Fakten & Frust

Windkraft in Ostdeutschland: Wie die Regionen Platz für Windräder machen

Die Flächen, auf denen die Errichtung von Windrädern Vorrang genießt, kann sich im Osten bis 2027 vervierfachen. © Sabine Rübensaat

Die gesetzliche Grundlage der vorherigen Ampelkoalition zum beschleunigten Ausbau von Windenergie-Anlagen wird mit der neuen Bundesregierung weitgehend Bestand haben. Der Windkraftausbau in Ostdeutschland nimmt Fahrt auf – doch welche Konsequenzen hat das für die ländlichen Regionen?

Artikel teilen

Ende letzten Jahres gab es nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie deutschlandweit fast 29.000 Windkraftanlagen an Land, davon rund 10.400 im Osten. Die installierte Leistung summierte sich auf 63.461 MW (Ost: 21.511 MW). Der Zubau einschließlich Repowering betrug 2024 bundesweit 635 Anlagen (Ost: 144) bzw. 3.250 MW (Ost: 770 MW) – aufgrund der Stilllegung älterer Anlagen kamen unterm Strich bundesweit tatsächlich nur 80 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2.545 MW hinzu. Brandenburg und Sachsen-Anhalt zählen bei der installierten Leistung zu den Top-fünf-Bundesländern.

Windkraftausbau in Ostdeutschland – eine hochemotionale Angelegenheit

Im ländlichen Raum, wo der Windkraftausbau stattfindet, war, ist und bleibt die Errichtung von Anlagen eine hochemotionale Angelegenheit – für Bewirtschafter von Flächen und für Flächeneigentümer insbesondere. Die vormalige Bundesregierung verabschiedete 2023 das „Gesetz zur Festlegung von Flächenbedarfen für Windenergieanlagen an Land (Windenergieflächenbedarfsgesetz – WindBG)“, das die Bundesländer bei der Ausweisung von neuen Flächen für Windenergieanlagen (WEA) unter Zugzwang setzte.

Windräder in Ostdeutschland: Länder unter Zugzwang

Das sogenannte Wind-an-Land-Gesetz verpflichtet die Länder, bis Ende 2027 bis zu 1,8 % und bis Ende 2032 bis zu 2,2 % ihrer Landesfläche für die baurechtlich privilegierte Errichtung von WEA auszuweisen (Tabelle). Ziel war es, den Ausbau der Windenergie massiv zu beschleunigen.

Tabelle Flächenvorgaben Windkraftanlagen

Mit dem Regierungswechsel in Berlin dürfte sich an den Zielvorgaben zum Windkraftausbau in Ostdeutschland grundsätzlich nichts ändern. Bislang war zu vernehmen, dass lediglich die Flächenziele für das Jahr 2032 auf den Prüfstand gestellt werden könnten. Dies forderte zuletzt etwa die Thüringer CDU, die mit BSW und SPD im Freistaat die Regierung stellt.

Windvorranggebiete: Wo der Ausbau stattfindet

Derweil laufen die aufwendigen Planungen in den Ländern zur Ausweisung der Windvorranggebiete auf Hochtouren. Während Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen den Flächenanteil in ihren regionalen Planungsregionen gleichmäßig verteilen, sind die Vorgaben des Landes für die Regionalpläne in Sachsen-Anhalt und Thüringen nach Potenzialen abgestuft worden.

Für Thüringen heißt das etwa, dass die Region Nordthüringen bis Ende 2027 2,5 % (bis 2032: 3,0 %) ihrer Fläche als Windvorranggebiete ausweisen muss, Mittelthüringen 1,8 % (2,2 %), Südwestthüringen 1,7 % (2,0 %) und Ostthüringen 1,4 % (1,7 %). Angesichts der bisherigen Pläne lässt sich erahnen, was auf die ländlichen Gebiete nicht nur in Thüringen in naher Zukunft zukommt.

Zugleich gilt es zu betonen, dass nicht überall, wo für den Windkraftausbau in Ostdeutschland ein Vorranggebiet ausgewiesen wird oder ist, WEA installiert werden. Dem Bericht des „Bund-Länder-Kooperationsausschusses zum Stand des Ausbaus der erneuerbaren Energien“ vom Oktober 2024 zufolge waren Ende 2023 von den nach dem Windenergieflächenbedarfsgesetz/WindBG anrechenbaren 230.451 ha in Deutschland 36 % noch nicht mit WEA (voll) belegt.

Windräder in Ostdeutschland: Leipzig-Westsachsen plant Ausbau auf über 8.300 ha

Die vormalige Landesregierung in Sachsen gab das Ziel heraus, dass die vier Planungsregionen ihre WEA-Flächenziele von 2 % nicht erst 2032, sondern bereits 2027 erfüllen werden. Aktuell läuft für den Regionalplan Leipzig-Westsachsen die öffentliche Anhörung für die „Teilfortschreibung Erneuerbare Energien“. 91 Vorranggebiete mit 8.371,68 ha Fläche listet der Entwurf auf. Damit käme die Region auf einen Anteil von 2,1 % ihrer Fläche. In der Planungsregion Chemnitz hat man jetzt den Suchraum auf 4,6 % der Regionsfläche eingegrenzt. Im nächsten Schritt geht es darum, in diesen Gebieten die Vorrangflächen zu ermitteln.

Streit in Thüringen: Windräder (nicht) im Wald

In der Nordthüringer Planungsregion liegt seit der vorigen Woche ein Entwurf über fast 10.000 ha Vorrangflächen vor. Die Ostthüringer Planungsregion veröffentlichte in der ersten Juniwoche den ersten Entwurf zum „Sachlichen Teilplan Windenergie und Sicherung des Kulturerbes“. Dieser nennt in 67 Gemeinden WEA-Vorranggebiete mit einer Gesamtfläche von 7.430 ha. Davon betreffen 4.164 ha Forstflächen bzw. „überwiegend“ Forstflächen. Letzteres ist für Thüringen von besonderer Bedeutung, weil die regierungstragenden Brombeer-Fraktionen Windräder im Wald ablehnen. In der vorhergehenden Legislatur wurden im Landeswaldgesetz auf Druck der seinerzeit oppositionellen CDU-Fraktion große Hürden für die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald erlassen.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 25/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Vitale Kälber von Anfang an
  • Neues zum Zuckerrübenanbau
  • Vorschriften für Zugmaschinen
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis