Mecklenburg-Vorpommern

Schwesig auf Sommertour: Von Bürokratie bis Wolf

Rundgang im Milchviehstall der Familie Sudbrock in Groß Wüstenfelde: Stefan Sudbrock, Reinhard Sudbrock, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck (v. l.). (c) Gerd Rinas
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Auf ihrer Erntebereisung erfuhr Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in drei Betrieben, wo Landwirte dringenden politischen Handlungsbedarf sehen.

Von Gerd Rinas

Reinhard Sudbrock ist sich sicher: „In den 1990er-Jahren war es besser. Die Bauern haben mehr Geld verdient, die Betriebsmittel waren günstiger, es gab nicht so viele Auflagen und weniger Bürokratie. Der Druck, erfolgreich zu sein, wird von Jahr zu Jahr größer“, sagt der Landwirt.

Sudbrock GbR: doppelte kosten durch neue Tierschutztransportverordnung

Reinhard und Stefan Sudbrock, bewirtschaften in Groß Wüstenfelde zwischen Güstrow und Teterow in einer GbR einen Hof mit 300 ha LF, 180 melkenden Kühen, drei Melkrobotern und einer 75-kW-Biogasanlage. Ihr jüngstes Ärgernis: Nach der geänderten Tierschutztransportverordnung dürfen Kälber in einem Jahr erst ab einem Alter von über 28 Lebenstagen statt wie bisher ab dem 14. Lebenstag transportiert werden. „Für uns verdoppeln sich die Kosten. Das wird von der Politik einfach so entschieden, ohne vorher mit Landwirten und Tierfachleuten zu reden“, empörte sich Stefan Sudbrock am 4. August im Gespräch mit Manuela Schwesig.

Der Betrieb in Groß Wüstenfelde war die erste Station der Erntebereisung, zu der die Ministerpräsidentin und Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck einmal im Jahr gemeinsam aufbrechen. Schwesig versteht den Unmut der Bauern. In diesem Fall war die Landesregierung machtlos: Mecklenburg-Vorpommern hatte im Bundesrat gegen die Änderung der Tierschutztransportverordnung gestimmt, aber keine Mehrheit in der Länderkammer bekommen. Im Schweriner Agrarministerium arbeite man an Lösungen, den erhöhten Aufwand wenigstens zu verringern, berichtet Keno Heeren, Referent für Landwirtschaft und Umwelt in der Staatskanzlei.

Alt Sührkow: Gefahr im Verzug für Mutterkuhhaltung

In Alt Sührkow, der zweiten Station der Erntebereisung, sind die Bauern mit der Ernte nicht unzufrieden. Hektarerträge von 82 dt Gerste, 35 dt Raps, um die 70 dt Roggen und Triticale sind keine Spitze, aber guter Durchschnitt. „Und die Preise sind ja nicht schlecht“, lässt Matthias Hantel durchblicken. Mit Hermut Annuß führt Hantel die Geschäfte der Milchhof Alt Sührkow GmbH.

Der Betrieb bewirtschaftet 850 Milchkühe, 1.900 ha LF, davon 600 ha Grünland, die Hälfte davon wieder um in einer Öko-Tochter GmbH mit 150 Mutterkühen zur Landschaftspflege. Neben dem klassischen Rindergeschäft mit Milchproduktion und Mutterkuhhaltung wird eine Schlachterei, Hofladen und Restaurant betrieben.

Für die Mutterkuhhaltung sieht Matthias Hantel jetzt Gefahr im Verzug: „Jäger haben einen durchziehenden Wolf gesichtet. Wie die Schaf- und Pferdehalter sind auch wir beunruhigt. 300 Hektar Grünland einzuzäunen, ist nicht machbar. Wir wollen, dass der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen wird und seinen Lebensraum in Schutzgebieten findet“, legt Geschäftsführer Hantel Ministerpräsidentin Schwesig seine und die Position vieler Tierhalter dar. Sie erfuhr auf dem Betriebshof in Alt Sührkow außerdem, wie genau computer- und sensorgesteuerte Pflanzenschutz- und Düngeausbringetechnik funktioniert und dass die Landwirte erstmals wieder Zuckerrüben sowie Vermehrungshafer in ihrem Anbauplan haben, um die Fruchtfolge zu erweitern. „Wir müssen uns Gedanken machen“, sagt Matthias Hantel nachdenklich.


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Gut Dalwitz: zusätzliche Erlöse durch produktion alternativer energien

Auf Diversifizierung hat auch das Gut Dalwitz gesetzt. Anfang der 1990er-Jahre als Öko-Betrieb mit großer Mutterkuhhaltung gestartet, kommt mittlerweile ein beträchtlicher Teil der Einnahmen aus der Vermietung von Ferienwohnungen.

Mit der Produktion alternativer Energien spart das Gut Kosten und erzielt zusätzliche Erlöse, erfuhr Regierungschefin Schwesig auf der dritten Station ihrer Reise. Gastgeber Dr. Heinrich Graf von Bassewitz zeigte sich zudem besorgt über die zunehmende Konzentration landwirtschaftlicher Flächen bei Investoren.

„Für mich ist es wichtig, mit den Landwirten zu sprechen. Ich will ihnen meinen Respekt für ihre Versorgungsleistung während der Corona-Pandemie und für ihre Arbeit im ländlichen Raum ausdrücken. Und ich will wissen, wo es Probleme gibt, damit wir an der Lösung arbeiten können“, sagte Ministerpräsidentin Schwesig der Bauernzeitung. „Die Gesprächsatmosphäre ist offen, Frau Schwesig sehr interessiert. Es kommt vieles zur Sprache, wo wir als Bauernverband politischen Handlungsbedarf sehen. In diesen schwierigen Zeiten ist für uns jedes offene Ohr in der Politik wichtig“, betonte Detlef Kurreck am Ende des Tages.

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