Keine Frage der Größe

Familie Hartenstein und Gratulanten vom Ministerium, Landesbauern-verband und von der Gemeinde. Im Vordergrund der Hofgründer Gottfried Künzel (83). (c) Silvia Kölbel

Zwei Betriebe aus dem Vogtland sind Sieger im Landeswettbewerb „Tiergerechte und umweltverträgliche Haltung“ – die Limousinzucht Hartenstein und die Agrargenossenschaft Reichenbach.

Von Silvia Kölbel

Die beiden Gewinner des Landeswettbewerbs „Tiergerechte und umweltverträgliche Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren 2019/2020“ aus dem Vogtland könnten unterschiedlicher nicht sein.
Auf der einen Seite der Biobetrieb von Familie Hartenstein aus Helmsgrün, der mit seiner zwölfköpfigen Limousinherde den ersten Preis in der Kategorie „Mastrinder und Mutterkuhhaltung“ gewann.
Auf der anderen Seite die Agrargenossenschaft Reichenbach, die mit 1.300 Milchkühen einen der größten konventionellen Milchviehbetriebe der Region verkörpert. Das Unternehmen gewann den ersten Preis in der Kategorie „Jungrinder“.

Zur Preisvergabe kamen unlängst Vertreter des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB), des Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft sowie weitere Vertreter der an der Organisation beteiligten Vereine und Verbände in die Unternehmen.

AGRARGENOSSENSCHAFT REICHENBACH: Schon die zweite Tafel für das Stalltor

Für die Agrargenossenschaft Reichenbach mit ihrer Milchviehanlage in Rotschau war es bereits das zweite Mal, dass sie eine der Hoftafeln erhielt. 2016 wurde das Team um Geschäftsführer Lars Bittermann für erfolgreiche Teilnahme in der Kategorie Milchrinder ausgezeichnet.

Zweite Hoftafel für Reichenbach: Daniel Gellner vom Agrarministerium, Geschäftsführer Lars Bittermann, Anlagenleiterin Diana Lenk-Gläser, SLB-Vizepräsident Gunther Zschommler und die ehemalige Milchprinzessin Kim Schubert. (c) Silvia Kölbel

5,5 Mio. Euro für Neubau

Seit 2013 baut die Agrargenossenschaft ihren Betrieb zu einem leistungsstarken und modernen Unternehmen um. Jüngster Abschluss dieses Prozesses war die Errichtung eines kombinierten Jungrinderstalles, in welchem neben den bis zu 900 Jungrindern auch 300 Milchkühe in der ersten Laktation stehen. 5,5 Mio. Euro investierte der Betrieb in den Neubau.

Der Außenbereich des Jungrinderstalls der Agrargenossenschaft Reichenbach.
Der Außenbereich des Jungrinderstalls der Agrargenossenschaft Reichenbach. (c) Silvia Kölbel

Den Grund für diese Investition erklärt Bittermann so: „Die Jungrinder haben ein großes Bewegungsbedürfnis, dem im neuen Stall Rechnung getragen wird. In ihre Aufzucht müssen wir dieselbe Sorgfalt stecken wie in die Milchkuhhaltung.“

Das sei die Voraussetzung zur Erreichung der betrieblichen Ziele: langlebige gesunde Kühe, deren Lebensleistung bei rund 40.000 kg Milch liege. Den Jungrinderstall hat die Agrargenossenschaft deshalb mit dem gleichen Komfort ausgestattet wie den Milchrinderstall.

Der neue Stall hat auf beiden Längsseiten einen teilweise überdachten Außenbereich mit einigen Liegeplätzen, den sowohl die Jungrinder als auch die jungen Milchkühe gerne nutzen. Die jungen Rinder laufen auf elastischem, gummibeschichtetem Untergrund, der die Klauen schont. Große Ventilatoren sorgen für die Frischluftzufuhr. Die Tiere liegen teils auf Wasserbetten. Eine Berieselungsanlage erfrischt die Tiere bei großer Hitze. Ein Wind-, Temperatur- und Regensensor steuert das Öffnen und Schließen der Außenjalousien je nach Wetterlage automatisch.

Die Sandwich-Dacheindeckung reguliert den Hitze- und Kälteeintrag in den Stall. 80 Edelstahltränken und 27 Viehputzbürsten sind im Stall verteilt. Bittermann stellte aber auch klar, dass die Gesellschaft nicht unendlich Forderungen stellen könne, ohne diese auch honorieren zu wollen.


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Limousinzucht Hartenstein: Drei Generationen Rinderzucht

Zwölf Mutterkühe der Rasse Limousin gehören zur Herde der Familie Hartenstein. (c) Silvia Kölbel
Zwölf Mutterkühe der Rasse Limousin gehören zur Herde der Familie Hartenstein. (c) Silvia Kölbel

Einen ganz anderen Weg, den Nebenerwerbsbetrieb fit für die Zukunft zu machen, hat Familie Hartenstein eingeschlagen. Dort steht mit der 23-jährigen Tochter Sandra, die Landwirtschaft studiert, die dritte Generation in den Startlöchern.

Mit Kuh Resel begann der heute 83-jährige Hofgründer Gottfried Künzel einst mit der Rinderhaltung. Heute grasen zwölf Mutterkühe mit ihrer Nachzucht auf den Flächen rund um den Hof.

2016 bauten Hartensteins einen neuen, modernen Laufstall. Hartensteins sind Mitglied im Rinderzuchtverband und vermarkten ihr Fleisch ab Hof. Sie profitieren von dem Trend, dass Verbraucher auch zunehmend bereit sind, mit den weniger edlen Teilen des Schlachtkörpers zu kochen.

Schlachtstätten in Hofnähe fehlen

Beim Thema Schlachten sprach Silke Richter, die Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Vogtland, den Mangel an hofnahen Schlachtstätten an. An diesem im Ministerium bekannten Problem werde gearbeitet, so Gellner. Einer schnellen Schaffung entsprechender Strukturen stehen jedoch die umfangreichen gesetzlichen Vorgaben entgegen.

Sandra Hartenstein engagiert sich zudem als zweite Vorsitzende im Jungzüchterclub Vogtland und ist als Agrarscout der DLG unterwegs, um auf Messen, Märkten oder anderen Veranstaltungen die Verbraucher über landwirtschaftliche Zusammenhänge zu informieren.


Über den Sieger der Kategorie „Kälber“, den Betrieb Gierth aus Schmorkau, lesen Sie in der BauZ-Ausgabe 26/2021.


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