Demonstriert wurde beim Feldtag in Raitzen die Kommunikation zwischen einer Drohne und einem Traktor zum zielgenauen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmittel anhand von in Echtzeit erfassten und übermittelten Bedarfsdaten mithilfe eines 5G-Netzes. (c) Karsten Bär

„5G bis zur letzten Milchkanne“

Robotik, automatisierter Datenaustausch und Mobilfunk-Campusnetze – neue digitale Anwendungen sind dabei, in der landwirtschaftlichen Praxis Fuß zu fassen. Sie versetzen den Landwirt in die Lage, viele Herausforderungen zu meistern.

Statt auf Schwarz-Weiß-Denken zu beharren, könne die Digitalisierung helfen, die Biodiversität, den Boden und die Gewässer besser zu schützen, ist Dr. Hartwig Kübler überzeugt. Das Hofgut Raitzen der Familie Kübler – ein Pionier bei der Anwendung von Precision Farming bzw. Smart Farming – war Gastgeber für den Feldtag „Landnetz trifft Feldschwarm“ am 23. September von TU Dresden, Fraunhofer-Institut und dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), die den Entwicklungsstand der digitalen Landwirtschaft und zugleich die Ergebnisse des Forschungsvorhabens „Feldschwarm“ präsentierten.

große Chancen in der Landwirtschaft 4.0

Ähnlich wie Kübler sieht auch Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) große Chancen in der Landwirtschaft 4.0. „Digitalisierung ist nicht die einzige Lösung“, sagte er in Raitzen. „Aber sie ist einer der wesentlichen Pfade, Antworten auf gesellschaftliche Anforderungen zu finden.“

Neben dem sparsameren Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und Verbesserungen für das Tierwohl sieht er auch die Chance, Erhebung, Verarbeitung und Austausch zu automatisieren und damit den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. „Da stehen wir noch am Anfang“, so Günther.

„Digitalisierung hilft allen“

Sachsen setze bei der Entwicklung allerdings Maßstäbe, gab LfULG-Präsident Norbert Eichkorn zu verstehen. „Was die Schwerpunktsetzung angeht, sind wir aktuell in Deutschland führend.“ „Digitalisierung hilft allen“, betonte Prof. Thomas Herlitzius von der TU Dresden, Sprecher des Verbundprojektes Landnetz. Der – sich inzwischen umkehrende – Trend zur Großtechnik habe den Großen geholfen.

Bei der Digitalisierung sei das anders. Dass aktuell große Betriebe bei der Digitalisierung besser aufgestellt seien, habe mit deren höherer Sensibilisierung für Wirtschaftlichkeit zu tun. Was allerdings nicht so bleiben muss: „Den größten Nutzen werden die kleinen Betriebe haben“, ist Hartwig Kübler überzeugt. „Wo der Betriebsleiter noch selbst auf dem Mähdrescher sitzt, profitiert er am meisten von automatisierten Prozessen.“ Doch dazu brauche man „5G bis an die letzte Milchkanne“.


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5G: Nutzen für den gesamten ländlichen Raum

Nutzen sieht Prof. Dr. Matthias Klinger vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI in der Einführung digitaler Landtechnik nicht nur für die Landwirtschaftsbetriebe, sondern für den gesamten ländlichen Raum. Mit der Nutzung digitaler Anwendungen bringe die Landwirtschaft den neuen Mobilfunkstandard 5G, die Grundlage für das sogenannte „Internet der Dinge“, in den ländlichen Raum – und verändere dort das Leben, das Wohnen und das Arbeiten.

5G ermöglicht die Einrichtung sogenannter Campusnetze. Diese werden unabhängig von öffentlichen Mobilfunknetzen betrieben und in denen Maschinen untereinander in Echtzeit kommunizieren können. Demonstriert wurde beim Feldtag in Raitzen die Kommunikation zwischen einer Drohne und einem Traktor zum zielgenauen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmittel anhand von in Echtzeit erfassten und übermittelten Bedarfsdaten mithilfe eines solchen Netzes.

Premiere auf Feldtag „Landnetz trifft Feldschwarm“

Zukunftsweisend war darüber hinaus die erste öffentliche Präsentation einer autonom selbstfahrenden und einer automatisierten traktorgezogenen Einheit zur Bodenbearbeitung, die im Projekt Feldschwarm entwickelt wurden. Vier Forschungseinrichtungen und sieben Industriepartner waren an der Entwicklung beteiligt, die mit kleineren intelligenten Einheiten die bisherige Großtechnik ersetzen sollen. Ein Konzept mit Zukunft, wie Prof. Herlitzius verdeutlichte. Bis 2045 erwarte man, dass über 80 % der neu eingesetzten Landtechnik autonom agierende Maschinen seien.

„Landnetz“ ist eines von deutschlandweit 14 digitalen Experimentierfeldern, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Zukunftsprogramms Digitalpoloitik in der Landwirtschaft fördert.

(c) Matthias Lech

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