17 Lämmer gab es dieses Jahr auf dem vogtländischen Ziegen- und Geflügelhof Rosenbach im Ortsteil Oberpirk unweit von Plauen. (c) Silvia Kölbel

Ziegen- und Geflügelhof Rosenbach: Harzer Ziegen fallen auf

Dass auch seltene Rassen wirtschaftliche Vorteile bringen können, zeigt die Vermarktungsstrategie von Jana Schmidt aus Oberpirk im Vogtland. Sie hat sich für eine Kombination aus Ziegen und Geflügel entschieden.

Von Silvia Kölbel

Seit ein paar Wochen läuft auf dem vogtländischen Ziegen- und Geflügelhof Rosenbach im Ortsteil Oberpirk unweit von Plauen die Käseherstellung wieder auf Hochtouren. Dieses Jahr verarbeitet Betriebsleiterin Jana Schmidt erstmalig die Rohmilch ihrer zwölf Harzer Ziegen zu Frischkäse, Weichkäse und geräuchertem Käse. Außerdem verkauft sie auch Rohmilch.

Ziegen- und Geflügelhof Rosenbach: Seltene Ziegenrasse

Die junge Frau, die dem Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband angehört, entschloss sich im vorigen Jahr, statt der bis dahin gehaltenen Thüringer Waldziegen Harzer Ziegen zu züchten. Die rehfarbigen Tiere mit dem hellen Bauch und dem schwarzen Aalstrich an der Seite gehören als Farbenschlag zu den Deutschen Bunten Edelziegen.

Neben dem Einsatz für eine seltene Rasse gab es für die Tierhalterin noch weitere Gründe, auf die Harzer Ziegen umzusatteln: „Die Harzer Ziegen geben etwas mehr Milch als die Thüringer Waldziegen. Auch die Fleischausbeute ist größer. Außerdem haben wir uns für diese seltene Rasse entschieden, um uns von den anderen Ziegenhaltern der Umgebung abzuheben. Das ist besser für die Vermarktung der Zuchttiere.“

Jana Schmidt mit ihren Harzer Ziegen. 19 Lämmer gab es dieses Jahr.
Jana Schmidt mit ihren Harzer Ziegen. (c) Silvia Kölbel

Unterstützung erhält die junge Landwirtin von ihrem Mann Steffen, der sich auf dem Ziegen- und Geflügelhof Rosenbach vor allem um die handwerklichen Dinge kümmert. In seinen Aufgabenbereich fällt unter anderem der Umbau der Stallungen. Die Milch verarbeitet Jana Schmidt jeden Tag frisch. Um das Arbeitspensum zu schaffen, geht sie ihrem Bürojob nur noch halbtags nach. Der Wechsel zwischen der Schreibtischarbeit und der Tätigkeit an der frischen Luft mit den Tieren ist für Jana Schmidt der perfekte Ausgleich.

Die verkürzte Arbeitszeit im Hauptberuf ermöglicht es ihr, den kleinen Hofladen von Mai bis Oktober dienstags und freitags zu öffnen. Die Landwirtin sagt: „Ich brauche die Regelmäßigkeit beim Verkauf.“ Während der Wintermonate gibt sie ihren Kunden regelmäßige, feste Schlachttermine bekannt.

An diesen Tagen biete die Nebenerwerbslandwirtin neben dem Ziegenfleisch auch Hühner an. Ein Teil der 100 Legehennen vermarktet Jana Schmidt nach dem ersten Legejahr auch lebend an Hobbyhalter. Zu Weihnachten bieten Schmidts auch Enten und Gänse an. Ein Kühlschrank mit Selbstbedienung ermöglicht es den Kunden, auch außerhalb der Öffnungszeiten bei Schmidts einzukaufen. Ein kleiner Lieferdienst ergänzt die Direktvermarktung.

Vom Austerben bedroht

Die Harzer Ziegen, die sie voriges Jahr auf den Hof holten, galten etliche Jahrzehnte als ausgestorben. Mitte der 1990er-Jahre bildeten ein paar im östlichen Harz gefundene Ziegen, die dem ursprünglichen Typ dieser Rasse entsprachen, die Basis für ein Aufleben der Zucht. Die Rasse gilt als widerstandsfähig und robust.

Jana Schmidts Ziegen brachten dieses Jahr insgesamt 17 Lämmer zur Welt. Da Ziegen mit fortschreitendem Alter zu Mehrlingsträchtigkeiten neigen, geht sie davon aus, dass die Ablammrate nächstes Jahr höher ausfällt.

Acht Wochen verbleiben die im März geborenen Lämmer bei ihren Müttern. Danach beginnt Jana Schmidt mit dem Melken. Zum Einsatz kommt auf dem Ziegen- und Geflügelhof Rosenbach eine kleine Eimermelkanlage.

Obwohl von Anfang an klar war, dass die Landwirtschaft den Rahmen der Nebenberuflichkeit nicht sprengen soll, ging es nicht ohne Investitionen. Wie es bei Landwirten häufig der Fall ist, standen die Umbauten der Stallungen an erster Stelle. Erst danach widmete sich das Paar der Sanierung der Wohnung. „In der Käserei haben wir finanziell betrachtet einen Kleinwagen versenkt“, nennt Jana Schmidt den größten Kostenfaktor, ohne den eine Direktvermarktung von Ziegenmilch undenkbar ist.

Weitere Tiere in Planung

Beim Umbau des Ziegenstalls zu einem Offenstall in einem vorhandenen Gebäude kam den Vorlieben von Steffen Schmidt folgend vor allem Holz zum Einsatz. Nunmehr nehmen die Ziegen den vormaligen Rinderstall in Beschlag.

Die Hühner leben in einem mobilen Stall mit wechselnden Ausläufen. Da Schmidts im Außenbereich für ihre Nebenerwerbslandwirtschaft keine Baugenehmigung für einen neuen Stall bekamen, ist ein umgebauter Sattelauflieger die Lösung dieses Stallproblems.

Im laufenden Jahr entschlossen sich Schmidts, bei der Gänseaufzucht erstmals auf Elterntierhaltung umzusteigen. „Durch die Geflügelgrippe und die damit verbundene Stallpflicht haben die Gänse in den großen Betrieben weniger Eier gelegt. Es war schwierig, Gössel zu bekommen“, so Jana Schmidts Erfahrung.

Weil auf dem ehemaligen Vierseitenhof immer noch einige ehemalige Stallgebäude leer stehen, wollen Schmidts dieses Jahr einen Versuch mit Legewachteln starten. Zehn Hennen und zwei Hähne haben vor ein paar Wochen Einzug gehalten.

Zwei hektar grünland hinter dem hof

Die vorhandene Substanz sinnvoll nutzen – das war für die Familie der Grundgedanke, als sie sich vor acht Jahren entschlossen, den ehemaligen landwirtschaftlichen Hof wiederzubeleben. Die zwei Hektar Grünland hinter dem Hof dienen hauptsächlich den Ziegen und dem Geflügel als Weide und als Auslauffläche. Ein Teil des Areals nutzen die Landwirte für die Heugewinnung. Ein befreundeter Bauer übernimmt für Schmidts die Heugewinnung in Lohnarbeit.

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