Für die Grünland- und die Ackerwirtschaft fordert TBV-Präsident Wagner Angebote im neuen Kulap. (c) Detlef Finger

Thüringer Kulap: Zwei wacklige Säulen

Die GAP-Verordnungen sind in Verzug. TBV-Präsident Klaus Wagner kritisiert, dass es für das Thüringer Kulap noch keinen Entwurf gibt. Dieses muss den Landwirten attraktive Angebote machen, so seine Forderung.

Der Thüringer Bauernverband (TBV) sieht die Verzögerungen bei der Verabschiedung der GAP-Verordnungen mit großer Sorge. Bundesumwelt- und Bundesagrarministerium streiten noch immer über die Ausgestaltung der Konditionalität, also jener Maßnahmen, die für alle Landwirte in der Ersten Säule verpflichtend sein werden. Verschärfungen, wie sie das Bundesumweltministerium einfordert, seien nicht zu akzeptieren, sagte TBV-Präsident Dr. Klaus Wagner dieser Zeitung: „Hier sind Augenmaß und das Anwenden der Optionen und Ausnahmen, die Brüssel vorgegeben hat, dringend geboten.“

Die Landwirte würden mit der GAP ab 2023 rund 100 €/ha verlieren. Die vorgeschlagenen Prämienhöhen für die Ökoregeln (Eco Schemes) blieben hinter den Erwartungen zurück. Geld verdiene damit kein Landwirt. Unterm Strich laufe es darauf hinaus, dass es immer weniger Geld für immer mehr öffentliche Leistungen gibt.

Thüringer kulap: Chaos bei Anträgen?

Daneben liege noch immer kein Entwurf zum Thüringer Eler-Programm und mit ihm zum Kulap vor. „Wir fordern, dass die Programme fristgerecht vorgelegt werden. Ansonsten ist ein Chaos bei der Antragstellung im kommenden Jahr unausweichlich“, warnt der TBV-Präsident.

Auch wenn Thüringen ab 2023 in der Zweiten Säule pro Jahr 12 Mio. Euro weniger zur Verfügung stehen, fordert Wagner ein attraktives Kulap für die Landwirte ein, das sich an dem bisherigen orientiert. „Was nicht passieren darf, ist eine Kannibalisierung der Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen in der Zweiten durch die Ökoregeln der Ersten Säule.“ Wagner ist fest überzeugt davon, dass die Ökoregeln nur umgesetzt werden können, wenn sie durch Kulap-Maßnahmen ergänzt werden.

Klaus Wagner
Klaus Wagner (c) TBV

Als Beispiel nennt er die Ökoregel „Anbau vielfältiger Kulturen mit mindestens fünf Hauptfruchtarten“ samt Leguminosenanteil von mindestens zehn Prozent. Die dafür vorgeschlagenen 30 €/ha seien nicht zu akzeptieren. „Wir fordern, dass wir in Thüringen wie bisher auch eine mehrjährige Fruchtfolgemaßnahme im Kulap haben, die an die Ökoregel andockt.“

Ein anderes Beispiel ist das extensive Dauergrünland mit vier Kennarten: „Zwar soll diese Ökoregel mit einer höheren Prämie als der, die wir in Thüringen kennen, ausgestattet werden. Unabhängig davon brauchen wir aber weitere Kulap-Maßnahmen für die Grünlandbewirtschafter und -nutzer.“ Und das nicht zuletzt deshalb, weil die Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten ab 2026 drastisch eingekürzt werden soll: „Hier erwarten wir deutliche Verluste, die die Erste Säule nicht auffangen wird.“ Als weiteres Beispiel, was das Kulap leisten müsse, nennt Wagner eine Honorierung der Thüringer Gewässerrandstreifen. „Warum“, fragt er, „können wir dort keine mehrjährigen Blühstreifen anlegen?“

Vertragsnaturschutz: „zuvor die Landwirte fragen“

Als notwendig erachtet er zudem, dass der Vertragsnaturschutz, gerade der auf dem Ackerland, künftig nicht nur deutlich bessere Konditionen bereithält, sondern auch der Zugang vereinfacht wird. „Wenn die Umweltministerin im Landtag beklagt, dass zu wenige Landwirte mitmachen, sollte man vielleicht mal die Programme überprüfen. Und zuvor die Landwirte fragen“, schlägt Wagner vor.


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Forschen mit Praktikern

Neben einem starken Kulap erwartet Wagner, dass auch in Zukunft die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Verarbeitung und Wissenschaft gefördert wird. „In Ermangelung angewandter Forschung bei gleichzeitig riesigen Herausforderungen, die auf die Landwirtschaft zukommen, werden diese Innovationsprojekte immer wichtiger.“

Auch die Förderung von Agrarinvestitionen muss das nächste Eler wieder ermöglichen. Klar sei, dass der Umbau der Tierhaltung nicht vom Land gestemmt werden könne. Hier müssten Bundesmittel fließen. „Wir stehen vor einer Reihe nicht produktiver Investitionen, die etwa Folge der TA Luft oder der Tierschutztransportverordnung sind. Hier fordern wir die Unterstützung des Landes ein.“

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