Nur sieben Monate Bauzeit!

Neue Biogaslage in Betrieb

© Sabine Rübensaat
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Mit der in Nordhausen nimmt die insgesamt achte Biomethananlage im Freistaat den Betrieb auf.

von Frank Hartmann

Nach nur knapp sieben Monaten Bauzeit haben die Stadtwerke Nordhausen damit begonnen, eine Biogasanlage samt Biomethan-Aufbereitungsanlage in Betrieb zu nehmen. Ende Februar, so Rolf Göppel, Technischer Geschäftsführer der Energieversorgung Nordhausen GmbH (EVN), werde es die Biologie der Anlage erlauben, regulär Gas zu erzeugen. Rund 3 Mio. m³ aufbereitetes Biogas pro Jahr will man ins Erdgasnetz der Stadtwerke einspeisen (350 Nm³/h). Mehrere Blockheizkraftwerke der Stadtwerke wandeln hier bereits Gas in Strom und Wärme um. Sechs mit Verträgen langfristig gebundene Agrarbetriebe aus der Region liefern die Substrate für den Betrieb, nämlich Mais (20 000 bis 23 000 t) und Zuckerrüben (4 500 bis 6 000 t). Daneben steuert die Nordhäuser Nordbrand-Brennerei 11 000 t Getreideschlempe pro Jahr bei. Die Gärreste nehmen die Agrarbetriebe als organischen Dünger zurück.

Landwirte mit im Boot

Mit der in Nordhausen nimmt die insgesamt achte Biomethananlage im Freistaat den Betrieb auf. Erst im Herbst vorigen Jahres gingen Anlagen in Dannheim (Ilmkreis) und in Menterode (Unstrut-Hainich-Kreis) ans Netz. Die Bioenergie Dannheim GmbH ist ein gemeinsames Unternehmen der Landwirtschaftlichen Erzeugergesellschaft Branchewinda, der Stadtwerke Ilmenau und der Methapower GmbH, einem Hersteller von Aufbereitungsanlagen. Die Anlage hat eine Einspeisekapazität von zirka 250 Nm³/h Biomethan. Neben der Rindergülle als tragendem Material bilden Mais-, Ganzpflanzen- und Grassilage, Festmist und Hühnerkot den Substratmix der Biogasanlage. Das ins Netz eingespeiste Biomethan wandeln die Ilmenauer Stadtwerke in einem BHKW zu Strom und Wärme um.

Nur wenige Wochen bevor Dannheim den Startschuss gab, feierte man im Oktober 2014 die offizielle Einweihung der Biomethan-Anlage in Menteroda. Hier entstand mit einer Kapazität knapp über 700 Nm³/h Biomethan die größte Einspeiseanlage Thüringens. Investor und Betreiber ist die Bilfinger Project Investments Europe GmbH. Hersteller der 17 Mio. € teuren Anlage und für das Rohstoffmanagement verantwortlich ist die Schmack Biogas AG, die heute zum Viessmann-Konzern gehört. Die gut 60 000 t Substrate, darunter Mais, Zuckerrüben und Ganzpflanzen, liefern mehr als zwei Dutzend Agrarbetriebe.

Sowohl in Dannheim als auch in Menteroda sowie den Einspeiseanlagen in Blankenhain/Schorba im Weimarer Land (650  Nm³/h) und in Kannawurf im Kreis Sömmerda (700 Nm³/h) investierte die Thüringer Energie AG (vormals E.ON Thüringen) nach eigenen Angaben zirka 12 Mio. € in die Einspeisepunkte für das von ihr betriebene Erdgasnetz.

100 Biogasanlagen mit Gesamtleistung von 100 MW

Die beiden letztgenannten Anlagen, die von zusammen zwei Dutzend Agrarbetrieben mit Substraten beliefert werden,  sind Investments der in Münster ansässigen Betreiberfirma AC Biogas GmbH, die bis vor einem Jahr noch Agri.Capital GmbH hieß. Im September 2014 stellte die Firma, die bundesweit über 100 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von 100 MW besitzt, einen Insolvenz­antrag. Nach einer eigenverwalteten Restrukturierung soll die Firma weitergeführt werden können. Im Herbst billigten Gesellschafter und Banken der AC Biogas GmbH eine Finanzspritze von über 50 Mio. € zu. Damit sollte unter anderem der Rohstoffeinkauf bei den Landwirten und letztlich der Betrieb der Biogas- bzw. Biomethan-Anlagen gesichert werden. Für den laufenden Monat war die Vorstellung eines Sanierungskonzeptes angekündigt worden.

Wie in Nordhausen investierte auch in Weißenborn-Lüderode der kommunale Energieversorger in eine eigene Biomethananlage mit einer Einspeiseleistung von 350 Nm³/h. Im Sommer 2013 nahmen die Eichsfeldwerke die Anlage in Betrieb, für die eine Handvoll Agrarbetriebe vornehmlich Mais und Ganzpflanzen sowie Gülle und Festmist liefern. 

Ins Erdgasnetz der Verbundnetz AG Leipzig wird bereits seit 2011 das Biomethan der „Biogas in Lehma GmbH & Co. KG“ im Altenburger Land eingespeist. Die Gesellschaft hat ihren Sitz im nordrhein-westfälischen Ennepetal. Auf 45 000 t beläuft sich hier der jährliche Substratdurchsatz. Damit werden gut 600 Nm³/h Biomethan erzeugt.

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100 Mio. Euro in Biogasanlagen investiert

Die bislang einzige Biomethananlage in landwirtschaftlicher Hand ist die der GraNott Gas GmbH in Grabsleben (Kreis Gotha). Sie ging 2010 als erste Biomethan-Einspeiseanlage in Thüringen in Betrieb. Als Substrate kommen zu einem Drittel Gülle und zu zwei Dritteln Silagen (Mais und Ganzpflanzen) zum Einsatz. Hier nimmt die Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen mbH mit Sitz in Erfurt das Biomethan (350 Nm³/ha) auf.

Insgesamt investierten die Betreiber über 100 Mio. € in die acht Anlagen. Die Einspeisekapazität von zusammen über 4  000 Nm³/h Biomethan entspricht in etwa einer herkömmlichen Biogasanlagenleistung von 16 MW.