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Start frei für die Zuckerrüben

Nach der Aussaat und den Herbizidmaßnahmen gilt es nun die Virusvektoren im Blick zu behalten. Schwarze Bohnenlaus und Grüne Pfirsichblattlaus breiten sich sonst zu stark aus.

Von Erik Pilgermann

Gut ein Monat Vegetationszeit ist für die meisten Rübenbestände bereits vergangen. Seit der Aussaat Ende März waren sie mit Auf und Ab des Wetters konfrontiert. Nichtsdestotrotz haben die Rüben inzwischen BBCH 12–14, stellenweise auch schon BBCH 16 erreicht. Bis zu drei Blattpaare sind entfaltet, und die Rübenreihen werden grün.

Zuckerrüben: Ein Problem bleibt

Durch das Verbot der neonicotinoidhaltigen Beizen hat ein altes Problem, die viröse Vergilbung der Zuckerrüben, neu an Fahrt aufgenommen. Das Virus wird von Blattläusen, hauptsächlich von der Grünen Pfirsichblattlaus, aber auch der Schwarzen Bohnenlaus, übertragen.

Die Viren überdauern den Winter in verschiedenen Pflanzen. Das können Raps, aber auch Vogelmiere und andere Unkräuter sein. Im Frühjahr infizieren sich die Blattläuse an diesen Pflanzen und übertragen dann die Viren während des Saugens auf die Rüben. Eine Infektion kann zu hohen Verlusten im Rübenertrag und den Zuckergehalten führen. Verluste von bis zu 50 Prozent sind möglich. Frühe Infektionen im Mai sind dabei besonders ertragsschädigend.

Blattläuse frühzeitig bekämpfen

Die Behandlung muss rechtzeitig beim Zuflug der Blattläuse erfolgen und nicht erst bei Sichtbarwerden erster Vergilbungsnester. Dann ist der Schaden schon gesetzt. Achten Sie auf die amtlichen Warndienste, die aktuelle Informationen über das Auftreten von Blattläusen geben. Nutzen Sie auch die Informationen, die Ihnen ISIP zur Verfügung stellt.

In dieser Saison steht zur Bekämpfung noch Pirimor zur Verfügung. Dieses Mittel wirkt, indem es sich translaminar in der Pflanze verteilt und zudem über eine Dampfphase auch Läuse an den Blattunterseiten oder im unteren Pflanzenbereich erfassen kann.

Darüber hinaus sei es durch die schnelle Wirkung zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren besonders geeignet und wurde außerdem ursprünglich als nützlingsschonend und nicht bienengefährlich eingestuft (B4). Trotzdem endete die Zulassung am 31. Oktober 2020. Die Aufbrauchfrist endet am 30. April 2022. Danach stehen nur noch einfache Pyrethroide zur insektiziden Behandlung der Rüben zur Verfügung.

Auch der Rübenerdfloh hat sich bereits zum  Reifungsfraß eingefunden und seine typischen  Spuren hinterlassen.
Auch der Rübenerdfloh hat sich bereits zum Reifungsfraß eingefunden und seine typischen Spuren hinterlassen.
(c) Erik Pilgermann

Bakterien statt Viren

Seit einigen Jahren tritt in Deutschland in Zuckerrüben auch eine neue Krankheit, das Syndrome Basses Richesses (SBR; deutsch: Syndrom des niedrigen Zuckergehaltes), auf. Auch SBR reduziert die Rübenerträge und insbesondere die Zuckergehalte deutlich.

Ursache sind aber nicht Viren, sondern phytopathogene Bakterien. Die Schilf-Glasflügelzikade als Vektor überträgt sie auf Zuckerrüben. Sowohl die Bakterien als auch die Zikade lassen sich nicht direkt bekämpfen. Auch reduzierte Bodenbearbeitung und Fruchtfolge haben nur geringen Einfluss auf die Krankheit. Wissenschaftliche Studien zeigen aber, dass sich SBR durch den Anbau toleranter Sorten kontrollieren lässt.

Nachdem die Krankheit zuerst in Frankreich vorkam, gewinnt SBR auch in Mittel- und Ostdeutschland massiv an Bedeutung. Nach Angaben eines Züchterhauses erstreckt sich das Befallsgebiet hier in einem Gebiet beiderseits der Elbe zwischen Meißen und Magdeburg. Weiterer SBR-Befall im Oderbruch und im mittleren Sachsen-Anhalt (Salzlandkreis) deuten auf eine Ausbreitung hin.

Symptome erkennen

Symptome für SBR-Befall sind ab Ende August erkennbar: Betroffene Felder erscheinen deutlich vergilbt, da äußere Blätter der Rüben gelb verfärbt sind. Die inneren Blätter im Herz der Pflanzen weisen lanzettliche oder asymmetrische Formen auf. Typisch sind die verbräunten Leitbündel im Rübenkörper. Da ähnliche Symptome auch durch andere Krankheiten hervor-gerufen werden, ist für einen sicheren Nachweis eine Laboranalyse zu empfehlen.