Im Vergleich zu den Vorjahren kann man in diesem Herbst sehr gut entwickelte Rapsbestände beobachten. Dieser Bestand, Sorte Ramses, wurde am 31. August mit 45 Kö/m2 gedrillt. Das Achtblattstadium hat er kräftig und gesund erreicht. Vereinzelt waren erste Phomainfektionen zu beobachten. (c) Erik Pilgermann

Sklerotinia: Ackerhygiene für erfolgreiche Ernte

Während der Herbstsaison wird der Grundstein für den Erfolg der nächsten Ernte gelegt. Dabei tauchen aber Widersprüche auf. Zu leicht haben es manche Krankheiten, sich auch hinüber zu mogeln – wie der Sklerotinia.

Von Erik Pilgermann

Offene, über Winter unbedeckte Ackerflächen sind nicht mehr zeitgemäß. Zu viele Effekte können Nährstoffhaushalt und Errosionsgeschehen negativ beeinflussen. Nachvollziehbar ist deshalb der Ansatz, möglichst viel Fläche über Winter bedeckt zu halten. Wie so oft wird es bei der Umsetzung umso schwieriger.

Vor allem viehhaltende Betriebe auf schwächeren Standorten haben heute schon deutlich mehr als zehn Kulturen im Anbau. Werden dann auch noch Zwischenfrucht- oder Blühmischungen in die Fruchtfolge integriert, wird es phytosanitär schnell eng.

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Sklerotinia: Ein schwieriges Unterfangen

Nehmen wir das Beispiel Sklerotinia. Um in Prognosemodellen wie SkleroPro auf ISIP die Gefährdung durch Sklerotinia aus der Fruchtfolge abschätzen zu können, muss der letztmalige Anbau einer sklerotiniaanfälligen Kultur eingegeben werden.

Folgende Hauptkulturen sind betroffen:

  • Winterraps,
  • Kartoffeln,
  • Sonnenblumen,
  • Leguminosen, (Erbsen, Klee, Phacelia, Lupine),
  • praktisch alle Brassicaceaen (Salat, Ackersenf).

Laut der Fachliteratur sind bei den Zwischenfrüchten vor allem Sonnenblumen, Ramtillkraut, Perserklee, Alexandrinerklee und Sommerwicken Wirtspflanzen für diese Krankheit. Zwischenfruchtmischungen mit dominierenden Anteilen dieser Arten seien daher für Rapsfruchtfolgen nicht zu empfehlen.

Andererseits ist nach derzeitigen Erkenntnissen schwer zu beurteilen, ob von diesen Arten, wenn sie nur in geringen Anteilen in Zwischenfruchtmischungen vorkommen und als Zwischenfrucht nur eine kurze Vegetationszeit haben, ein relevantes Krankheitsübertragungspotenzial ausgeht.

Grundsätzlich lässt sich aber auch dieses Risiko ausschließen, indem in Rapsfruchtfolgen Zwischenfruchtmischungen ohne die aufgeführten Arten verwendet werden.

Sklerotinia Infektion: Auf die Bedingungen kommt es an

Infektionsgünstige Stunden für Sklerotinia werden erst bei einer Mindesttemperatur von 7 °C und hoher Luftfeuchte (über 86 %) oder bei einer Mindestluftfeuchte von 80 % und einer Temperatur von über 11 °C erreicht. Bei den infektionsgünstigen Stunden handelt es sich also um ein Zusammenspiel zwischen Temperatur und relativer Luftfeuchte. Sind die Temperaturen niedrig, muss die Luftfeuchte hoch sein, ist die Luftfeuchte im Minimum, muss die Temperatur hoch sein.

Die Fruchtkörper können Pflanzen auf zwei Wegen infizieren: Nach ihrer Reifung setzen sie Sporen frei, die mit dem Wind verbreitet werden und bei ausreichende Blattfeuchte zunächst abfallende Blütenblätter, in späteren Kulturen auch Keimblätter, besiedeln. Dichte, feuchte Bestände zur Blütezeit sind für die Pilzentwicklung optimal. Von infizierten, in den Blattachseln liegenden Blütenblättern geht die Infektion dann auf die Stängel über.

Der Pilz kann auch direkt von den Fruchtkörpern am Boden auf den unteren Stängelbereich auswachsen. Da die Dauerorgane bis zu zwölf Jahre im Boden überleben, muss ihrer langfristigen Anreicherung vorgebeugt werden. Weite Fruchtfolge, mindestens drei bis fünf Jahre Anbaupause zwischen anfälligen Arten sind empfehlenswert.

Viele Beikräuter wie Kratzdistel, Gänsefuß und Vogelmiere dienen dem Pilz übrigens als Nebenwirte. Als geeignete, weil fruchtfolgeneutral bis positiv wirkende Zwischenfrüchte in Rapsfruchtfolgen gelten nach bisherigen Erkenntnissen Phacelia, Rauhafer, Buchweizen Lein, Lupine, Ackerbohnen, Felderbsen und Gräser (z. B. Welsches Weidelgras, Sudangras).

Die Saison neigt sich dem Ende zu

Blickt man dieser Tage in die Fläche, schreiten die herbstlichen Bestellarbeiten voran. Der Raps steht vielerorts so gut da wie schon lange nicht. Kräftig entwickelte Bestände mit bis zu neun Laubblättern sind keine Seltenheit. Entsprechend umfangreich wurden bereits Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt. Angefangen bei den Herbizidmaßnahmen im Vor- und Nachauflauf über eine Gräserbehandlung rund um das Vierblattstadium bis hin zu den Fungizid- und Wachstumsreglermaßnahmen im Bereich des Sechs- bis Achtblattstadiums.

Dort, wo die Bekämpfungsrichtwerte für saugende und stechende Schadinsekten überschritten wurden, mussten auch schon mehrfach Insektizide eingesetzt werden. Übrigens ein Problem, gegen das selbst in der vielgepriesenen regenerativen Landwirtschaft kein Kraut zu wachsen scheint. Wer heute seine Rapsbestände im Herbst gegen Rapserdflöhe schützen möchte, ist dazu gezwungen, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Statt mit geringsten Aufwandmengen an Wirkstoffen, Arbeitskraft und Betriebsmitteln die jungen Rapspflanzen über eine insektizide Beizung punktgenau und nützlingsschonend gegen Schädlinge zu wappnen, wird nun unfreiwillig ein Vielfaches an Wirkstoffen großflächig ausgebracht, sorgt dabei für eine beschleunigte Resistenzentwicklung und verbraucht dabei teure und vor allem knapper Ressourcen.

Schauen wir zu einer weiteren Ölpflanze, der Sonnenblume. In vielen Teilen Deutschlands zählt sie vor allem zu den Zwischenfrüchten. In Ostdeutschland aber bilden Sonnenblumen einen wichtigen Bestandteil vieler Marktfruchtfolgen. Und nur mit Marktfrüchten, die einen Ertrag bringen, können Betriebe schlussendlich Einnahmen und im allerbesten Fall sogar Gewinn erzielen.

Sklerotinia und Sonnenblumen
Sklerotinia scheint auch stark sortenabhängig zu sein. Auf zwei benachbarten Flächen mit zwei unterschiedlichen Sorten zeigte nur eine Sorte die typischen Symptome mit dem zerfaserten und mit Sklerotien durchsetzen Stängel und Korb. (c) Erik Pilgermann
Sklerotinia und Sonnenblumen
(c) Erik Pilgermann

Einbußen schmälern die Wirtschaftlichkeit

Noch einmal zur Erinnerung: Die Sklerotien, die sogenannten Dauerkörper des Sklerotiniapilzes, können bis zu zwölf Jahre im Boden überleben und genauso lange unter günstigen Bedingungen auch sporelieren und damit eine erneute Infektion bei anfälligen Kulturen wie Raps oder Sonnenblumen auslösen. Daraus entstehen ziemlich sicher Ertragseinbußen, die die Wirtschaftlichkeit der Kultur schmälern.

Mitnichten soll dies aber heißen, dass der Ansatz, Ackerflächen möglichst immer bedeckt zu halten, verkehrt sei. Ich stelle nur fest, dass zum Ziel, möglichst vielfältige Fruchtfolgen wirtschaftlich anzubauen, phytosanitär im Widerspruch steht, Blüh- oder Zwischenfruchtmischungen verpflichtend zu integrieren. Sie haben immer mindestens eine Art mit an Bord, die Zwischenwirt für eine wirtschaftlich relevante Pflanzenkrankheit ist.

Apropos wirtschaftlich. Um erfolgreich Zwischenfrüchte anzubauen, sollte es in erster Linie immer um die Zusammensetzung und die Wirkungen nicht nur auf die Folgekultur, sondern auch auf die umgebenden Schläge gehen. Nur grün und möglichst günstig kann da schnell teuer werden. Vielleicht wäre in vielgliedrigen Fruchtfolgen deshalb der gezielte Anbau von passenden Zwischenfrüchten in Reinsaat eine Alternative. Das phytosanitäre Management würde dadurch viel effizienter und schonender für das gesamte System.

Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen sowie Wirkungsgrade sollten auf jeden Fall wieder viel stärker ins Zentrum des modernen Ackerbaus rücken. Er bietet so viele Möglichkeiten dafür. Und ich hätte sogar schon einen Namen parat: die kombinative Landwirtschaft.

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