Zahlen und Fakten

Steigende Preise für Milch und Fleisch: Rinderhalter kämpfen weiter

Die Preise für Milch und Fleisch steigen. Doch Milchviehhalter und Rinderhalter in Mecklenburg-Vorpommern haben trotzdem Probleme. (c) Ralf Kalytta/stock.adobe.com

Die Milchviehhaltung in Mecklenburg-Vorpommern nimmt dramatisch ab. Der Milchkontroll- und Rinderzuchtverband sieht sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen weiter auf einem stabilen Kurs.

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Die Rinderhalter konnten im vergangenen Jahr endlich einmal mit annehmbaren Preisen für Milch und Fleisch kalkulieren. Mit dieser positiven Nachricht begrüßte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Klaus-Dieter Augustin, in der vergangenen Woche die Mitglieder des Milchkontroll- und Rinderzuchtverbandes (MRV) bei der alljährlichen Generalversammlung in Güstrow.

Dennoch habe es weiter Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern gegeben, die aus wirtschaftlichen Gründen die Rinderhaltung beenden mussten. Die Erholung sei für viele zu spät gekommen.

Mitgliederentwicklung und Kuhbestände

Das Statistische Bundesamt für das Land Mecklenburg-Vorpommern weise für November 2024 611 Betriebe mit 144.122 Milchkühen aus. Im Jahr 2017 seien es noch 734 Betriebe mit 170.237 Milchkühen gewesen. „Ein Rückgang von über 26.000 Milchkühen und 123 Betrieben und ein enormer Existenzverlust für Mecklenburg-Vorpommern“, so Augustin.

Die Mitgliederstruktur des Verbandes setzt sich aus 695 Mitgliedsbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern und angrenzenden Gebieten (Uckermark, Prignitz, Amt Neuhaus) zusammen. Davon gehören 281 Betriebe der Abteilung Herdbuch Milchrind, 226 der Abteilung Herdbuch Fleischrind sowie 89 der Abteilung Milchkontrolle an.

In der Abteilung Milchkontrolle sind 132.245 MLP-Kühe in 293 Betrieben (im Vorjahr: 136.604 MLP-Kühe / 309 Betriebe) registriert, davon in der Abteilung Herdbuch Milchrind 111.456 Kühe in 225 Betrieben (Vorjahr: 114.679 Kühe / 237 Betriebe).

Mutterkuhhaltung: Rückgänge und Lichtblicke

Laut Viehzählung vom November 2024 wurden im Zuchtgebiet 55.977 Mutterkühe in 1.982 Betrieben gehalten – ein Rückgang um 625 Tiere gegenüber dem Vorjahr. In den vergangenen zehn Jahren gingen in Mecklenburg-Vorpommern über 12.000 Mutterkühe verloren. Zum Stichtag 30. September 2024 zählte der MRV 326 Fleisch­rind-Mitgliedsbetriebe, davon 252 Herdbuch- und 74 Haltungsbetriebe. Das entspricht einem Rückgang von 25 Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr.

Positive Entwicklung: Elf neue Herdbuchbetriebe

Erfreulich in der Rinderzucht in Mecklenburg-Vorpommern ist der Zuwachs um elf Herdbuchbetriebe. In diesen wurden 4.982 aktive Herdbuchkühe gehalten – ein Plus von 83 Kühen und erstmals wieder ein Anstieg nach Jahren rückläufiger Zahlen. Die Rassevielfalt bleibt unverändert hoch: Insgesamt werden 23 Fleischrindrassen betreut.

Den größten Anteil stellen die Uckermärker, gefolgt von Angus und Fleckvieh-Simmental. In der Abteilung Milchkontrolle wurden am Stichtag 30. September 2024 132.245 MLP-Kühe in 293 Betrieben registriert. Im Vorjahr waren es noch 136.604 MLP-Kühe in 309 Betrieben.

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Spermaverkauf der RinderAllianz

Auch in Zukunft werde laut Augustin mit einem weiteren Abwärtstrend bei den Milchviehbeständen im Zuchtgebiet gerechnet. „Wir müssen versuchen, uns mit Partnern zusammenzutun, denn bei diesen Zahlen kann effektiv keine Milchkontrolle betrieben werden“, betonte der Vorsitzende. Trotz sinkender Kuhbestände konnte das Tochterunternehmen RinderAllianz seine Zahlen stabil halten. Das liege an der guten Genetik, die in der Besamungssta­tion in Woldegk steht, so Augustin.

Der Spermaverkauf der RinderAllianz lag bei 940.903 Portionen. Das war ein Anstieg von +5,2 % gegenüber dem Vorjahr. Im eigenen Zuchtgebiet wurden 523.571 Por­tionen vermarktet – ein Rückgang von -6,4 %, der durch die zurückgehenden Kuhbestände zu erklären sei, betonte Dr. Sabine Krüger, Geschäftsführerin der RinderAllianz, in ihrem Geschäftsbericht.

Gladius: Deutscher Top-Bulle als Exportschlager

Gerade beim Verkauf an Dritte sei ein deutlicher Anstieg um 24,5 % auf 417.332 Portionen gelungen. „Wir exportieren das Sperma über unsere Tochterfirma Spermex, führen aber auch selbst Exporte durch. Besonders nach Polen und Bulgarien, wo wir sehr erfolgreich sind. Wenn dieser Geschäftszweig funktioniert, dann funktioniert auch das gesamte Unternehmen“, erläuterte Sabine Krüger.

So sei der bekannte Bulle „Gladius“ aus der Woldegker Besamungsstation im Jahr 2024 der Verkaufsschlager im deutschen Samenexport gewesen. Mit ihm habe die RinderAllianz die höchsten Umsätze erzielt.

Gladius ist ein Ausnahmevererber unter den Deutschen Holsteinbullen. Im Besitz der Phönix Group GmbH ist der Bulle international sehr gefragt.
Gladius ist ein Ausnahmevererber unter den Deutschen Holsteinbullen. Im Besitz der Phönix Group GmbH ist der Bulle international sehr gefragt. © Christine Massfeller

Phönix Group optimiert Sperma-Geschäft

Mit der Phönix Group GmbH, zu der die RinderAllianz und vier weitere deutsche Zuchtorganisa­tionen gehören, wurde im April 2025 ein bedeutender Schritt unternommen, so Sabine Krüger. Der Bullenbesitz und der Besitz an Sperma wurden in der Gesellschaft zusammengeführt.

„Da wir bemüht sind, die Spermapreise stabil zu halten, und auch die Kosten der Zuchtprogramme nicht explodieren zu lassen, haben wir uns zu diesem Schritt entschieden.“ Mit dieser Bündelung könne man den Herausforderungen der Branche besser begegnen und den nordamerikanischen Mitbewerbern besser die Stirn bieten.

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Zentrale Bullenhaltung in Woldegk

Der Standort Woldegk werde künftig die Hauptbesamungssta­tion der Phönix Group GmbH. Die Gesellschaft wolle ihren Fokus auf ein effizientes Zuchtprogramm legen. Deshalb werde die Besamungs- und Bullenstation im brandenburgischen Schmergow aufgelöst. Alle Bullen sollen zukünftig zentral in Woldegk gehalten werden. Weitere Umstrukturierungen innerhalb der Gesellschaft seien geplant. „Wir sind davon überzeugt, dass wir so den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen können“, ist sich Sabine Krüger sicher.

Das Umsatzvolumen der Rin­derAllianz verringerte sich 2024 nur leicht um 0,6 % auf 128,3 Mio. Euro. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wurde ein Jahresergebnis von 527.000 Euro erwirtschaftet. Die Ausschüttungen betrugen mehr als 600.000 Euro. Der MRV konnte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 5.514.000 Euro mit einem Jahresüberschuss in Höhe von 179.000 Euro erzielen.

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