiegele sich auch in den LSV-Ergebnissen (LSV Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen; 2019-2024) wider, wie Guddats Einschätzung zur „Proteinsicherheit“ ausgewählter Winterweizensorten zeigte. Nur rund ein Viertel der Winterweizen gelte als RP-sicher (>13 %); sie zählten aber häufig nicht zu den ertragsstärksten Sorten. Dass der RP-Gehalt im vorigen Jahr bundesweit spürbar abfiel, sei Guddat zufolge aber nicht allein den Sorten zuzuschreiben. Die Witterung spielte ebenso eine Rolle wie hohe Düngerpreise und die zum Teil wenig berauschenden Preisaussichten.
Der TLLLR-Experte zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass in dieser Saison in den Thüringer Ackerbauregionen nördlich der A 4 der Weizenertrag und die Qualität stimmen könnten – gemessen an den Niederschlägen und den aktuellen Beständen.
Besprochen wurden in Dornburg zudem die Eiweißgehalte großkörniger Leguminosen einschließlich der Winterform von Erbsen und Ackerbohnen (Sebastian Lahr), die LSV zu Wintergerste (Franz Krämer) und der Einsatz von Wachstumsstabilisatoren (Enrico Heidrich).
130 Interessierte, darunter vor allem „Ackerfuchsschwanz-geplagte“ Praktiker, zog es nur einen Tag später, am 5. Juni, nach Mechterstädt. Seit vier Jahren führt das TLLLR zusammen mit Jörg Lewin vom Landwirtschaftlichen Zentrum „Hörseltal“ eG Praxisversuche zur Eindämmung des derzeit wichtigsten Ungrases in Thüringen durch.
Mit dem nunmehr beschlossenen Aus des Wirkstoffes Flufenacet steht das wirkungsvollste PSM-Instrument gegen den Ackerfuchsschwanz (und weitere Ungräser) im Herbst in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung. Zugleich habe sich der Ackerfuchsschwanz mittlerweile in ganz Thüringen ausgebreitet, so Katrin Ewert (TLLLR).
Auf dem Spezialfeldtag in Thüringen diskutierten Ewert und Guddat Ergebnisse eines Strategieversuches, der den Einfluss verschiedener Getreidearten bzw. -sorten (Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Dinkel und Hafer) auf den Ackerfuchsschwanz untersuchen wollte. Gedrillt wurde jeweils in 6 m breiten Streifen in Normalsaat (25. September) und in Spätsaat (23. Oktober).
Wie TLLLR-Expertin Katrin Ewert erläuterte, konnte bei dieser Demo-Anlage kein Einfluss der Getreidearten bonitiert werden, mit Ausnahme vom hochwachsenden Roggen, der in der Vermarktung freilich nicht mit Weizen mithalten kann.
Es bestätigte sich aber zum wiederholten Mal, dass spät gedrilltes Getreide der „größte ackerbauliche Hebel“ beim Zurückdrängen des Ungrases sei. Hier setze allerdings die Praxis häufig Grenzen, weil schlichtweg die Zeit fehle, großflächig so spät zu drillen, so Ewert. Dies sollte daher auf Flächen mit extremem Ackerfuchsschwanz-Befall praktiziert werden. Anders als die vorherrschenden engen Getreidefruchtfolgen könne eine weite Fruchtfolge mit mehr Sommerungen den Ackerfuchsschwanz in Thüringen in Zaum halten – die so ins Feld gestellten Kulturen müssen aber rentabel und vermarktbar sein.
Schlussendlich ist Ewert zufolge dem Ackerfuchsschwanz rein chemisch mit den verbleibenden Wirkstoffen im Herbst und den häufig von Resistenzen betroffenen Frühjahrswirkstoffen kaum noch beizukommen. Hoffnung mache ein Test mit dem neuen, bislang nicht zugelassenen Wirkstoff Luximo. Dieser stünde allerdings frühestens 2027 zur Verfügung. Bis dahin erwartet Ewert mit dem Wegfall von Flufenacet in der Praxis eine Kombination der verbleibenden Wirkstoffe mit höheren Wirkstoffmengen und höheren Kosten – bei sinkenden Wirkungsgraden.
Ergiebiger Niederschlag unmittelbar vor dem Feldtag bremste leider die geplante Maschinenvorführung. Dennoch konnten von den Praktikern die Treffler-Hacke, der Treffler-Striegel sowie die Väderstad-Kurzscheibenegge mit drei Scheibenreihen aus nächster Nähe in Augenschein genommen werden.
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Wer zur Milchviehanlage nach Schönhagen kommt, dem fallen als erstes große Biogasanlagen und in der Ferne auch noch Windräder auf. Die Ställe für die Kühe und Jungrinder sehen eher bescheiden aus. Die meisten stammen noch aus den 1970er-Jahren. In den letzten beiden Jahrzehnten hat man dort aber viel umgebaut und so manches erneuert, um die Arbeitsbedingungen und das Tierwohl zu verbessern. Geschäftsführer Christian Beckmann informierte darüber auf der MilchTour der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg.
So verfügt der Unternehmensverband PBK (Pritzwalk, Buchholz, Kemnitz) über 2.850 ha Acker- und Grünland mit durchschnittlich 33 Bodenpunkten. Auf den Feldern werden Getreide, Raps, Mais und Zwischenfrüchte angebaut. Dazu nutzt man modernste Technologien. So werden zum Beispiel Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel satellitengestützt ausgebracht.
Nahezu das gesamte Futter für das Milchvieh kommt von den eignen Flächen. Durch die gezielte Verwendung von organischen Düngern und Gärresten aus der Biogasanlage werden die Böden nachhaltig bewirtschaftet. Im Milchviehbereich werden 1.400 Rinder, darunter 958 Kühe gehalten. Die Rinder sind an zwei Standorten untergebracht, in Schönhagen und in Kuhsdorf. Die Kühe wechseln regelmäßig den Standort. Die Tiere in Kuhsdorf sind bereits tragend und müssen weniger intensiv betreut werden. Kurz vor dem Kalben kommen sie wieder nach Schönhagen.
Erster Haltestopp der Milchtour ist die Biogasanlage, wo Christian Beckmann die Besucher empfängt. Großer Wert wird in der PBK Rinderzucht in Schönhagen auf die Nutzung erneuerbarer Energien gelegt. So wurde bereits 1993 ein Windrad (80 kWp) zur Eigenstromversorgung errichtet. Im Jahr 2011 wurde eine Biogasanlage in Betrieb genommen, die inzwischen über drei Blockheizkraftwerke und mehrere ausgeklügelte Wärmekonzepte verfügt. Das Portfolio zur Energiegewinnung erweiterte sich 2005, 2015, 2018 und 2020 durch die Installation mehrerer Photovoltaikanlagen. Eine Leistung von rund 2.870 kWp steht zur Direkteinspeisung, als Dachverpachtung und zum Eigenverbrauch zur Verfügung.
Als Vorreiter in der Landwirtschaft wurden 2015 Batteriespeicher mit einer Leistung von 380 kWp in Betrieb genommen, was sich allerdings nicht gerechnet habe, so Beckmann. Zwei Drittel der Inputmaterialien für die Biogasanlagen sind Gülle und Dung aus der Milchviehhaltung. Übrig bleibt ein hochwertiger Dünger, mit dem die Böden nachhaltig mit Nährstoffen versorgt werden. Die anfallende Wärme dient zur Getreidetrocknung und zur Heizung in der Hähnchenmast in Hasenwinkel. Wärme wird auch ins Fernwärmenetz der Stadtwerke Pritzwalk geleitet.
Nächster Stopp sind zwei umgebaute Kuhställe der Milchviehanlage in Schönhagen, wo die Tiere viel Licht und Luft haben. Im ersten Stall sind fünf Reihen mit Liegeboxen angeordnet. Dort finden in drei Gruppen 300 Kühe Platz. Der Futtertisch liegt an einer Außenseite. Weil die Fressplatzbreite in der Milchviehanlage Schönhagen recht eng bemessen ist, wird viermal am Tag gefüttert und das Futter mehrmals herangeschoben. Dadurch steht den Tieren immer frisches Futter zur Verfügung.
Um das Gedränge beim Fressen zu mindern, will man an der anderen Stallseite der Milchviehanlage in Schönhagen noch einen weiteren Futtertisch bauen. Im zweiten Kuhstall ist die Inneneinrichtung anders aufgebaut. Dort befindet sich ein breites tiefverlegtes Futtereinzugsband längs in der Mitte des Stalles. Auf jeder Seite sind dort zwei Liegeboxenreihen angeordnet, wo 240 Kühe bequem Platz finden. Die Hochliegeboxen sind gut mit Stroh eingestreut und die Abgrenzungen beweglich. Tränken und Kuhbürsten sind in den Übergängen zwischen den Laufgängen angeordnet.
Die Kühe der Milchviehanlage Schönhagen sind recht sauber und machen einen entspannten Eindruck. Der Stall ist in Haltungsstufe 3 zertifiziert. Das Futterband wird vom Giebel aus mit einem Futtermischwagen beschickt. Ein Jungrinderstall mit einem Außenfuttertisch wurde 2015 in weiser Voraussicht für beide Standorte in Schönhagen gebaut. Dort sind heute auch noch trockenstehende Kühe und Färsen zur Abkalbung untergebracht.
Wichtig für hohe Leistungen ist eine ausgeklügelte Rationsgestaltung. Die Totalmischration (TMR) für die Hochleistungskühe in Schönhagen besteht aus 25,5 kg Maissilage, 10 kg Welksilage,
0,5 kg Häckselstroh, 10,0 kg Biertreber, 6,1 kg Roggen- und Gerstenschrot, 5 kg Rapsschrot,
0,67 kg Mineralmix und 3 kg Wasser, also zusammen 61,6 kg.
Die TMR wird präzise auf das Futterband ausgebracht. Vor der nächsten Fütterung läuft das Band rückwärts. Das Restfutter wird aufgefangen und zur Biogasanlage gebracht. Die Kühe kamen im Februar in Schönhagen auf einen Melkdurchschnitt von 37,2 kg Milch je Tag mit 3,91 % Fett und 3,61 % Eiweiß. Die Zellzahl betrug 143.000 pro ml Milch und zeugt von einer hohen Eutergesundheit.
Täglich werden über 30.000 kg Milch von der Molkerei Arla abgeholt und nach Updahl gebracht. Probleme bereitet noch die Melktechnik, die in die Jahre gekommen ist. In Schönhagen verfügt man über ein Melkkarussell mit 22 Plätzen und in Kuhsdorf über einen Fischgrätenmelkstand mit 2 x 10 Plätzen. Die Arbeit ist zweischichtig organisiert, gemolken wird dreimal täglich. Als Technik für die Zukunft hat man Melkroboter ins Auge gefasst. Dementsprechend müssten auch die Ställe weiter umgebaut werden. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen.
Letzter Haltepunkt in Schönhagen ist bei den Kälbern. Auch dort läuft so manches ungewöhnlich ab. Wenn die Neugeborenen nach der Erstversorgung, also (Nabeldesinfektion, Trocknung und Kolostralmilchgabe) fit sind, kommen sie gleich in Gruppen unter, zunächst im Stall und später draußen unter Zeltdächern. Ihre Tränke, ausschließlich selbst erzeugte pasteurisierte Vollmilch, können sie aus Eimern mit Nippel aufnehmen.
Täglich werden die Behälter eingesammelt, in einer Anlage automatisch gereinigt und wieder zu den Kälbern gebracht. Gefüllt werden sie mehrmals am Tag an Ort und Stelle mit dem Milchtaxi. Im Alter von zwei Monaten werden die Kälber in den Jungrinderstall umquartiert, wo sie nach einer Übergangsfütterung dann als Jungrinder eine ähnliche Ration wie die trockenstehenden Kühe erhalten. Sie entwickeln sich gut und können im Alter von 14 Monaten besamt werden. Das durchschnittliche Erstkalbealter beträgt 24 Monate. Die Kühe kommen im Schnitt auf eine Zwischenkalbezeit von 443 Tagen. Die Kälberverluste liegen bei 5 %.
Großen Wert legt man in Schönhagen auf ein höchstes Maß an Tiergesundheit, Tierkomfort und Milchleistung. Dazu sind alle Kühe mit einem Sensor und Aktivitätsmesser ausgestattet. Von der täglichen Kontrolle durch das Personal einmal abgesehen, kommt einmal in der Woche der Tierarzt. Er sieht sich alle Tiere an und nimmt bei Bedarf Behandlungen vor.
Eine Besonderheit in Schönhagen ist noch die Messung der Rückenfett-Dicke bei den Rindern, woraus sich vor allem Schlussfolgerungen für die Fütterung ziehen lassen. Man verfügt auch über ein sogenanntes Blutlabor und kann dort einen Mastitis-Schnelltest vornehmen. Von Vorteil sind ebenfalls die Eigenbestandsbesamung und -klauenpflege.
Die PBK Rinderzucht GmbH ist der größte Arbeitgeber in Schönhagen und fest ins aktive Dorfleben integriert. Dort sind 21 Mitarbeiter und drei Azubis tätig. Das Unternehmen hat sich zu einem führenden Milchviehbetrieb in der Region um Pritzwalk entwickelt und will weiter vorankommen. Der Blick ist stets in die Zukunft gerichtet. Aktuelle Herausforderungen sind Investitionen in automatisiertes Melken und KI-gestütztes Herdenmanagement. Damit lassen sich der CO2-Fußabdruck weiter senken und das Leistungsniveau weiter steigern.
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Tempora mutantur ist auf der Platte aus Edelstahl zu lesen. Sie zeigt einen Bauern, der tief gebeugt hinter dem von einem Pferd gezogenen Pflug geht. Die Zeiten ändern sich, wie wahr. Die mühsame Art der Feldbestellung gehört zum Glück der Vergangenheit an. Doch der lateinische Spruch im Hofeingang seiner Eltern hat für Marcus Sommer nichts an Bedeutung verloren, im Gegenteil. In den letzten Jahren hat sich für ihn einiges verändert, und dies wird auch weiterhin der Fall sein. Wir kommen noch darauf. Unverändert ist jedoch seine Leidenschaft für die Fleischrindzucht.
Vor genau sechs Jahren hatte ich den damals 32-Jährigen im südbrandenburgischen Göllnitz besucht. Marcus Sommer hatte sich mit seiner Charolaiszucht schon damals einen Namen gemacht. Die von ihm gezogenen Bullen und Färsen sorgten auf den Auktionen im Rindermarkt in Groß Kreutz für Anerkennung und entsprechende Nachfrage. Dabei war der junge Mann zwar auf dem bäuerlichen Hof aufgewachsen, doch in einem völlig anders gearteten Bereich beschäftigt. Der gelernte Elektroniker arbeitete im nur wenige Kilometer entfernten Finsterwalde bei einer Firma, die sich auf die Herstellung von Plasmaschneidanlagen spezialisiert hatte. Für Marcus Sommer jedoch kein Widerspruch: „Man muss ja das Hobby nicht gleich zum Beruf machen.“
Frühzeitig schon hatte er sich für die Tierzucht interessiert, allerdings für deutlich kleinere Vierbeiner. Es waren zuerst Kaninchen, die ihn faszinierten, später dann Charolaisrinder. Von einem Züchter in der Region erwarb er einen Bullen und vier Herdbuchkühe, um eine eigene, kleine Herde aufzubauen. Vater Gerd Sommer, der zu diesem Zeitpunkt eine Mutterkuhherde mitsamt Wildtierhaltung betrieb, unterstützte das Vorhaben des Juniors und vermittelte so manche Erfahrung, ohne den jungen Mann in eine bestimmte Richtung zu drängen.
Denn dass der außer einer gehörigen Portion Energie und Entscheidungsfreude auch über das gewisse züchterische „Händchen“ verfügte, war ganz offensichtlich.
Im Frühjahr nun besuchte ich Marcus Sommer erneut. Obwohl mit dem Führigmachen einer Färse am Rande des Ortes beschäftigt, gab er zwischendurch gern Auskunft über die 14 Monate alte Gina PP, die er für ihren großen Auftritt beim Färsenchampionat Best of in Groß Kreutz vorbereitete. Für ihre Top-Bemuskelung konnte sie schon die Note 9 einheimsen, für Referenzen sorgten der renommierte Besamungsbulle Farouk großväterlicherseits und der in Verden erfolgreich gekörte Jacque PS.
Das reinerbig genetisch hornlose Tier sei außerordentlich gutmütig, berichtete Marcus Sommer. „Leider hatte ich bisher noch keine Zeit zum Üben, aber was Gina PP bisher gezeigt hat, macht zuversichtlich.“ Für nächste Woche habe er sich Urlaub genommen, um täglich mit ihr sowie einer weiteren für das Championat vorgesehenen Färse zu trainieren. „Jetzt ist vor allem Geduld gefragt, man darf nicht zu großen Druck ausüben.“
Der Göllnitzer kann mittlerweile auf eine ganze Reihe erfolgreicher Teilnahmen am Färsenchampionat verweisen. Mehrmals wurden seine Tiere mit einem 1a-Preis belohnt und damit Gruppensieger bei den Charolais, außerdem konnte er vor drei Jahren das führigste Rind stellen. Und durchaus erstrebenswert wäre auch, dass eine seiner Färsen in absehbarer Zeit als Sieger über alle Rassen geehrt wird. Die Erwartungen in seine Charolaiszucht sind also groß, doch Marcus Sommer gibt sich gelassen: „Es bleibt trotz intensivster Vorbereitung immer spannend, wie die Rinder mit der Präsentation dann im großen Ring zurechtkommen. Also warten wir es ab.“ Letztendlich darf sich auch ein erfolgreicher Züchter nicht unter Druck setzen.
Zu den Veränderungen für den inzwischen 38-Jährigen gehört der Wechsel seines Arbeitsgebers. Seit 2022 ist er für die Qualitätssicherung bei einer in Doberlug-Kirchhain ansässigen Firma beschäftigt, die Technik für die Bundeswehr instand setzt. Die Umstellung war nicht einfach, doch die Entscheidung goldrichtig, so Marcus Sommer. „Ich habe relativ flexible Arbeitszeiten, so kann ich aktuell reagieren, um beispielsweise bei Abkalbungen daheim zur Stelle zu sein.“ Das sind mehr als vier Dutzend im Jahr, denn zu der gemeinsam mit Vater Gerd betreuten Herde gehören 50 Muttertiere mitsamt Nachwuchs. Bewirtschaftet werden rund 100 ha Fläche, der Großteil davon ist Grünland. Den reinrassigen Charolais und weiteren Gebrauchskreuzungen steht somit ausreichend Fläche für Futter und Auslauf zur Verfügung, die robusten und im Freien gehaltenen Tiere danken es mit guten Fleischzunahmen.
Zudem bieten die in Eigenleistung errichteten Unterstände Schutz bei widriger Witterung. Abgekalbt wird auf der mit einem hohen Wildtierzaun gesicherten Koppel, Wolfsübergriffe gab es nicht, obwohl der graue Räuber schon mehrmals in der Region gesichtet wurde. Und außerdem gibt es ja noch die wachsame fünfjährige Hela, ihrer Herkunft nach eine Pyrenäen-Berghündin.
Eine weitere Veränderung steht an, wenn auch nicht sofort. Vater Gerd will den Betrieb in absehbarer Zeit an seinen Sohn weitergeben, der ihn dann im Nebenerwerb weiterführen wird. Eine schwerwiegende Entscheidung? Marcus Sommer schüttelt den Kopf. „Wir sind ein eingespieltes Team, haben uns in all den Jahren gut ergänzt.“ So kümmerte sich der Junior darum, die Agrarförderung zu beantragen, während der Senior für die steuerlichen Belange zuständig war. Alle betrieblichen Belange wurden gemeinsam geplant, unabhängig davon hatte Marcus Sommer schon frühzeitig in eigene Technik investiert. „Ich konnte mich so in Ruhe darauf vorbereiten, eines Tages die gesamte Verantwortung zu übernehmen.“ Und schließlich kann er ja auch weiterhin auf den väterlichen Rat zurückgreifen.
Aber wie steht der leidenschaftliche Züchter zu der immer weiter ausbordenden Bürokratie, die Landwirten das Leben schwer macht? „Für mich ist der Umgang mit meinen Tieren außerordentlich entspannend. Das gibt mir die Kraft, auch mit stressigen und weniger erfreulichen Dingen zurechtzukommen.“ Geduld ist bei ihm ohnehin vorhanden und ebenso die Bereitschaft, auf Veränderungen zu reagieren.
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Einem Projekt von Auszubildenden der Agco Hohenmölsen GmbH wurde kürzlich in der ehemaligen Kreisstadt ein großer Bahnhof bereitet. Der zum US-amerikanischen Konzern Agco gehörende Landtechnikhersteller Fendt hatte dazu die Medien an seinen einzigen ostdeutschen Produktionsstandort geladen. Vorgestellt wurde ein Beitrag des Unternehmens zur Initiative „Agrill“.
Diese war im Frühjahr 2024 vom Bauernverband Schleswig-Holstein, dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) sowie dem Verein Land.Schafft.Werte ins Leben gerufen worden. Agrill ist eine Wortschöpfung aus April und Grillen. Die berufsständische Aktion soll mehr Vertrauen in die heimische Landwirtschaft und regional produzierte Lebensmittel schaffen. Sie will Menschen dazu anregen, gemeinsam hochwertige heimische Produkte zuzubereiten – zum Beispiel beim Grillen –, diese zusammen zu genießen und sich dabei auch auszutauschen.
Die Agrill-Kampagne forderte bundesweit außerdem dazu auf, Anlagen für Grill-Events zu bauen. Im vorigen Jahr legte die Maschinenfabrik Krone im niedersächsischen Spelle mit einem Grill zum Anbau an den Schlepper vor.
Nun griff auch der Landmaschinenhersteller Fendt mit Sitz im bayerischen Marktoberdorf den Aufruf auf und stellte am 20. Mai in Hohenmölsen im Burgenlandkreis seine Interpretation der Idee vor – eine mobile Zapfanlage.
Gebaut wurde der fahrbare Tresen von einem Konstruktionsmechaniker und zwei Industriemechanikern von Fendt sowie einer Industriemechanikerin der Mibrag GmbH (vormals Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH). Die allesamt noch in der Ausbildung befindlichen jungen Menschen absolvieren die technische Grundausbildung für ihre Berufe zunächst im Ausbildungszentrum der Mibrag, die hierbei Kooperationspartner für Agco/Fendt ist. Bei der Umsetzung des Projekts konnten die Azubis ihre bereits erworbenen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Danny Hentschel (20) und Yannik Richter (19), der eine angehender Konstruktionsmechaniker, der andere künftiger Industriemechaniker, beide im dritten Lehrjahr bei Fendt, stellten ihre Idee von der Fendt-Zapfanlage vor, die sie im Team und mit Unterstützung von Projektbetreuer David Schmidt vom Mibrag-Ausbildungszentrum im nahen Profen umgesetzt haben.
Entstanden ist eine Zapfanlage mit einem einzigartigen Design. Das Äußere bildet eine Motorhaube des Fendt-Schleppers 728 Vario in den Farben Tec Grey und Nature Green, ausgestattet mit Originalteilen wie Tagfahrlicht, Arbeitsscheinwerfern, Rücklicht und Rundumleuchte.
Im Inneren findet sich das Herzstück der Zapfanlage, eine leistungsstarke Trockenkühlung mit einer Kühlleistung von 100 Litern pro Stunde. Auf einer Platte aus speziellem Sicherheitsglas ist die zugehörige Zapftechnik installiert mit vier Zapfhähnen für alkoholische/nichtalkoholische Getränke.
In diesem Sonderprojekt lernten die Auszubildenden selbstständig zu arbeiten. Sie konnten eigene kreative Ideen einbringen und darüber hinaus wertvolle Erfahrungen im Projektmanagement sammeln. „Wir brauchen in Deutschland Fachkräfte, die mit Engagement, aber auch mit technischem Sachverstand ihre Arbeit verantwortungsvoll erledigen. Aus diesem Grund hat die Fendt-Geschäftsführung auch das Sonderprojekt des Baus einer Zapfanlage durch Azubis unterstützt“, sagte Dr. Josef Mayer, Vice President und Geschäftsführer Fendt Forschung & Entwicklung, in Hohenmölsen. Er lobte die Eigeninitiative und die Kreativität der Lehrlinge. Ihre mobile Zapfanlage sei nicht nur optisch ansprechend, sondern funtioniere auch technisch einwandfrei.
Die Enthüllung und Vorstellung der Zapfanlage verfolgten neben Mayer und dem Werkleiter von Agco Hohenmölsen, Alexander Schenk, weitere Vertreter der beiden beteiligten ausbildenden Unternehmen sowie von Berufsverbänden und der Kommunalpolitik.
Sven Borchert, erster Vizepräsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, zeigte sich vor Ort begeistert von der Agrill-Idee. „Es ist ein ganz toller Gedanke, der da über Schleswig-Holstein hinausgetragen wird – sich am Grill, beim Essen austauschen, mit gesellschaftlichen Akteuren und Bevölkerung ins Gespräch kommen. Mein Respekt gilt den Auszubildenden, die diesen Gedanken mit ihrer Zapfanlage perfekt in Szene gesetzt haben“, so Borchert.
Die mobile Zapfanlage sieht demnächst einem wichtigen Einsatz entgegen. Auf dem Deutschen Bauerntag am 25. und 26. Juni in Berlin werden Landwirte und Politiker von den beiden Azubis mit frisch gezapften Kaltgetränken versorgt werden.
Nach Angaben von Werkleiter Alexander Schenk arbeiten am Standort Hohenmölsen derzeit 432 Mitarbeitende. Darunter sind 16 Azubis in sechs verschiedenen Berufen mit dem Schwerpunkt Industriemechaniker. Seit 2012 wurden vor Ort in Kooperation mit der Mibrag etwa 75 junge Menschen ausgebildet. Erst im März 2025 schlossen fünf Azubis ihre Lehre erfolgreich ab. Agco/Fendt hat in sein einziges ostdeutsches Werk seit dessen Start im Jahr 2009 rund 100 Mio. Euro investiert.
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Die gute Nachricht: agrafrisch Fürstenwalde hat endlich einen Spritzenfahrer. Seit die Fürstenwalder Praxispartner der Bauernzeitung sind, wird einer gesucht, nun also ist er da: jung, dynamisch und eigenverantwortlich arbeitend. Fast zu schön, um wahr zu sein in Zeiten des anhaltenden Fachräftemangels. Und so gibt es denn auch einen Haken: Im Oktober ist er wieder weg. Dabei gefalle es ihm sehr gut in Brandenburg, und vielleicht komme er ja wieder, sagt Tobias Gilg bei unserem Praxispartnerbesuch am 4. Juni.
Seit Mitte April hilft der bayerische Jungbauer aus Landsberg am Lech in Buchholz. Seine Ausbildung zum Landwirt hat er in Marktoberdorf im Landkreis Ostallgäu in Nachbarschaft des Fendt-Werkes absolviert. Im Oktober wird er in Kaufbeuren die Meisterschule beginnen, bis dahin also Brandenburg. Nach Buchholz eingeladen hat ihn Benedikt Krauss, der mit seiner Frau Anna de Boer vor einem Jahr die Milchviehhaltung von agrafrisch übernommen hat.
Aber auch wenn Tobias die Landwirtschaft in all ihren Facetten mag, etwas lieber als die Kühe ist ihm die Arbeit auf dem Acker – egal welche. Derzeit ist die betriebseigene Spritze, eine Mamut XL der tschechischen Firma Agrio mit 8.000 l Fassungsvermögen und 30 m Arbeitsbreite sein bevorzugtes Instrument. Gestern hat er Fungizide im Weizen gespritzt, heute ist die Beikräuterbekämpfung im Mais mithilfe der Wirkstoffe Mesotrione, Dicamba und Rimsulfuron dran.
Seit den frühen Morgenstunden ist Tobias bei agrafrisch Fürstenwalde mit der Spritze unterwegs. Jetzt wird es wärmer, der Wind nimmt zu: Wenn der Tank leer ist, wird er die Spritze auf den Hof fahren und sie reinigen. Zu sagen braucht ihm das niemand, er weiß Bescheid und genießt das Vertrauen des Pflanzenbauleiters. Das weiträumige Wirtschaften in Brandenburg macht Tobias Freude, er ist gut gelaunt bei der Arbeit. Als zweitjüngstes von sechs Kindern ist er von der Erbfolge her weit davon entfernt, den elterlichen Hof mit 400 Mastbullen, 200 ha Land und 40 ha Forst zu übernehmen. Also warum nicht Brandenburg? Ab 5.000 Hektar könnten sich die Frauen gerne bei ihm melden, scherzt Tobias. Oder scherzt er nicht? Dann steigt er wieder auf die Spritze.
Mit diesem Maisschlag hat Pflanzenbauleiter Roman Kurzer noch ein anderes Problem als Unkraut. Der Bestand ist ausgedünnt, die jungen Maispflanzen sind teils gelb, teils ganz verkümmert: Hier ist der Wurm drin, und zwar der Drahtwurm. Kurzer zieht einen der Kümmerlinge aus dem Boden und legt mit dem Taschenmesser den Stängel frei: Der Wurm ist weg, der Tunnel, den er sich gefressen hat, aber deutlich sichtbar.
Drahtwürmer sind die Larven des Saatschnellkäfers. Deren Weibchen legen jede Menge Eier, nach 4 bis 5 Wochen sind daraus Drahtwürmer geschlüpft, die bis zu fünf Jahre im Boden bleiben, diverse Stadien durchlaufen und ab dem zweiten Jahr Fraßschäden verursachen. Vor einigen Jahren noch hätte eine insektizide Beize die Maissaat vor Drahtwurmbefall schützen können, berichtet Roman Kurzer. Aber die ist aus dem pflanzenbaulichen Werkzeugkasten schon lange verschwunden.
Ein weiteres Problem im Mais sind die Kraniche: Auf 16 ha musste in diesem Jahr nachgesät werden. Verluste, die in Brandenburg nicht entschädigt werden. Ansonsten ist der Mais auf 400 ha gut aufgelaufen und auch mit dem wenigen Niederschlag bisher ganz gut zurechtgekommen. Die Herbizidbehandlung war die letzte Maßnahme vor dem Häckseln, die Schäden durch die Drahtwürmer müssen erst einmal toleriert werden.
Nicht nur im Mais ist der Wurm. Der neue Pflanzenbauleiter und die alte Belegschaft von agrafrisch Fürstenwalde müssen erst noch zueinander finden. Kurzer wünscht sich von seinen Mitarbeitern eine Arbeitsmentalität, wie sie für Tobias selbstverständlich ist: „Der fragt morgens, was er machen soll, und erledigt es dann“, sagt Kurzer, der nicht immer begründen will, wenn er eine Arbeit anders organisiert als sein Vorgänger.
An diesem Mittwochvormittag steht bei agrafrisch Fürstenwalde die Reinigung der Lagerhalle für die Braugerste auf dem Programm. Dafür ließ Kurzer in Fürstenwalde einen Kompressor ausleihen – nicht wie üblich für zwei Tage, sondern nur für einen. Er macht am Morgen selbst den Anfang, am Mittag ist die Halle sauber. Jetzt sollen noch die Tore repariert und das hohe Gras um die Halle gemäht werden.
Die Mitarbeiter fahren zurück auf den Betriebshof, die Azubis bleiben noch: Marc Hellmich, der im Sommer vergangenen Jahres die Landwirtsausbildung begonnen hat, und Max Kloppe, der ein Jahr weiter ist, räumen Schubkarre und Besen auf den Pickup des Chefs und schließen die Tore der Lagerhalle. Dann geht es mit dem Pflanzenbauleiter auf eine Extrarunde Pflanzenbonitur.
Der 20-ha-Schlag mit Weizen steht prächtig. Am Feldrand gibt es eine kleine Wissensrunde zum Entwicklungsstand der Pflanzen. Dann geht es weiter zu einem Schlag, der auf den ersten Blick nur Stoppeln zeigt: Der Futterroggen für die Ganzpflanzensilage ist vom Halm. Zwischen den Stoppeln sprießt die Zwischenfrucht: Sorghumhirse. Sie soll später an die Biogasanlage verfüttert werden.
Auf einem anderen abgeernteten Roggenschlag wächst eine betriebseigene Zwischenfruchtmischung, von der sich der Ölrettich schon sehen lässt. In fünf Wochen könne man hier mehr sehen, sagt Kurzer. Für Marc und Max ist für den Nachmittag Steinesammeln dran. Max ist selbstbewusster geworden, seit er seinen Traktorführerschein hat und bei der Bodenbearbeitung für die Maisaussaat selbstständig arbeiten durfte. Und wenn man selbst mit dem Traktor zum Steinesammeln rausfahren kann, ist es gar nicht mal so übel.
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Noch immer gebe es keinen Plan für die strategische Neuausrichtung des Landgestütes Redefin, stellt der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern e.V. (BdSt MV) in seiner aktuellen Pressemitteilung fest. Anders, als durch das Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern mehrfach angekündigt, liege weder eine Strategie vor, noch seien die freien Leitungspositionen des Landesgestütes besetzt. Vielmehr habe unterdessen eine Beratungsfirma die kommissarische Leitung übernommen, so die Interessenvertretung aller Steuerzahler. Im aktuellen Schwarzbuch wird das Landgestüt Redefin als Fall von Steuergeldverschwendung aufgeführt.
Allein in den vergangenen fünf Jahren sollen mindestens 16,5 Mio. Euro Steuergeld in den
Erhalt des staatlichen Gestütes geflossen sein. Das Landgestüt Redefin diene nicht der Sicherung der Daseinsvorsorge und gehöre nicht in staatliche Hände, so BdSt MV-Landesgeschäftsführer Sascha Mummendorf. „Wir fordern die Landesregierung mit Nachdruck auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und endlich die notwendigen Schritte zu einer Privatisierung einzuleiten.“
Dem widerspricht Tilo Gundlack, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion: „Eine Privatisierung lehnen wir kategorisch ab. Redefin muss weiterhin für die gesamte Bevölkerung offen stehen und nicht nur für wenige mit ausreichend Geld in der Tasche.“ Als Zentrum für Pferdezucht und Pferdesport sowie als touristischer und kultureller Anziehungspunkt müsse es erhalten und weiterentwickelt werden. Das habe man in der Koalitionsvereinbarung auch so verabredet. „Die Forderung des Bundes der Steuerzahler lehnen wir entschieden ab. Das würde ein großer Verlust für unser Land sein“, betont Gundlack.
„Wofür ein demokratisches Land Relikte längst vergangener Zeiten aus Steuermitteln finanzieren muss, erschließt sich uns nicht“, sagt Mummendorf. Pferde seien Luxusgut. Ein Land, das mehrere 100 Mio. Euro als Loch im Landeshaushalt habe, solle sich auf seine Kernaufgaben besinnen, so Mummendorf abschließend.
Der Pferdesport sei in Mecklenburg-Vorpommern ein Breitensport und kein Hobby für Eliten, kontert die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Sylvia Rahm-Präger. „Wir haben es in 30 Jahren geschafft, dieses Landgestüt als eine Perle im ländlichen Raum und als lebendiges Kulturdenkmal zu erhalten und weiterzuentwickeln. An der Wirtschaftlichkeit wird kontinuierlich gearbeitet.“
Das könne aber nicht bedeuten, dass der Betrieb in einem solchen denkmalgeschützten Ambiente kostenneutral funktioniert. Die sieben in Deutschland verbliebenen Landgestüte werden alle von ihren Ländern bezuschusst. Das Landgestüt Celle bekomme einen jährlichen Zuschuss in dreifacher Höhe, betont Rahm-Präger.
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Der Obsthof Müller ist in den vereinzelten Frostnächten mit leichten Minustemperaturen im April und Mai glimpflich davongekommen. „Der Behang ist gut“, sagte Betriebsinhaber Alexander Müller beim Begutachten der Aprikosenbäume. Per Hand erfolgte zwischenzeitlich sogar eine Ausdünnung der Steinfrüchte. „Wenn wir im vergangenen Jahr nur die Hälfte dessen an Früchten gehabt hätten, was wir jetzt verworfen haben, wäre das super gewesen“, erklärt der Obstbauer. 2024 war die Aprikosenernte im Betrieb wegen der extremen Spätfröste Ende April komplett ausgefallen. „Wenn jetzt nichts weiter passiert, könnte es in diesem Jahr einen sehr guten Ertrag geben“, bleibt der 48-Jährige dennoch eher verhalten optimistisch, was die Obsternte 2025 betrifft.
In den Reihen mit Süßkirschen zog beim Betriebsbesuch Obsthof-Mitarbeiter Mirko Krebs mit dem schmalen Fendt-Spezialschlepper seine Runden. Mittels der angehängten Pflanzenschutzspritze sprühte er flüssigen Blattdünger, der Stickstoff und Spurenelemente enthält, auf das Laub der Bäume. „Die Nährstoffe sind für die Versorgung der Früchte sehr wichtig“, erklärt Alexander Müller. Weil der Behang auch bei dieser Steinobstart ordentlich ist, gilt es, die Ausbildung der Früchte zu fördern, ebenso wie beim Kernobst. Denn auch die Apfelbäume tragen dieses Jahr reichlich. In Büscheln zu teils sieben, acht Stück recken sich die etwa haselnussgroßen Früchte derzeit noch aufrechtstehend an ihren Stielen in die Höhe.
Die chemische Maßnahme zur Blütenausdünnung, die Müller vor einigen Wochen vornahm, hat die Zahl der daraus erwachsenen kleinen Äpfel noch nicht ausreichend reduziert. Ziel sind 100 bis 120 Äpfel pro Baum zur Obsternte 2025 in ansprechender Größe und bester Qualität. Müller nahm daher eine weitere Behandlung der Bäume mit Brevis vor, einem für die Fruchtausdünnung bei Äpfeln und Birnen zugelassenen Mittel.
Der im Produkt enthaltene herbizide Wirkstoff Metamitron, der auch über das Blatt wirkt, hemmt die Photosyntheseleistung. Dies macht sich der Obsterzeuger bei der angestrebten gezielten Fruchtregulierung zunutze. Eingesetzt wird das systemisch wirkende Mittel in einer sehr geringen Dosierung mit lediglich 1–2 kg Aufwandmenge auf etwa 500–1.000 l Wasser. „Die so für einige Tage verminderte Photosythese der Laubblätter führt dazu, dass die Bäume kleinere, nicht ausreichend ernährte Früchte abwerfen“, erklärt Müller. Das Mittel aus der Gruppe der Triazinone wird allgemein von den gängigen Apfel- und Birnensorten gut vertragen. Zu beachten ist, dass die einzelnen Sorten unterschiedlich stark mit Ausdünnung reagieren und auch die Witterungsbedingungen genau passen müssen.
Die derzeit noch überreichlich an den Bäumen zu findenden Äpfel sind in ihrer Größenentwicklung sehr differenziert. Allesamt konkurrieren sie mit den ebenfalls wachsenden Trieben nun verstärkt um die verfügbaren Assimilate. „Die Früchte ziehen Nährstoffe“, sagt Müller. Letztere werden im Boden aufgrund der teils noch recht kühlen Nächte aber nur schwer mobilisiert. „Eine Zufuhr über das Blatt ist da am einfachsten und effektivsten“, weiß der Betriebsleiter. Und wichtig – trotz des derzeit noch zu hohen Behangs mit Äpfeln. Denn es gilt auch, das Laub der Bäume grün und produktiv zu erhalten und vor allem einen unkontrollierten Fruchtfall zu vermeiden, so Müller.
„Wir müssen bei alledem auch den Junifruchtfall berücksichtigen“, gibt der Fachmann zu bedenken. Jener, auch Junifall genannt, bezeichnet das Abfallen eines Teils der Früchte hauptsächlich beim Kernobst. Vor allem Apfel- und Birnbäume lassen im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juli von Natur aus einen Teil ihrer Früchte fallen – zuerst drei bis vier und dann noch einmal etwa sechs bis acht Wochen nach der Blüte, wobei beide Fruchtfallperioden auch ineinander übergehen können.
Beim Junifruchtfall handelt sich um einen natürlichen Vorgang, hervorgerufen durch eben jene Konkurrenz um beschränkt verfügbare Assimilate. Bei Kirschen wird der Fruchtfall übrigens als Röteln bezeichnet, weil sich die später abfallenden Früchte zunächst rötlich verfärben.
Beim Ausdünnen der Äpfel ist der Blick des Obstproduzenten immer schon auch ins nächste Jahr gerichtet. Bei zu hohem Behang in dieser Saison ist auch die Gefahr hoch, dass die Blütenknospeninduktion für die nächste Ernte zu schwach ausfällt. Auf übervolle Bäume würde 2026 ein schwacher Fruchtbehang folgen.
Auch Pflanzenschutzmaßnahmen zur Gesunderhaltung der Obstbäume muss Müller jetzt im Blick haben. Eine der wirtschaftlich wichtigsten Apfelbaumkrankheiten ist der Apfelschorf, der Blätter und Früchte, seltener auch junge Triebe befällt.
Der Erreger, ein Schlauchpilz, überwintert auf abgefallenen Blättern. Bei nassem Wetter im Frühjahr setzt er seine Sporen frei, es kommt bereits während der Blüte zur Erstinfektion durch die Wintersporen (Ascosporen). Diese werden vom Wind auf junge Blätter übertragen, wo sie bei Feuchtigkeit auskeimen und erste kleine Schorfflecken bilden. In diesen entwickeln sich Sporenträger und die Sommersporen (Konidien). Letztere werden durch Wind und Regen weiterverbreitet. „Damit die Infektionskette nicht zum Tragen kommt, ist es wichtig, einen fungiziden Belag auf den Blättern zu erhalten, um vor allem auch den Blattzuwachs zu schützen“, sagt Müller.
Daneben muss der Obsterzeuger aktuell den Mehltau im Blick haben sowie den Falterflug von Apfel- und Pflaumenwickler überwachen, um demnächst die erste Generation des Apfelwicklers zu behandeln.
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Die Rinderhalter konnten im vergangenen Jahr endlich einmal mit annehmbaren Preisen für Milch und Fleisch kalkulieren. Mit dieser positiven Nachricht begrüßte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Klaus-Dieter Augustin, in der vergangenen Woche die Mitglieder des Milchkontroll- und Rinderzuchtverbandes (MRV) bei der alljährlichen Generalversammlung in Güstrow.
Dennoch habe es weiter Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern gegeben, die aus wirtschaftlichen Gründen die Rinderhaltung beenden mussten. Die Erholung sei für viele zu spät gekommen.
Das Statistische Bundesamt für das Land Mecklenburg-Vorpommern weise für November 2024 611 Betriebe mit 144.122 Milchkühen aus. Im Jahr 2017 seien es noch 734 Betriebe mit 170.237 Milchkühen gewesen. „Ein Rückgang von über 26.000 Milchkühen und 123 Betrieben und ein enormer Existenzverlust für Mecklenburg-Vorpommern“, so Augustin.
Die Mitgliederstruktur des Verbandes setzt sich aus 695 Mitgliedsbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern und angrenzenden Gebieten (Uckermark, Prignitz, Amt Neuhaus) zusammen. Davon gehören 281 Betriebe der Abteilung Herdbuch Milchrind, 226 der Abteilung Herdbuch Fleischrind sowie 89 der Abteilung Milchkontrolle an.
In der Abteilung Milchkontrolle sind 132.245 MLP-Kühe in 293 Betrieben (im Vorjahr: 136.604 MLP-Kühe / 309 Betriebe) registriert, davon in der Abteilung Herdbuch Milchrind 111.456 Kühe in 225 Betrieben (Vorjahr: 114.679 Kühe / 237 Betriebe).
Laut Viehzählung vom November 2024 wurden im Zuchtgebiet 55.977 Mutterkühe in 1.982 Betrieben gehalten – ein Rückgang um 625 Tiere gegenüber dem Vorjahr. In den vergangenen zehn Jahren gingen in Mecklenburg-Vorpommern über 12.000 Mutterkühe verloren. Zum Stichtag 30. September 2024 zählte der MRV 326 Fleischrind-Mitgliedsbetriebe, davon 252 Herdbuch- und 74 Haltungsbetriebe. Das entspricht einem Rückgang von 25 Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr.
Erfreulich in der Rinderzucht in Mecklenburg-Vorpommern ist der Zuwachs um elf Herdbuchbetriebe. In diesen wurden 4.982 aktive Herdbuchkühe gehalten – ein Plus von 83 Kühen und erstmals wieder ein Anstieg nach Jahren rückläufiger Zahlen. Die Rassevielfalt bleibt unverändert hoch: Insgesamt werden 23 Fleischrindrassen betreut.
Den größten Anteil stellen die Uckermärker, gefolgt von Angus und Fleckvieh-Simmental. In der Abteilung Milchkontrolle wurden am Stichtag 30. September 2024 132.245 MLP-Kühe in 293 Betrieben registriert. Im Vorjahr waren es noch 136.604 MLP-Kühe in 309 Betrieben.
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Auch in Zukunft werde laut Augustin mit einem weiteren Abwärtstrend bei den Milchviehbeständen im Zuchtgebiet gerechnet. „Wir müssen versuchen, uns mit Partnern zusammenzutun, denn bei diesen Zahlen kann effektiv keine Milchkontrolle betrieben werden“, betonte der Vorsitzende. Trotz sinkender Kuhbestände konnte das Tochterunternehmen RinderAllianz seine Zahlen stabil halten. Das liege an der guten Genetik, die in der Besamungsstation in Woldegk steht, so Augustin.
Der Spermaverkauf der RinderAllianz lag bei 940.903 Portionen. Das war ein Anstieg von +5,2 % gegenüber dem Vorjahr. Im eigenen Zuchtgebiet wurden 523.571 Portionen vermarktet – ein Rückgang von -6,4 %, der durch die zurückgehenden Kuhbestände zu erklären sei, betonte Dr. Sabine Krüger, Geschäftsführerin der RinderAllianz, in ihrem Geschäftsbericht.
Gerade beim Verkauf an Dritte sei ein deutlicher Anstieg um 24,5 % auf 417.332 Portionen gelungen. „Wir exportieren das Sperma über unsere Tochterfirma Spermex, führen aber auch selbst Exporte durch. Besonders nach Polen und Bulgarien, wo wir sehr erfolgreich sind. Wenn dieser Geschäftszweig funktioniert, dann funktioniert auch das gesamte Unternehmen“, erläuterte Sabine Krüger.
So sei der bekannte Bulle „Gladius“ aus der Woldegker Besamungsstation im Jahr 2024 der Verkaufsschlager im deutschen Samenexport gewesen. Mit ihm habe die RinderAllianz die höchsten Umsätze erzielt.
Mit der Phönix Group GmbH, zu der die RinderAllianz und vier weitere deutsche Zuchtorganisationen gehören, wurde im April 2025 ein bedeutender Schritt unternommen, so Sabine Krüger. Der Bullenbesitz und der Besitz an Sperma wurden in der Gesellschaft zusammengeführt.
„Da wir bemüht sind, die Spermapreise stabil zu halten, und auch die Kosten der Zuchtprogramme nicht explodieren zu lassen, haben wir uns zu diesem Schritt entschieden.“ Mit dieser Bündelung könne man den Herausforderungen der Branche besser begegnen und den nordamerikanischen Mitbewerbern besser die Stirn bieten.
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Der Standort Woldegk werde künftig die Hauptbesamungsstation der Phönix Group GmbH. Die Gesellschaft wolle ihren Fokus auf ein effizientes Zuchtprogramm legen. Deshalb werde die Besamungs- und Bullenstation im brandenburgischen Schmergow aufgelöst. Alle Bullen sollen zukünftig zentral in Woldegk gehalten werden. Weitere Umstrukturierungen innerhalb der Gesellschaft seien geplant. „Wir sind davon überzeugt, dass wir so den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen können“, ist sich Sabine Krüger sicher.
Das Umsatzvolumen der RinderAllianz verringerte sich 2024 nur leicht um 0,6 % auf 128,3 Mio. Euro. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wurde ein Jahresergebnis von 527.000 Euro erwirtschaftet. Die Ausschüttungen betrugen mehr als 600.000 Euro. Der MRV konnte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 5.514.000 Euro mit einem Jahresüberschuss in Höhe von 179.000 Euro erzielen.
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