Treffen in Berlin

Deutscher Bauerntag 2025: Bauernpräsident Rukwied warnt vor Radikalisierung

Bauerntag 2025: Bauernpräsident Joachim Rukwied und Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (c) Claudia Duda
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UPDATE 26.6.: Bauernpräsident Rukwied begrüßt Bundesagrarminister Alois Rainer. Der Forderung nach einem politischem Kurswechsel wird beim Bauerntag 2025 in Berlin Nachdruck verliehen. Rukwied pocht auf Deutschlands Führungsrolle im internationalen Rahmen und warnt vor Einmischung in die Agrarpolitik – alle Details vom Bauerntag – alle Details vom Bauerntag.

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Der Deutsche Bauerntag 2025 ist am Mittwoch (25.6.) in Berlin mit einer eindringlichen Eröffnungsrede von Bauernpräsident Joachim Rukwied gestartet. Im Fokus seiner Ausführungen standen deutliche Warnungen vor einer Radikalisierung von rechts und links sowie die unmissverständliche Forderung nach einem entschlossenen Handeln der Bundesregierung und der Länder. Rukwied betonte die Notwendigkeit von „Aufbruchssignalen“, da ein bloßes Koalitionspapier nicht ausreiche.

Stabilität der Demokratie und politische Verantwortung

Rukwied hob hervor, dass es bei den aktuellen Herausforderungen um die Stabilität der Demokratie gehe. Er rief die Regierung auf, „die Ärmel hochzukrempeln und nach vorn“ zu blicken. Auch der Bauernverband sei bereit, seinen Beitrag zu leisten. „Wir sind bereit, an Lösungen mitzuarbeiten – wir haben gute Vorschläge, binden Sie uns ein!“, so der Bauernpräsident. Er zeigte sich überzeugt, dass gemeinsam eine Kehrtwende geschafft werden könne.

Europa und die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)

Ein starkes Europa sei essenziell, und Deutschland müsse hier wieder eine Führungsrolle einnehmen. Rukwied lobte erste wichtige Impulse, die in diese Richtung gingen, forderte aber, dass diesen Worten auch Taten folgen müssten.

Joachim Rukwied
Deutscher Bauerntag 2025: Bauernpräsident Joachim Rukwied bei der Eröffnung. (C) Claudia Duda

Mit Blick auf die globale Außenpolitik, insbesondere im Hinblick auf die USA unter US-Präsident Donald Trump, Russland und den Ukraine-Krieg, forderte Rukwied eine Rückkehr Europas an die Verhandlungstische. Dies dürfe nicht mit erhobenem Zeigefinger geschehen, sondern durch „Vorleben“ und beispielhaftes Handeln für andere Regionen der Welt.

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in Europa bleibe von zentraler Bedeutung, um das Einkommen der Familien nicht zu gefährden. Europa müsse stabil bleiben und die GAP sei eine wichtige Säule zur Stabilisierung. Die Wettbewerbsgleichheit müsse dabei unbedingt gewährleistet werden.

Sorgen äußerte Rukwied bezüglich des EU-Agrarkommissars Christophe Hansen, dem er zwar Engagement bescheinigte, dem aber „die Bandagen angezogen“ würden. Rukwied befürchtet, dass Hansen den Franzosen und Osteuropäern in Bezug auf Gemeinsame Marktorganisation (GMO) nachgeben und Vorverträge ermöglichen wolle, was der Bauernverband ablehne. Das Einkommen der Milchbauern dürfe dabei nicht gefährdet werden. „Wir wollen niemanden, der sich einmischt – wir wollen als Unternehmer frei entscheiden können!“, so Rukwied energisch. Europa müsse sich von den Fesseln des Green Deals befreien und auf Wettbewerbsfähigkeit setzen. Ein „Rollback“ werde es zwar nicht geben, aber Themen wie der Klimawandel seien weiterhin wichtig, und die Bauern wollten hier als Lösungsanbieter auftreten, beispielsweise beim Wasserschutz, jedoch nicht per Anordnung.

Nationale Agrarpolitik: Tierhaltung und Pflanzenbau

In der nationalen Agrarpolitik beleuchtete Rukwied die kritische Situation der Tierhaltung. Die Produktionsverlagerung, beispielsweise von Schweinefleisch nach Spanien, und die mangelnden Investitionen in Deutschland seien alarmierend. Kaum ein Schweinehalter gehe noch das Risiko ein. Auch in der Milchviehhaltung seien Rückgänge zu verzeichnen. „Wir brauchen Aufbruchssignale“, forderte Rukwied.

Er forderte, dass ab 2026 „frisches Geld“ für Schweinehalter zur Verfügung gestellt werde, die investieren wollen. Unternehmen bräuchten Planungssicherheit von mindestens 20 Jahren, und die Politik müsse dies verbindlich zusichern, da es um Millionenbeträge gehe.

Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz bezeichnete Rukwied als „Murks“, der „in die Tonne“ gehöre und von Grund auf neu angefangen werden müsse. Damit die Tierhaltung in Deutschland Bestand habe, brauche es auch Schlachtstätten. Hier müssten deutsche Investoren zum Zuge kommen. Er richtete sich in aller Deutlichkeit gegen Einmischungen und betonte, dass dies zur Stärkung der Tierhaltung gehöre: „Wir werden hammerhart verhandeln.“

Auch der Pflanzenbau stehe vor enormen Herausforderungen. Für manche Kulturen, wie im Obst-, Acker- und Weinbau, gebe es keine Pflanzenschutzmittel mehr. Rukwied, selbst aus Baden-Württemberg stammend, sprach die Bedrohung durch neue Schädlinge wie die Glasflügelzikade an. Wenn die Bestände von Zuckerrüben oder Kartoffeln „völlig weggefressen“ würden, „das tut in der Seele weh!“, so Rukwied, insbesondere da die erforderlichen Wirkstoffe in Deutschland nicht eingesetzt werden dürften, obwohl sie weltweit zugelassen seien. In manchen Regionen werde daher bereits keine Kartoffel mehr angebaut.

Rukwied forderte ein grundsätzlich neues Zulassungsverfahren und eine aktive Behörde. Ohne den Schutz der Pflanzen könne die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet werden. Eine bedarfsgerechte Düngung sei ebenfalls unerlässlich.

Zum Mindestlohn forderte Rukwied eine Sonderregelung für Saisonarbeiter, insbesondere im Obst- und Gemüseanbau. Er stellte die Gegenfrage: „Wollen Sie weiter deutsches Obst, deutsches Gemüse oder Wein aus Deutschland essen? Dann darf der Mindestlohn nicht kommen.“ Die Politik müsse den Landwirten gegenüber gerecht werden und diese Sonderregelung genehmigen.

Rukwied zu Klima, Eigentum und Bürokratie

Die Landwirte hätten die Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen bereits „mehr als erfüllt“. Im Kontext der Klimakrise dürften ideologische Fesseln keinen Platz haben. Biogas müsse eine Zukunft haben, da es eine bessere Alternative sei, als Flächen mit Windrädern oder PV-Anlagen „zuzukleistern“. Auch hier sei die Politik zum Handeln aufgerufen.

Das Wirtschaftssystem funktioniere auf dem Begriff Eigentum, das gesichert sein müsse. Andernfalls fehle die Grundlage des gesamten Systems. Er warnte eindringlich vor einem „Naturflächenbedarfsgesetz“, das er als „Naturflächenbeschaffungsgesetz“ bezeichnete. Angesichts von 80 zugebauten Fußballfeldern pro Tag forderte er: „Hände weg von unserem Eigentum – Das Naturflächenbedarfsgesetz darf nicht kommen!“

Der Schutz der Nutztiere vor dem Wolf sei ebenfalls ein dringendes Anliegen. Praktikable Lösungen seien nötig, um Nutztiere vor Rissen und qualvollem Tod zu schützen. Es reiche nicht, wenn der Wolf im Jagdrecht stehe. Der „gute Erhaltungszustand“ müsse nach Brüssel gemeldet und die Anzahl der Wölfe nach unten korrigiert werden. Dies gelte auch für Gänse, Biber und Saatkrähen, um die Kulturen schützen zu können.

Ein echter Bürokratieabbau sei unerlässlich. Die Vorschläge der Bundesländer müssten aufgegriffen und überflüssige Gesetze gestrichen werden. Das bestehende Regelwerk nehme den Landwirten „die Luft zum Atmen“, was im Publikum zustimmenden Beifall fand. Rukwied forderte Minister Alois Rainer auf, endlich Ergebnisse zu liefern: „Reden hilft nicht – Handeln ist wichtig!“

Zukunft des Bauernverbandes und der Landwirtschaft

Die Bauernfamilien seien bereit, ihren Teil zum Politikwechsel beizutragen und böten ihre Hand an, um die Landwirtschaft wieder voranzubringen. Sie würden nicht blockieren, sondern wollten, dass im ländlichen Raum wieder Wertschöpfung entstehe. Er forderte eine Gleichstellung der Lebensverhältnisse für Stadt und Land und hoffte, dass die Politik das Angebot annehme.

Rukwied verwies auf die neue Generalsekretärin Sabet und die vielen „neuen tatkräftigen Frauen im Verband“, die dem Verband „richtig gut“ täten. Der Verband wolle auch jünger werden, wofür der neue Meilenstein „DBV-Next“ geschaffen wurde – eine Plattform zur Vernetzung der jungen Generation, um eine zukünftige starke Mannschaft aufzubauen. Die Landjugend bleibe dabei die Nachwuchsorganisation, auf die man setze.

„Landwirtschaft wird es immer geben – Landwirtschaft wird immer eine Zukunft haben“, so Rukwied. Für diese Zukunft brauche es einen starken Bauernverband, und er appellierte an den „Corpsgeist“. Basis dieser Arbeit sei das Grundgesetz und die Demokratie, aber auch Familie, Tradition und Kultur, verbunden mit der Bereitschaft zur Veränderung.

Deutscher Bauerntag 2025: Aussprache und weitere Herausforderungen

In der anschließenden Aussprache sprach Krüsken die Herausforderungen der Biogasbranche an. Zahlreiche Anlagen fielen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), und es gebe keine Nachfolgeregelungen. Er forderte dringend eine Anschlussregelung vom Bundeswirtschaftsministerium und äußerte sich kritisch über die bisherige Unsichtbarkeit des Ministers. Ein erster Austausch habe stattgefunden, aber der Minister müsse sich von den Fesseln der Vorgängerregierung befreien, was einen Personalwechsel im Ministerium erfordere.

Sorgen wurden auch vor Tierseuchen geäußert, die jedes Mal zum Zusammenbruch der Märkte führten. Rukwied betonte hier die Notwendigkeit der Hilfe der Bundesregierung, um das Versiegen der Handelsströme ins Ausland zu verhindern.

Eine Vertreterin aus Brandenburg forderte, dass in Landschaftsschutzgebieten in Ostdeutschland der Pflanzenschutz auf Ackerland weiterhin möglich sein müsse und es künftig bessere Regelungen geben müsse. Rukwied sicherte zu, dass der Verband hier helfen werde.

Ein Vertreter aus Thüringen mahnte an, dem Flächenverbrauch entschlossen entgegenzutreten. Rukwied schloss mit dem Appell, dass die Erkenntnis in der Gesellschaft eintreten müsse, dass Versorgungssicherheit nur mit heimischer Landwirtschaft gewährleistet werden könne.

Diskussion über die Zukunft des Bauernverbandes

Am Nachmittag des ersten Tages des Bauerntages stand eine lebhafte Fishbowl-Diskussion zur Zukunft des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Mittelpunkt. Die zentrale Frage: Wie gelingt es, jene Landwirte zurückzugewinnen, die dem Verband den Rücken gekehrt haben, und wie können sie sich wieder besser vertreten fühlen?

Diskussion
Diskussion zur Zukunft der Landwirtschaft mit dem Vorstand des Bauernverbandes (v.r.): Günther Felßner, Torsten Krawczyk, Joachim Rukwied, Susanne Schulze Bockeloh, Holger Hennies, Karsten Schmal. (c) Claudia Duda

Günther Felßner aus Bayern betonte die Notwendigkeit einer klaren Botschaft und des richtigen Formats, gepaart mit dem Bewusstsein, nicht gegeneinander zu arbeiten. Gleichzeitig warnte er davor, „die letzte idiotische Botschaft“ aufzugreifen, nur um alle mitzunehmen. Karsten Schmal aus Hessen forderte eine verbesserte Kommunikation, um die Erfolge des Verbandes besser darzulegen.

Aus den Reihen der Teilnehmer kam die Forderung, dem kritischen jungen Landwirt den Mehrwert einer Mitgliedschaft aufzuzeigen, insbesondere was auf Kreisebene getan wird. Jüngere Betriebsleiter wurden ermutigt, sich aktiv zu engagieren, um Gehör zu finden. Positiv wurde das Angebot „DBV Next“ hervorgehoben, das das Interesse des Verbandes an jungen Landwirten zeige. Auch die Unterstützung durch Rundschreiben und der digitale Geschäftsbericht, der leicht weitergeleitet werden kann, wurden als nützliche Instrumente genannt. Die Demonstrationen im vergangenen Jahr hätten zudem viele junge Landwirte für den Verband gewinnen können.

Ein weiteres Thema war die Rückgewinnung ausgetretener Mitglieder. Oft gehe es dabei um lokalspezifische Themen. Wenn der Verband hier aktiv sei, werde dies honoriert und mache den Verband wieder attraktiv. Auch Waldbesitzer wurden als potenzielle Mitglieder genannt, wobei hier mehr Engagement gewünscht wurde.

Landesbauernpräsident Torsten Krawczyk aus Sachsen hob die Gefahr hervor, dass Demonstrationen zwar ein hohes Verständnis für die Unzufriedenen schafften, aber aus Unzufriedenheit allein keine langfristige Mitgliederbindung entstehe. Vielmehr müssten Erfolge erarbeitet und über persönliche Kontakte kommuniziert werden. Zudem müsse „Berlin auch in die Kreise kommen“, um die Arbeit des Verbandes transparent zu machen.

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In der Diskussion: Torsten Krawczyk aus Sachsen (r.) und Bauernpräsident Joachim Rukwied. (c) Claudia Duda

Günther Felßner, der bayerische Bauernpräsident, ergänzte, dass es auch um „Spaß, Freude, Miteinander“ gehe, wobei die Verbände vor Ort für Kameradschaft und Zusammenhalt verantwortlich seien. Die Frage nach einer gemeinsamen Kampagne des DBV wurde von Susanne Schulze Bockeloh, Vizepräsidentin im Deutschen Bauernverband, mit Verweis auf bereits existierende digitale Kampagnen mit großer politischer Wirkung beantwortet. Pressesprecher Axel Finkenwirth nannte die Initiativen Milch und Fleisch als Beispiele, die die Menschen erreichen. Generalsekretär Bernhard Krüsken betonte, dass es am besten mit vielen verschiedenen Stimmen funktioniere, da die Zeit der großen Kommunikatoren vorbei sei.

Stärkung der Demokratie und vereinfachte Kommunikation

Die Diskussion wandte sich auch der Frage zu, wie die Demokratie innerhalb des Bauernverbandes gestärkt werden könne. Krawczyk sprach die generelle Unzufriedenheit an und betonte, dass Demokratie durch Vielfältigkeit gelebt werden müsse. Es sei ein „Marathonlauf“, bei dem Themen politisch umgesetzt und das Verbandsleben aktiv gepflegt werden müsse. Ein stärkerer Austausch zwischen allen Ebenen wurde gefordert. Dr. Holger Hennies aus Niedersachsen mahnte an, Lösungen aufzuzeigen und nicht nur zu „jammern“.

Ein Teilnehmer aus Brandenburg forderte „viele Taktgeber“. Christoph Plass, Vizepräsident aus Brandenburg, wünschte sich eine einfachere und bessere Kommunikation, um den Nutzen der Verbandsarbeit für die Landwirte verständlicher zu machen.

Dr. Sabine Firnhaber, Vizepräsidentin aus Mecklenburg-Vorpommern, berichtete, dass sie von der Initiative „Land schafft Verbindung“ gekommen sei und der Verband sich bewegt habe. Sie hob die Diskussionsblöcke auf dem Bauerntag hervor. Firnhaber erinnerte an das Versprechen, den Verband jünger und weiblicher zu machen, das bereits auf dem Bauerntag in Erfurt gegeben wurde. Aus der Basis komme der Wunsch nach mehr Beteiligungsmöglichkeiten, konkret wurde eine Änderung des Wahlsystems vorgeschlagen, bei dem sich jeder zur Wahl stellen könnte, um die Überzeugung der Mitglieder zu stärken. Bauernpräsident Joachim Rukwied entgegnete, dass dafür jedoch auch eine starke „Hausmacht“ mit einem Landesverband notwendig sei.

Die Diskussion machte deutlich, dass der Bauernverband vor der Herausforderung steht, seine Basis wieder zu stärken, die Kommunikation zu verbessern und die jüngere Generation sowie ehemalige Mitglieder durch konkrete Angebote und transparente Arbeit zurückzugewinnen.

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