Für Landwirte an manchen Standorten kann sich der Rübenanbau durchaus lohnen. (c) Sabine Rübensaat

Ran an die Rüben!

Hofaufgaben, Fabrikschließungen, Preisdruck durch tropischen Rohrzucker – seit dem Ende der Zuckermarktordnung steht der Rübenanbau unter Druck. Doch in der Krise liegt für manche Landwirte auch eine Chance.

Von David Benzin

Die Zuckerrübe hatte es schon mal leichter in Deutschland. Nicht, dass die Blattfrucht keine gute Figur auf vielen Äckern macht, denn gerade aus Gründen der Feldhygiene und wegen breiterer Fruchtfolgen ist die Rübe beliebt. Doch seit dem Ende der Zuckermarktordnung setzen die Preise Anbauer und Zuckerfabriken unter Druck. Rohrzucker aus tropischen Anbauregionen bringt den Rübenanbau in Bedrängnis. Fabriken schließen, und so mancher Rübenbauer kann das Anbaurisiko nicht länger tragen, um sorgenfaltenfrei in eine entferntere Zuckerfabrik zu liefern.

Ein besonderes Beispiel ist das Titelthema dieser Ausgabe. Landwirt Uve Gliemann von der Agrargenossenschaft Mühlberg wird in diesem Winter seine letzten Zuckerrüben ernten. Die nahegelegene Zuckerfabrik in Brottewitz fährt gerade die letzte Kampagne. Für den Landwirt ein Abschied, der ihm in der Rinderfütterung noch mehr Sorgen bereitet als auf dem Bankkonto. Sich ändernde Rahmenbedingungen könnten den Anbau aber später wieder attraktiver machen. Ein Vorteil der Marktwirtschaft.

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Es gibt mehr als zwei Möglichkeiten. Natürlich kann man sich nur für oder gegen den Anbau von Zuckerrüben entscheiden. Doch die Entscheidung muss nicht endgültig sein. Und vor allem hängt sie von mehr Faktoren ab als von der Entfernung zur nächstgelegenen Zuckerfabrik und der Gestaltung des Anbauvertrags. Denn so wie der Markt funktionieren sollte, muss auch der Blick auf die Vermarktung sein: nämlich frei.

Sicher wünscht sich so mancher wieder die Quote zurück. Die gesicherten Preise in einem von äußeren Einflüssen geschützten Markt waren nicht gerade unbequem. Zumindest aber gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle innerhalb der EU sollten sein, ohne Stützungen für die einen. Doch der Nachteil an der aktuellen Situation auf dem Markt für Rübenzucker kann auch zu einem Vorteil werden.

Rübenanbau kann sich lohnen

David Benzin
David Benzin, Pflanzenbau-Redakteur bei der Bauernzeitung

Interessante Beispiele dafür liefern einige Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Aufgrund gesunkener Abnahmemengen der nächstgelegenen Zuckerfabriken stand für einige Landwirte um Wismar die Fortführung des Rübenanbaus auf der Kippe. Ackerbaulich wäre ein Ausstieg bedenklich, sind doch die Böden in dieser Region – als Paradebeispiel genannt sei nur der Klützer Winkel – schwer und fruchtbar. Auch der ökonomische Zusatznutzen des Rübenanbaus in der Folgekultur ist hoch. Dass auf solchen Standorten keine Rüben geerntet werden sollen, da die heimische Vermarktung nicht realisierbar ist, erscheint unverständlich.

Doch dann kam die Schweiz ins Spiel. Die Eidgenossen hatten freie Kapazitäten und Bedarf an Rüben. Also wurden Rahmenbedingungen geklärt und ein Transport auf der Schiene organisiert. Im Herbst 2018 machten sich die ersten Mecklenburger Rüben auf den Weg ins Alpenland. Auch in Sachsen steht aktuell einer Vermarktung von Rüben ins nahe Ausland nichts im Wege. Auf Gunststandorten bauen einige Landwirte inzwischen für eine tschechische Zuckerfabrik Rüben an.

Was klar ist: Die deutschen Zuckerfabriken haben Bedarf und halten an der Rübe fest. Doch der Anbau könnte sich zukünftig enger um die Produktionsstandorte konzentrieren. Auf guten Böden, die „weit ab vom Schuss“ sind, hätten Landwirte es dann schwerer. Verstehen Sie mich nicht falsch! Das ist kein Aufruf, ab jetzt nur noch Rüben ins Ausland zu vermarkten. Doch sicher sollte diese Möglichkeit im Hinterkopf behalten werden, wenn Standort und Logistik es zulassen. Und auch im Zuckerrübenanbau könnte sich der Satz „Konkurrenz belebt das Geschäft“ in Zukunft bewahrheiten. Bleiben Sie der Rübe treu, wenn es möglich ist. Ich wünsche es Ihnen!