Je nach gewünschter Intensität des Mulchens benötigt Lohnunternehmer Tasch pro Hektar etwa einen Tag. Buschwerk, kleinere Bäume und auch starke Stubben sind kein Problem. (c) Matthias Tasch

Landschaftspflege mit der Siloraupe

Wenn es um die Auslastung der teuren Technik geht, erweisen sich Lohnunternehmer oft als ideenreich. Ein Thüringer beispielsweise fand für seine Fahrsilo-Technik zusätzliche Betätigungsfelder bei der Flächenvorbereitung für Bauvorhaben und bei der zügigen und dennoch bodenschonenden Beräumung von Schadflächen im Forst.

Von Wolfgang Rudolph, Bad Lausick


Dank seiner natürlichen Reize bezeichnen Thüringer Werbestrategen das Land gern als „Grünes Herz Deutschlands“. Tatsächlich gibt es nur wenige Bundesländer mit einem höheren Waldanteil. Mehr als ein Drittel seiner Fläche ist mit Wald bedeckt, rund 550.000 ha. Landschaftsprägend sind aber ebenso die Ackerschläge und Grünlandflächen der Agrarbetriebe.

In beiden Bereichen, in der Land- und auch der Forstwirtschaft, ist Matthias Tasch, Geschäftsführer der S.W.A.T. GmbH & Co. KG mit Sitz im Ortsteil Struth der Thüringer Gemeinde Rodeberg, mit seinen Dienstleistungen vertreten. Verbindendes Element sind die für den Einsatz außerhalb von Schnee und Kälte umgerüsteten Pistenraupen LH 500 und Leitwolf des Südtiroler Herstellers Prinoth.

Auftraggeber suchten Komplettanbieter

„Angeschafft habe ich die Raupenfahrzeuge 2016, um mein Angebot zur Futterbereitstellung zu komplettieren“, berichtet der 41-Jährige. Dies beschränkte sich bis zu jenem Zeitpunkt auf das Häckseln von Gras, Mais und Grünroggen sowie die Abfuhr der Feldfrüchte vom Häcksler mit drei Silage-Überladewagen SUW 5000 von Hawe, die das Erntegut am Feldrand mit einer Förderleistung von bis zu 11m3/min für den Straßentransport zum Silo auf betriebseigene Sattelschlepper verladen.
Für die Futterernte nutzt das Unternehmen zwei Feldhäcksler 8700 von John Deere. Sie sind zur Bestimmung der Ertragsmengen und des Trockensubstanzanteils im Auswurfschacht mit NIR-Sensoren bestückt.

Einige Leiter von Milchviehbetrieben sowie der Biogasanlage Menteroda im Freistaat mit einem Substratinput von jährlich 65.000 t Biomasse beabsichtigten, neben der Ernte und Anlieferung auch die Anlage der Silomieten an Dienstleister zu vergeben. Tasch unterbreitete ein Angebot, bei dem Pistenraupen die anfallenden Arbeiten im Fahrsilo übernehmen.

Unter der Bezeichnung Prinoth Agripower wirbt der Hersteller bereits seit einiger Zeit für den Einsatz seiner leistungsstarken Fahrzeuge in den Bereichen Agrar, Forst und Landschaftspflege. Dazu werden die eigentlich nur für den Winterbetrieb an Steilhängen konzipierten Raupen in Telfs (Österreich) für den ganzjährigen Einsatz umgerüstet. So wird das Kühlsystem vergrößert, die Kabine erhält eine Klimaanlage und zur besseren Ausbalancierung auf weniger steilen und ebenen Flächen wird ein Heckgewicht montiert.

Für den Anbau von Geräten erhält die Siloraupe eine entsprechende Aufnahme und eine hydraulisch angetriebene Zapfwelle. Außerdem erfolgen Veränderungen am Rahmen und etwas schmalere Gleisbänder werden aufgezogen, damit die Siloraupen beim Transport auf öffentlichen Straßen mittels Tieflader nicht die zulässige Breite von 3 m überschreitet. Trotz der schmaleren, sogenannten Sommerbänder verteilt sich das Gewicht des Fahrzeuges von 8 t immer noch auf über 9 m² Raupenfläche.

„Beim Siloaufbau sind die wenigen und kippsicheren Siloraupen schon deshalb einfach unschlagbar, da sie in einem Arbeitsschritt das Schieben und gleichzeitig das Verdichten erledigen“, schwärmt Tasch.

Zudem entstehe durch die hydraulische Vibrationsfunktion des Fahrwerks ein zusätzlicher Verdichtungseffekt. Für das Komplettangebot zur Futter- und Substrataufbereitung stehen der S.W.A.T. GmbH mittlerweile sieben Prinoth-Raupen zur Verfügung.

Nachfrage im Forstnach Sturm Friederike

Doch die Sache hat einen Haken: Selbst durch intensive Akquise lässt sich ein Einsatz der immerhin rund 180.000 Euro teuren Siloraupen als Silagespezialisten nicht ganzjährig, sondern nur im Sommerhalbjahr gewährleisten. Hier sah Tasch Handlungsbedarf. Die Nutzung des hydraulischen Antriebs zum Aufrühren der Gärprodukte brachte schon mal einige Auslastungsstunden mehr. Dies lohnt sich aber nur, wenn die Maschinen ohnehin auf dem Gelände der Biogasanlage für den Siloaufbau stationiert sind. Ein echter Zweitjob für die 450 PS starken Kraftprotze war das nicht.

Aber liegt die Stärke der Raupen nicht eigentlich im Gelände? Im waldreichen Thüringen bot sich da der Forst als weiteres Betätigungsfeld an. Um den Markt zu sondieren, lieh sich der Firmenchef eine hydraulisch angetriebene Mulchfräse vom Forstmaschinenhersteller AHWI, der seit 2016 zur Prinoth-Gruppe gehört. Tasch spekulierte darauf, mit der Kombination aus Raupe und Fräse preislich zwischen den Forstmulchraupen und Radtraktoren mit Mulchgerät zu liegen und so eine Angebotslücke zu füllen.

Präsentationen vor Waldbesitzern fanden aber zunächst nur geringe Resonanz. Doch dann kam Friederike. Das verheerende Sturmtief entwurzelte und knickte im Januar 2018 Tausende Bäume. Mehr als 330.000 fm Schadholz lagen allein in Thüringen am Boden.
Nach Beräumung der Bruchflächen war Wiederaufforstung angesagt. Hierfür gab es vom Land eine Förderung.

Steilhänge für Raupenfahrzeug keine Hürde

Jetzt stieg die Nachfrage und die Siloraupe konnte ihre Stärken bei der Vorbereitung der Sturmflächen für die Wiederaufforstung anschaulich zur Geltung bringen. Außerdem wurde sie bei der Beseitigung von Stubben in den Rückegassen, zunächst für die zügige Abfuhr des Schadholzes und später die Anlieferung von Pflanzgut und Gerätschaften eingesetzt.

Die Vorteile der Prinoth-Raupe bei Waldarbeiten liegen nach Aussage von Tasch in der sehr kraftvollen Fräswalze. Sie entfernt nicht nur aggressiv die Vegetation, sondern mischt die zerkleinerte Biomasse zum Teil in den Boden ein, zum Teil bleibt diese gleichmäßig verteilt auf der Oberfläche liegen. So ist der Boden vor Austrocknung und Erosion geschützt und der Zersetzungsprozess befördert die Humusbildung.

Steilhänge sind für die Siloraupe im Gegensatz zu Radtraktoren keine Hürde. „Hanglagen bis zu 45 Grad Steigung schaffe ich ohne Winde und Stahlseil“, versichert der Firmenchef. Eine Arbeitserleichterung sei dabei die geräumige und rundum verglaste Kabine mit Mittelsitz.

In den Monaten nach dem Sturmereignis habe er mit seiner Technik 80 ha Bruchfläche in Thüringen und im benachbarten Hessen für die Wiederaufforstung vorbereitet und zahlreiche Rückegassen befahrbar gemacht.

Einsatz gegen invasiven Riesenbärenklau

Darüber hinaus sorgte der Thüringer Lohnunternehmer mit einer Landschaftspflegemaßnahme der besonderen Art für Schlagzeilen in der Lokalpresse. Gemeindevertreter und Naturschutzbehörde baten ihn um Hilfe bei der Bekämpfung des Riesenbärenklaus. Die invasive und sehr giftige Staude bedrohte an einem Uferabschnitt der Unstrut das Ökosystem. Mit Raupe und Mulchfräse gelang es Tasch, das Problem bei der sprichwörtlichen Wurzel zu packen, ohne die Stabilität des Uferbereichs zu beeinträchtigen.

Festen Kundenkreis etabliert

Inzwischen gibt es für die Mulcharbeiten im Forst sowie neuerdings zur Beräumung von devastierten Flächen einen festen Kundenkreis. „Auch in diesem Winter hatte ich einiges zu tun“, sagt Tasch. Demnächst sei er im Auftrag des ThüringenForst auf einem sturmgeschädigten 1,6 ha großen Steilhang im Einsatz. Versuche, die Mulcharbeiten auf dieser Fläche mit einem Traktor bzw. einem Raupenbagger durchzuführen, waren zuvor fehlgeschlagen. Im nahegelegen Großengottern schafft der Lohnunternehmer auf einem mit Büschen und jungen Bäumen bewachsenen Areal Baufreiheit für einen Handelskonzern.

Je nach geforderter Intensität des Mulchens benötige ich acht bis zehn Stunden pro Hektar. Wer will, bekommt ein Blumenbeet“, informiert der Firmenchef. Pro Stunde berechne er inklusive Dieselverbrauch 280 Euro. Hinzu komme eine Pauschale für die An- und Abfahrt von 500 Euro.

Der Lohnunternehmer sieht durchaus noch weitere Einsatzmöglichkeiten. Er denke da beispielsweise ans Schneeräumen oder an das Schieben von Sand und Kies beim Versiegeln von Deponien.

Klappern gehört für ihn daher weiterhin zum Handwerk. Das Unternehmen S.W.A.T. betreibt dafür sogar einen Fanartikel-Shop als Teil der Webpräsenz. Auf allen dort zu erwerbenden Basecaps, Shirts und Tassen prangt das Firmen-Logo – der stilisierte Kopf einer Wildsau in Kombination mit dem Schriftzug S.W.A.T. Die Buchstaben stehen nach Aussage des Firmenchefs für die Begriffe Schieben, Walzen, Agrar und Transport. Das hat einen gewissen Hintersinn, wenn man weiß, dass dieses Akronym im englischen Sprachraum taktische Spezialeinheiten der Polizei bezeichnet, vergleichbar dem deutschen Spezialeinsatzkommando (SEK). „S.W.A.T.“ ist auch der Titel einer eine US-amerikanischen Action-Krimiserie.

Und wofür steht die Wildsau? „Das ist ein Spitzname von mir, der wohl auf meinen ausgeglichenen und zurückhaltenden Fahrstil anspielt“, so Tasch mit einem nicht zu überhörenden ironischen Unterton.

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