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Thüringen: Lage beim Schlachten begrenzt Regionalität

Um den Status quo beim Schlachten für Direktvermarkter in Thüringen beschreiben zu können, startete das Kompetenzzentrum Direktvermarktung bei der Landvolkbildung eine Umfrage unter Praktikern. Antworten gaben Schweine-, Rinder- und Geflügelhalter.

Bei einer Umfrage zum Schlachten unter Direktvermarktern teilten 53 Thüringer Betriebe ihre Erfahrungen. Darunter fanden sich 13 Schweinehalter, 27 Rinderhalter, 10 Geflügelhalter und drei Lämmererzeuger. Unterstützt wurde das Kompetenzzentrum Direktvermarktung dabei vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), der Vereinigung der landwirtschaftlichen Direktvermarkter, der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen (IGS) sowie dem Thüringer Bauernverband (TBV).

Schwere Mastschweine

Die an der Umfrage zur Direktvermarktung teilnehmenden Schweinehalter erzeugen jährlich rund 26.000 Mastschweine; 9 der 13 Betriebe mästen weniger als 500 Schweine im Jahr. Die Hälfte aller Tiere verarbeiten die Betriebe zu Fleisch- und Wurstwaren. Wichtig für diese Direktvermarkter ist die absatzorientierte Anlieferung der frischen Schlachtkörper (ein- bis dreimal wöchentlich). Drei Viertel der Betriebe schlachten selbst. Jene Betriebe, die in Lohn schlachten lassen, transportieren ihre Schweine zu Schlachtstätten in Thüringen, Bayern, Sachsen oder Baden-Württemberg.

Mehrfach wiesen die Umfrageteilnehmer darauf hin, dass ihre Mastschweine deutlich schwerer sind. Am Haken weisen sie Schlachtgewichte bis 150 kg auf. Ein kritischer Punkt sind die hohen Schlachtkosten: Transport, das Schlachten selbst, Gebühren für die Schlachttier- und Fleischbeschau sowie Entsorgung der Schlachtnebenprodukte summieren sich in einer Spannweite von 23 € bis 55 €/Schwein. In Großschlachthöfen liegen die Kosten unter 20 Euro. Dies sei, so urteilten die Teilnehmer, oft auch eine Ursache für die rückläufige Entwicklung betriebsnaher Schlachtungen.



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Rinder nach Bedarf

Von den 27 rinderhaltenden Betrieben der Umfrage wiesen 16 Bestände bis 100 Tiere, sechs zwischen 100 und 500 Tieren und fünf Betriebe mit mehr als 1.000 Tieren auf. Knapp die Hälfte der Teilnehmer verarbeitet maximal 20 Tiere/Jahr, drei Betriebe bis zu 100 Tiere und fünf Betriebe bis 260 Rinder. Zu 80 Prozent lassen die Rinderhalter in Lohn schlachen. Mehr als die Hälfte der Betriebe kooperiert hierbei mit Schlachtstätten in Thüringen. Die Transportwege liegen zwischen maximal 40 km (11 Betriebe) und über 120 km (6 Betriebe). Über zwei Drittel schlachten nach Bedarf; knapp ein Drittel ein- bis zweimal pro Woche.

Die Kosten für Lohnschlachtungen liegen bei der Mehrzahl der Betriebe zwischen 100 Euro und 150 €/Tier, in der Spitze bis zu 200 Euro. Die wenigen Betriebe der Umfrage, die selbst schlachten, geben Schlachtkosten von 100 bis 400 €/Tier an. Die hohen Kosten fallen etwa beim Weideschuss an, der einen hohen Personaleinsatz verlangt. Die Vermarktung der Rinder erfolgt zu mehr als einem Drittel im eigenen Hofladen. An Viehhändler und Schlachthöfe verkauft ein Viertel der Umfrageteilnehmer. Für lediglich 10 Prozent der Betriebe ist der Lebensmitteleinzel- und Großhandel eine Option.

Geflügel im Hofladen

Die Hälfte der Geflügelhalter, die sich an der Umfrage beteiligten, hält weniger als 1.000 Tiere. Zwei Betriebe haben Bestände über 60.000 Tiere. 30 Prozent der Höfe verarbeiten in der Woche weniger als 500 Tiere. 20 Prozent schlachten nach Bedarf. Ein weiteres Drittel verarbeitet das Geflügel nicht. 40 Prozent der Direktvermarkter schlachten im eigenen Betrieb.

Die Lohnschlachtungen finden zu 80 Prozent in Thüringen, der Rest in Bayern und Schleswig-Holstein statt. Über 50 Prozent des geschlachteten Geflügels verkaufen die Halter in Hofläden, weniger als 12 Prozent auf Wochenmärkten. Nur 6 Prozent des Geflügels geht an den Lebensmitteleinzelhandel. Produziert werden vorrangig ganze, neutrale Schlachtkörper, gefolgt von Weihnachtsgeflügel und Suppenhühnern. Die Lohnschlachtkosten gaben die Betriebe mit 1,90 Euro bis 3 Euro an. Beim selbst geschlachteten Geflügel bewegen sich die Schlachtkosten um die 2 Euro netto pro Tier.

Umfrage Direktvermarktung: Kritik an Gebühren

Wiederkehrende Kritik aller Umfrageteilnehmer waren die hohen Gebühren. Hier mahnen sie Änderungen an. Erleichterungen für Schlachtmobile (Schwein; Geflügel) und eine finanzielle Unterstützung der Transportlogistik (Schwein) lauten weitere Forderungen. Die Möglichkeit, Tiere auf dem Hof zu töten (Weideschlachtung), wünschen sich viele schweinehaltende Direktvermarkter. Dem Ruf nach mehr regionalen Schlachtstätten stünden unverhältnismäßig hohe hygienische Vorschriften und damit verbunden hohe Investitionskosten entgegen. Hier braucht es Erleichterungen und Fördermittel (Schwein; Rind; Geflügel). Mehr Flexibilität fordern die Direktvermarkter bei der Begrenzung der Schlachtmengen kleiner Schlachthöfe. Red