Der Wolf hat auch Kälber auf der Speisekarte

Kälber sind besonders durch den Wolf gefährdet (c) Detlef Finger

Bei Wolfsübergriffen auf Nutztiere sind meist Schafe die Opfer oder auch Gatterwild. Doch selbst Rinder sind vor dem Wolf nicht sicher, wie aktuelle Zahlen aus Sachsen-Anhalt zeigen.

Von Nutztierrissen durch Wölfe sind vor allem Schafe und Ziegen betroffen, außerdem in gewissem Umfang Gatterwild. Aber auch Rinder fallen dem Wolf zum Opfer. Das zeigen aktuelle Zahlen aus Sachsen-Anhalt. Hier kamen in den ersten drei Quartalen dieses Jahres durch das Raubtier bei zehn Übergriffen zehn Rinder zu Tode. Der bislang größte Umfang an Attacken auf Rinderherden im Land war im Jahr 2017 zu verzeichnen: Damals starben bei 37 Rissvorfällen 45 dieser Nutztiere.

Rissstatistik für Wolf im Internet

Im gesamten Vorjahr waren es 16 Rinder bei 14 Übergriffen des Raubtiers, im Jahr 2018 immerhin 24 dieser Paarhufer bei 22 Rissen sowie im Jahr 2016 noch 18 getötete Rinder bei 16 Wolfsattacken. Das geht aus der Statistik der gemeldeten Nutztierrisse in Sachsen-Anhalt hervor. Diese ist auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) öffentlich einsehbar. Die Risszahlen bei den Rindern legte eine Mitarbeiterin des Wolfskompetenzzentrums Iden (WZI) unlängst auf einer Informationsveranstaltung für Rinderhalter im Harz vor.

Die meisten Übergriffe von Wölfen auf Rinderherden ereigneten sich demnach in der Altmark, im Jerichower Land und im Fläming. Betroffen seien zumeist landwirtschaftliche Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb, seltener Hobbyhaltungen. Opfer der Raubtiere würden überwiegend Kälber bis zum Alter von zwei Monaten. Auf die Jungtiere entfielen etwa 70 % der Risse bei Rindern. Bei den Rissbegutachtungen durch die Mitarbeiter des Wolfskompetenzzentrums habe in diesen Fällen zu fast zwei Dritteln der Wolf als Verursacher bestätigt werden können oder er sei als solcher nicht auszuschließen gewesen.

Hungrige Wölfe schrecken auch vor Rindern nicht zurück. (c) Maret Hosemann_pixelio.de

Herden vor dem Wolf schützen

Mutterkuhhalter seien daher gehalten, den Zaunbau zum Schutz ihrer Herden vor dem Wolf weiter zu verbessern. Die Schafhaltung sei diesbezüglich schon weiter. Insbesondere bei Abkalbung auf der Weide seien höhere Vorkehrungen zum Herdenschutz als der Mindeststandard wichtig.

Zu den Rissmerkmalen hieß es, der für den Wolf typische Kehlbiss sei wegen der vergleichsweise dicken Haut der Kälber relativ schwer zu erkennen – anders als etwa bei Schafen und Ziegen. Das Kalb werde durch den Biss erstickt. Der Großräuber eröffne zumeist den Bauchraum des getöteten Tieres, verschmähe aber dessen Pansen.

Bei Übergriffen auf Rinderherden werde meist nur ein Kalb vom Wolf gerissen. Anders sei das bei Schafen im Pferch oder bei Wild in Gattern, wo die Beutetiere oft nicht wegkönnten. Dann kämen ob des Jagdinstinktes des Wolfes – vergleichbar mit dem Fuchs im Hühnerstall – nicht selten mehrere Nutztiere bei einem Übergriff zu Schaden.