Bessere Stimmung: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Positive Stimmung trotz Herausforderungen: Was bewegt die deutsche Landwirtschaft? Hohe Preise und gutes Management vs. Bürokratie und Kosten – die aktuelle Analyse des Rentenbank-Agrarbarometers liefert überraschende Einblicke – ein Kommentar von Astrid Wiebe.
Das Agrar-Geschäftsklima hat sich laut Landwirtschaftlicher Rentenbank gegenüber der letzten Befragung der Landwirtschaft im Winter 2024 deutlich verbessert. Das zumindest zeigt das aktuelle Rentenbank-Agrarbarometer, das in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.
Es basiert auf der Auswertung einer Befragung von 1.000 Landwirtinnen und Landwirten sowie 150 Lohnunternehmen in Deutschland. Mit Aussagen zur aktuellen Situation und den Erwartungen in der deutschen Landwirtschaft, ist das Barometer der einzige empirisch fundierte und über einen längeren Zeitraum verfügbare Index zum Agrar-Geschäftsklima.
Agrar-Geschäftsklima: Bessere Stimmung dank höherer Verkaufspreise
Danach beurteilen 83 % der befragten Landwirtinnen und Landwirte ihre aktuelle Situation als sehr gut, gut oder befriedigend. Gründe für die positive Einschätzung sind demzufolge vor allem die hohen Verkaufspreise für tierische Produkte und das eigene Betriebsmanagement. Dazu zählen z. B. durchgeführte Investitionen und weitere Maßnahmen, um den eigenen Betrieb stark aufzustellen. Als Gründe für die negative Beurteilung der aktuellen Lage werden von den Befragten die Agrarpolitik, die hohen Betriebsmittelpreise und die Bürokratie genannt.
Blick in die Praxis der Vipperow Agrar GmbH
Dass die aktuelle Situation alles andere als positiv ist, berichtet auch unser Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern. Die Vipperow Agrar GmbH & Co. KG – ein Ackerbaubetrieb mittlerer Größe – kämpft nicht nur mit den teuren Betriebsmittelpreisen, sondern zudem mit dem drastischen Anstieg der Bodenpreise. Wer landwirtschaftlichen Boden pachten oder kaufen möchte, müsse immer tiefer in die Tasche greifen, sagt der Betriebsleiter und Geschäftsführer Johannes Gawlik.
Dazu kommen die steigenden Lebenshaltungskosten und Lohnkosten, die volatilen Märkte, die gesellschaftlichen Anforderungen und nicht zuletzt die überflüssige Bürokratie, mit der er sich täglich auseinandersetzen muss. Sie sei zu langsam, zu ineffizient, zu teuer und halte ihn von den wichtigen Tätigkeiten auf dem Acker ab. Seiner Meinung nach brauche es Mut zur Vereinfachung und zu klaren Zuständigkeiten in den Behörden.
Klares Konzept: Diversifizierung
Niedrige Verkaufspreise für pflanzliche Erzeugnisse, Umweltauflagen und mangelnde Planungssicherheit seien Gründe für nicht gerade optimistische Zukunftserwartungen. Das sehen 34 % der Befragten des Agrarbarometers. Sie sind überzeugt, dass es ihnen in zwei bis drei Jahren schlechter oder viel schlechter gehen wird als heute.
Eine solch düstere Prognose stellt unser Praxispartner allerdings nicht. Er ist davon überzeugt, die Schlagkraft seines Betriebes zu steigern und mit unternehmerischer Kreativität und einem klaren Konzept die Produktion noch effizienter zu gestalten. Seiner Meinung nach braucht es eine Mischung aus Diversifizierung und Spezialisierung für die Unternehmensstrategie.
Um landwirtschaftliche Betriebe langfristig erfolgreich zu führen, ist es elementar, strategische Entscheidungen über die weitere betriebliche Entwicklung immer im Auge zu haben. Ein wichtiges Zukunftsthema nicht nur für die Vipperow Agrar in Priborn, sondern für alle Landwirtschaftsbetriebe und Lohnunternehmen, die ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen erhöhen wollen.
Bessere Stimmung: Den Regierungswechsel im Blick
Ob die Aufhellung der Stimmung auch mit dem Regierungswechsel zu tun hat, ist unklar. Sicher ist, dass sich die neue Regierung an Ergebnissen messen lassen muss. Zu wünschen wäre es jedenfalls, wenn uns die schwarz-rote Koalition von Anfang an positiv überraschen würde.

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