Investitionen in der Landwirtschaft: In der Kostenspirale gefangen
Landwirte stehen vor großen Herausforderungen bei der Errichtung neuer Ställe, denn die Tierhaltung steht im Spannungsfeld zwischen Tierwohl, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit. Neue Ställe können nur dann gebaut werden, wenn Landwirte mit ihren Produkten Geld verdienen, kommentiert Detlef Finger.
Es gibt gute Gründe für Landwirte, einen Stall zu modernisieren oder neu zu bauen. Eine solche Investition bindet aber viel Geld. Die Finanzierungskosten beeinflussen die Wirtschaftlichkeit der Produktion für 20 Jahre oder länger. Bauvorhaben wollen daher wohl überlegt und genauestens geplant sein. Wesentliche Begleitumstände gilt es, vorab detailliert aufzuarbeiten.
Insbesondere bei hoher Fremdkapitalbelastung (Stichwort: aktuelle Zinsentwicklung) müssen künftige Entwicklungen der Erzeugerpreise und Ausgleichszahlungen nüchtern und vorsichtig eingeschätzt werden. Nur dann führt der neue Stall zum Erfolg und nicht in die Schuldenfalle.
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Investitionen in der Landwirtschaft: Bauvorhaben und Tierwohl
Neue Ställe, mögen sie aus Tierwohlsicht noch so wünschenswert sein, können nur dann gebaut werden, wenn Landwirte mit ihren Produkten Geld verdienen. Verlässliche Prognosen dahingehend sind angesichts volatiler Märkte auch für tierische Erzeugnisse jedoch kaum möglich. Die Erlöse für Rind- und Schweinefleisch waren zuletzt besser, die Milchauszahlungspreise befinden sich nach kurzem Zwischenhoch wieder auf Talfahrt. Die Betriebsprämien sinken ebenfalls.
Das bedeutet, dass Landwirte ihr Einkommen zunehmend am Markt generieren müssen. Allerdings können sie – im Gegensatz zu anderen Branchen – der Molkerei oder dem Schlachthof ihre gestiegenen Kosten nicht in Rechnung stellen. Händler und Dienstleister tun dies unter Verweis auf Inflation und Mindestlohn sehr wohl. Das führen deren Bescheide über Kostenerhöhungen den Landwirten täglich vor Augen.
Bauvorhaben sind zudem an strenge umwelt-und baurechtliche Bedingungen geknüpft. Neben langwierigen Genehmigungsverfahren tun Regelungswut, Bürokratie und Bürgerinitiativen ihr Übriges. Vor allem aber sind die politischen Vorgaben kaum noch kalkulierbar. Fakt ist aber: Tierwohl im Stall wird zum Maßstab. Somit steht die Viehhaltung mehr denn je im Spannungsfeld zwischen Tierwohl, Umweltschutz und Ökonomie.
Um zukunftsfähig zu sein, muss die Tierhaltung unter Berücksichtigung dieser Zielkonflikte optimiert werden. Doch je teurer ein Stallplatz ist, umso mehr Produkt muss ein Betrieb verkaufen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Für einen Kuhplatz im Tierwohlstall werden inzwischen bis zu 20.000 € (!) Komplettkosten aufgerufen.
Gesunkene Nachfrage und Abwärtsspirale
Einschätzungen von Landwirtschaftlicher Rentenbank und Deutschem Bauernverband zeigen, dass das geplante Investitionsvolumen auf einen bislang nicht für möglich gehaltenen Tiefstand gefallen ist. Finanzierungen für Schweine-, Rinder- und Geflügelställe sind stark rückläufig. Beim Borstenvieh ist die Nachfrage nach Förderkrediten schon 2022 um 90 % eingebrochen.
Kostensenkungen sind in der Viehhaltung nur begrenzt möglich. Sie dürfen nicht zulasten von Tierwohl und Qualität gehen. Das Sparen bei Arbeitskräften und Löhnen manövrierte manchen Betrieb erst in die jetzige Personalmisere hinein. Hier anzusetzen, befeuert die Abwärtsspirale und steht im krassen Widerspruch zum Fachkräftemangel. Wachsen in der Größe kommt nur für Profis infrage.
Die Leistung beim Einzeltier steigern, wäre eine Option zur (Stück-)Kostensenkung. Das bringt ein Plus an Liquidität, kann jedoch die Marktsituation und die gesellschaftliche Debatte rund ums liebe Vieh verschärfen. Die einzige Stellschraube, die nichts kostet, ist eine gute fachliche Arbeit bzw. die Optimierung des Managements, etwa um Verluste zu senken.
Kommentar aus der Ausgabe 46/2023
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