Sprunghöhe von Wölfen: Sicher nur mit Flatterband

© Karsten Bär

17 Angriffe von Wölfen innerhalb der vergangenen vier Wochen wurden laut Vanessa Ludwig, Projektleiterin im Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“ gemeldet.

Von Karsten Bär

Auffällig häufig ist es in den vergangenen Wochen im Gebiet um Königswartha, Puschwitz und Wittichenau im Landkreis Bautzen zu Wolfsübergriffen auf Schafe gekommen. Innerhalb von vier Wochen seien 17 Angriffe gemeldet worden, so Vanessa Ludwig, Projektleiterin im Kontaktbüro „Wolfsregion Lausitz“. Dazu zählt auch ein Vorfall Ende August in Cunnewitz mit insgesamt 13 getöteten und zwei vermissten Schafen. Die Angriffe gehen mit großer Sicherheit auf Wölfe aus dem sogenannten Rosenthaler Rudel zurück, dessen Territorium sich zwischen Bautzen, Kamenz, Bernsdorf, Wittichenau und Königswartha erstreckt. Wie Vanessa Ludwig erklärt, gehören neben den beiden Alttieren zwischen zwei und vier Welpen zum Rudel sowie eine unbekannte Zahl an Jungwölfen, die im Vorjahr geboren wurden.

Zaun mit Flatterband
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WÖLFE HABEN Gelernt, über den Zaun zu springen

Bemerkenswert ist – neben der Häufung der Vorfälle –, dass nur in etwa einem Drittel der bisher registrierten Vorfälle die angegriffenen Schafe nicht oder nur unzureichend geschützt waren. In zwei Dritteln der Fälle, so die Projektleiterin, sei der erforderliche Mindestschutzstandard eingehalten gewesen – die Schafe waren durch 90 Zentimeter hohe Elektrozäune gesichert. Zum Teil seien die Schafe während des Angriffs aus der Umzäunung ausgebrochen oder die Wölfe durch Untergraben des Zauns in die Weide gelangt. Am häufigsten gelangten jedoch die Wölfe an die Schafe, indem sie über den Zaun sprangen.

„Der 90 Zentimeter hohe Elektrozaun als Mindestschutz ist eine Kompromisslösung und kann vom Wolf überwunden werden“, betont Vanessa Ludwig. Wiederholte positive Erfahrungen beim Erbeuten ungeschützter Schafe könnten dazu führen, dass die Beutegreifer ihr Jagdverhalten entsprechend verändern und zunehmend auch versuchen, geschützte Schafe anzugreifen. „Wenn der Wolf merkt, dass es sich lohnt, wird er auch mehr Mühe investieren“, verdeutlicht Vanessa Ludwig. „Leider gibt es in der Region immer noch Kleinhalter, die ihre Schafe lediglich anketten, sodass es immer wieder für die Wölfe zu positiven Erfahrungen kommt.“ Auch Kleinhalter könnten jedoch Fördergelder für Schutzmaßnahmen erhalten; neben den staatlichen Zuwendungen in Höhe von 80 % der Materialkosten ergänzt eine Finanzierung der Heinz-Sielmann-Stiftung auf Antrag die Förderung auf 100 %.

Angesichts der vermehrten Angriffe auf geschützte Schafe müssen Halter in der Region, in der das Rosenthaler Rudel aktiv ist, nun ihre Herdenschutzmaßnahmen  erhöhen. Der bisher als ausreichend angesehene Elektrozaun sollte durch ein „Flatterband“ (Breitbandlitze), das 20 bis 30 Zentimeter über dem Zaun gespannt wird, zusätzlich gesichert werden.  Das bewegliche Flatterband erhöht den Zaun und erschwert es dem Wolf zudem, die Sprunghöhe einschätzen zu können. Benötigtes Material wie Breitbandlitzen und Weidepfähle können kostenlos bei der Verwaltung des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (André Klingenberger, Tel. 03 59 32 / 3 65 31) ausgeliehen werden. Die zusätzliche Schutzmaßnahme wird voraussichtlich für die Dauer eines Jahres notwendig sein.

Strategie war vor Jahren bereits erfolgreich

Wölfe, die Weidezäune überspringen, hatte es bereits vor einigen Jahren im Landkreis Bautzen gegeben. Nachdem man Flatterbänder und zusätzlich in einem größeren Schäfereibetrieb Herdenschutzhunde einsetzte, nahmen die Vorfälle ein Ende. Wichtig sei es jedoch auch, dass Kleinhalter ihre Tiere schützen, um die weitere Konditionierung der Wölfe auf Schafe als leichte Beute zu vermeiden, so Vanessa Ludwig. Wo es möglich ist, sollten Schafe über Nacht in einen Stall gebracht werden.