Protest gegen Neuausrichtung

Neue Geschäftsführung: Landgestüt Redefin weiterhin in wirtschaftlicher Notlage

Klein, aber oho! Am Wochenende kommen die Freunde von Robustponyrassen bei der FN-Bundesschau in Redefin auf ihre Kosten. © Rainer Kohl
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Bis ein Betreiber für den defizitär wirtschaftenden Betrieb gefunden ist, erhält das Landgestüt eine neue Geschäftsleitung. Wie es mit dem Betrieb jetzt weitergeht:

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Das Landgestüt Redefin hat eine neue Interimsgeschäftsführung. Matthias Munz hat am 13. August 2025 die Leitung des Gestütes übernommen, bis eine dauerhafte Neubesetzung der Geschäftsführung im Zuge der geplanten Neuausrichtung erfolgt. Das hat das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt mitgeteilt.

Strategische Neuausrichtung auf Landgestüt

Die Bestellung sei erforderlich, da die bisherige kommissarische Geschäftsführerin aus gesundheitlichen Gründen ihre Aufgaben nicht weiter wahrnehmen könne. Bei der Vergabe des Dienstleistungsauftrages habe sich Munz nicht nur wegen des wirtschaftlichsten Angebotes durchgesetzt. Er verfüge auch über umfassende Erfahrung in der Führung von Organisationen und könne bereits erfolgreiche Tätigkeiten im Interimsmanagement nachweisen. Zudem besitze er detaillierte Kenntnisse des Landgestüts Redefin sowie seiner Strukturen.

Der Interimsgeschäftsführer habe das Gestüt bereits in den vergangenen Monaten bei der strategischen Neuausrichtung beraten. Der Schritt hin zu einem anderen Betreibermodell sei notwendig. Eine Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung sowie der bestehenden Strukturen und Prozesse habe gezeigt, dass tragfähige Lösungen erforderlich seien, um die Potenziale des Standortes Redefin dauerhaft zu sichern, so Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD).

„Kulturstandorte sind immer ein Zuschussgeschäft. Die Frage ist daher nicht, ob sie Geld kosten – sondern ob wir bereit sind, diese Kosten auch in Zukunft zu tragen.“ Fakt sei, dass sich das Land in einer angespannten ökonomischen Lage befinde, die alle Ressorts zwingt, nachhaltige Einsparpotenziale zu erschließen“, so Backhaus. Das Ministerium habe daher ein Interessenbekundungsverfahren vorbereitet, um geeignete Betreiber zu finden, die den Übergang in eine neue Trägerschaft ermöglichen, ohne den Charakter Redefins als Ort des Pferdesports, der Pferdezucht, der Ausbildung und der Kultur aufs Spiel zu setzen. Dafür solle ein neuer Betreiber vertraglich zur Erfüllung öffentlicher Ziele verpflichtet werden.

Minister Till Backhaus weist Vorwürfe zurück

Backhaus weist die in einer aktuellen Petition erhobenen Vorwürfe zur geplanten Weiterentwicklung des Landgestüts Redefin zurück. Ziel des laufenden Prozesses sei es, den traditionsreichen Standort wirtschaftlich stabil aufzustellen und zugleich seine öffentlichen Aufgaben zu sichern. Ein Verkauf des Ensembles stehe nicht zur Debatte.

In der Forderung auf der Plattform openPetition, die binnen zehn Tagen von mehr als 3.800 Personen unterzeichnet wurde, betonen die Verfasser, dass der Sparkurs der Regierung unwiederbringlich einen wichtigen Teil der kulturellen Identität von Mecklenburg-Vorpommern zerstöre.

Viele Bürger verbunden mit dem historischen Gestüt

Er spalte über Jahrhunderte gewachsene Wirtschaftsstrukturen von Züchtern, Sportlern, Kulturschaffenden und Pferdebegeisterten, die das Landgestüt lieben. „Ich bin dem Landgestüt seit über 50 Jahren eng verhaftet und nehme die Petition und die darin geäußerte Kritik sehr ernst. Sie zeigt die große Verbundenheit vieler Bürgerinnen und Bürger mit dem Landgestüt Redefin – als Ort der Ausbildung und Qualifizierung im Bereich der Pferdezucht und des Pferdesports“, betont Backhaus.

Gleichzeitig stehe das Landgestüt vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Der aktuelle Landesbetrieb erwirtschafte jährlich rund 1,8 Mio.€ operativen Verlust – insbesondere in Kernbereichen wie der Reit- und Fahrschule, der Deckstation sowie der Hengsthaltung und dem Verkauf. Hinzu komme eine angespannte Personalsituation, zu optimierende Verwaltungsprozesse und ein wiederkehrender baulicher Sanierungsbedarf.

„Vor diesem Hintergrund gilt es, gute Lösungen für das Gestüt und die Mitarbeitenden zu finden. Eine Petition ist ein zulässiges Instrument, um seine Stimme zu erheben. Zur Lösungsfindung selbst trägt sie aber noch nicht bei“, so Backhaus. Deshalb lasse er in Kürze ein Dialogforum mit den Antragstellern der Petition einberufen.

Kritik aus der Pferde-Szene

Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) spricht sich klar für den Erhalt des Landgestütes in öffentlicher Verantwortung aus. Das traditionsreiche Gestüt mit über 200 Jahren Pferdezuchtgeschichte sei ein bedeutendes Zentrum für Zucht, Ausbildung, kulturelle Bildung, ländliche Entwicklung und pferdegestützte Nachwuchsarbeit.

Mit Veranstaltungen wie den „Hengstparaden“ und „Klassik unter Sternen“ ziehe Redefin jährlich bis zu 100.000 Besucher an. „Dieser Ort ist ein lebendiges Stück Kulturerbe, das wir bewahren und in die Zukunft führen müssen“, betont Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer Zucht und Mitglied des Vorstandes bei der FN.

Bundesstutenschau am 23. August 2025

Bei aller Aufregung um den Erhalt von Redefin veranstaltet der Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern am Samstag, den 23. August 2025, auf dem Landgestüt die FN-Bundesstutenschau der Robustponyrassen.

Über 200 Ponystuten der Rassen Shetland Pony, Shetland Pony (unter 87 cm), Deutsches Partbred Shetlandpony (auch im Minityp), Deutsches Classic Pony, Dartmoor-, Highland-, Dülmener- und Fell-Pony werden aufgetrieben und kämpfen um den Bundesprämientitel.

Am Sonntag, den 24. August 2025, folgen dann die Prämierungen, die Familienwettbewerbe und ein verbandsübergreifender Wettbewerb von Jungzüchtern zwischen 6–13 Jahren. Der Sonntagnachmittag gehört den Lewitzern. Hier präsentieren sich die besten Stuten und Hengste sowie Familien ihrer Rasse auf der FN-Bundesschau der Lewitzer. Die FN-Bundesschau beginnt an beiden Tagen um 9.00 Uhr.

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