Symbolbild Geflügelpest-Warnschild. © IMAGO / BildFunkMV

Geflügelpest über Händler verbreitet

Im Bestand eines Thüringer Händlers ist die Geflügelpest ausgebrochen. Die Junghennen kauften Kleinsthalter in Thüringen und Sachsen. Allein 100 Kontaktbetriebe wurden bis jetzt in Thüringen ermittelt. Die Behörden sind alarmiert.

Der Beitrag wird fortlaufend aktualisiert.

Stand Freitagmittag ermittelten die Thüringer Veterinärbehörden 94 Geflügelhalter, die Junghennen aus einem Geflügelpest-Bestand gekauft haben. Bei dem Thüringer Geflügelhof, der Junghennen vor allem an kleine Privathalter verkauft, bestätigte am Mittwochnachmittag das Friedrich-Loeffler-Institut den Ausbruch der Geflügelpest. Wie das zuständige Sozialministerium in Erfurt informierte, hat der Geflügelhandel mit Sitz in Niederreißen im Kreis Weimarer Land von einem verbundenen Geflügelhof in Nordrhein-Westfalen Tiere zugekauft. In dem Betrieb im Kreis Paderborn war das hochpathogene Influenza-A-Virus vom Subtyp H5N8 Anfang der Woche nachgewiesen worden. Einige Thüringer Legehennenhalter bezogen ihre Jungtiere auch direkt aus dem Betrieb in Delbrück-Westenholz.

Käufer der Hennen zum teil unbekannt

Laut dem Veterinäramt des Weimarer Landes bezog der (fahrende) Händler in den ersten drei Märzwochen fast 1.300 Junghennen aus Nordrhein-Westfalen. Der überwiegende Teil der Tiere wurde über die Kreisgrenzen hinaus bis nach Sachsen bereits verkauft. Weil die Daten im Viehhandelskontrollbuch zum Teil unvollständig sind, mühen sich seither die Veterinärbehörden, die noch unbekannten Käufer samt der Junghennen ausfindig zu machen. Zudem erfolgen Untersuchungen sowohl in der näheren Umgebung des Geflügelhofes als auch in bekannten Beständen, die Junghennen des Geflügelhofes erworben haben. Wie das Sozialministerium in Erfurt auf Anfrage informierte, waren Freitagmittag in zwölf Thüringer Landkreisen 94 Kontaktbetriebe, einschließlich Hobbyhalter, sowohl zum Ausbruchsbetrieb in Nordrhein-Westfalen als auch zu dem Zweigbetrieb in Niederreißen ermittelt worden.

Zwei Dutzend Verdachtsfälle auf Geflügelpest

In bislang 26 Fällen befürchtet man aufgrund der Klinik bzw. der Befunde des Landesamtes für Verbraucherschutz ebenfalls einen Ausbruch der Geflügelpest. Ein amtlicher Verdacht der hochpathogenen Aviären Influenza besteht bei Haltern der Landkreise Weimarer Land, Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Orla-Kreis, Stadt Erfurt, Saale-Holzlandkreis und dem Landkreis Sömmerda. „Das Geflügelpestgeschehen“, urteilt das Sozialministerium in Erfurt, „ist sehr dynamisch, mit weiteren Feststellungen von H5N8 ist zu rechnen“.

Mehrere betroffene Halter in Sachsen

Am Donnerstag (25. März) meldete das sächsische Sozialministerium, dass der Geflügelhändler auch Halter in Sachsen beliefert hat. Nach bisherigem Kenntnisstand seien Kleinsthaltungen im Vogtlandkreis und im Landkreis Leipzig betroffen. Die zuständigen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter sperrten bereits bekannte Haltungen und ordneten Maßnahmen an. Jedoch seien nicht alle Abnehmer nachvollziehbar, wie das Ministerium erklärte. Daher fordert das Landestierseuchenbekämpfungszentrum des Freistaates Sachsen alle Halter auf, die Tiere ab Anfang März von dem Händler gekauft haben, unverzüglich mit dem Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt ihres Landkreises oder ihrer kreisfreien Stadt Kontakt aufzunehmen. Im Vogtland ging man zunächst von sechs Kontakthaltungen aus. In einem Fall besteht der Verdacht auf Ausbruch der Geflügelpest. Wie viele Halter im Landkreis Leipzig beliefert wurden, ist den Behörden noch nicht bekannt. Sie gehen davon aus, dass Tiere in kleineren Mengen auch in andere Landkreise abgegeben wurden.



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Neue Hochrisisko-Lage für Thüringen

Dem Sozialministerium in Erfurt zufolge passen nunmehr alle Veterinärämter im Freistaat ihre Aufstallungsverfügungen für Geflügel an die neue Hochrisiko-Lage an. Die meisten Landkreise hatten die Restriktionen bereits wieder gelockert. Wie es hieß, könne eine weitere Ausbreitung des Seuchengeschehens zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher ausgeschlossen werden. Gesundheitsministerin Heike Werner rief sowohl die landwirtschaftlichen als auch die Hobby-Geflügelhalter auf, Verständnis für die erforderlichen Maßnahmen zu zeigen.

Käufer sollen sich melden!
Rund um den Geflügelhof Schulte in Niederreißen (Weimarer Land) werden derzeit Restriktionszonen mit einem Radius von drei Kilometern (Sperrbezirk) und zehn Kilometern (Beobachtungsgebiet) errichtet. Wer im Zeitraum vom 1. März bis 20. März Junghennen von dem Geflügelhof erworben hat, wendet sich bitte an sein zuständiges Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt. Der Betrieb hat der Veröffentlichung seines Namens zugestimmt, so das Kreisveterinäramt in Apolda.  

Wie sich unterdessen herausstellte, hat der Aufzuchtbetrieb im Raum Paderborn auch zahlreiche Kleinhaltungen in Baden-Württemberg mit Junghennen beliefert. Dem Landwirtschaftsministerium in Stuttgart zufolge sind nach derzeitigen Informationen annähernd 60 Geflügelhaltungen betroffen. Meist handele es sich dabei um kleinere Erzeuger. Aufgrund der bisher durchgeführten Untersuchungen beziehungsweise Meldungen bestehe bei zahlreichen dieser Haltungen der Verdacht auf Geflügelpest. Wie in Thüringen wurden Geflügelhalter, die seit Anfang März Junghennen aus Nordrhein-Westfalen zugekauft haben, aufgerufen, sich bei ihrem zuständigen Veterinäramt zu melden. red

Aktualisiert am 25. März, 16:12 Uhr; am 26. März, 15:50 Uhr