Ernte beim Obsthof Müller: Start in die Apfel-Saison
Die Ernte ist auch bei unserem Praxispartner dem Obsthof Müller in Querfurt in vollem Gange. Aber auch der Obsthof erwägt alternative Vermarktungswege.
Seit Anfang August gibt es im Hofladen am Nebraer Tor in Querfurt die ersten frischen Äpfel der Saison. Die Apfelernte begann auf dem Obsthof Müller am 31. Juli mit ‚Galmac‘. Die sehr frühe Sorte ist eine Schweizer Züchtung aus ‚Gala‘ und ‚Jerseymac‘. Die mittelgroßen, orangeroten bis leuchtend roten Früchte haben einen aromatischen, süßsäuerlichen Geschmack und sind sofort genussfähig. Anderthalb Reihen oder umgerechnet etwa 0,2 ha Fläche nimmt die Sorte in der Plantage ein.
„Mit der Ernte von ‚Galmac‘ sollte man nicht zu spät starten, weil die Äpfel sonst mürbe werden“, weiß Betriebsleiter Alexander Müller um die Eigenschaften dieser Frühsorte, die für den Frischverzehr gedacht ist. Seit Freitag voriger Woche sind die Erntehelfer, derzeit zwischen zwei bis vier Personen, mit dem Pflücken von ‚Santana‘ beschäftigt, die ebenfalls nur einen geringen Anbauumfang von etwa 0,2 ha hat.
Apfelsorte für Allergiker
Die allergikerfreundliche Sorte ist eine niederländische Züchtung, gekreuzt aus ‚Elstar‘ und ‚Priscilla‘. Die ebenfalls mittelgroßen Äpfel haben eine rot-gelbliche Schale, ein saftiges, knackiges Fruchtfleisch und sind süß mit einer dezenten Säurenote im Geschmack. Sie können sowohl frisch verzehrt als auch zum Backen und Mosten verwendet werden. „Wir sind bei der Apfelernte in einer normalen Zeitschiene“, resümierte Müller am vorigen Donnerstag.

Kommende Woche starte die Ernte in der ersten Hauptsorte, dem ‚Elstar‘, blickte der Inhaber des Obsthofes voraus. Auch dieser kräftig-aromatische, fein-säuerliche, mittelgroße Herbstapfel stammt aus niederländischer Züchtung (‚Golden Delicious‘ x ‚Ingrid Marie‘). In Deutschland gehört ‚Elstar‘ zu den beliebtesten Apfelsorten und ist entsprechend weit verbreitet in ihrem Anbau.
Großes Sorten-Auswahl im Anbau
Nahezu anderthalb Dutzend Apfelsorten umfasst das Anbauspektrum auf dem Querfurter Obsthof. Abhängig von Reifung und Ausfärbung werden diese kontinuierlich in den kommenden Wochen bis Mitte/Ende Oktober geerntet. „Den Schlusspunkt setzt ‚Braeburn‘, sagt Müller. Die Zahl der Pflücker wird im Laufe der Zeit zunehmen. Fruchtgrößenabhängig schafft eine Person täglich etwa 1,2 t Äpfel zu ernten.
„Die Leistung könnte noch höher sein, aber wir pflücken jeweils in mehreren Durchgängen, um möglichst homogene Qualitäten in den Großkisten zu haben“, erklärt der Obstbauer. Dadurch sei der Zeitaufwand zwar etwas höher, doch ließen sich die Früchte dann direkt aus den Behältnissen heraus im Hofladen vermarkten. Anderenfalls müssten sie beim Auslagern aus den Kühlzellen erst sortiert werden.


Müller schließt indes nicht aus, dass es in Zukunft auf dem Betrieb auch eine Sortieranlage geben könnte, etwa um die Früchte in kleinere Abpackungen für den Verkauf abzufüllen. „Aber“, schiebt er nach, „dafür wäre neben der Investition auch noch ein Gebäude nötig.“ Bei den Pflaumen steckt der Obsthof mitten in der Ernte, die – parallel zu den ersten Äpfeln – um den Monatswechsel von Juli auf August begann.
Die dritte von insgesamt acht Sorten, die jeweils gleichgroße Flächen belegen, war in der Vorwoche fertig. Zu Wochenbeginn startete die vierte Sorte. Ist sie gepflückt, ist Halbzeit bei den Steinfrüchten. „Der Absatz der Pflaumen gestaltet sich derzeit schwierig, und das offenbar bundesweit“, sagte Müller. Vermutlich wegen der Mengen und der momentanen Hitze: „Die Leute wollen jetzt lieber ein Eis essen statt Pflaumenkuchen“, sagt er schmunzelnd. Für die Obstproduzenten ist eine schleppende Vermarktung misslich, es drohen weit geringere Erzeugererlöse.
Alternative Vermarktungswege
Müller sinniert deshalb über alternative Vermarktungswege, etwa entsteinte Pflaumen direkt an Bäckereien zu verkaufen. Abgeschlossen ist die Aprikosenernte. „Der Ertrag war super“, sagt Müller. Zu den Qualitäten merkte er an, dass auch die Fruchtgrößen gut seien. Allerdings habe es durch Hagel einen nicht unerheblichen Teil Ware zweiter Wahl gegeben. Früchte dritter Wahl seien direkt zu Spirituosen verarbeitet worden. Zu den Kirschen konnte Müller noch kein abschließendes Fazit ziehen.


Es sei ein gutes Jahr hinsichtlich Menge und Qualität gewesen, auch habe der größte Teil gut geerntet werden können. Die Abrechnung von der Absatzgenossenschaft „Fahner Obst“ in Gierstädt (Thüringen) steht noch aus. Die Preise im Direktgeschäft mit den Lebensmitteleinzelhandelsketten Edeka und Rewe seien gut gewesen, sie seien zuvor ausgehandelt worden: „Hier sind wir selbst Herr der Zahlen.“
Neue Foliendächer in der Anschaffung
Gleichwohl müssten auch diese Mengen über die Erzeugergemeinschaft abgerechnet werden, dazu seien die Mitglieder verpflichtet. In den Kirschplantagen des Querfurter Obsthofes werden derzeit nebenher die alten, mehr als zehn Jahre alten Foliendächer zurückgebaut, um sie im Winter durch neue zu ersetzen. Dabei sollen auch die Querseile angehoben werden, um eine größere Durchfahrtshöhe zu erreichen, die auch dort den Einsatz der mobilen Arbeitsbühnen für die Ernte und den maschinellen Vorschnitt der Bäume ermöglicht.


Bislang ist der Baumschnitt hier Handarbeit. Gute Dienste leisten derzeit die Hagelnetze über den Apfelbäumen, denn sie schützen die Früchte auch vor Sonnenbrand. Kühlere Nächte und warme Tage sind zwar gut für die Ausfärbung der Früchte, aber die jetzige Hitze sei für die Bäume einfach nur Stress, betonte Müller. Abschließend blickte er noch auf zwei Termine voraus, an denen der Obsthof beteiligt ist: die landesweite Eröffnung der Apfelsaison am 3. September auf dem Marktplatz in Halle (Saale) sowie der Bauernmarkt am 20. September auf dem Markt in Querfurt.


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