Märkischer Saatgutverband: Standort muss bleiben
Der Vermehrungsanbau ist weiter rückläufig. Die aktuellen Aufgaben beriet der Saatgutverband auf der Mitgliederversammlung in Paaren. Zudem wurden engagierte Produzenten von Saat- und Pflanzgut geehrt.
Von Wolfgang Herklotz
In den meisten Regionen Brandenburgs ist eine gute Ernte herangewachsen. „Auch die Erzeugerpreise lassen hoffen“, betonte Axel Schulze auf der Mitgliederversammlung des Märkischen Saatgutverbandes am Freitag vergangener Woche im MAFZ Erlebnispark Paaren.
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„Für gesundes sauberes Saatgut ist ein umfassender Pflanzenschutz nötig!“
„Sorge bereitet uns aber der weitere Rückgang der Vermehrungsfläche im Land“, merkte der Verbandsvorsitzende an. Während die Fläche von 2019 zu 2020 mit 13.570 ha annähernd stabil geblieben war, steht nun ein Rückgang auf 12.212 ha zu Buche.
Besonders betroffen ist die Getreidevermehrung mit einem Minus von fast 16 Prozent. Zurückzuführen ist dies vor allem auf den geringeren Einsatz von Z-Saatgut. Axel Schulze mahnte deshalb verlässliche ökonomische und politische Rahmenbedingungen an. Aktuell bestehe die Gefahr, dass der Vermehrungsanbau auch durch Gesetze wie das Insektenschutzprogramm aus Brandenburg vertrieben werde. „Für gesundes sauberes Saatgut ist ein umfassender Pflanzenschutz nötig!“
Viele Vermehrungsflächen in FFH-Gebieten
Deutliche Kritik äußerte der Vorsitzende daran, dass die umfangreiche Stellungnahme des Verbandes bei den Verhandlungen der Volksinitiativen zum Insektenschutz nicht gebührend berücksichtigt wurde. „Viele Vermehrungsflächen liegen in FFH-Gebieten, wo Pflanzenschutzmaßnahmen verboten oder nur eingeschränkt möglich sind.“
Im nun anlaufenden parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren erhofft der Verband, Ausnahmeregelungen für Fruchtfolgen mit Vermehrungsflächen zu erreichen. „Wenn das nicht gelingt, wird sich der drastische Rückgang noch verschärfen und die Wertschöpfung durch die Produktion von Saat- und Pflanzgut weiter verringern!“
Förderung Leguminosenanbaus dringend erforderlich
Zu wichtigen Vorhaben des Verbandes in der nächsten Zeit gehört es, neue Züchtungsmethoden zu unterstützen. Zugleich soll gemeinsam mit dem Saatgutverband von Mecklenburg-Vorpommern ein Kompetenzzentrum geschaffen werden, um Fachkräfte im Bereich Saat- und Pflanzgut zu schulen.
Zudem ist eine Förderung des Leguminosenanbaus dringend erforderlich. Der Märkische Saatgutverband will sich gemeinsam mit dem Bundesverband dafür einsetzen, die aktuelle QSS-Zertifizierung zu erweitern, um die Kosten für Betreiber der Beizstellen in Grenzen zu halten.
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248 verschiedene Sorten von 35 Fruchtarten
Zugleich ist der Einsatz von Wirkstoffen in der Vermehrungsproduktion unverzichtbar. Für dieses Jahr wurden 883 Vermehrungsvorhaben zur Saatgutanerkennung angemeldet, berichtete Norbert Näther, zuständiger Ressortleiter im Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung.
Angebaut werden 248 verschiedene Sorten von 35 Fruchtarten. Mit der Vermehrung sind 185 Betriebe im Land beschäftigt, die Schlaggröße reicht von 0,5 bis mehr als 100 ha. Im Vorjahr waren 22 Feldbestandsprüfer mit den amtlichen Besichtigungen befasst. Von den Vermehrungsflächen auf 13.570 ha wurden 12.457 ha mit Erfolg anerkannt.
Robuste Sorten
Steigende Temperaturen, fehlende Niederschläge und Extremwetterereignisse stellen große Herausforderungen an die hiesige Landwirtschaft dar, betonte Silvia Bender, Staatssekretärin im Potsdamer Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz.
„Wir müssen unsere Anbausysteme an den Klimawandel anpassen. Auf dem Weg dorthin sind standortgerechte und robuste Sorten ein wichtiger Baustein.“
Deshalb werde die Vermehrung von erstklassigem Saatgut vor Ort in Brandenburg mehr denn je gebraucht. Wie Silvia Bender versicherte, sei das Ministerium offen für Vorschläge und Anregungen. „Wir wollen den Rahmen setzen, dass Brandenburg ein attraktiver Standort für die Saatgutvermehrung bleibt.“
Vermehrungsanbau: Gesundes Saatgut
Zum Auftakt der Veranstaltung hatte die Staatssekretärin den diesjährigen Saatgutpreis verliehen. Ausgezeichnet wurden die in Altreetz wirtschaftende Leupelt & Friedenberger GbR sowie die Agrar Rheinsberg GmbH. Alljährlich würdigen Ministerium, Landesbauernverband und Märkischer Saatgutverband Betriebe mit kontinuierlich sehr guten Ergebnissen in der Saat- und Pflanzgutproduktion.
Nur mit gesundem Saat- und Pflanzgut können auch gesunde Lebensmittel produziert werden, hob Sven Deter, Vizepräsident des Landesbauernverbandes, zum Abschluss hervor. „Somit stellen die Vermehrer Brandenburgs mit ihren Produkten eine wesentliche Grundlage für alle Landwirte unseres Landes dar.“ Der Versammlung in Paaren ging ein gut besuchter „Infotag an den Parzellen“ voraus.
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