Im Erfurter Ortsteil Urbich sollen die besten Böden des Landes versiegelt werden. ©Dr. Sven Müller

Online-Petition: Bündnis will Flächenverbrauch stoppen

Ein Bündnis aus Landwirten und lokalen Umwelt- und Klimaschützern stemmt sich mit einer Petition gegen ein neues Gewerbegebiet in Erfurt. Es fordert die rot-rot-grüne Landesregierung auf, nicht nur über Nachhaltigkeit zu reden, sondern tatsächlich den Flächenverbrauch zu stoppen.  

Gegen die Versiegelung eines der besten Böden Thüringens regt sich Widerstand. Hinter dem Vorhaben mit der Kennzahl URB638 versteckt sich ein geplantes Gewerbegebiet. Die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG) will dies gemeinsam mit der Stadt Erfurt realisieren. Dafür ist man bereit, 45 Hektar Ackerfläche mit Bodenwertzahlen von über 95 zwischen den Erfurter Ortsteilen Urbich und dem Herrenberg zu opfern.

Landwirte und Fridays for Future

Dagegen wehren sich schon seit acht Jahren betroffene Landwirte, der Regionalbauernverband, der Gemeinderat sowie verschiedene Partner aus Politik und Verbänden. Ein nicht alltägliches Bündnis hat nun eine Landtags-Petition auf den Weg gebracht. Die zuständige Regionalgeschäftsstelle Mitte des Thüringer Bauernverbandes (TBV), die Stadtratsfraktion „Mehrwertstadt“ sowie die lokalen Gruppen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie „Fridays for Future“ wollen das Land Thüringen als Eigner der LEG stärker in die Pflicht nehmen.

Kluft zwischen Anspruch und Flächenverbrauch

Dem TBV zufolge propagieren die Thüringer Landesregierung, ihre Verwaltungen sowie politische Entscheidungsträger zwar den Gedanken der Nachhaltigkeit und die Einschränkung des Flächenverbrauchs. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit herrsche aber wie so häufig eine große Kluft. So auch in der Verfahrens- und Handlungspraxis der LEG, die beim Vorhaben URB638 beispielhaft zum Ausdruck komme.

Brachen von Beginn an ausgeschlossen

So sollen die Flächen mit Projektfördergeldern des Landes versiegelt werden. Dabei sind diese Gelder ausdrücklich auch zur Reaktivierung ungenutzter Altgewerbe- und Brachflächen gedacht. Zwar gibt es nachweisich derartige Brachen zu Genüge im Stadtgebiet Erfurt. Sie seien jedoch für die Gewerbeflächenentwicklung von vornherein als „zu problembelastet, um geprüft zu werden“ ausgeschlossen worden. Wirkliche Bemühungen, Gedanken des Ressourcenschutzes zur Geltung zu bringen oder den Flächenverbrauch einzuschränken, waren im gesamten Verfahren nicht erkennbar, kritisiert der Bauernverband.

Als Eigentümer muss der Freistaat handeln

Das Petitions-Bündnis will erreichen, dass die die Strategien und Ziele des Landes beim Vermeiden von Neuversiegelung stärker in den Projektplanungen der landeseigenen LEG berücksichtigt und umgesetzt werden. Dazu gehöre es, den Flächenverbrauch zu stoppen. Die Reaktivierung von Brachen müsse der Neuversiegelung vorgezogen werden. Bodenschutz und Nachhaltigkeit dürften keine bloßen Lippenbekenntnisse bleiben! red

Die Online-Petition kann noch bis zum 19. Januar mit gezeichnet werden.