System zur Kitzrettung

Wiesenmahd: Wildschutz mit Schallwellen

Die Schallkanone ist über dem Frontmäher platziert und wird über das Bordnetz mit Strom versorgt.
Futter
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Vor Kurzem fand auf dem Ökohof Salzfurtkapelle die Wiesenmahd statt. Für den Wildschutz setzt man auch auf ein akustisches System, um die Tiere aus dem Grasbestand zu vertreiben.

Auf dem Grünland der Ökohof Salzfurtkapelle GmbH stand Ende Mai der erste Schnitt an. Zur Tochtergesellschaft der Agrargenossenschaft Löberitz gehören rund 300 ha Wiesen und Weiden sowie 150 ha Acker. Die Flächen wurden Anfang 2018 auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Anfang Mai erfolgte die Zertifizierung durch die Öko-Kontrollstelle. Nun wurde also erstmals Bio-Grünmasse geerntet. Die daraus erzeugte Silage wird Winterfutter für rund 100 Fleckvieh-Mutterkühe und deren Nachzucht.

WiesenmahD: Schriller Pfeifton soll Kitze Warnen

https://www.facebook.com/bauernzeitungonline/videos/660690757819761/

Die Wiesenmahd erledigte die Zander Agrar Service GbR aus Weißandt-Gölzau. Das Lohnunternehmen setzte hierfür einen Schlepper mit Frontmäher und Mähwerkskombination am Heck ein. Die Motorengeräusche des Traktors wurden dabei von einem schrillen, durchdringenden Pfeifton noch übertönt.

Dieser kam aus einem unscheinbaren kleinen Kasten auf der Schutzhaube des Frontmähwerks, einer sogenannten Schallkanone. Der Schalldruck und der hochfrequente Signalton aus dem Gerät sollen dafür sorgen, dass Wildtiere, die sich im hohen Gras aufhalten, aufgescheucht werden und rechtzeitig das Weite suchen.

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Die Wiesenmahd erfolgt in Dienstleistung durch ein Lohnunter- nehmen.

Das Gras wird zum Anwelken mit dem Kreiselzettwender auf der Fläche ausgebreitet.

Der Feldhäcksler gehört dem Mutterbetrieb des Ökohofes, der Agrargenossenschaft Löberitz.

Im Silo wird das Erntegut mit dem Schiebeschild verteilt und mit der Walze ordentlich verdichtet.

Feldbauleiter Andreas Hänsch bei der Bergung eines Rehkitzes. (c) AG Löberitz

Andreas Hänsch, Feldbauleiter und stellvertretender Vorsitzender der Genossenschaft, weiß als Landwirt und Jäger um die Verantwortung für den Wildtierschutz. Deshalb kam beim Mähen erstmals dieses akustische Warnsystem zum Einsatz – in Ergänzung zu den herkömmlichen betrieblichen Maßnahmen, die allesamt dazu dienen, Hase, Reh und Co. rechtzeitig von den zu mähenden Flächen zu vergrämen.

SCHALL-WILDSCHUTZ KOMMT VON FAMILIENUNTERNEHMEN

Gefertigt wird die Schallkanone von der Firma Mohr + Söhne Wildtiertechnik, einem Familienunternehmen im hessischen Büdingen. Durch die akustische Warnung werden nach deren Angaben Tiere ab einem Alter von etwa vier Wochen dazu gebracht, ihren Schutzinstinkt des „sich Drückens“ zu überwinden. Sie stünden aus ihrem Versteck auf und würden für den Fahrer sichtbar, der die Maschine stoppen kann.

„Die Erfolgsquote liegt nach unseren Erfahrungswerten bei etwa 75 %“, erklärte Maximilian Mohr auf Nachfrage der Bauernzeitung. Der studierte Forstwissenschaftler und Wildbiologe verweist zudem auf positive Rückmeldungen von Landwirten, die das Gerät nutzen. Die Schallkanone ist einfach zu handhaben: Sie wird direkt am Traktor oder dem Gerät montiert und mit Strom aus dem Bordnetz betrieben. Ihr Einsatz kann bei allen Feldarbeiten erfolgen und ist nicht auf die Ernte von Futter- und Energiepflanzen beschränkt.

Landmaschinenhersteller sollten solche Wilderkennungssysteme mit anbieten, regte Andreas Hänsch an. Er weiß auch, dass der Schutz des Wildes nur ein Aspekt ist. Ebenso wichtig sei der Erhalt der Gesundheit des Nutzviehs. Mit Tierkadavern gelangten Clostridien über das Erntegut in den Silostock, die ein gefährliches Gift, das Botulin, produzieren.

Neues System zum Wildschutz Bereits in Arbeit

Hänsch zufolge wird bei Mohr + Söhne bereits an einem neuen Warnsystem getüfftelt. Dabei handele es sich um eine mobile Anlage, die vor der Mahd aufgestellt wird, um das Wild zu beunruhigen, damit es die Fläche verlässt. Auf Nachfrage der Bauernzeitung verriet Maximilian Mohr die Grundidee: Gesteuert über einen Bewegungsmelder, soll das Gerät akustische Signale aussenden, sobald sich Tiere im Umfeld befinden. So soll einem Gewöhnungseffekt beim Wild vorgebeugt werden. Derzeit stehe man ganz am Anfang. Einen Prototyp gebe es noch nicht, eine Machbarkeitsstudie sei geplant.