BundesAgrarFachschaftenTagung

Zur jährlichen Bundesagrarfachschaftentagung unter dem Motto „Antriebe für den Fortschritt“ lud diesmal die Fachschaft der Hochschule Neubrandenburg ein.

Autor: Gerd Rinas

Einmal im Semester treffen sich die Vertreter der Agrarfachschaften aller deutschen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen, um über aktuelle studentische Angelegenheiten zu beraten, Entwicklungen an den Hochschulen zu erörtern und fachlich-wissenschaftlich zu diskutieren. In der vorigen Woche war erstmals die Fachschaft ­Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften der Hochschule Neubrandenburg Gastgeber der BundesAgrarFachschaften Tagung.

Vier Tage Programm

„Wir haben vor einem halben Jahr mit den Vorbereitungen begonnen“, sagte Marius Linnemann, Bachelor-Student im 4. Semester und Mitglied im Fachschaftsrat der Hochschule Neubrandenburg.  Unter dem Motto „Antriebe für den Fortschritt“ haben das neunköpfige Organisationsteam und interessierte Agrarwirtschaftsstudenten vier Tage Programm vorbereitet. Mit Unterstützung umliegender Landtechnikhändler organisierten die Studenten eine eindrucksvolle Landtechnikschau auf dem Campus. Vertreter der Hochschule stellten den Studienort Neubrandenburg und die hier vertretenen Agrar-Studiengänge vor.

Exkursionen führten die etwa 50 Vertreter aus den Agrarfachschaften in die DMK-Molkerei nach Altentreptow und zur Rin­derAllianz nach Woldegk. Bei der ­HaGe in Neubrandenburg informierten sich die angehenden ­Agrar-Führungskräfte über die Produktion von Saatgut und Mischfutter. „Bisher ist alles super gelaufen“, freute sich Marius Linnemann am Samstagmorgen. Während sich ein Teil der Gäste in der Agrarprodukte Dedelow GmbH umsahen, trafen Linnemann und weitere Studierende in Groß Flotow auf der Gut Flotow GmbH & Co. KG ein. Dort begrüßten Moritz von Oertzen und Jörn Felix Lühr die jungen Leute.

Dass die etwas später als verabredet auf dem Gutshof aus den Autos stiegen, störte die beiden Landwirte nicht. „Wir wissen doch, wie anstrengend solche Treffen sind“, meinte Jörn Felix Lühr mit feinsinnigem Lächeln. Tatsächlich hatten die Fachschaftsvertreter auch schon zwei Tage Abendprogramm hinter sich: An das Grillen bei Sonnenuntergang am Tollensesee schloss sich eine Party im Studentenclub an. „Und gestern Abend waren wir in Neubrandenburg unterwegs“, berichtete Linnemann. Vielsagender Titel des Programmpunktes: „Auf der Pirsch“. „Wir hatten uns viel zu erzählen“, so Linnemann, der vorige Woche viele Leute wiedertraf, die er vor einem Jahr in Hohenheim kennenlernte, als er das erste Mal an einem Bundestreffen teilgenommen hatte.

Zukunftsorientiert

Die Neubrandenburger Gastgeber hatten den Betrieb in Groß Flotow aus guten Gründen ausgewählt. „Die Gut Flotow GmbH & Co. KG bewirtschaftet insgesamt sieben Betriebe über Gesellschafterbesorgungsverträge“, erläuterte Geschäftsführer Lühr. Auf 1.844 ha Ackerland werden Silomais, Wintergerste, Raps, Winterweizen, Stärkekartoffeln sowie Futtererbsen und Ackerbohnen angebaut. Etwa 33 % der Fläche werden in fünfgliedriger, 50 % der Fläche in dreigliedriger Fruchtfolge (Winterraps-Winterweizen-Wintergerste) bewirtschaftet. Durchschnittlich ernteten die Landwirte in den vergangenen vier Jahren pro Hektar 90,8 dt Winterweizen, 91,9 dt Wintergerste, 40,8 dt Winterraps und 53,6 t Silomais.

Der Betrieb gehört ebenso wie die Gut Lukow GmbH & Co. KG und die v. Oertzen Consulting GmbH  zur Gruppe Gut Flotow. Deren geschäftsführender Gesellschafter  Moritz von Oertzen informierte die Studierenden in einem sehr lebendigen Vortrag über Geschichte, Entwicklung und Ziele der Unternehmensgruppe. Deren fast 50 Mitarbeiter sind im Durchschnitt 35 Jahre alt.

„Das war hier heute eine tolle ­Veranstaltung. Der Betrieb ist top modern und zukunftsorientiert aufgestellt“, meinte Daniel Alexnat, Studierender im vierten Mastersemester Nutzpflanzenwissenschaften an der Universität Bonn. Der 24-Jährige befindet sich gerade in der beruflichen Orientierungsphase und könnte sich später eine Tätigkeit beim Rheinischen Rübenanbauerverband vorstellen.

„Neubrandenburg hatte ich bisher nicht so auf dem Schirm. Ich bin sehr positiv überrascht“, sagte Johanna Fry, Studierende im 2. Mastersemester Agrarwissenschaften an der Universität Göttingen zum Verlauf des ersten Bundestreffens in der Vier-Tore-Stadt.

„Die Gastgeber haben sich sehr engagiert. Die Exkursionen zeigten, wie vielfältig die Agrarwirtschaft hier ist. Und dass die Professoren beim Rundgang über den Campus mitgehen, gibts auch nicht überall“, so die 23-Jährige.

Arne Meyn, Masterstudent im ersten Semester und Mitglied des Agrarfachschaftsrates an der Rostocker Agrarfakultät, fand ebenfalls viel Lob für die Veranstalter. „Der Austausch zwischen den Fachschaftsvertretern bundesweit ist sehr wichtig. In der Landwirtschaft in den verschiedenen Regionen gibt es große Unterschiede. Es lohnt, über den Tellerrand hinauszuschauen. Das gilt erst recht für die Fachschaftsarbeit an den Hochschulen. Denn da haben wir oft die gleichen Probleme.“