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Ungleicher Wettbewerb bei Zuckerrüben

Mit immer weniger Pflanzenschutzmitteln und ohne gekoppelte Prämien sehen sich Anbauer von Zuckerrüben in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend im Nachteil. Auf dem Daberkower Landhof kamen Zuckerrüben-Experten zu Wort.

Von Gerd Rinas

Die Zuckerfabrik in Anklam hat die Schwierigkeiten in der Verarbeitung nach dem Kampagnestart überwunden. „Wir verarbeiten seit mehreren Wochen stabil täglich etwa 14.500 Tonnen Rüben“, berichtete Raik Wrobel, Leiter der Abteilung Landwirtschaft der Zuckerfabrik, auf dem Expertentag Zuckerrübe am Freitag voriger Woche auf einem Zuckerrübenschlag der Daberkower Landhof AG nahe Tutow.

Zuckerrüben: Erträge im Mittel

Nach Wrobels Angaben wurden seit dem Kampagnestart am 8. September bis Ende voriger Woche etwa 540.000 t Rüben verarbeitet. Das Ertragsniveau schwanke regional, liege bisher durchschnittlich bei 68 t/ha, „Tendenz steigend“. Nicht ganz zufrieden zeigte sich Wrobel mit dem Zuckergehalt von 16,8° S. „Die Niederschläge der vergangnenen Wochen hatten einen Verdünnungseffekt, Sonnenschein kann aber bei den nicht gerodeten Beständen noch einiges bewirken“, so der Kontaktmann der Fabrik zu den ca. 340 Rübenanbauern.

13 t Zucker vom Hektar „könnten schwierig werden“, schätzte Wrobel ein. Beim Fortgang der Verarbeitung ohne größere Unterbrechungen sei mit dem Kampagnenende zwischen dem 10. und 12. Januar zu rechnen.

Dickes Lob kam vom Anklamer Anbauerverband für Zuckerrüben. „Die Anklamer Zuckerfabrik ist auf dem Weg, eine der modernsten Zuckerfabriken in der EU zu werden“, sagte Vorsitzender Thies Holtmeier. Bereits 2019 habe die Fabrik ihre Leistungsfähigkeit auch für die Rübenanbauer unter Beweis gestellt und unter schwierigen Verhältnissen „die besten Rübenpreise in Norddeutschland“ gezahlt. Dabei habe sich die Flexibilität der Fabrik in der Verwertung des Rohstoffs ausgezahlt: Fast die Hälfte der Rüben waren nicht zu Zucker, sondern zu Bioethanol verwertet worden. Zusätzliche Wertschöpfung und einen nicht zu unterschätzenden Marketingerfolg landete die Fabrik durch die Herstellung von Desinfektionsmitteln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Sorge bereiten den Rübenanbauern zunehmend ungleiche Wettbewerbsbedingungen in der Europäischen Union. Thies Holtmeier wies darauf hin, dass im Zuckerrübenanbau immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stünden. „Ohne Neonikotinoide werden wir 2021 enorm verlieren. Die Schädlingssituation wird uns erhebliche Probleme bereiten“, sagte Holtmeier voraus. Die andere große Baustelle: Während Deutschland die Flächenprämien entkoppelt hat, zahlt unter anderem Polen seinen Rübenanbauern gekoppelte Flächenprämien. Letzere spielen diesen Wettbewerbsvorteil aus und erweitern ihren Rübenanbau „in Größenordnungen“, so Holtmeier. Der Verbandschef forderte Landwirtschaftsminister Till Backhaus auf, sich für gleiche Wettbewerbsbedingungen in der EU einzusetzen. Da man keinen Einfluss auf das Handeln der polnischen Regierung habe, würden „gekoppelte Prämien in Teilen wohl nicht zu umgehen sein“, so Holtmeier.


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Debatte versachlichen

Der Minister versicherte in Tutow, dies zu tun, wies aber darauf hin, dass seine Möglichkeiten begrenzt seien: „Für die Außeninteressen der deutschen Landwirte ist die Bundeslandwirtschaftsministerin zuständig.“ Backhaus räumte ein, dass die Zuckerrübe für die Landwirtschaft nach wie vor große Bedeutung habe. „Wenn der Anbau an Attraktivität verliert, ist nicht nur die Verabeitung in Gefahr. Das hätte auch negative Folgen für den Ackerbau. Deshalb werde er sich weiter für die Versachlichung der Debatte um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark machen.

Zu dem Expertentag in der vorigen Woche hatten die Firma Grimme und der Güstrower sowie der Anklamer Rübenanbauerverband nach Groß Salitz und Tutow eingeladen, um aktuelle Anbauherausforderungen zu diskutieren und neue technische Lösungsansätze vorzustellen.