Wiesen- und Ackerflächen sind in diesem Jahr von Überstauungen betroffen. (c) Michael Dreyer

Nährstoff-Mangel im Boden: Knappe Vorräte sind zu erwarten

Der viele Regen in den vergangenen Wochen kann Stickstoff und Schwefel im Boden verringert haben. Ein Mangel dieser Nährstoffe gleich zu Vegetationsbeginn kostet jedoch Ertrag. Deshalb sollte frühzeitig gedüngt werden. Was ist zu beachten?

Dr. Michael Dreyer, Agrarberatung Dreyer Falk Böttcher, Deutscher Wetterdienst

Die zurückliegenden Jahre waren vergleichsweise trocken. Die Niederschlagsdefizite wurden seit dem Dürrejahr 2018 niemals wirklich ausgeglichen. Dies hatte zur Folge, dass an vielen Standorten auch über Winter keine vollständige Wassersättigung der Böden erreicht wurde, sodass auch kaum eine Verlagerung oder gar Auswaschung von Stickstoff erfolgte.

Die Bodengehalte an pflanzenverfügbarem Stickstoff (Nmin-Gehalte) lagen daher im Frühjahr zumeist recht hoch (nicht selten > 100 kg N/ha), wovon die Pflanzen zu Vegetationsbeginn durchaus profitieren konnten. Vor diesem Hintergrund gab es in den letzten Jahren also gewisse Spielräume hinsichtlich des Termins der ersten N-Gabe.

Nährstoffmangel im Boden: Was ist wichtig?

  • Die Böden sind derzeit häufig wassergesättigt, sodass mit niedrigen Nmin– und Smin-Werten zu rechnen ist.
  • Die N- und S-Startgabe muss daher so zeitig wie möglich erfolgen, damit die Pflanzen nicht in eine Versorgungslücke geraten.
  • Auch weitere Nährstoffe wie Magnesium, Kalium oder Bor sollten in diesem Jahr verstärkt Beachtung finden.
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Nährstoff-Mangel im Boden: Ausgangslage 2024

Die Ausgangslage in diesem Jahr wird hingegen deutlich anders sein. Die Niederschläge der vergangenen Wochen und Monate haben in den von den Pflanzenwurzeln erschließbaren Bodenschichten zur Wassersättigung geführt (Abb. 1 und 2).

Abbildung 1 und 2: Winterweizen

Bodenfeuchte unter Winterweizen (Abbildung 1)
* 12.1.2024; Deutscher Wetterdienst (erstellt 13.1.2024) Geobasisdaten © Bundesamt für Kartographie
Wurzeltiefe unter Winterweizen (Abbildung 2)
* 12.1.2024; Deutscher Wetterdienst (erstellt 13.1.2024) Geobasisdaten © Bundesamt für Kartographie

Geringes Stickstoff- und Schwefel-Angebot

Zwischen Kap Arkona und Fichtelberg brachte der Herbst flächenhaft 115 bis 140 % der normalen Niederschlagssumme und im Dezember sind es in der gleichen Region 160 bis 220 % gewesen. Damit greift die Sättigung in weiten Teilen auch bis in tiefere Schichten durch und führt zur Sickerung. Dieser Bodenwasserüberschuss wäscht den wasserlöslichen bzw. pflanzenverfügbaren Nmin-Stickstoff in tiefere Bodenschichten, sodass in der Krume (0–30 cm), welche besonders für Wintergetreide zu Vegetationsbeginn den hauptsächlich durchwurzelten Bodenbereich darstellt, geringe Nmin-Gehalte zu erwarten sind.

Viele auch weit entwickelte Rapspflanzen zeigen derzeit deutlichen N-Mangel, was ein Indiz dafür ist, dass auch die darunterliegende Bodenschicht (30–60 cm) kaum pflanzenverfügbaren Nmin-Stickstoff enthält. Prinzipiell kann diese Dynamik auch für den ebenso wichtigen Schwefel (S) angenommen werden. Dieser wird von den Pflanzen als Sulfat (SO4 2-) aufgenommen. In dieser Form unter liegt er – ähnlich wie der Nitrat-bzw. Nmin-Stickstoff – der Verlagerung bzw. Auswaschung. Somit ist in diesem Frühjahr auch mit einer geringen S-Verfügbarkeit zu rechnen.

Hinzu kommt, dass die hohen Bodenwassergehalte eine geringe Wurzelentwicklung bzw. einen geringen Wurzeltiefgang zur Folge haben können. Anhaltend hohe, an die Feldkapazität reichende Bodenwassergehalte oder sogar Überstauung führten überdies zu einem Absterben besonders des Feinwurzelsystems der Pflanzen. Zusammengenommen bedeutet das, dass ein geringes N- und S-Angebot mit einer zunächst geringen Aufnahmeleistung der Pflanzen zusammenfällt.

Staunässe stresst Pflanzen
Staunässe stresst die Pflanzen und beeinträchtigt das Wurzelwachstum. (c) Michael Dreyer

Risiko Versorgungslücke im Frühjahr

Im Frühjahr 2024 besteht deswegen in besonderem Maße das Risiko einer temporären Versorgungslücke. Es ist also ganz wichtig, die Pflanzen so zeitig wie irgend möglich ordentlich anzudüngen – und zwar mit Stickstoff und mit Schwefel. Eine zeitige Schwefeldüngung ist immer eine sichere Bank, aber in diesem Jahr allzumal. Fehlt es an Schwefel, dann können die Pflanzen aufgenommenen Stickstoff nicht verarbeiten.

Besonders effektiv ist es daher für die ersten N-Gabe auf einen Stickstoff-Schwefel-Dünger zurückzugreifen. Dabei ist zu beachten, dass nur Sulfat-Schwefel (SO4 2-) direkt pflanzenverfügbar ist und daher, für eine sofortige Pflanzenversorgung den Vorzug haben sollte.

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Auch an Magnesium und Kalium denken

Ein N- oder S-Mangel, und sei dieser nur temporär, bedeutet häufig Ertragsverlust. Ein Mangel beispielsweise während der Bestockungsphase des Getreides zieht eine geringere Ährendichte nach sich, welche meist nicht durch ein erhöhtes Korngewicht oder eine höhere Kornzahl je Ähre kompensiert werden kann.

Neben Stickstoff und Schwefel können besonders an leichteren Standorten auch Kalium (K) oder Magnesium (Mg) von Verlagerung betroffen sein. Beide Nährstoffe sind für die Photosynthese und den Transport der gebildeten Zucker in die Wurzeln sehr wichtig, sodass auch hier eine Frühjahrsapplikation in Erwägung gezogen werden sollte. Eine Mg-Frühjahrsdüngung kann beispielsweise mit Kieserit erfolgen. Soll neben Magnesium auch Kalium zugeführt werden, dann kommt beispielsweise Kornkali infrage. Mit beiden Düngern wird zugleich auch Schwefel zugeführt.

Auch Bor unterliegt der Verlagerung

Bor unterliegt ähnlich wie Stickstoff und Schwefel der Verlagerung, sodass es in diesem Jahr besondere Beachtung verdient. Beispiel Raps: Dieser zeigt regional bereits starken N-Mangel an den älteren Blättern. Eine zeitige N-und S-Andüngung ist wichtig, damit die Pflanzen nicht in eine Versorgungslücke geraten. Fehlt es aber zugleich an Bor, dann kann die Pflanze zugeführten Stickstoff und Schwefel nicht effizient nutzen. Deswegen muss besonders in diesem Jahr eine Bordüngung erwogen werden.

Die tatsächliche Notwendigkeit der Zufuhr einzelner oder mehrerer Nährstoffe muss auf Schlagebene unter Berücksichtigung von Faktoren wie z. B. Bodenart, Nährstoffgehalt, Niederschlagsmenge, Kultur und Herbstdüngung abgewogen werden.

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