Dank Förderung für Junglandwirte: Tobias Weise meistert Hof-Nachfolge
Das Agrarministerium reicht in diesem Jahr 17 Mal die Förderung für Junglandwirte in Thüringen aus, darunter an den Landwirtschaftsbetrieb Weise in Dreba, den Tobias Weise seit Beginn des Jahres führt.
Zu Beginn des Jahres übernahm Tobias Weise die Verantwortung für den gleichnamigen Familienbetrieb in Dreba von seinem Vater Mathias. Gut 100 ha Nutzfläche, davon 67 ha Ackerland und eine Angus-Herde mit 33 Herdbuchkühen zuzüglich Zuchtbullen, bewirtschaftet der 36-Jährige ohne Fremdarbeitskräfte, aber mit Unterstützung der Familie.
„Alarmzeichen“: Thüringen sucht Hofnachfolger
Nach Angaben des Agrarministeriums bewegt sich heute bei knapp der Hälfte (47 %) der rund 2.700 Einzelunternehmen im Haupt- und Nebenerwerb das Alter des Betriebsleiters bzw. der Betriebsleiterin bei 55 Jahren und älter. Nur für rund ein Drittel dieser knapp 1.300 Betriebe in Thüringen stünde aktuell eine Hofnachfolge in Aussicht. „Diese Zahl ist ein Alarmzeichen“, erklärte Agrarstaatssekretär Marcus Malsch (CDU) kürzlich bei einem Besuch des Landwirtschaftsbetriebes Weise: „Wenn wir eine regional verankerte und vielfältige Agrarstruktur in Thüringen bewahren wollen, dann müssen wir den Generationenwechsel als Herausforderung begreifen und gemeinsam mit der Branche auch in Zukunft eng begleiten.“
Landwirtschaftsbetrieb Weise: Tradition trifft Zukunft
Gute Rahmenbedingungen, die jungen Landwirten gerade in Einzelunternehmen wirtschaftliche Perspektiven bieten, könnten und sollten eine starke Motivation für eine Betriebsübernahme sein. Die Liebe zum Beruf, zur Familie und zum Landleben sind es wohl zuallererst. Tobias Weises Großvater richtete nach der Wende auf dem Hof mit seiner 500-jährigen Geschichte den Betrieb im Nebenerwerb mit 25 ha wieder ein. Sein Vater wiederum überführte den Hof, auf dessen Dächern PV-Anlagen installiert sind, im Jahr 2020 in den Haupterwerb.
Tobias Weise: Engagement in Landwirtschaft und Ehrenamt
Tobias Weise erlernte den Beruf in der Agrargenossenschaft Niederpöllnitz, absolvierte die Fachschule in Stadtroda, studierte an der Hochschule Anhalt in Bernburg und erwarb einen Masterabschluss an der MLU in Halle.
Seine jüngeren Brüder Frank und Lukas arbeiten in der Forstwirtschaft und in der Landtechnikbranche. Sie helfen bei der Bewirtschaftung des Waldes (105 ha) und der Teichwirtschaft (25 ha) mit, was noch das Geschäft des Vaters ist. Tobias Weise engagiert sich u. a. seit 2022 als Ortsteilbürgermeister seiner Heimatgemeinde, ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und im Vorstand der Kultur- und Heimatstiftung Dreba.
Letztere organsiert etwa im Juni jeden Jahres das dreitägige Dorffest „Kultur im Kuhstall“ im Mutterkuhstall von Familie Weise. Wenn die Angus-Rinder längst auf der Weide sind und ihr Winterquartier „aufgeräumt“ ist, gibt es hier Filme, Konzerte und Tanz sowie einen Familientag mit Brunch.
Geschäftsplan und Bürokratie: Hürden der Förderung für Junglandwirte
An Motivation und Verantwortungsgefühl fehlt es dem 36-Jährigen nicht. Die Junglandwirteförderung, mit der das Agrarministerium dem eingangs genannten „Alarmzeichen“ etwas entgegensetzen will, helfe wirtschaften, sagt Tobias Weise. Für ihn habe und konnte sie freilich nicht den Ausschlag geben, den Hof weiterzuführen. Zumal Junglandwirte für die mit maximal 70.000 Euro in drei Tranchen gewährte Förderung einiges leisten müsse. Im Jahr vor der Antragstellung darf das zu versteuernde Jahreseinkommen 90.000 Euro nicht übersteigen.
Zum Antrag zählen das Aufstellen eines Geschäftsplans für einen Zeitraum von drei Jahren und eine Kalkulation zum Arbeitskräftebedarf. Nach dem Ende des Förderzeitraums müssen ein Sachbericht erstellt werden, der das Umsetzen des Geschäftsplanes etwa anhand eines Buchführungsabschlusses dokumentiert, sowie Verwendungsnachweise erbracht werden. Auch müssen die Junglandwirte nach fünf Jahren vom Beginn der Förderung gerechnet, den Betrieb (noch) führen. Beim Nichteinhalten drohen Rückforderungen.
Ausbilder Weise sucht Azubis
Nicht unerwähnt darf die Mitarbeit von Tobias Weise im Prüfungsausschuss der Land- und Tierwirte in Ostthüringen bleiben. Seit einiger Zeit schon ist der Landwirtschaftsbetrieb als Ausbildungsbetrieb anerkannt. Er sei auf der Suche nach Auszubildenden, um wieder junge Leute für die Landwirtschaft zu begeistern und Fachkräfte auszubilden, so der Landwirt.
Ernteplanung: Urlaub dank cleverer Anbau-Entscheidung
Dass Tobias Weise mit Frau und Kindern am letzten Juniwochenende für acht Tage in einen Urlaub aufbrechen konnte, verdankt er nicht nur der Unterstützung der Familie, sondern auch dem ackerbaulichen Geschick, denn Wintergerste wird keine angebaut. Da ist noch etwas Zeit, bis die Vermehrungsflächen (Weizen, Sommergerste und Welsches Weidelgras), die Konsumware (Raps und Roggen) und die Erbsen druschreif sind.

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