Blank strahlt der Verschleißhemmende Edelstahl von Mischschnecke und Behälterverkleidung. (c) Sabine Rübensaat

Futtermischwagen: Verschleißschutz integriert

In Sachsen-Anhalt hat die Agrargenossenschaft Höhnstedt jetzt bereits den fünften Futtermischwagen auf dem Hof. Bei der Genossenschaft lässt sich die Entwicklung der Technik zur mobilen Fütterung gut nachvollziehen – es hat sich viel getan.

Von Jörg Möbius

Nach der Wende gab es neue Technik. Die Kühe und Jungrinder der Agrargenossenschaft Höhnstedt bekamen dann bald ihr Futter ordentlich gemischt vorgelegt. „Vorher haben wir mit T 088-Anhängern von Fortschritt gearbeitet. Diese eigentlich als Miststreuer entwickelten Anhänger gab es mit einem Prallblech und Austrageband nach rechts auch als Futterverteilwagen“, erzählt Eckard Deumer. Er ist Vorstandsmitglied und für die Tierhaltung in der 1991 neu gegründeten Genossenschaft in der Gemeinde Salzatal in Sachsen-Anhalt zuständig. Zur Beladung der Verteilwagen kamen rumänische Mobilbagger TIH 445 zum Einsatz. Die Genossenschaft bewirtschaftet heute rund 2.000 ha Ackerland „von gut bis schlecht“, so Deumer. Problem ist die Lage im Regenschatten des Harzes.

Der Mais zeigte Mitte August deutliche Trockenschäden. Dafür stand die Soja auf 25 ha recht ordentlich. „Seit fünf Jahren bauen wir Soja an, die Erträge schwanken stark zwischen fünf und 35 Dezitonnen pro Hektar“, so Deumer. Das spezielle Schneidwerk mit flexiblem Messerbalken, der sich dem Boden anpasst und so ermöglicht, auch die tiefhängenden Schoten zu ernten, leihen sich die Landwirte beim Landmaschinenhändler aus. Auch ohne Grünland steht für die Kühe und Rinder eine breite Auswahl an Grundfuttermitteln zur Verfügung: Maissilage, Luzerne, Roggen-Ganzpflanzensilage und Silage vom ersten Schnitt der Flächen mit Vermehrungsgras. Außerdem werden Weizen, Raps und Zuckerrüben auf den Feldern angebaut. „Wir lassen unser Kraftfutter aus eigenen Komponenten auf dem Hof mischen, dazu kommt ein Dienstleister mit einer fahrbaren Mahl- und Mischanlage alle drei Wochen zu uns. Die jährliche Milchleistung beträgt rund 9.500 l. Gemolken wird in einem GEA-Fischgrätenmelkstand mit 32 Melkplätzen.

Ende April hat Gunnar Stamm die Soja gedrillt, im September soll gedroschen werden. Mitte August ist er mit dem Bestand zufrieden. (c) Sabine Rübensaat

Tierwohl in umgebauten Typenställen

Mit viel Platz stehen die 250 Kühe und 350 Jung- und Masttiere in umgebauten DDR-Typenställen L 203. Von außen fallen die geöffneten Fensterfronten für die bessere freie Lüftung auf, bei Bedarf wird eine Seite mit rollbaren Folien verschlossen. Noch auffälliger sind die Veränderungen in den Ställen. Die Güllekanäle wurden aufgefüllt und der Fußboden besteht jetzt aus einer planen Betonfläche, die mit Stroh e ingestreut wird. „So konnten wir den Stallgrundriss verändern und die Tiergruppen haben viel Platz. Nur die Futtergänge sind geblieben und werden weiter genutzt.“ Der Mist wird in der Biogasanlage auf dem Betriebsgelände vergoren. Rund 40 % des Inputs liefert er, dazu kommt vor allem Maissilage. 40 Haushalte in der Umgebung beziehen ihre Wärme von der Biogasanlage.


Futtermischwagen wird beladen

Futtermischwagen: Angehängt oder Selbstfahrer?

Bei Milchvieh und Mastrindern erfolgt die Futtervorlage überwiegend mit Futtermischwagen. Es bleibt aber die Frage, ob es eine gezogene Variante oder eine autarke Maschine sein soll. mehr


Viele verschiedene Mischungen für die Rinder

Zehn bis zwölf Mal füllt Fütterer Peter Pelikan im Futterhaus mit einem Radlader den Futtermisch- und Verteilwagen mit 13 m3 Volumen. Gezogen wird er von einem John Deere mit 90 PS. „Weniger sollten es nicht sein, wenn bei gefülltem Behälter gemischt wird oder ein Rundballen aufzulösen ist, bei uns ist das die Luzerne“, so der Fütterer. Heu und Stroh lagern in der Halle, Silage wird täglich per Radlader und Silozange am Silo entnommen und mit einem HW 80 mit Schwerhäckselaufbau ins Futterhaus gefahren. Reste kommen am nächsten Tag mit in die Biogasanlage.

Fütterer Peter Pelikan am Terminal der optional programmierbaren Wiege­einrichtung. (c) Sabine Rübensaat

Von den zehn bis zwölf Mischungen täglich sind selten mehrere gleich. Es sind, einschließlich Trockensteher, vier Kuhgruppen zu füttern, dazu die Jungtiere und die Mastbullen. Eckard Deumer kontrolliert und passt die Mischungen regelmäßig alle drei bis vier Wochen oder bei Bedarf an. Zur Übergabe an das Terminal am Futtermischwagen nutzt er einen USB-Stick. „Wer möchte, kann das optional auch per WLAN oder Mobilfunk tun“, ergänzt Frank Rau. Der bei Kuhn Deutschland für Fütterungstechnik zuständige Maschinenbauingenieur weiß Bescheid über eine der weltweit größten Angebotspaletten von mobiler Fütterungstechnik. 76 Modelle gezogener Mischwagen von 4 bis 45 m3 und 14 Modelle selbstfahrender Futtermisch- und -verteilwagen mit 12 bis 27 m3 werden im Kuhn-Fütterungstechnik-Werk in Westfrankreich entwickelt und produziert.

Spezifikationen nach Kundenwunsch

Jeder davon kann mit bis zu 250 Spezifikationen geordert werden. Serienfertigung mit Schweiß- und Kantrobotern sowie viele Gleichteile sorgen für eine effektive Fertigung von über 3.000 Maschinen jährlich. Frank Rau erklärt: „Das von uns selbst hergestellte robuste Getriebe für den Schneckenantrieb wird für alle Kuhn-Vertikalmischer verwendet. Das Getriebe ist an einem Dom und nicht am Behälterboden angeschraubt. Auf halber Höhe ist die Schnecke befestigt. Der Antrieb ist so vor seitlich auf die Schnecke wirkenden Belastungen geschützt.“ Im Getriebe steht das Öl bis zum oberen Lager, es muss deshalb nicht abgeschmiert werden. Die Kontrolle des Ölstandes erfolgt im Vorbeigehen, der Ölwechsel soll alle 1.500 Stunden erfolgen. Beim Mischen ist die Belastung in einem Mischwagen mit 15 m3 Fassungsvermögen schon größer als in einer Version mit 9 m3. Wird aber ein kompletter Rundballen aufgelöst, sind die Kräfte auf die Schnecke und ihre Lagerung gleich.

So hoch steht das Öl im Getriebe der Mischschecke, demonstriert Frank Rau. (c) Sabine Rübensaat

Auch Achse und Aufsatz zur Volumenvergrößerung sind bei allen Mischwagen von 9 bis 15 m3 der in Höhnstedt eingesetzten Baureihe Profile gleich. Die Höhnstedter Landwirte setzen seit zwei Jahren einen Profile 13.1 CL ein. Die 13 steht für das Volumen, eins steht für die Schneckenanzahl, C für Querförderband (Cross Conveyor) und L für einen breiten, niedrigen Mischbehälter. Die S-Version ist dementsprechend schmaler und höher. Weitere Besonderheiten der Kuhn-Futtermischwagen sind unter anderem: 1,2 m breite Öffnung im Behälter zum Futteraustrag und breites, von zwei Hydraulikmotoren angetriebenes Austrageband. Optional lässt es sich beidseitig um 20 cm verschieben, um Futter in der Krippe nah zu den Tieren zu bringen. Wird der Mischwagen optional mit einem Strohgebläse ausgestattet, wird das Austrageband hinten montiert. „Der Wagen läuft nun seit zwei Jahren ohne Probleme. Außer einem Ölwechsel war nichts zu tun“, berichtet Eckard Deumer.

FutterMischwagen Nummer Fünf

Vorher waren in Höhnstedt schon vier andere Kuhn-Mischwagen im Einsatz. Zuerst – wie Anfang der 90er-Jahre üblich – Horizontalmischwagen mit drei und folgend mit zwei Mischschnecken. Es folgte ein Vertikalmischer, er sollte schneller mischen. Aber damals kam diese Technik noch schlecht mit Stroh zurecht. So wurde er, nachdem er verschlissen war, noch einmal durch einen Horizontalmischer Euromix II mit zwei Schnecken ersetzt. Diese Version hat den Vorteil einer hohen Schneidleistung, sie neigt aber zum Musen des Futters.

Inzwischen ging die Entwicklung der Vertikalmischer weiter. Sie produzieren jetzt eine lockere Mischung, haben geringen Kraftbedarf und damit liegt ihr Marktanteil in Europa heute bei über 80 %. Begünstigt wird diese Entwicklung durch das zunehmende Angebot von Ballenpressen mit Schneidwerk. Beim Bergen des Futters mit dem Feldhäcksler kann ja schon längere Zeit eine Schnittlänge vorgewählt werden.

Landmaschinenhändler mit Tradition

Bezogen haben die Höhnstedter Landwirte all diese Mischwagen vom regionalen Kuhn-Händler Land & Technik-Service Volkstedt (LuTS), einem traditionellen Fachbetrieb in der Lutherstadt Eisleben. 1949 begann die landtechnische Arbeit an diesem Standort mit einer Maschinenausleihstation (MAS). Heute vertreibt LuTS unter anderem Fendt, MF, Weidemann, Kirovets, Kerner, Krone und Kuhn. Ergänzt wird das Angebot durch Reparaturen in allen Bereichen der Transportbranche, hervorzuheben die Modernisierung und der Neubau von HW80-Anhängern. Neuer Technik steht Geschäftsführer Manfred Pollin immer offen gegenüber.

Manfred Pollin, Geschäftsführer Land & Technik- Service Volkstedt.

So werden mit Kunden Maschinen für den Maisanbau in Dämmen von LuTS oder neue Geräte der jungen Firma Inno-AgriTec zur Maiszünslerbekämpfung eingesetzt erprobt. „Mit Innovationen den Ackerbau verändern, da passiert etwas, da sind wir dabei“, so der Geschäftsführer. Trüber sieht es mit Technik für Milchviehbetriebe aus. „Es werden immer weniger Betriebe, die noch Milchkühe halten. Damit verringert sich auch der Bedarf an Maschinen für die Tierhaltung. Diese Technik benötigt aber eine ständige Servicebereitschaft. Es ist teilweise schwierig, das vorzuhalten. Das Personal ist einfach knapp. Insgesamt machen wir mit Technik für Grünland und Bodenbearbeitung sowie einigen Mischwagen von Kuhn zwischen fünf und sieben Prozent unseres Umsatzes.“

Futtermischwagen mit Effektivem Verschleißschutz

Besonderheit des neuen Futtermischwagens ist das Material der Schnecke und die Auskleidung des Mischbehälters mit Edelstahl. Diese Option soll eine lange Lebensdauer ermöglichen. Nach zwei Jahren Einsatz ist beim Höhnstedter Mischwagen kaum Verschleiß zu sehen. Total blank sind die Edelstahlflächen, an denen ständig das Futter bewegt wird. Also die gesamte Schnecke und die 80 cm hohe in den Behälter eingeschweißte Edelstahlverkleidung. Frank Rau erklärt, dass das genau der Bereich in der Behälterwand ist, der sonst durchgescheuert wird. Der Verschleiß bei normalem Stahl erfolgt vor allem dadurch, dass durch das Schleifen des Futters am Metall die dünne Rostschicht immer wieder abgeschmirgelt wird. Das wellige Schleifbild oberhalb des Edelstahlbereiches entsteht durch die Kantung der Behälterwand, die zusammen mit zwei einschwenkbaren Gegenschneiden das Drehen des Futteres bremsen und so das schnelle Durchmischen des Futters mit der Schnecke fördern.

Kuhn nennt diesen Edelstahl K-NOX. Er besteht aus Chrom und Ferrit. Chrom macht den Stahl widerstandsfähig gegen korrosiven und mechanischen Verschleiß. Ferrit verleiht der Mischschnecke mechanische Festigkeit. Damit machen Belastungen, die beim Mischen schwerer Rationen oder beim Auflösen ganzer Ballen auftreten, der Schnecke nichts aus, sie verbiegt sich nicht. Rund sechs Mal länger als die Standardversion aus ST 52 hält die K-NOX-Schnecke. Das wurde an einem stationären

Zweischneckenvertikalmischer an einer Biogasanlage unter analogen Einsatzbedingungen ermittelt. Fütterer Peter Pelikan freut sich, dass er am neuen Mischwagen noch keine Messer wechseln musste, da auch sie deutlich länger halten. Natürlich ist die verschleißfeste Variante des Mischwagens teurer. Frank Rau rechnet vor, dass eine neue Standardschnecke und die Montagekosten höher sind als der Mehrpreis für die K-Nox-Schnecke. Insgesamt mit Schnecke und Verkleidung aus Edelstahl ist der Mischwagen der Höhnstedter rund 4.300 € netto teurer als die Standardversion mit gleicher Ausstattung.

Futtermischwagen mit Elektronik und Vernetzung

Eine weitere Option neben dem Verschleißschutz, die die Landwirte der Genossenschaft beim neuen Mischwagen gewählt haben, ist eine programmierbare Wiegeeinrichtung. Sie kann bis zu 150 Futterrationen mit bis zu 99 Komponenten – maximal 30 je Rezept – speichern. Das von drei integrierten Wiegebolzen – einer an der Deichsel und zwei an der Achse – ermittelte Gewicht wird blendfrei mit großen Zahlen am Mischwagen angezeigt. So hat der Fütterer beim Beladen die zugegebene Masse jeder Komponente im Blick. „Außerdem haben wir noch ein mobiles zweites Anzeigendisplay mit gekauft. Damit hat man auch in größerer Entfernung immer das aktuelle Gewicht auf der Anzeige oder kann sich im Zugschlepper die noch vorhandene Masse im Behälter anzeigen lassen“, so Frank Rau. „Alternativ kann man das auch über eine App auf dem Smartphone machen.“


Lesen Sie mehr zum Thema im Schwerpunkt Fütterungstechnik in der Ausgabe 35 der Bauernzeitung.

Im e-Paper abrufen (€)


Monatlich liest Eckard Deumer mit dem USB-Stick auch die Fütterungsprotokolle aus. „Das muss sein. Was wurde wirklich gefüttert? Gibt es einen Zusammenhang zu Schwankungen bei der Milchleistung?“ Im Zeitalter von Elektronik und Vernetzung finden sich zudem wichtige Informationen online, wenn man sich im Portal „My Kuhn“ mit der Seriennummer anmeldet. So gibt es Bedienungsanleitungen und Software-Updates im Netz. Auch die Ersatzteilsuche ist dort einfacher und treffsicherer. „Noch haben wir das nicht gebraucht für den neuen Mischwagen, aber eine Anmeldung ist ja auch später möglich“, so Eckard Deumer.