Millionen für Landgestüt Redefin: Steuerverschwendung oder Kulturgut?
Das Landgestüt Redefin in Mecklenburg-Vorpommern steht in der Kritik: Der Bund der Steuerzahler prangert fehlende Strategien und Millionenverluste an und fordert eine Privatisierung.
Noch immer gebe es keinen Plan für die strategische Neuausrichtung des Landgestütes Redefin, stellt der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern e.V. (BdSt MV) in seiner aktuellen Pressemitteilung fest. Anders, als durch das Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern mehrfach angekündigt, liege weder eine Strategie vor, noch seien die freien Leitungspositionen des Landesgestütes besetzt. Vielmehr habe unterdessen eine Beratungsfirma die kommissarische Leitung übernommen, so die Interessenvertretung aller Steuerzahler. Im aktuellen Schwarzbuch wird das Landgestüt Redefin als Fall von Steuergeldverschwendung aufgeführt.
Bund der Steuerzahler fordert Privatisierung
Allein in den vergangenen fünf Jahren sollen mindestens 16,5 Mio. Euro Steuergeld in den
Erhalt des staatlichen Gestütes geflossen sein. Das Landgestüt Redefin diene nicht der Sicherung der Daseinsvorsorge und gehöre nicht in staatliche Hände, so BdSt MV-Landesgeschäftsführer Sascha Mummendorf. „Wir fordern die Landesregierung mit Nachdruck auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und endlich die notwendigen Schritte zu einer Privatisierung einzuleiten.“
SPD gegen Privatisierung
Dem widerspricht Tilo Gundlack, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion: „Eine Privatisierung lehnen wir kategorisch ab. Redefin muss weiterhin für die gesamte Bevölkerung offen stehen und nicht nur für wenige mit ausreichend Geld in der Tasche.“ Als Zentrum für Pferdezucht und Pferdesport sowie als touristischer und kultureller Anziehungspunkt müsse es erhalten und weiterentwickelt werden. Das habe man in der Koalitionsvereinbarung auch so verabredet. „Die Forderung des Bundes der Steuerzahler lehnen wir entschieden ab. Das würde ein großer Verlust für unser Land sein“, betont Gundlack.
„Wofür ein demokratisches Land Relikte längst vergangener Zeiten aus Steuermitteln finanzieren muss, erschließt sich uns nicht“, sagt Mummendorf. Pferde seien Luxusgut. Ein Land, das mehrere 100 Mio. Euro als Loch im Landeshaushalt habe, solle sich auf seine Kernaufgaben besinnen, so Mummendorf abschließend.
Millionen für Redefin: Muss ein Landgestüt staatlich sein?
Der Pferdesport sei in Mecklenburg-Vorpommern ein Breitensport und kein Hobby für Eliten, kontert die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Sylvia Rahm-Präger. „Wir haben es in 30 Jahren geschafft, dieses Landgestüt als eine Perle im ländlichen Raum und als lebendiges Kulturdenkmal zu erhalten und weiterzuentwickeln. An der Wirtschaftlichkeit wird kontinuierlich gearbeitet.“
Das könne aber nicht bedeuten, dass der Betrieb in einem solchen denkmalgeschützten Ambiente kostenneutral funktioniert. Die sieben in Deutschland verbliebenen Landgestüte werden alle von ihren Ländern bezuschusst. Das Landgestüt Celle bekomme einen jährlichen Zuschuss in dreifacher Höhe, betont Rahm-Präger.

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