Totalausfall droht: Rögnitz-Hochwasser gefährdet Ernte und Existenzen

4.000 ha Ackerland unter Wasser: Der Zustand einiger Flächen im Südwesten von Mecklenburg-Vorpommern ist nach Hochwasser der Rögnitz katastrophal. Der Grund: Die Pflege des angrenzenden Flusses Rögnitz fehlt. Landwirte kämpfen für ihr Recht.

Von Stefanie Lanin, Nicole Gottschall

Einzelne Maisstangen, die seit Herbst nicht geerntet werden konnten, nicht beerntbare Grünlandflächen, im nassen Boden verfaulte Kartoffeln und Wintergerste, die nur vom Feldrand aus wie in Fransen geerntet wurde, weil der Mähdrescher selbst mit Kettenantrieb mal nach 70, mal schon nach 50 Metern einsank – das Bild, das sich derzeit auf den Äckern rund um die Rögnitz bietet, ist katastrophal.

Landwirte im Krisenmodus: „Wir reden hier über Totalausfall der Ernte“

Rund 4.000 ha stehen unter Wasser oder sind so stark durchfeuchtet, dass sie nicht bewirtschaftet werden können. „Wir reden hier über einen Totalausfall der Ernte“, beschreibt Tim Schmüser, Vorsitzender des Bauernverbandes Ludwigslust.

Gemeinsam mit betroffenen Landwirten fand daher Mitte Juli vor Ort ein Krisen-Gespräch statt. Mit Vertretern der Wasser- und Bodenverbände von mecklenburgischer und niedersächsischer Seite, des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt sowie der Fachdienstleiterin Umwelt aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim diskutierten sie die Problematik.

Mahd auf Grünlandflächen unmöglich

Zu lange wird die Rögnitz in Mecklenburg und Niedersachsen nicht mehr sorgfältig unterhalten und gepflegt. Dadurch habe sich Sediment in riesigen Größenordnungen angesammelt und die Breite von anfänglich sieben Meter auf etwa drei Meter zu einem Trichter verengt, beschreibt Schmüser.

Starkniederschläge brächten den Fluss zum Überlaufen. Bis weit ins Land werde das Wasser gedrückt, sodass zwei Kilometer entfernte Äcker unter Wasser stehen und selbst 30 km entfernte Flächen noch betroffen sind. „Es gibt Grünlandflächen, auf denen keine Mahd erfolgen kann, Stellen, an denen nicht mal der erste Schnitt eingefahren ist“, ergänzt Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Landesbauernverbandes.

Landwirte fordern grundlegenden Ausbau der Rögnitz

Was Abhilfe schaffen würde, sei klar: „Die Rögnitz muss wieder in Schuss gebracht werden – mit einem grundlegenden Ausbau, Sedimententnahme, Entkrautung und konsequenter Pflege“, so Leberecht. Grundsätzlich waren sich darin alle Teilnehmer des Krisengespräches einig.

Dem entgegen stehen allerdings die Pläne der drei beteiligten Biosphärenreservate, die der Einladung zum Gespräch nicht gefolgt waren. „Es ist ein Konflikt zwischen Natur- und Umweltschutz sowie Wasserwirtschaft. Und letztlich geht es um das Leben und Wirtschaften im ländlichen Raum“, bringt es der Vizepräsident auf den Punkt.

Existenzängste im ländlichen Raum: „Wir sind diejenigen, die hier leben“

Landwirt Henning Sühr, der selbst mit rund 350 ha betroffen ist, kritisiert den Umgang mit diesem Konflikt. „Ich bin sehr erschrocken darüber, wie mit den Leuten hier vor Ort umgegangen wird“, so Sühr. „Früher gab es Kompromisslösungen, heute geht der Naturschutz einfach ganz klar vor. Ich habe das Gefühl, dass hier einige wenige Menschen Entscheidungen durchdrücken, die ganz viele betreffen. Aber wir sind doch diejenigen, die hier leben.“

Rögnitz Hochwasser: Mais und Lupinen im Wasser, Pacht trotzdem fällig

Bei ihm steht Mais auf den betroffenen Flächen. „Aber auch der ist schon wieder im Wasser“, erläutert der Landwirt die Situation. Am schlimmsten seien durch das Hochwasser der Rögnitz seine Lupinen betroffen. Nicht nur die Ernte fällt aus, auch die Anforderungen für die Agrarförderung können nicht erfüllt werden. Die Pacht hingegen wird dennoch fällig. „Im Prinzip ist das kalte Enteignung“, sagt Sühr, der im nächsten Schritt die Verpächter informieren wird und sich auch den Klageweg offenhält.

Sofortmaßnahme beschlossen: Amphibienfahrzeug soll Rögnitz entkrauten

Bereits 2017 hatten Landwirte und Bauernverband vehement Lösungen eingefordert, 2018 erfolgte daraufhin die bisher letzte Sedimententnahme.

In einem weiteren Gespräch zur Zukunft der Rögnitz, das Mitte Juli im Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV gemeinsam mit Vertretern der Biosphäre, dem BUND und dem Neuhauser Deich- und Unterhaltungsverband stattfand, wurde nun eine Sofortmaßnahme besprochen. Mit einem Amphibienfahrzeug soll der Fluss komplett gekrautet werden, berichtet Schmüser. Doch ohne nachhaltige Senkung der Pegelstände durch Sedimententnahme und Erhöhung der Fließgeschwindigkeit werde der Effekt dieser Aktion schnell verpuffen, warnt er.

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Lohnt sich der Strohverkauf?

Die Preise für Getreide und Raps sind wieder auf dem Stand der Zeit vor dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, die Betriebsmittelpreise leider nicht. Beim Strohverkauf hilft deshalb eine Wirtschaftlichkeitsanalyse.

Dr. Mathias Schindler, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Eingriffe in natürliche Kreisläufe lösen Anpassungsprozesse aus, darauf ist – am besten vorausschauend – zu reagieren. Bei Abfuhr von Getreidekorn, Kartoffeln, Raps oder Rüben ist sofort klar: Werden über die bedarfsgerechte Düngung hinaus dem Bodenvorrat Nährstoffe entzogen, sind diese möglichst zeitnah (zur nächsten Kultur) zurückzuführen, um das natürliche Gleichgewicht möglichst wenig zu stören und das Ertragspotenzial nachhaltig zu sichern. Dies gilt auch für die Strohabfuhr.

Vor- und Nachteile der Strohabfuhr

Ferner ist zu überlegen, was die Entnahme von Stroh aus dem Kreislauf sonst noch bewirkt. Die Tabelle 1 zeigt einige Vor- und Nachteile der Strohabfuhr. Deren Beurteilung erfordert immer eine einzelbetriebliche Analyse.

In Ackerbauregionen wird der Nährstoffentzug durch Strohabfuhr zum Kostenfaktor, weil er mittels zugekaufter Düngemittel zu ersetzen ist. Bei mehr als zwei Vieheinheiten pro Hektar können nach Strohabfuhr mehr Wirtschaftsdünger ausgebracht und so deren Abgabekosten eingespart werden, wenn die Nährstoffentzüge ausbringmengenbegrenzend sind.

Tabelle 1 Strohverkauf
Tabelle 1: Strohverkauf © Dr. Mathias Schindler, Landwirtschaftskammer

Humusbilanz und Strukturstabilität

Die Strohabgabe spart das Häckseln durch den Mähdrescher ein, und die Stoppelbearbeitung kann flachgründiger erfolgen. Nachfolgendem Raps erleichtert das fehlende Stroh die N-Aufnahme, weil es keinen Stickstoff bindet.

Beim Anbau von Weizen nach Weizen verringert sich der Krankheitsdruck, und es wird weniger Fungizidaufwand (Mengenreduzierung oder sogar eine ganze Maßnahme) erforderlich.

Wird mit dem Stroh auch etwas Ausfallgetreide „abgefahren“, reduziert sich im nachgebauten Getreide der Fremdbesatz, in anderen Kulturen wird die Gräserbekämpfung etwas einfacher.

Strohabfuhr beeinflusst auch Humusbilanz

In Getreide-Raps-Körnermais-Fruchtfolgen entstehen keine Probleme, weil die Humusbilanz selbst bei mäßiger Strohabfuhr annähernd ausgeglichen bleibt. In Fruchtfolgen mit höheren Anteilen humuszehrender Kulturen (Kartoffeln, Silomais und Zuckerrüben) könnte die Strohabfuhr ohne kompensierende Maßnahmen wie die (inzwischen vor Sommerungen eh erzwungenen) Untersaaten oder Zwischenfrüchte zu deutlichem Humusabbau führen. Dies ist zwar nicht (mehr) „Cross Compliance-kritisch“, mindert aber langfristig die Bodenfruchtbarkeit.

Darüber hinaus ist Strohverkauf kritisch, wenn der Boden eine geringe Strukturstabilität aufweist und oft schnell verschlämmt. Hier zählt jeder positive Struktureffekt, und Stroheinarbeitung trägt eben auch dazu bei.

Soll das Stroh im Tausch gegen Mist (oder Gülle) abgegeben werden, ist noch ein kurzer Check sinnvoll, ob dadurch Unkrautsamen mitgeliefert werden, die man bisher noch nicht kannte und wer die Kosten der Mistausbringung trägt.

Strohverkäufer gehen arbeitswirtschaftlich und produktionstechnisch ins Risiko; die weitere Arbeit „steht“, bis das Stroh endlich weg ist. Schlimmer wird es bei Nichtabholung oder weil der (dann ehemals „gute“) Nachbar es sich anders überlegt hat oder es schon zweimal geregnet hat und das Stroh ungehäckselt eingearbeitet werden muss. Da sind die früher gefürchteten Strohmatten vorprogrammiert. Auf den Marktseiten der Bauernzeitung findet sich ein Marktpreis für Stroh, der für die eigene Bepreisung genutzt werden kann.

Strohverkauf: Individuelle Kostenanalyse erforderlich

Soll der Verkauf aber wirtschaftlich sein, ist immer eine individuelle Kostenanalyse erforderlich. Jeder muss für sich selbst ehrlich prüfen, ob die in der Tabelle 2 gelisteten Effekte in seiner betrieblichen Situation relevant sind und, falls „ja“, wie sie sich auswirken. Die Nährstoffentzüge können mit Nährstoffpreisen qualitativ vergleichbarer Mineraldünger oder Kosten von Wirtschaftsdüngern (lokal: Gärrest, Rinder- oder Schweinegülle, überregional: Hühnertrockenkot) bewertet werden. Dies erfolgt im oberen Teil der Tabelle 2.

Weil individuelle Nährstoffgehaltsanalysen des zu verkaufenden Strohs unüblich sind, werden durchschnittliche Nährstoffgehalte, die aus Ergebnissen über die Getreidearten hinweg gemittelt sind, angesetzt, auch wenn diese um bis zu +50 % variieren können.

© Dr. Mathias Schindler, Landwirtschaftskammer
Tabelle 2: Strohwert © Dr. Mathias Schindler, Landwirtschaftskammer

Ist der Strohpreis kostendeckend?

Der reine Nährstoffwert liegt in der pauschalen Kalkulation bei 28,19 €/t und damit immer noch deutlich über den vor 2022 üblichen Werten. Wenn 5 t Stroh pro Hektar abgefahren werden können und eine mineralische Ausgleichsdüngung erforderlich ist, ergeben sich inklusive der Maschinenkosten für einen Arbeitsgang Mineraldüngerausbringung für Strohverkauf „ungepresst ab Feld“ 141 €/ha. Dieser Wert ist netto, gilt also für Optierer.

Pauschalierer zahlen auf alles (hier: Dünger und Maschinenkosten) außer den 15,76 €/ha für die 0,17 AKh/ha Arbeitszeit 19 % Umsatzsteuer und müssten deshalb 166,93 €/ha nehmen (Variante 1.).

Wer nur schnell einen Wert braucht, hört hier auf; wer es genauer wissen will, rechnet weiter. Dann ist zu berücksichtigen, dass der Häcksler aus ist (-14,07 €/ha), die Stoppelbearbeitung einfacher wird (-15,58 €/ha), dafür aber die Humusbilanz ausgeglichen werden muss. Der Humuseffekt des Strohverkaufs wird zu 50 % durch zusätzlichen Zwischenfruchtanbau kompensiert, dessen Kosten 35,14 €/ha betragen, sodass sich im Normalfall 146,42 €/ha ergeben. Wenn Sie dabei auch ein bisschen verdienen wollen (20 % Unternehmerrisikozuschlag), wären 175,70 €/ha ein angemessener Mindestpreis (Variante 2.). Das ist netto, brutto liegt der Mindestpreis bei 210 €/ha (inkl. 19 % Ust), gerundet.

Besondere Situationen – anderer Preis!

Wird Weizenstroh verkauft und Weizen nachgebaut, also die derzeit noch (der Fruchtwechseldruck der EU steigt deutlich) mögliche Fruchtfolge der sehr guten Standorte praktiziert, kann die Strohabfuhr den Pilzdruck im folgenden Weizen reduzieren und beim Fungizideinsatz gespart werden, was mit 20 % des Fungizidaufwands geschätzt wird und einen Vorteil von 18,91 €/ha ergibt. Wird noch eine kleine Ertragsverbesserung (+1 dt/ha) erwartet, errechnen sich 105,51 €/ha ohne und 126,61 €/ha mit 20 % Risikoaufschlag (Variante 3.). Brutto sind es 124,78 bzw. 149,89 €/ha.

Interessant wird Strohabfuhr vor Kulturen mit deutlichem N-Bedarf im Herbst, wenn eine N-Düngung nicht möglich ist und verbleibendes Stroh eine starke Nutzungskonkurrenz um die im Herbst verfügbaren Stickstoffmengen im Boden entfaltet.

Die Strohabfuhr reduziert die „N-Sperre“, was der Herbstentwicklung insbesondere beim Raps in der Regel deutlich zugutekommt. Bei einem Mehrertrag von 1 dt/ha und einem Preis von 47 €/dt bei Raps sind die Kosten bereits bei 99,42 €/ha gedeckt, mit 20 % Aufschlag bei 119,30 €/ha (Var. 4.). Brutto ergeben sich Beträge von 117,53 bzw. 141,19 €/ha.

Service beim Strohverkauf? Gerne, kostet aber extra

Möchte der Kaufinteressent fertige Ballen am Feldrand abholen, sollte Ihnen das recht sein. Sie haben so den Presstermin und damit das Räumen des Schlages selbst in der Hand. Zum anderen kann die tatsächliche Strohmenge so viel besser geschätzt oder sogar gewogen werden.

Wird das Stroh in Rundballen gepresst ab Feldrand verkauft, so sollten für das Pressen zusätzlich 15,29 €/t Stroh (etwa vier Ballen) bzw. 76,43 €/ha abgerechnet werden.

Der (Einzelballen)-Transport zum Feldrand schlägt noch einmal mit 7,07 €/t bzw. 35,37 €/ha zu Buche. Wer geschickter ist und pro Tour zwei (oder gar drei) Ballen mitnehmen kann, kommt schneller und kostengünstiger hin. Insgesamt kostet das Stroh in Rundballen ab Feldrand dann im Standardfall 258,22 €/ha ohne und 322,77 €/ha (Var. 5.) mit jetzt 25 % Risikozuschlag. Die Bruttobeträge liegen entsprechend bei 306,51 bzw. 383,33 €/ha.

Die Düngerpreise haben einen starken Einfluss auf den Strohwert. Durch einen weiteren Anstieg des Stickstoffpreises um 0,25 €/kg N würden sich die Ergebnisse um 6,25 €/ha erhöhen. Höhere Phosphorpreise von 0,25 €/kg P2O5 würden die Werte um 3,85 €/ha erhöhen. Risikozuschläge und ggf. die Umsatzsteuer sind dabei nicht berücksichtigt. Wegen der hohen Kaliumgehalte steigen die Beträge bereits bei Preisänderungen um 0,10 €/kg K2O um 8,50 €/ha, weil sich die Änderungen beim eigenen Nährstoffwert und den Verbringungskosten etwa zur Hälfte aufheben.

Was, wenn Mist zurückkommt?

Bietet der Käufer die Rückgabe von Misten an, hängt deren gegenzurechnender Wert natürlich auch von den Nährstoffgehalten und -preisen ab. Tabelle 3 zeigt zur Verdeutlichung den Wert verschiedener Miste bei früheren (vor Juni 2021) und aktuellen (Juli 2024) Nährstoffpreisen. Je nachdem, wer die Ausbringkosten der Miste trägt, sind dafür in Abhängigkeit von Ausbringmenge und Transportentfernung aktuell zwischen 7 und 12 €/t in Abzug zu bringen.

Tabelle 3: Was ist der Mist wert?
Tabelle 3: Was ist der Mist wert? © Dr. Mathias Schindler, Landwirtschaftskammer

Wer die Preisnotierungen in der Bauernzeitung verfolgt, stellt fest, dass die genannten Beträge oft, aber nicht immer, etwa den errechneten Kostensätzen entsprechen. Dies bedeutet, dass in den meisten Regionen (von lokalen Ausnahmen z. B. in geflügelintensiven Gebieten abgesehen) die Nachfrager am Markt bisher die besseren Karten hatten und sie zudem die Kostensituation der Verkäufer gut einschätzen können.

Manche Käufer gingen bisher sogar so weit, dass sie das Stroh nicht vor der Haustür, sondern einige 100 km entfernt kaufen und sich das für sie trotz Berücksichtigung der nicht unerheblichen Transportkosten für ein sehr voluminöses Produkt mit geringem Volumenwert (eigentlich kaum transportwürdiges Gut) immer noch rechnet. In der aktuellen Situation wird das vermutlich sogar noch zunehmend zu beobachten sein.

Strohverkauf: Ein Fazit

Beim Strohverkauf können die Preise je nach Verkaufsbedingungen zwischen 100 €/ha („lose ab Feld“, netto, ohne Risikozuschlag) und 380 €/ha („gepresst ab Feldrand“, brutto, mit 25 % Risikozuschlag) betragen. Im Normalfall erscheinen aktuell 140 bis 210 €/ha angemessen.

Besonders kostensteigernd wirkt der Düngerpreisanstieg. Eine Verdoppelung führt zu Mehrkosten von ca. 130 €/ha. Obwohl die Stickstoffpreise gegenüber dem übertriebenen Ausbruch (mehr als Verdreifachung aufgrund der in Produktion und Handel zurückgehaltenen Mengen) trotz anhaltend hoher Gaspreise wieder deutlich gefallen sind, wird Stroh noch teurer, da die Phosphat- und Kali-Preise weiter deutlich steigen und inzwischen einen höheren Preiseinfluss haben.

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Marblelution: Wagyu-Züchter stellen Insolvenz-Antrag  

Das Zuchtunternehmen für Wagyu-Rinder und Vermarkter von Wagyu-Fleisch aus Thüringen, die Marblelution GmbH, befindet sich in einem vorläufigen Insolvenz-Verfahren. Geht der Geschäftsbetrieb im größtem Wagyu-Betrieb in Europa weiter? 

Von Frank Hartmann

Das Thüringer Zuchtunternehmen für Wagyu-Rinder und Vermarkter von Wagyu-Fleisch, die Marblelution GmbH (Marblelution Genetics GmbH; Marblelution Beef GmbH), hat beim Amtsgericht Erfurt einen Insolvenz-Antrag gestellt. Das Gericht bestellte die Rechtsanwälte Marcello Di Stefano und Dr. Martin Linsenbarth (DiLigens, Erfurt) zu vorläufigen Insolvenz-Verwaltern für die beiden Gesellschaften.

Wie die Kanzlei mitteilte, gilt das in Haina im Landkreis Gotha ansässige Unternehmen mit seinen rund 1.000 eigenen Wagyu-Zuchttieren und weiteren rund 5.000 Tieren im Verbund mit Zuchtpartnern, zum größten europäischen Wagyu-Züchter.

Löhne und Gehälter gesichert

Die Geschäftsbetriebe beider Unternehmen würden zunächst fortgeführt. Löhne und Gehälter der 46 Beschäftigten seien durch das Insolvenz-Geld gesichert. Die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter machten sich derzeit ein präzises Bild über die Verhältnisse und erkunden die Möglichkeiten zur Sanierung des Unternehmens.

Insolvenz der Marblelution GmbH: Das ist der Grund

Rund 100 Landwirte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Norditalien züchten bzw. mästen Wagyu-Rinder als Partner von Marblelution. Grund für die finanzielle Schieflage sei eine zuletzt sehr schwierige Markt-Situation gewesen; Gespräche mit Investoren fruchteten nicht, heißt es in einem Schreiben an die Partner.

Über ein Portal für Crowdfunding-Investments sammelte das Unternehmen noch Anfang dieses Jahres knapp 360.000 Euro ein. Dort erklärte Marblelution, für die enorme Nachfrage in Europa nicht genügend Wagyu-Fleisch anbieten zu können.

Ehrgeizige Ziele

Im Vorjahr sollte Fleisch von bis zu 400 Schlacht-Tieren europaweit vermarktet werden. Bis 2030, so das ehrgeizige Ziel des 2015 von Rinderzüchtern gegründeten Unternehmens, wollte man über Länder-Grenzen hinweg mehrere Hundert Landwirte als Partner hinzugewinnen. Aus einem Bestand mit 40.000 Tieren peile man rund 10.000 schlachtreife Wagyu-Rinder pro Jahr an, hieß es noch beim Thüringer Fleischrindertag, der 2023 zu Gast bei der Marblelution war.

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Ein Fleischstück vom Wagyurind. Zum 27. Thüringer Fleischrindertag stellte das junge Unternehmen Marblelution GmbH sein Konzept vor. (c) IMAGO / agefotostock

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„Honig-Streit“-Urteil: Meißner Imker wehrt Klage von TV-Satiriker ab  

Mit Erleichterung hat Rico Heinzig, Inhaber der Bioimkerei MyHoney in Diera-Zehren bei Meißen (Sachsen), das Urteil des Oberlandesgerichtes (OLG) Dresden im „Honig-Streit“ mit dem TV-Satiriker Jan Böhmermann aufgenommen.

Von Karsten Bär

Er sei erschöpft, aber auch froh, dass das Urteil im „Honig-Streit“ so klar ausgefallen sei, sagte Rico Heinzig heute (19. Juli) der Bauernzeitung. Einem möglichen weiteren Rechtstreit sehe der Inhaber der Bioimkerei MyHoney jetzt mit mehr Gelassenheit entgegen. 

Satiriker sah seine Persönlichkeitsrechte verletzt

Böhmermann hatte den Imker verklagt, weil dieser in einer satirischen Aktion den Namen des TV-Satirikers für das Etikett eines sogenannten „Beewashing“-Honigs und sein Konterfei für einen Aufsteller in einem Supermarkt genutzt hatte.  Dies war eine Reaktion auf eine Sendung Böhmermanns im November vorigen Jahres. Darin waren Imker für die Praxis kritisiert worden, Bienenpatenschaften an Unternehmen zu vermitteln. Sie würden gegen Geld den Unternehmen dabei helfen, Nachhaltigkeit vorzutäuschen.

Während der Satiriker sein Persönlichkeitsrecht verletzt und seinen Werbewert unberechtigt für Geschäftsinteressen missbraucht sah, bewerteten das Landgericht Dresden wie auch das Oberlandesgericht Dresden den Fall anders. In dem Eilverfahren urteilten sie, dass Heinzig in satirischer Weise von seinem Recht auf Meinungsäußerung Gebrauch gemacht habe.   

Satirische Gegeninformation statt Honig-Werbung

Dass „der unbescholtene Beruf des Imkers so durch den Kakao gezogen wird“ habe seinen Gerechtigkeitssinn verletzt, sagte Rico Heinzig, dessen Porträt in Böhmermanns Sendung ebenfalls gezeigt worden war, der Bauernzeitung. Mit einer Aktion in einem Dresdner Supermarkt habe er darauf reagieren wollen. Und dies mit der Absicht einer satirischen Gegeninformation – und nicht, um Werbung für einige wenige Gläser Honig zu machen. „Eine Harmlosigkeit“ sei dies im Vergleich zu Böhmermanns Aktionen, so der Imker. „Ich war völlig verduzt, dass er deswegen rechtlich gegen mich vorgegangen ist.“ 

"Beewashing"-Honig der Bio-Imkerei MyHoney
Jan Böhmermann sah mit dem „Beewashing“-Honig seine Persönlichkeitsrechte verletzt und seinen Werbewert unerlaubt für Geschäftsinteressen missbraucht.© MyHoney

Viel öffentlicher Rückhalt für Imker im „Honig-Streit“

Er selbst sei „kein Streithansel“ und habe den Satiriker auf seine Imkerei eingeladen. Ob Böhmermann die Einladung annehme, sei offen. „Wenn ich sein PR-Berater wäre, würde ich es ihm empfehlen“, so Heinzig, der in den vergangenen Monaten viel öffentlichen Rückhalt erhalten hat. Auch finanzielle Unterstützung zählt dazu. 73.000 Euro spendeten Unterstützer über das Portal „Go fund me“ zur Finanzierung des Rechtsstreits.

Da die Gegenseite angekündigt habe, auch nach dem verlorenen Eilverfahren ein Hauptsacheverfahren anzustrengen, könne er dieses Geld zunächst nicht wie versprochen für gemeinnützige Zwecke spenden, sondern müsse es vorerst für den Fall einer weiteren Klage Böhmermanns zurückhalten. Fest stehe indes, dass Böhmermann ihm jetzt die im Eilverfahren entstandenen Anwaltskosten erstatten muss.    

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Satire oder Persönlichkeitsrechtsverletzung? Das OLG Dresden hat im Honig-Streit zwischen Jan Böhmermann und MyHoney entschieden.
Satire oder Persönlichkeitsrechtsverletzung? Das OLG Dresden hat im Honig-Streit zwischen Jan Böhmermann und MyHoney entschieden.(Symbolbild) © Adobe Stock/HappyTime 17

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Landfrau des Jahres Kathrin Ahlers: „Es lohnt sich, hartnäckig zu sein“

Auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel wurde Kathrin Ahlers vom Fläminger LandFrauenverein für ihr Engagement im ländlichen Raum als Landfrau des Jahres geehrt. Ein Besuch auf dem Pferdehof der Familie in Sachsen-Anhalt.

Von Bärbel Arlt

Ganz am Ende von Schmilkendorf nahe der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt befindet sich der Pferdehof von Kathrin Ahlers und ihrer Familie.

Klingeln braucht man nicht, die beiden Herdenhunde Susi und Hannibal kündigen jeden Besucher mit lautem Bellen an. „Die beiden haben wir zum Schutz unserer Pferde angeschafft“, sagt Kathrin Ahlers und streichelt den kuschligen Riesen übers Fell. Denn auch hier in den an die Koppeln angrenzenden Wäldern und einem ehemaligen Militärgelände seien die Wölfe sehr nahe und ein Angriff durchaus möglich. Zusätzlich schützen Elektrozäune die 30 Pensions- und neun eigenen Pferde.

Doch nicht der Wolf ist Grund für unseren Besuch. Denn Kathrin Ahlers ist eine von deutschlandweit drei Landfrauen, die auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel als Landfrau des Jahres 2024 ausgezeichnet wurde.

Landfrauen ausgezeichnet: Vorbild für ehrenamtliches Engagement

Diese Ehrung mache sie sehr stolz, sagt die studierte Landwirtin noch immer sichtlich gerührt und überwältigt. Immerhin gibt es deutschlandweit rund 450.000 Landfrauen, die sich ebenfalls ehrenamtlich für den ländlichen Raum engagieren.

Landfrauenpräsidentin Petra Bentkämper hat die besondere Ehre so begründet: „Diese Auszeichnung ist vor allem dafür da, das sichtbar zu machen, was sonst verborgen bliebe: ehrenamtliches Engagement vor Ort und das in einem außergewöhnlichen Maße.“ Die drei Frauen zeigten vorbildhaft, wie vielfältig, erfolgreich und gesellschaftlich relevant Landfrauenarbeit sei. „Damit sind sie eine Inspiration für alle engagierten LandFrauen.“

Auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel wurde Kathrin Ahlers vom Fläminger LandFrauenverein für ihr Engagement im ländlichen Raum als Landfrau des Jahres geehrt.
Auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel wurde Kathrin Ahlers vom Fläminger LandFrauenverein für ihr Engagement im ländlichen Raum als Landfrau des Jahres geehrt. © Bärbel Arlt

Bäuerin, Lehrerin, Landfrau und in vielen Vereinen aktiv

Kathrin Ahlers wurde inspiriert für die Landfrauenarbeit, so erzählt sie bei Kaffee und selbst gebackener, überaus köstlicher Rotkäppchentorte, von ihrer Schwiegermutter, zu Hause im niedersächsischen Landkreis Oldenburg. Sie war Bäuerin, Lehrerin, Landfrau und in zig Vereinen aktiv. „Dieses Gemeinschaftsgefühl, dieser Zusammenhalt, diese gegenseitige Unterstützung, die ich dort erlebt habe, haben mich fasziniert und infiziert.“

Doch im heimatlichen Schmilkendorf, wo sie aufgewachsen und wohin sie nach dem Agrarwissenschafts-Studium in Berlin zurückkehrte, war an ein Landfrauen-Netzwerk zunächst nicht zu denken. Für Kathrin Ahlers kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Sie war Einzelmitglied im LandFrauenverband von Sachsen-Anhalt, ist seit 2006 im Vorstand, seit 2023 zweite stellvertretende Vorsitzende. Und 2022 erfüllte sich dann auch ihr Traum vom örtlichen LandFrauenverein, deren Vorsitzende sie ist.

Von der Idee zum Verein: Wie Frauen Großes erreichen

Das Feuer dafür entzündet hatten wohl zum einen der Aktionstag „Hereinspaziert in lebendige Dörfer“ 2019, verbunden mit einem Dorffest in Schmilkendorf, den viele ortsansässige Frauen mit organisierten und gestalteten, und zum zweiten vor allem auch die Coronazeit mit der großen Sehnsucht nach Gemeinsamkeit.

Inzwischen zählt der Fläminger LandFrauenverein 21 Frauen im Alter von 21 bis 75 Jahren – und hat sich im Landkreis mit vielen Ideen, Angeboten und Aktivitäten Gehör verschafft. Kathrin Ahlers schwärmt zum Beispiel von Projekten wie dem Ernährungsführerschein in Grundschulen, vom Speeddating mit regionalen Parteien vor der Europawahl. Sie scheut sich auch nicht, in zuständigen Landesministerien und vorm Landtag um Förderungen zu kämpfen und Forderungen durchzusetzen. „Ja, es lohnt sich, zu hartnäckig zu sein. Wir Frauen müssen uns trauen, wir müssen lauter und selbstbewusster werden. Dann können wir viel erreichen, werden wahr- und ernstgenommen.“

Traditionen bewahren und Zukunft gestalten

Und als Mitarbeiterin im Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten und Landwirtin, die seit 2000 gemeinsam mit der Familie im Nebenerwerb einen Betrieb für Pferdezucht und -haltung betreibt, weiß sie natürlich ganz genau, was die Landwirte und die Landwirtschaft umtreibt. Sie versteht Sorgen und Nöte, kennt die Probleme. Doch es ärgert sie maßlos, wenn sich aufgrund von Bürokratie Ideen nicht umsetzen lassen und regionale Projekte auf die lange Bank geschoben werden. „Da müssen wir Landfrauen energisch gegensteuern und dranbleiben.“

Bei all den harten Themen ist Landfrauenarbeit natürlich auch mit viel Spaß und Leidenschaft verbunden. Und selbstverständlich wird die Pflege von Traditionen und Bräuchen großgeschrieben. Dabei werden die Fläminger LandFrauen durchaus auch gern mal Klischees gerecht. „Ja, wir backen gern Kuchen, reißen gern die Daunen von den Gänsekielen und binden gern Erntekronen und -kränze.“ Für den diesjährigen Erntekranz hängen bereits die ersten Gerste- und Triticalebündel zum Trocknen im ehemaligen LPG-Kuhstall, der heute Pferdepension ist und in dem auch viele Schwalben zu Hause sind.

Kathrin Ahlers: „Ohne Familie geht nichts“

Der Pferdehof mit 30 ha Grünland, der Job im Amt, Mutter, Oma und Landfrau – das alles muss unter einen Hut gebracht werden. „Du musst dafür blühen und mit dem Herzen dabei sein. Und ganz wichtig: Die Familie muss unbedingt mitziehen und dahinterstehen. Ohne ihr Verständnis, ihre Unterstützung wäre das alles nicht mach- und schaffbar“, so Kathrin Ahlers, die noch viel zu erzählen hätte über das, was den Landfrauen noch so auf den Nägeln brennt – wie fehlende Radwege für Schüler, die Einbeziehung der Dörfer in die Wittenberger Landesgartenschau 2027. Doch die Enkeltochter muss zur Physiotherapie. Und die ist wie vieles auf dem Land nun mal nicht gleich um die Ecke.

Dennoch eine letzte Frage: Wofür werden die 1.000 Euro Preisgeld, die es für Ehrung zur Landfrau des Jahres gab, verwendet? Kathrin Ahlers denkt an eine Futterkrippe vor dem Dorf­­backofen, wo man gemütlich zusammensitzen und neue Ideen schmieden kann. „Das aber entscheiden wir Fläminger Landfrauen alle gemeinsam.“

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Landfrauen aus Brandenburg im Schlepper
Engagierte Landfrauen: Elfi Fischer (r.) und Manuela Scheil © Sabine Rübensaat
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Tod bei Gurken-Ernte im Spreewald: Erntehelfer stirbt auf dem Feld

Update 17.07.: Bei der Gurken-Ernte im Spreewald ist am Sonntag (14. Juli) ein Erntehelfer in Kasel-Golzig (Brandenburg) gestorben. Das sagt die Polizei zur Ursache für seinen Tod.

Von den Redakteuren der Bauernzeitung

Am Sonntagnachmittag (14. Juli) fanden Feldarbeiter gegen 14.30 Uhr auf einem Acker in Kasel-Golzig (Landkreis Dahme-Spreewald) eine leblose Person und alarmierten umgehend Rettungskräfte und Polizei. Trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen über 45 Minuten starb der Mann noch am Fundort.

Tod im Spreewald: Fremdverschulden ausgeschlossen

Wie die Brandenburger Polizeidirektion Süd auf Nachfrage der Bauernzeitung mitteilte, handelte es sich bei dem Verstorbenen um einen 45-jährigen Erntehelfer aus Bulgarien, der bei der Gurken-Ernte eingesetzt war.

Wahrscheinliche Todesursache

Nach derzeitigem Kenntnisstand schließt die Polizei ein Fremdverschulden aus. Vielmehr gehen die Ermittler von einer „natürlichen Todesursache“ aus. „Es gibt keine Anhaltspunkte für eine Straftat“, so Ines Filohn, Pressesprecherin der Polizeidirektion Süd, gegenüber der Bauernzeitung. Der Erntehelfer soll stark alkoholisiert gewesen sein. Zudem hatte er eine Verletzung am Bein.

3.000 Erntehelfer im Einsatz

Seit Mitte Juni läuft die Ernte der „Spreewälder Gurken“. Insgesamt acht Betriebe bauen die Gurken im Spreewald auf ca. 500 ha an. Über mehrere Wochen ernten diese ca. 3.000 Erntehelfer auf den „Gurkenfliegern“. Nach Angaben des Spreewaldvereins rechnen die Betriebe 2024 mit einer Erntemenge von ca. 32.000 Tonnen.

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Krankenwagen auf Landstraße, Traktor-Unfall in Rüdersdorf
Am Dienstagabend kam es in Rüdersdorf zu einem tragischen Unfall mit einem Traktor, der einem Mann das Leben kostete. (Symbolbild) © Sabine Rübensaat

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Stoffstrombilanz: Özdemir bekommt seine Quittung

Im Bundesrat scheiterte die Novelle des Düngesetzes an der Stoffstrombilanz, an der der Bundeslandwirtschaftsminister unbeirrt festhält. Statt den Ländern nun Vorwürfe zu machen, sollte Cem Özdemir endlich beim Düngemonitoring liefern, kommentiert Frank Hartmann.

Die jüngsten Bundesratsentscheidungen zum Dünge- und zum Tierschutzgesetz haben eines sehr deutlich gezeigt: Der massive Protest der Landwirte verfehlte seine Wirkung nicht. Denn am 5. Juli verweigerte eine deutliche Mehrheit der Länder dem von der Bundesregierung vorgelegten Düngegesetz die Zustimmung. Kernpunkt der Kritik ist die Stoffstrombilanz-Verordnung, für die das Düngegesetz die rechtliche Grundlage darstellt.

Zu Erinnerung: Ende September des vorigen Jahres, als der Frust bei den Landwirten schon groß, die Proteste aber noch nicht auf der Straße waren, erhielt ein maßgeblich von Thüringen vorangetriebener Versuch, die Stoffstrombilanzierung ganz zu streichen, im Bundesrat nicht den notwendigen Zuspruch.

„Bürokratiemonster“ und „nutzlos“: Kritik von Woidke und Rhein an Stoffstrombilanz

Es hat sich seither gerade in den Ländern etwas getan, was man dem Bund nicht attestieren kann, wie das „Agrarpäckchen“ oder eben das Düngegesetz zeigen. Weder die Wissenschaft brauche die Stoffstrombilanz, noch die Verwaltung – und der Umwelt helfe sie auch nicht, so Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im Bundesratsplenum.

Seinem hessischen Kollegen Boris Rhein (CDU) zufolge habe die Bundesebene offensichtlich noch immer nicht verstanden, wie es um die Landwirtschaft bestellt ist. Statt angekündigtem Bürokratieabbau käme mit der „umetikettierten Nährstoffbilanz“ – wie die verschärfte Stoffstrombilanz heißen soll – das „nächste Bürokratiemonster“.

Özdemir pocht auf Verursacherprinzip, liefert aber nicht

Warum der Bundesagrarminister an der Stoffstrombilanz, die sich auch auf der 194-Punkte-Liste der Länder zum Bürokratieabbau in der Landwirtschaft befindet, festhält, bleibt sein Geheimnis. Weder half ihm, mit dem Bundesumweltministerium einen Tag vor der Abstimmung im Bundesrat den Nitratbericht 2024 zu veröffentlichen, noch das Angebot an die Länder, bei Zustimmung zum Düngegesetz die Stoffstrombilanzierung auszusetzen und neu zu verhandeln.

Dreist mutet dann die Reaktion Cem Özdemirs (Grüne) auf das Scheitern seines Gesetzes an. Er warf den Ländern vor, den Weg zu mehr Verursachergerechtigkeit weiter zu verbauen: „Das kann man machen, aber dann sollte man auch ehrlich sein und der Landwirtschaft sagen, dass man kein Verursacherprinzip will.“

Monitoring statt Stoffstrombilanz: Schlüssel zur Verursachergerechtigkeit

In der Tat bildet das Düngegesetz auch die rechtliche Grundlage für das einzelbetriebliche und flächenscharfe Monitoring der Düngeverordnung. Diese Daten haben die Betriebe. Jetzt geht es um die Übermittlung an die Agrarverwaltung und ihre Verarbeitung. Obwohl im Grundsatz mit den Ländern geklärt ist, wie diese Daten erhoben werden könnten, versäumte es Özdemir aus unerfindlichen Gründen bis heute, den Entwurf einer Monitoring-Verordnung vorzulegen.

Darauf warten vor allem die Landwirte. So könnte geklärt werden, ob und welchen Anteil sie an N- und P- Überschüssen haben, was im besten Fall weniger restriktive Auflagen bedeutet. Genau diese Daten machen eine Stoffstrombilanz völlig überflüssig, die ja lediglich eine rechnerische Betriebsbilanz ohne Flächenbezug produziert.

Legt Özdemir zügig einen Vorschlag zum Monitoring vor und dampft die Stoffstrombilanz ein, dürfte er der Zustimmung der Länder zum Düngegesetz gewiss sein. Bleibt die Stoffstrom­bilanz, müssten die Länder, sofern sie es denn ernst meinen, im Bundesrat einen neuen Anlauf für deren Abschaffung nehmen.

Kommentar aus der Ausgabe 28/2024

Ausgabe 28/24
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Der Bundesrat hat seine Zustimmung zum Düngegesetz verweigert. (c) Sabine Rübensaat
Der Bundesrat hat seine Zustimmung zum Düngegesetz verweigert. (c) Sabine Rübensaat

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Qualitätsweizen gefragt: SU MAGNETRON kombiniert Frühreife und Qualität

Die Produktion von Qualitätsweizen hat sich in den letzten Jahren durch schwierige Witterung und Einschränkungen in den Roten Gebieten vielerorts erschwert. Qualitätsweizen wird durch die schlechte Ernte 2023 weiterhin gesucht und mit hohen Preisaufschlägen bezahlt.

Ein Advertorial im Auftrag von SAATEN-UNION

Der Großteil der Frühsommer im letzten Jahrzehnt war in Deutschland trocken und warm. Dadurch haben sich im Winterweizen viele frühe Sorten etabliert. Diese meist ertragsbetonten Sorten erreichen jedoch häufig die gewünschten Vermarktungskriterien nur mit Abzügen.

Frühsommertrockenheit beeinflusst die Sortenwahl

Mit SU MAGNETRON ist es gelungen, eine frühe Qualitätsweizen-Sorte zu züchten, welche trotz der schnellen Entwicklung durch sehr gute Qualitäten überzeugt und gleichzeitig ein hohes Ertragspotenzial aufweist.

SU MAGNETRON ermöglicht dem Landwirt bzw. der Landwirtin die volle Flexibilität in der Vermarktung. Aber auch in schwierigen Jahren mit viel Niederschlag überzeugt SU MAGNETRON durch seine extrem gute Standfestigkeit. Somit kombiniert diese Sorte die Qualitätssicherheit mit einer leichten frühen Ernte auch unter schwierigen Bedingungen.

SU MAGNETRON Qualitätsweizen: SU Neuzulassungen im Vergleich zu Verrechnungs- und Vergleichssorten
© SAATEN-UNION

Erschwerte Qualitätsproduktion in Roten Gebieten

Durch die reduzierte Düngung in den Roten Gebieten wird es immer schwieriger, den für die Vermarktung als Brotweizen notwendigen Proteingehalt zu erreichen. In internen Versuchen zeigten SU MAGNETRON und SU HENNER im Jahr 2023, dass diese auch unter deutlich reduzierter Düngung (-30 %) weiterhin Proteingehalte um die 12 % erreichen können; und dies bei einem sehr hohen Ertragsniveau. Vergleichbare Sorten erreichten unter diesen Bedingungen deutlich geringere Proteingehalte.

SU MAGNETRON Qualitätsweizen: Reaktion des Kornertrages und des Proteingehaltes auf N-Düngung (2023)
© SAATEN-UNION

Der Bedarf an Qualitätsweizen wird voraussichtlich steigen, während die Erzeugung schwieriger wird. Daher ist es sinnvoll, die Sortenwahl entsprechend anzupassen. SU MAGNETRON als frühreifer und standfester Qualitätsweizen überzeugte in trockenen und nassen Jahren durch hohe Erträge und sehr gute Qualität.

Weitere Informationen zu SU MAGNETRON finden Sie hier.

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Mit der flexibleren Fruchtfolgeregelung soll Maisanbau stets möglich sein, wenn er witterungsbedingt alternativlos ist. (c) Sabine Rübensaat

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Blauzungenkrankheit droht Thüringen: Impfung für Rinder, Schafe und Ziegen empfohlen

Experten gehen davon aus, dass in absehbarer Zeit auch Thüringen von der Blauzungenkrankheit betroffen sein wird. Das Landesamtes für Verbraucherschutz empfiehlt die Impfung. Was Nutztierhalter beachten sollten und wie sie den Zuschuss zur Impfung erhalten:

Von Frank Hartmann

Mit einer Allgemeinverfügung zur freiwilligen Impfung gegen die Blauzungenkrankheit (Serotyp 3/ BTV-3) liegt jetzt für Tierärzte und die Halter von Rindern, Schafen, Ziegen, Cameliden oder Gehegewild in Thüringen auch der behördliche „Segen“ des Landesamtes für Verbraucherschutz (TLV) vor.

Impfung gegen Blauzungenkrankheit: Was Tierhalter in Thüringen jetzt wissen müssen

Zuvor hatte bereits der Tiergesundheitsdienst der Thüringer Tierseuchenkasse mit einem Infobrief Nutztierhalter informiert und für die Impfung geworben. Denn es sei zu erwarten, dass die Blauzungenkrankheit auch Thüringen erreicht. „Bedenken Sie auch, dass eine belastbare Immunität erst 20–30 Tage nach Abschluss der Grundimmunisierung zu erwarten ist (beim Rind in der Regel zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen; bei Schafen ist nur eine Injektion notwendig)“, so Fachtierarzt Dr. Uwe Moog. Die drei zur Verfügung stehenden Impfstoffe seien nach den bisherigen Erfahrungen qualitativ sicher, erklärte Moog.

Pro Tier: Zuschuss für Impfung möglich

Die Tierseuchenkasse bezuschusst das Impfen mit 60 ct je Schaf/Ziege und 1 Euro je Rind. Dafür ist es aber notwendig, vor dem Impfen den entsprechenden Beihilfeantrag bei der Tierseuchenkasse einzureichen. Für Schafhalter gilt, dass das Impfen unbedingt vor der Deckzeit erfolgen sollte.

Um die Kosten in Zaum zu halten, empfiehlt der Schafzuchtverband, das Impfen der Herde bzw. Tiere über den dafür vom Tierarzt insgesamt aufgebachten Zeitaufwand abzurechnen und nicht je Einzeltier. Zu erwarten sei, dass der Zuschuss der Tierseuchenkasse vom Tierarzt bereits mit verrechnet wird.

Meldepflicht nach Impfung gegen Blauzungenkrankheit

Die Allgemeinverfügung des TLV weist darauf hin, dass Halter von Rindern, Schafen und Ziegen, die von der Impfung Gebrauch machen, spätestens sieben Tage nach der Behandlung die Impfung an die HI-Tier-Datenbank melden müssen. Neben dem Datum der Impfung sind der verwendete Impfstoff und die Ohrmarkennummer bei Rindern bzw. bei Schafen und Ziegen die Anzahl der geimpften Tiere mitzuteilen. Die Eingaben in der Hi-Tier-Datenbank können auch vom Tierarzt vorgenommen werden – dies sollten die Halter vorab mit ihrem Veterinär klären.

Halter von Schafen und Ziegen, die nicht am Viehhandel teilnehmen, müssen zwar keine Meldung an die HI-Tier-Datenbank machen, dafür allerdings ihr zuständiges Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt schriftlich informieren. Dies gilt auch für Halter von Cameliden oder Gehegewild.

Hingewiesen wird vom TLV auf den Umstand, dass bei der Blutuntersuchung geimpfter Tiere der Test auf Antikörper gegen das BT-Virus-3 positiv ausfallen kann. Durch die Dokumentation der Impfung könne das zuständige Veterinäramt davon ausgehen, dass die Antikörpernachweise auf der Impfung beruhen. Zusätzliche Maßnahmen seien im Einzelfall dann auch nicht erforderlich

Hohe Verluste bei Schafen drohen

Gleichwohl infizierte Rinder in den meisten Fällen „nur“ mit Leistungsdepressionen reagieren, wirbt der Schafzuchtverband bei den rinderhaltenden Berufskollegen im Land, sich am Impfen zu beteiligen, um eine dichte Grund-Immunisierung zu erreichen.

Der Thüringer Schafgesundheitsdienst erinnert an die hohe Mortalitätsrate bei Schafen: In den Niederlanden erlag im vorigen Jahr 5 % des Gesamtbestandes der Blauzungenkrankheit. Den Kosten für die Minimierung des Riskos stünden ungleich höhere finanzielle Verluste beim Ausbruch der Krankheit gegenüber: Schafhalter verlören für tote Tiere nicht nur die Mutterschafprämie. Hinzu kämen die in Thüringen bekanntermaßen hohen Entsorgungskosten.

Keine Entschädigung bei Ausbruch

Weil es sich bei der Blauzungenkrankheit nicht um eine bekämpfungspflichtige Tierseuche handelt, können betroffene Halter auch nicht mit Entschädigungen aus dem Topf der Tierseuchenkasse rechnen.

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Impfung gegen Blauzungenkrankheit
Schafe sind oft von der Blauzungenkrankheit betroffen. Es gibt eine Impfung zur Vorsorge. (c) Stephane Leitenberger/Adobe Stock

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20 Prozent-Ziel für Ökolandbau: MV auf dem Weg zum Bio-Land?

Das Ziel des Koalitionsvertrages der Landesregierung ist klar: Bis 2026 soll auf 20 Prozent der Flächen in Mecklenburg-Vorpommern Ökolandbau betrieben werden. Wie groß der Anteil bereits ist und welche Hürden es gibt:

Von Nicole Gottschall

Ein Fünftel, also jeder fünfte Hektar, der landwirtschaftlichen Nutz­fläche von rund 1,35 Mio. ha soll in Mecklenburg-Vorpommern laut Koali­tionsvertrag der ­Landesregierung bis spätestens 2026 ökologisch bewirtschaftet werden.

Dieses Ziel ist jedoch noch längst nicht erreicht, wie aus den endgültigen Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2023 hervorgeht. Demnach wirtschafteten mit 1.150 Betrieben zwar rund 24 % aller 4.750 Agrarbe­triebe in MV nach den Grundsätzen des Ökolandbaus, doch das lediglich auf 199.700 ha und somit rund 15 % der Fläche. Die durchschnittliche Betriebsgröße betrug 173 ha. Im Vergleich dazu lag die Flächenausstattung konventionell wirtschaftender Betriebe bei 283 ha.

Futterbau dominiert beim Ökolandbau in MV

Mit rund 61 % war der größte Teil der ökologisch genutzten ­Fläche Dauergrünland. Rund 38 % der ökologisch genutzten Fläche im Land waren Ackerland. Auf knapp 45 % davon wuchs Ge­treide, wie jüngst das Statistische Landesamt mitteilte. Weitere 31 % standen der ökologischen Futtererzeugung zur Verfügung und auf rund 8 % reiften Hülsenfrüchte wie Erbsen und Lupinen. Beim Produktionsschwerpunkt der Öko­betriebe ­dominierte mit rund 43 % der Futterbau, gefolgt vom Ackerbau mit rund 33 %.

Ökologische Tierhaltung betrieben hierzulande 780 Betriebe. Das sind 29 % aller landwirtschaft­lichen Tierhaltungsbetriebe im Nordosten. 81.000 Rinder, 29.100 Schafe, 24.000­ Schweine sowie 1.333.200 Hühner standen in den Betrieben. Damit wurden 18 % der Rinder, 40 % der Schafe, 4 % der Schweine und knapp 15 % der Hühner ökologisch gehalten. Bundesweit waren es 9 % der ­Rinder, 14 % der Schafe, 1 % der Schweine sowie knapp 7 % der Hühner.

Seit der Datenerhebung ent­wickelten sich die Zahlen weiter positiv, berichtete Dr. Kai Uwe ­Kachel vom Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, länd­liche Räume und Umwelt jüngst bei einer Zusammenkunft mit Landwirten und Wissenschaftlern in Gülzow. So seien den Angaben des Referenten für den Ökolo­gischen Anbau zufolge in MV weitere rund 9.000 ha öko­logische landwirtschaftliche Nutzfläche hinzugekommen und die Anzahl der Betriebe auf 1.247 gestiegen.

Bio-Boom in MV: Flächen verdoppelt, Absatzprobleme bleiben

Dennoch gab es im vorigen Jahr bedingt durch die Infla­tion Marktrückgänge. Auch bremsten gestiegene Preise für Bioerzeugnisse den Absatz. Zurzeit gebe es allerdings in einzelnen Bereichen wieder einen Nachfragemarkt, heißt es aus Schwerin. Bioschweinefleisch sei zum Beispiel sehr stark nachgefragt, ebenso Rindfleisch und Kartoffeln.

Doch ein Problem bliebe, weiß Andreas Steffen, der für die Landesforschungsanstalt die Eiweißpflanzenstrategie koordiniert und ebenfalls bei dem Treffen anwesend war. Denn Ziel der Strategie sei, hierzulande mehr Lupinen, Bohnen, Erbsen und Soja anzubauen als bisher. Allerdings fänden sich kaum neue Mitstreiter – vor allem, weil es keinen sicheren Absatzmarkt und kaum Verarbeitungsmöglichkeiten für die Biorohstoffe gebe. Es bedürfe laut Steffen stärkerer Strukturen in der Vermarktung.

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Der Einsatz von drei Farm-Droiden auf dem Biorübenacker war für die Junglandwirte bei der Feldbegehung besonders interessant. © Sarah Selig

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Obsthof Müller in Querfurt: Trotz Frostschäden – so viele Kirschen gibt es 2024

Die Frostschäden verursachen Millionen-Verluste für Obsterzeuger. Der Obsthof Müller aus Querfurt gehört zu den wenigen Obstbauern, die auf eine halbwegs vernünftige Kirschen-Ernte 2024 hoffen können. Zu Besuch beim Praxispartner in Sachsen-Anhalt:

Von Detlef Finger

Gleichwohl es relativ früh im Juni die ersten Süßkirschen aus heimischem Anbau gab, ist die Erntesaison hierzulande seit dem 20. Juni auch offiziell eröffnet. Den Start vollzog, einer langen Tradition folgend, der Obstbauverband Sachsen & Sachsen-Anhalt. Gastgeber der Presseveranstaltung, die von der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (AMG) mit Mitteln des Magdeburger Agrarministeriums unterstützt wurde, war in diesem Jahr der Obsthof Müller in Querfurt.

Anschnitt einer Kirsch-Eistorte im Beisein von Vertretern bzw. Repräsentanten des Obstbauver- bandes, der Branche und der Agrarmarketinggesellschaft.
Anschnitt einer Kirsch-Eistorte im Beisein von Vertretern bzw. Repräsentanten des Obstbauverbandes, der Branche und der Agrarmarketinggesellschaft. © Doreen Richter/AMG

Ernte offiziell gestartet: Süß- und Sauerkirschen sind wichtige Baumobstkulturen

Betriebsinhaber Alexander Müller und seine Berufskollegen um den Verbandsvorsitzenden Jörg Geithel konnten zu diesem Event neben zahlreichen Medienvertretern auch Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sowie mit Elrid Pasbrig und Kathrin Tarricone die Agrarsprecherinnen der Landtagsfraktionen von SPD und FDP begrüßen.

Informationen zur Kirschsaison 2024 hielt hiernach die Vorsitzende der Landesgruppe Sachsen-Anhalt im Obstbauverband, Elisabeth Schwitzky, parat. Sie zeigte auf, dass Süß- und Sauerkirschen bei den Mitgliedern in beiden Bundesländern mit 7,8 % bzw. 8,8 % Anbauanteil die wichtigsten Baumobstkulturen nach dem Apfel (67 %) sind.

Erntemengen bei Süßkirschen im Vergleich: Obsterzeuger Alexander Müller (l.) und Agrarminister Sven Schulze zeigen den Unterschied.
Erntemengen bei Süßkirschen auf dem Obsthof Müller im Vergleich: Obsterzeuger Alexander Müller (l.) und Agrarminister Sven Schulze zeigen den Unterschied. © Doreen Richter/AMG

Frostschäden verursachen Millionenverluste für Obsterzeuger

Die Erlösausfälle für die sachsen-anhaltischen Obsterzeuger durch die Ende April entstandenen Frostschäden bezifferte Schwitzky auf etwa 20–30 Mio. Euro. Im Namen des Obstbauverbandes forderte sie daher eine staatliche Notstandsbeihilfe für die Obstbaubetriebe sowie künftig eine Förderung der Mehrgefahrenver­sicherung.

Dem Verband zufolge bedarf es etwa 7 Mio. Euro an finanziellen Hilfen, um den Betrieben über die Runden zu helfen. Die Differenz zu den Erlösausfällen resultierten u. a. aus den geringeren Kosten für Ernte, Lagerung etc.

Selbstversorgungsgrad bei Kirschen niedrig: Verbraucher entscheiden über Fortbestand des regionalen Obstbaus

Darüber hinaus müsse Regionalität honoriert werden, betonte Schwitzky. Hier erzeugte Kirschen hätten den Vorteil kurzer Transportwege, damit auch mehr Frische und Geschmack. Die Wertschöpfung bleibe in der Region, auch trage der Obstbau mit seinen landschaftsprägenden Strukturen zu einer größeren (Kultur-)Artenvielfalt und zu mehr Biodiversität bei.

„Die Kunden entscheiden mit ihrem Einkaufsverhalten über den Fortbestand des regionalen Obstbaus“, machte die Obsterzeugerin aus Höhnstedt deutlich. Dabei liege der Selbstversorgungsgrad z. B. bei Kirschen in Deutschland lediglich bei etwa 22,5 %, in Sachsen-Anhalt sei es gerade einmal die Hälfte dessen (10,8 %).

Die vom Verband erwartete Erntemenge an Süßkirschen bezifferte Schwitzky für Sachsen-Anhalt (einschließlich Nichtmitglieder) auf rund 400 t. Im Vorjahr wurden hier 2.063 t geerntet. Mithin sorgte der Frost für ein Ertragsminus von durchschnittlich 80 %, je nach Standort sind es 75–100 %. Für Deutschland werde eine Ernte von 28.000 t Süßkirschen prognostiziert, nach 32.400 t im Vorjahr.

Obsthof Müller: Ernte von 70% der normalen Süßkirschen-Menge erwartet

Der Obsthof Müller gehört zu den wenigen Ausnahmen unter den Erzeugern in Sachsen-Anhalt, die auf eine halbwegs vernünftige Ernte bei den Süßkirschen hoffen können. Alexander Müller rechnet mit etwa 70 % einer normalen Menge. „Offenbar hat die Heizerei in den Frostnächten bei dieser Kultur etwas gebracht“, blickte er auf den Einsatz von drei stationären und einem mobilen Gasheizgerät in seinen Plantagen zurück.

Die Ernte begann im Betrieb dann so zeitig wie noch nie, so Müller. Bereits am 27. Mai kamen die ersten Früchte der sehr frühen Sorte Earlise von den Bäumen. Seither reifen auf dem Obsthof Müller nach und nach die späteren Süßkirschen. Mehr als ein Dutzend verschiedene Sorten werden auf 6 ha angebaut.

Die betriebliche Ernte wird vorrangig über den eigenen Hofladen in Querfurt vermarktet. Darüber hinaus versorgt Müller Berufskollegen in der Region mit Früchten, damit auch diese ihrer Kundschaft etwas anbieten können. Ein lediglich geringer Teil geht über Märkte und den Handel weg. Die im Obstbauverband organisierten Erzeuger im Haupt- und Nebenerwerb bewirtschaften zusammen 317 ha Süßkirschen. In Sachsen-Anhalt sind es 192 ha, hier wird eine Ernte von 150 t erwartet. Von den 125 ha in Sachsen werden es lediglich 50 t sein, hieß es.

Sauerkirschen: Extrem geringe Erträge aufgrund von Frost

Auch bei den Sauerkirschen, die der Obsthof auf 2 ha Fläche produziert, sind wegen des Frostes nur extrem geringe Erträge zu erwarten. Der Verband rechnet mit 50 t von 318 ha Fläche (-37 ha zum Vorjahr), davon ein Zehntel in Sachsen-Anhalt. So werden 2024 nur wenig Kirschen aus regionaler Produktion im Angebot sein, dann vor allem in Hofläden oder ab Feld. Auch die Möglichkeit der Selbstpflücke in den Betrieben ist daher stark eingeschränkt.

Deutlich gemacht wurde seitens der Erzeuger, dass der Kirschanbau sehr witterungsabhängig ist, weswegen die geschützte Produktion mit Überdachung (Regenschutzfolien) und Einnetzung zunehme. Ein Problem seien die Dumpingpreise für Früchte aus Südeuropa im Lebensmitteleinzelhandel. Dabei sei die Importware teils mit in Deutschland nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln behandelt und weise zudem eine schlechte CO2-Bilanz auf.

Kulinarischer Stern: Auszeichnung für Obsthof Müller

Minister Schulze, der den Querfurter Obsthof im Rahmen seiner Sommertour mit dem Fahrrad ansteuerte, hatte für Alexander und Monique Müller zwei Hofschilder im Gepäck. Diese weisen den Betrieb als Träger je eines Kulinarischen Sterns für zwei eigenerzeugte Produkte aus: Das Apfel-Aprikose-Mark und der Sauerkirsch-Balsam-Essig wurden im Landeswettbewerb in ihren Kategorien als Preisträger ausgezeichnet (Bauernzeitung 24/2024, S. 14).

Zur Kirschsaisoneröffnung war neben zahlreichen Medienvertretern auch Politikprominenz von der Landes- und kommunalen Ebene auf den Obsthof Müller in Querfurt gekommen.
Zur Kirschsaisoneröffnung war neben zahlreichen Medienvertretern auch Politikprominenz von der Landes- und kommunalen Ebene auf den Obsthof Müller in Querfurt gekommen.

Landwirtschaftsminister Schulze verspricht Hilfen für Obstbaubetriebe

Zur Existenzbedrohung von Obstbaubetrieben durch die Frostschäden erklärte der Landwirtschaftsminister gegenüber dem MDR, dass das Land mögliche Hilfen prüfe. „Wir werden was auf den Weg bringen“, so Schulze. Dies könnte auf zwei Ebenen geschehen: Erstens über direkte Hilfen für Betriebe und zweitens über zinsverbilligte Kredite.

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Extremwetterlagen können für viele landwirtschaftliche Betriebe existenzbedrohend werden. Soforthilfen reichen bei Totalausfällen und Ertragseinbußen bei weitem nicht aus. Die viel diskutierte Risikoausgleichsrücklage könnte helfen. (Symbolbild) © AdobeStock
Extremwetterlagen können für viele landwirtschaftliche Betriebe existenzbedrohend werden. Soforthilfen reichen bei Totalausfällen und Ertragseinbußen bei weitem nicht aus. Die viel diskutierte Risikoausgleichsrücklage könnte helfen. (Symbolbild) © AdobeStock

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Eigenvorsorge: Warum eine Risikoausgleichsrücklage dringend nötig ist

Landwirte in Thüringen und Sachsen erleiden heftige Hagelschäden und fast alle Obstbauern in Ostdeutschland sehen sich nach Frost im April mit massiven Ertragseinbußen bis hin zu Totalausfällen konfrontiert. Sie hoffen auf Soforthilfen. Die schon lange diskutierte Risikoausgleichsrücklage könnte jetzt helfen.

Ein Kommentar von Christoph Feyer

Nun hat es den Obstanbau erwischt. Ein Kälteeinbruch in der zweiten Aprilhälfte sorgte mit Minustemperaturen dafür, dass jetzt selbst die Stare kaum etwas in den Bäumen finden. So müssen zum Beispiel Obstbauern in Thüringen einen Totalausfall bei Zwetschgen sowie Ertragsverluste bei Äpfeln, Kirschen und Weintrauben von 60–85  % hinnehmen. Ihr Erlösausfall wird sich auf über 15 Mio. Euro summieren. Übrig bleibt ein Schaden von gut 7,5 Mio. Euro, da Erntelöhne und Lagerkosten wegfallen, wenn es nichts zu pflücken gibt.

Obstbauern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am härtesten getroffen

In Sachsen und Sachsen-Anhalt sieht es noch schlimmer aus. Der dortige Obstbauverband beziffert die Frostschäden seiner Mitglieder auf etwa 20–30 Mio. Euro. Das entspricht fast dem kompletten Jahresumsatz der Betriebe. Bei Äpfeln erwartet der Verband Ernteverluste zwischen 80 und 100  %, bei Kirschen von 50–100 %.

Auch die Brandenburger Obstbauern melden gravierende Verluste bei Äpfeln, Aroniabeeren und Kirschen bis hin zu Totalausfällen. Nun hoffen sie, wie ihre Berufskollegen in Sachsen-Anhalt, dass die Landesregierung schnell Hilfsgelder freigibt.

In Sachsen und Thüringen ist das schon geschehen. Dresden legte für seine Nothilfen einen Schaden von 20  Mio. Euro für den Obstbau und 2   Mio. Euro im Weinbau zugrunde, Erfurt sicherte 2  Mio. Euro Soforthilfe zu.

Obstbauern: Nächste Einnahmen frühestens 2025

Für die Betroffenen bleibt die Lage trotzdem existenzbedrohend. Die nächsten Einnahmen können sie frühestens nach der Ernte 2025 erwarten. Die Notgroschen vom Staat müssen deshalb schnell fließen. Parallel dazu sollten Anschlusshilfen wie zinsverbilligte Kredite angeschoben werden, will man wirksam Betriebsaufgaben verhindern. Auch ein Nachschießen zusätzlicher Mittel im nächsten Jahr sollten die Länder für die Haushaltsplanung im Hinterkopf haben. Allerdings stehen im Herbst erst noch einige Landtagswahlen an, was die ganze Sache nicht erleichtert.

Häufige Extremwetterlagen: Langfristige Lösungen gefragt

Und dann sind da ja auch noch die ackernden und viehhaltenden Berufskollegen. Auch bei ihnen ist es mittlerweile nur eine Frage der Zeit, wann wieder zu viel oder zu wenig Wasser ihre ganze Arbeit zunichtemacht. Hilfen vom Staat sind dann immer nur Notlösungen, denn die bereitgestellten Gelder decken meist nur einen Bruchteil des tatsächlichen Schadens ab. Vielmehr müssen Wissenschaft, Praxis und die Politik Wege finden, wie man mit den häufigen Extremwetterlagen umgeht und wie sich Landwirtschaftsbetriebe besser darauf vorbereiten können.

Versicherungen sind für viele der naheliegendste Gedanke. Sie sind bei Hagel seit Jahren Praxis, und mancher sichert auch Ausfälle durch Sturm, Überschwemmung oder Frost mit einer Mehrgefahrenpolice ab. Aber für die meisten ist das derzeit zu teuer. Manche schreckt auch das Kleingedruckte ab. Und gegen Dürre, dem mit Abstand größten Ernterisiko, ist kaum einer versichert.

Neuseeland, Australien und Kanada machen es vor: Risikoabsicherung für Landwirte muss möglich sein

Fast zwangsläufig kommt hier wieder die seit Jahren diskutierte Risikoausgleichsrücklage ins Spiel. Finanzminister ließen es bisher nicht zu, dass Betriebe in guten Zeiten steuerbegünstigt Geld ansparen, um in Krisenjahren darauf zurückgreifen können.

Auf Steuereinnahmen zu verzichten, fällt dem Bund offenbar schwer, wenn die Soforthilfen Ländersache sind. In Neuseeland, Australien und Kanada scheint man andere Gesamtrechnungen aufzumachen. Dort gibt es schon seit Jahren ähnlich der Risikoausgleichsrücklage Modelle zur Absicherung. Was die Wetterrisiken betrifft, dürfte sich die Lage hierzulande jedoch inzwischen nicht mehr allzu sehr unterscheiden.

Christoph Feyer, Chef vom Dienst bei der Bauernzeitung
Christoph Feyer, Chef vom Dienst und zuständig für neue Energie. © Sabine Rübensaat

Kommentar aus der Ausgabe 26/2024

Ausgabe 26/24
Bauernzeitung 26/2024

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Praxispartner Müller Apfel-Frost-Schäden
Die Äpfel weisen zum Teil frostbedingte Deformationen auf. Alexander Müller zeigt verbliebene Früchte. © Detlef Finger

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