Symbolbild (c) Frank Hartmann

Landsenioren: „Im ländlichen Raum vergessen und nicht mehr gehört“

Der Landseniorenverband Thüringen macht in einem Offenen Brief auf die derzeitige Situation der Senioren im ländlichen Raum aufmerksam. Die Belange der älteren Menschen sollten stärker berücksichtigt und getroffene Entscheidungen dahingehend überprüft werden.

Sie fühlen sich „als Seniorinnen und Senioren im ländlichen Raum vergessen und nicht mehr gehört“. Der Landseniorenverband Thüringen wandte sich kurz vor seinem 25. Gründungsjubiläum mit einem Offenen Brief an die Bundes- und Landespolitik. Seine 5.000 Mitglieder stünden stellvertretend für viele Seniorinnen und Senioren im ländlichen Thüringen und darüber hinaus. Und die sind in Sorge. Konkret heißt es darin: „Unsere Lebenserfahrung mit Blick auf die Dinge, die von Ihnen als gewählte Vertreter beschlossen, umgesetzt oder auch nicht durchgeführt wurden, zeigt, dass wir in diesem Lande auf keinem guten Weg sind.“

„Was passiert mit den Rentnern, die ein Leben lang für diesen Wohlstand in unserem Land gearbeitet haben?“

Gerold Schmidt, Präsident des Thüringer Verbandes, fordert als Verfasser des Offenen Briefes „die politischen Entscheidungen jederzeit und in stärkerem Maße als bisher die Belange der älteren Menschen zu berücksichtigen und auch getroffene Entscheidungen dahingehend zu überprüfen“. Konkret bezieht er sich dabei auf die beschlossenen Entlastungsmaßnahmen für Erwerbstätige. Diese erhalten wegen gestiegener Energiekosten eine Einmalzahlung zum Lohn. Rentner hingegen bekämen keine zusätzliche Finanzspritze:


Was passiert mit den Rentnern, die ein Leben lang für diesen Wohlstand in unserem Land gearbeitet haben? Warum werden sie nicht berücksichtigt? Ein befristeter Pauschalbetrag für den Nahverkehr wird als große Errungenschaft verkauft. Für die Landbevölkerung ist ein öffentlicher Nahverkehr oft nicht vorhanden oder nur schwer nutzbar. Und trotz der relativ hohen ÖPNV-Gebühren für Verbindungen von den Dörfern in die Städte werden vorrangig die Fahrpreise in den Städten mit Boni versehen. Besonders die Menschen in den Dörfern sind oft gezwungen, trotz der hohen Benzin- und Dieselpreise, mit dem PKW zu fahren. Ist das Bäckerauto verpasst, kann es sein, dass den Menschen das tägliche Brot fehlt, wenn sie nicht mit eigenem Fahrzeug zum nächsten Supermarkt fahren können. Ähnliches gilt für den Arztbesuch oder zahlreiche Dienstleistungen. Ein Antrag, egal für was, zieht für uns Alte eine ellenlange, oft unverständliche Bürokratie hinter sich her.

Die Menschen in den Dörfern kämpfen um den Erhalt ihrer Höfe, des dörflichen Lebens und des gesamten ländlichen Umfeldes. Oft sind es nur noch die Rentner, die an den Wochentagen das Leben im Dorf aufrechterhalten. Angebliche Erleichterungen fallen der Bürokratie zum Opfer.“


Demografische Prognosen, so heißt es in dem Brief, zeigen auf, dass auch in den kommenden Jahren der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung steigen wird. Darauf muss sich Politik und Gesellschaft einstellen und dies bei allen Entscheidungen in Betracht ziehen. red

25 Jahre Landseniorenverband Thüringen e.V.

Der Landseniorenverband Thüringen e.V. feiert am 21. April 2022 im Bürgerhaus Apfelstädt sein 25-jähriges Jubiläum. Unter den Gratulanten sind u. a. auch Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Dr. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes und die Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Susanna Karawanskij. red

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