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Verursachten Wildschweine den ASP-Ausbruch bei Radeburg?

Der ASP-Ausbruch bei Radeburg im Oktober 2021 ist laut einer Computeranalyse nicht durch Wildschweine aus Ostsachsen verursacht worden.


Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Radeburg im Landkreis Meißen geht nicht auf eine Einschleppung durch Wildschweine aus dem ostsächsischen Seuchengebiet zurück. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Ihre modellbasierte Untersuchung zeige, dass es sich in diesem Gebiet um ein „eigenes Seuchengeschehen“ handelt. Dies teilte das Sozialministerium Mitte voriger Woche mit.

Seuche kam auf anderem Weg

Dem Ministerium zufolge haben die Forscher anhand der Echtzeitdaten des tatsächlichen Ausbruchsgeschehens mit mathematischen Mitteln verschiedene Ansteckungsszenarien modelliert. Das Computermodell simuliert auf Basis realistischer wildbiologischer Daten die Ausbreitung der Seuche. Ergebnis der Simulationen war, dass der ASP-Ausbruch bei Radeburg im Oktober 2021, als der erste ASP-positive Fall bei Radeberg auftrat, sich durch Verschleppung im Wildschweinbestand nicht näher als 60 km an den ersten Fundort im Landkreis Meißen heranbewegt hat.

Selbst wenn hypothetisch eine viermal schnellere Verbreitung der Infektion simuliert wird, als in Sachsen beobachtet, wäre die Krankheit zu 100 % entdeckt worden, bevor der Landkreis Meißen erreicht worden wäre. Dies ist auf die Untersuchungsdichte erlegter Wildschweine in Sachsen zurückzuführen, die im Modell nachgestellt ist.

Demzufolge müsse die ASP auf anderem Weg in das Gebiet bei Radeburg gekommen sein, so die Einschätzung des Sozialministeriums. Dies könne beispielsweise durch nicht ordnungsgemäß entsorgte Speiseabfälle geschehen sein.

ASP-Bekämpfung: öffentlichkeit muss mithelfen

Sebastian Vogel, Staatssekretär im Sozialministerium und Leiter des ASP-Krisenstabs, erklärte, dass die Öffentlichkeit mithelfen müsse. Beispielsweise dürften Spaziergänger, Wanderer, Reisende und Fernfahrer in Waldnähe keine Essensreste wegwerfen, sondern sie in den dafür vorgesehenen Behältern entsorgen. Die „einzigen möglichen und die richtigen Maßnahmen“ zur Bekämpfung des Ausbruchs sei die Errichtung von Zäunen bei gleichzeitiger Reduzierung des Wildschweinbestands und Bergung verendeter Tiere.

Ermöglicht wurde die Computeranalyse durch das Vorliegen umfangreicher Daten zu Fundorten und -zeiten infizierter Wildschweine in Sachsen. Der Leiter der Modellierung am UFZ, Dr. Hans-Hermann Thulke, danke daher vor allem den Jägern, die diese Daten dokumentiert und an die Behörden weitergeben haben.


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Noch keine Fälle zwischen ASP-Gebieten

Das ASP-Frühwarnsystem, innerhalb dessen diese Daten erfasst wurden, war bereits im April 2020 in den Landkreisen Bautzen und Görlitz installiert worden. Es sieht die Untersuchung aller erlegten Wildschweine auf das ASP-Virus vor. Es wurde schrittweise auf inzwischen ganz Sachsen ausgeweitet und sieht eine Aufwandsentschädigung vor.

Im Februar wurden laut dem Tierseucheninformationssystem des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Sachsen 129 ASP-Fälle bei Wildschweinen registriert. Davon entfallen 34 Fälle auf das ASP-Gebiet bei Radeburg, das sowohl im Landkreis Meißen als auch im westlichen Teil des Landkreises Bautzen liegt. Die weitaus größte Zahl an ASP-Nachweisen kommt aus dem östlichen ASP-Gebiet mit Schwerpunkt im Landkreis Görlitz und dem östlichen Rand des Landkreises Bautzen. Nach vor ist der Raum zwischen beiden Seuchenherden frei von Nachweisen. Dies stützt die Ergebnisse der Computeranalyse.

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