Wirtschaftsjahr 2018/2019

Landwirte: Einkommen auf Talfahrt

Es wächst und gedeiht nicht mehr recht: Landwirte haben im abgelaufenen Wirtschaftsjahr sinkende Einnahmen hinnehmen müssen. (c) Pixabay
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Die ökonomische Lage der Landwirte hat sich im Wirtschaftsjahr 2018/2019 deutlich verschlechtert.  Der Situationsbericht des Bauernverbandes weist fast durchgängig rückläufige Ergebnisse bei den Einkommen aus.

Der seit 2016 zu beobachtende Trend steigender Einkommen in der Landwirtschaft scheint vorerst sein Ende gefunden zu haben. Das zumindest weist der in der vorigen Woche vorgestellte Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) für das Wirtschaftsjahr 2018/19 aus. Nach den DBV-Zahlen hat sich die wirtschaftliche Lage der Betriebe im Berichtszeitraum deutlich verschlechtert. Auch für das laufende Wirtschaftsjahr 2019/20 rechnet der DBV mit Ausnahme der Schweinehaltung nicht mit einer wesentlichen Verbesserung. 

Landwirte: Einkommensrückgang nahezu flächendeckend

Dem Situationsbericht zufolge betrug das Unternehmensergebnis je nicht entlohnter Familienarbeitskraft im Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe im abgelaufenen Wirtschaftsjahr rund 38.400 €. An der Spitze stehen trotz deutlichen Rückgangs weiterhin die Ökobetriebe mit annähernd 56.800 € je Familienarbeitskraft. Erheblich zu Buche schlagen dabei die Prämienzahlungen. Im Wirtschaftsjahr 2018/19 beliefen sich die Zahlungen aus Agrar­umweltmaßnahmen einschließlich Ökoprämien auf durchschnittlich 31.900 €. Sie trugen damit maßgeblich zum Unternehmensergebnis von rund 82.000 € bei.

Biobetriebe schlossen das vorige Wirtschaftsjahr überdurchschnittlich gut ab. Das lag aber weniger an den Erzeugerpreisen als an der höheren Förderung. (c) Imago Images/EPD

Im Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe beliefen sich die Zahlungen für Agrarumweltmaßnahmen auf 4.800  €. Hinter den Ökobetrieben rangieren bei den Einkommen mit einigem Abstand die Milchviehbetriebe, die 2018/19 je Familienarbeitskraft noch etwa 44.000  € erzielten. Es folgen die Weinbaubetriebe mit rund 42.000 €, die Ackerbaubetriebe mit knapp 41.000  € sowie die Veredlungsbetriebe mit gut 36.300 € je Familienarbeitskraft.

Der Gewinnrückgang bei den Haupterwerbsbetrieben erfolgte nahezu im gesamten Bundesgebiet. Ausnahmen bildeten lediglich Rheinland-Pfalz und das Saarland mit einem leichten Anstieg um etwa 2 %. Auf knapp 60.000  € kamen die Haupt­erwerbsbetriebe in Niedersachsen. Dort lag der Rückgang mit mehr als 22 % über dem Bundesdurchschnitt. Mehr als 50.000 € erwirtschafteten zudem die Haupterwerbsbetriebe in Ostdeutschland, Bayern sowie Baden-Württemberg.

Unbefriedigend war die Entwicklung in den ostdeutschen Agrar­genossenschaften. Nach einem Jahresüberschuss von 160.000 € im Vorjahr brachte das Buchführungsjahr 2018 für sie einen Fehlbetrag von durchschnittlich 55.000 €. Gemessen an der Kennzahl „Unternehmensergebnis plus Personalaufwand“, die einen Vergleich mit anderen Rechtsformen ermöglicht, erzielten die Agrargenossenschaften immerhin noch 29.000  € je Arbeitskraft.


Klöckner: Ergebnisse im längerfristigen Mittel 

Landwirte Einkommen Rückgang

Nicht überbewerten wollte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Einkommensrückgang, den der DBV-Situationsbericht ausweist. Das Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe liege im längerfristigen Vergleich im Durchschnitt, kommentierte Klöckner die Zahlen. Die Ministerin erinnerte daran, dass die beiden Vorjahre überdurchschnittlich gewesen seien, einschließlich des Rekordjahres 2017/18.  Einfluss auf das aktuelle Ergebnis hatten laut Klöckner auch die Ernteschäden aufgrund der extremen Dürre 2018. Hier habe man gehandelt und eine Absenkung des Steuersatzes bei der Dürreversicherung auf 0,3 Promille der Versicherungssumme ermöglicht sowie im Bundestag die steuerliche Gewinnglättung beschlossen.


Einkommensrückgänge gab es für die Nebenerwerbsbetriebe. Deren mittleres Unternehmensergebnis sank um rund 27 % auf 10.200  €. Bei den ausgewerteten Betrieben gab es einen starken Rückgang der Viehbestände. Grundlage für die Einkommensberechnungen im Situationsbericht bilden 11.500 Buchführungsabschlüsse von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben mit durchschnittlich 90 ha. 

Investitionen in Gebäude gingen zurück

Trotz der negativen Einkommensentwicklung blieben die Bruttoinvestitionen der Haupterwerbsbetriebe weitgehend stabil. Sie lagen mit durchschnittlich 54.800  € je Betrieb sogar noch leicht über Vorjahr. Mit Abschreibungen ergaben sich Nettoinvestitionen von 9.700  € je Betrieb. Deutlich zugenommen haben 2018/19 Maschineninvestitionen, während Investitionen in Gebäude spürbar zurückgegangen sind. Der DBV führt das auf Unsicherheiten über die rechtlichen Rahmenbedingungen beim Stallbau zurück. 

DBV-Präsident Joachim Rukwied machte vor Journalisten in Berlin gestiegenen Kostendruck, die Folgen der Dürrejahre und niedrige Erzeugerpreise für die insgesamt schlechteren Unternehmensergebnisse verantwortlich. Besorgt zeigte sich Rukwied über die sinkende Investitionsbereitschaft. Nur 30  % der Betriebe planten, in den nächsten Monaten zu investieren.