Eier-Direktvermarktung

Mobile Hühnerhaltung: Auf und davon

Für Hühnermobile gibt es länderspezifische Genehmigungsverfahren. (c) Henning Pieper
Agrarpraxis
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Sie ist keine Folge jüngster Entwicklungen, die mobile Hühnerhaltung, dennoch rückt sie immer stärker in den Fokus der Legehennenhalter. Gut kalkuliert ermöglicht sie den raschen Einstieg in die Eier-Direktvermarktung.

Von Henning Pieper, Lwk Niedersachsen, Bezirksstelle Hannover

Schon seit geraumer Zeit gilt die Legehennenhaltung in einer Größenordnung bis circa 3.000 Plätzen mit einer regionalen Direktvermarktung als ein infrage kommender Betriebszweig und Einkommensalternative. Hierbei wird vom Verbraucher eine artgerechte Tierhaltung angenommen und dementsprechend losgelöst von Notierungen großer Bestände honoriert.

Oftmals wurden dafür ältere Wirtschaftsgebäude ausgebaut. Diese Haltungen beschränkten sich aber oftmals auf die Vermarktungsform der Bodenhaltung, da nur in seltenen Fällen ein geeigneter Auslauf zur Verfügung stand.

Die Verschärfung der Baugesetzgebung und vor allem die öffentlichen Medienberichte haben auch bei Tierhaltern zu einem „Umdenken“ geführt. Beispielsweise hat die Bereitschaft, an der Initiative Tierwohl teilzunehmen, alle Prognosen überstiegen. Tierhalter sind nach wie vor bereit, zukunftsorientierten Marktanforderungen zu folgen.

Mit Hühnerkarren Getreide gestoppelt

Der Mobilstall ist ein althergebrachtes Haltungssystem. Schon vor 50 Jahren wurden Stoppelfelder mit dem „Hühnerkarren“ befahren, um das Ausfallgetreide zu nutzen. Ein weiterer Aspekt war das Problem mit Schlamm, Pfützenbildung und einer nahezu fehlenden Grasnarbe im Auslauf in unmittelbarer Stallnähe, welche zu einer erhöhten Keim- und Nährstoffbelastung der Böden führt. Zahlreiche Maßnahmen wie der vorgelagerte Kaltscharrraum, Schleppdächer, Gitterroste in der stallnahen Oberfläche waren erste Problemlösungen.

(c) Henning Pieper

Warum nicht dem Problem tierischer Exkremente und Grünlandbelastungen einfach davonfahren? Lange Zeit wurde der Mobilstall belächelt. Argumente wie zu hohe Kosten je Stallplatz, eine gewöhnungsbedürftige Outdoorhaltung, fehlende Alleinstellungsmerkmale auf dem Wochenmarkt ließen das Haltungssystem als Ausnahme verbleiben.

In den letzten Jahren ist der Mobilstall in den Fokus der Direktvermarkter von Eiern und vereinzelt auch Geflügelfleisch gerückt, weil er einen schnellen Einstieg in die Geflügelhaltung und ein variables Auf- und Abstocken des Bestandes ermöglicht. Erfahrungsgemäß ergänzt bald ein zweiter oder dritter Stall die bestehende Haltung. Auch eine Rückgabe eines kleinen Stalles zugunsten eines größeren ist vereinzelt zu beobachten.

Viel Mühe mit dem lieben Federvieh

Die mobile Hühnerhaltung muss als ein Konzept gesehen werden. Der Tierhalter sollte eine grundsätzliche Affinität zu dieser Haltung haben. Die Betreuung des Bestandes stellt sich in den Sommermonaten als angenehm dar. Aber wie verhält sich das in den Herbst- und Wintertagen?

Der Arbeitsaufwand ist bei der mobilen Hühnerhaltung erwartungsgemäß weitaus höher als im Feststall. So kann ein Jahresbedarf einer üblichen Einstiegsgröße von etwa 250 bis 300 Legehennen mit 480 bis 550 Arbeitskraftstunden (Akh) beziffert werden. Tabelle 1 zeigt die Einzeltätigkeiten mit dem Arbeitszeitbedarf auf. Dieser Mehraufwand, vor allem durch die Wasser- und Futterversorgung und die noch nicht berücksichtigte An- und Abfahrt müssen honoriert werden.

Mögliche Absatzwegeund Preise

Es zählt die Kundenfreundlichkeit und daher ist ein prädestinierter Standort an günstigen Verkehrswegen besonders geeignet. So kann durchaus das Tagesgelege bereits in den frühen Nachmittagsstunden verkauft sein.

Mögliche Absatzwege sind bei der mobilen Hühnerhaltung neben der Direktvermarktung ein Verkauf über den Lebensmitteleinzelhandel in der Region. Tatsächlich haben sich die örtlichen Märkte zunehmend für Eier aus Mobilställen interessiert und adäquat entlohnt.

Apropos Erlöse: Eier aus Mobilstallhaltung haben ihren Preis. Um eine zufriedenstellende Entlohnung zu erlangen, sollte das konventionelle Freilandei mindestens 28 bis 30 Cent und das Ei der Biohaltung oberhalb der 40 Cent veräußert werden. Dieses ist ein „sportlicher“ Kurs insbesondere im ländlichen Raum, der nicht gerade im Speckgürtel von Großstädten liegt. Dennoch sollten die Eier nicht unter Wert abgegeben werden. Die in Tabelle 2 aufgeführte Rentabilität zeigt das sehr deutlich:

Wie rechnet sich der Stall auf Rädern?

Hühnermobil
(c) Henning Pieper

Schon bei den Investitionssummen wird deutlich, dass die mobile Legehennenhaltung keine Hobbyhaltung darstellt. Insbesondere wenn es in die Größenordnung mehrerer Ställe geht, bewegen wir uns in sechsstelligen Beträgen.

In der Tabelle wurden eine konventionelle und eine ökologische Haltung gegenübergestellt. Der Bestand ergibt sich durch eine Durchschnittsgröße der Mobilställe hiesiger Anbieter. Die jeweilige Auswahl richtete sich nach deren Einsteigervariante.

Ebenso verhielt es sich mit dem Preis des Stalles. Ein Mittelwert der üblichen Stallanbieter dieser Modelle ergab eine Investition von circa 31.000 Euro je Stall mit 300 Plätzen der konventionellen und 240 Plätze der ökologischen Haltung. Ergänzt mit einem Verkaufsautomaten oder -raum und einer benötigten Umzäunung, ergab sich eine Investition je Platz von rund 133 Euro bzw. von 156 Euro.

Konventionell oder ökologisch?

Die konventionelle Haltung ist mit einer biologischen Leistung von 270 Eiern/Jahr und 12 Prozent Verlusten angenommen worden. Alle monetären Leistungen sind netto ausgewiesen. Ein Verkaufspreis von 33 Cent je Ei stellt hier auch schon üblicherweise das Mindestniveau dar. Daraus ergibt sich eine Marktleistung von 89,10 Euro je Anfangshenne (AH).

Für die Althenne ist noch ein Schlachterlös von 2 Euro erzielt worden. Der Erlös kann von einer schlichten Abgabe der Hennen bis hin zu 4 bis 6 Euro für eine Suppenhenne schwanken. Somit ergibt sich ein Erlös von rund 91,10 €/AH. Die Auflistung der direkten Kosten ist selbsterklärend. Anzumerken ist ein Futtermittelpreis von 36 €/dt mit einem Verbrauch von 120 g je Tier und Tag. Daraus resultieren Futterkosten von 16,43 €/Tier.

Die sonstigen Kosten enthalten vor allem Beiträge, wie den Zinssatz für das halbe Umlaufkapital und die Entsorgung der verendeten Tiere. Die Bilanzierung der Erlöse und der direkten Kosten ergeben eine direktkostenfreie Leistung von rund 57 €/Legehenne. Die Festkosten ergeben sich aus einer 15-jährigen Abschreibungsdauer, verbunden mit 2 Prozent Reparaturkosten je Jahr und einem Zinsanspruch für das eingesetzte Kapital.

Anhand des Gesamtbestandes kommt man nun zur folgenden Berechnung des kalkulatorischen Gewinnbeitrages. Der gesamte konventionelle Bestand erzielt einen Markterlös von 25.690 Euro. Abzüglich der direkten und festen Kosten sowie eines Pachtansatzes für die Auslauffläche beträgt der Gewinnbeitrag 11.502 Euro. Dieser Gewinn muss etwa 550 Akh im Jahr vergüten. Somit ergibt sich ein Stundenlohn von etwa 20,91 €/Stunde.

Die Lesart der ökologischen Erzeugung ist die gleiche. Die Legeleistung ist auf 245 Eier je Legehenne beziffert worden. Der Erlös wird je Ei mit 45 Cent angenommen. Der Gesamtbestand beträgt im gleichen Stall 60 Tiere weniger. Die Futteraufnahme pro Tag ist gleichwertig angesetzt worden, der Futterpreis ist allerdings mit 52 €/dt veranschlagt. So ergibt die Berechnung, dass sich Gesamterlös und direkte Kosten der konventionellen Erzeugung angleichen.
Durch höhere Festkosten je Platz – aber durch den kleineren Bestand absolut niedriger, ergibt sich ein gleichwertiges Betriebszweigergebnis von etwa 11.300 Euro im Jahr. Das Niveau der Eierpreise ist hier als Mindesterlös zu sehen.

FAZIT zur Mobilen Hühnerhaltung

Die mobile Legehennenhaltung bestimmt derzeit die Beratungsnachfrage in der Geflügelhaltung. Insbesondere für junge Leute stellt dieser Betriebszweig einen raschen Einstieg in die Legehennenhaltung dar.

Der Kunde honoriert die umweltschonende Haltungsform und regionale Direktvermarktung mit weit über der üblichen Notierung liegenden Eierpreisen. Die Legehennen erzeugen ein sofortiges Verkaufsprodukt. Über den Erfolg bestimmt zumeist der Standort. Die Wirtschaftlichkeit ist als gut zu bezeichnen. Dennoch sollte diese Haltung als ein Konzept in einer Nische gesehen werden.