Umstellung auf Ökolandbau

Ökolandbau: Neues Förderprogramm in Mecklenburg-Vorpommern

Die Landesregierung MV möchte die Anzahl der Ökobetriebe weiter erhöhen. © Astrid Wiebe
News

Jeder vierte Landwirtschaftsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern wirtschaftet mittlerweile ökologisch. Geht es nach der Landesregierung, sollen noch mehr Betriebe auf Bio umsteigen.

Artikel teilen

Ulrich Bosch, Landwirt im Nebenerwerb, befindet sich seit vergangenem Herbst in der Umstellung seines Landwirtschaftsbetriebes auf den ökologischen Landbau. Die Umstellungsphase dauert 24 Monate. Ein anspruchsvoller Schritt, der gut vorbereitet und umgesetzt werden muss, sagt der 53-jährige Diplom Agraringenieur (FH), der zudem Vorsitzender des Fachausschusses Ökolandbau Mecklenburg-Vorpommern im Bauernverband MV ist.

Bio-Landwirt begrüßt Förderung

Auf seinem Landwirtschaftsbetrieb in Grevesmühlen, im Landkreis Nordwestmecklenburg, mit 14ha Grünland und 21ha Ackerland hält Ulrich Bosch eine Mutterkuhherde mit 12 Angusrindern. Der Landwirt ist Mitglied im Anbauverband Biopark. Durch die Zusammenarbeit mit regionalen Verarbeitern und Gastronomiebetrieben bietet der Verband seinen Mitgliedern konkrete Vermarktungsangebote. Das ist gerade für kleinere und mittlere Betriebe oft wirtschaftlicher. Zur Zeit sind laut des Informationsportals Ökolandbau etwa die Hälfte aller Bio-Betriebe in Deutschland Mitglied in einem Anbauverband.

Viele Jahre war Ulrich Bosch als Betriebsleiter im Bio-Landbetrieb Gut Brook & Christinenfeld tätig. Seit Kurzem ist er Stallleiter in einem konventionellen Betrieb. Das Vorhaben der Landesregierung, den Anteil des ökologischen Landbaus in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig zu erhöhen, begrüßt Ulrich Bosch. Auch das weitere Ziel des Landwirtschaftsministeriums, die Tierhaltung im Land zu sichern, sei ein wichtiger Schritt, um die Wertschöpfung in Mecklenburg-Vorpommern zu halten.

Bio-Landwirt Ulrich Bosch im Profil.
Ökolandwirt Ulrich Bosch begrüßt das neue Förderprogramm. © Astrid Wiebe

Landwirtschaftsminister Till Backhaus stellt Programm vor

Das Landesprogramm „Ökokompetenz Mecklenburg-Vorpommern 2030“, das Agrarminister Dr. Till Backhaus (SPD) Ende Juli auf der Sommerreise der Arbeitsgemeinschaft der ökologischen Anbauverbände MV vorstellte, soll Anreize schaffen und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für ökologisch wirtschaftende Landwirtinnen und Landwirte auf allen Stufen der Wertschöpfungskette beitragen. Denn der Bio-Sektor eröffnet neue unternehmerische Chancen.

Das zumindest betont Till Backhaus im Vorwort seines 28-seitigen Programms. „Gerade angesichts herausfordernder Marktbedingungen und klimatischer Risiken ist es unser Ziel, den Öko-Ackerbau zu stabilisieren, weiterzuentwickeln und die Wertschöpfung im Land zu halten“, so Till Backhaus. Es gelte, u. a. die Produktivität zu optimieren, Logistik- und Distributionskosten zu reduzieren und den Erwartungen der Verbraucher hinsichtlich Qualität, Herkunft und Preis zu entsprechen. Das Programm liefert dafür eine Reihe von Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen.

Umstieg auf Bio muss sich für Landwirte lohnen

Für Ulrich Bosch ist das Ganze eine Frage der Rentabilität, sich als Landwirt für den ökologischen Anbau zu entscheiden. „Denn nur wenn es möglich ist, mit dem eigenen Bio-Betrieb dauerhaft Geld zu verdienen, werden Landwirte den Schritt eines Umstieges wagen“, sagt der Landwirt. So werde auf der einen Seite beispielsweise immer gefordert, dass mehr Bio-Gemüse im Land angebaut werden müsse, auf der anderen Seite überschwemme Spanien, mittlerweile einer der größten Produzenten von Bio-Produkten in Europa, mit günstigeren Preisen den Markt.

„Dagegen kommen unsere heimischen Ökolandwirte nicht an. Ich rechne es Agrarminister Backhaus hoch an, dass er diese Problematik erkannt hat und mit dem Landesprogramm die aktuellen sowie die geplanten Maßnahmen der EU-Förderperiode 2023 bis 2027 zur Unterstützung des ökologischen Landbaus bündeln will“, so Ulrich Bosch. Das könne vielen Betrieben die Entscheidung zur Umstellung erleichtern.

„Man hat das Gefühl, dass sich Europa im Rückwärtsgang befindet“

Gerade auch vor dem Hintergrund der Kurskorrekturen der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beim Green Deal, der lange als globales Vorbild im Umwelt- und Klimaschutz galt. „Man hat das Gefühl, dass sich Europa im Rückwärtsgang befindet“, sagt Ulrich Bosch. Obwohl der Ökolandbau die richtigen Antworten habe, wie z. B. im Tierschutzbereich, im Grundwasserschutz oder in der Artenvielfalt. „Am Ende entscheidet leider der Markt und der Verbraucher.“

Bei der Umstellung gibt es auch die Möglichkeit, einzelne Teilbereiche wie z. B. die Milcherzeugung oder die Rindermast umzustellen. Die Anbauverbände bieten umfangreiches Infomaterial. Auch ein direkter Kontakt zu aktiven Bio-Betrieben kann helfen und wichtige Impulse liefern. Für die Förderung der ökologischen Wirtschaftsweise in Mecklenburg-Vorpommern stehen in der aktuellen Förderperiode rund 230 Mio.€ zur Verfügung. Die geplante jährliche Auszahlung stieg seit dem Jahr 2023 von ca. 35 Mio.€/Jahr auf ca. 45 Mio.€/Jahr.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 32/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Kurt Auerwald – Neue Energie für die Genossenschaft
  • Herbstbestellung Getreide
  • Hühner veredeln Weizen
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Die letzten Tage in Hornow: Rainer Noack vor dem Haus, das jetzt der DAH gehört.
Die letzten Tage in Hornow: Rainer Noack vor dem Haus, das jetzt der DAH gehört. © Heike Mildner

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis